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einen Speisekelch mit abnehmbarem Deckel, auf beiden Seiten gothisch gethürmt und mit Figuren verziert, die mit jenen Personen übereinstimmen sollen, welche bei Auffindung des hl. Blutes in Mantua 1048 beschäftigt waren. Schöppner, bair. Sagenb. Nr. 1191. Die andere Partikel gab Judith an das schwäbische Kloster Weingarten, wo es jetzt noch alljährlich am blutigen Freitag, unmittelbar nach Christi Himmelfahrt, unter großem Gepränge gefeiert wird. Zwei weitere gleiche Blutreliquien werden in Marseille und zu Brügge in Flandern verwahrt; beide werden an jedem Freitag wieder flüssig; eine ähnliche Reliquie ist auch in der Cistercienser Abtei Stams in Tirol. Dieser Eindrücke vermochte die Ritterpoesie sich nicht zu erwehren, um so weniger, als sie ja nur eine Tochter der ihr vorausgegangenen Mönchspoesie war; und wo sie den Versuch machte, sich kirchlich zu emancipieren, wie in dem Nibelungen-Sagenkreise, verfiel sie ins Reckenhafte, Heidnische. So kommt denr der Blutcultus auch in den GralSagenkreis. Bei aller Überfülle des irdischen Segens und in stetem Anschauen der Paradieseswonne lebend, ist der Gralkönig Anfortas doch unrettbar siech; ja als sein vorbestimmter Erretter Parzival in der Burg ankommt und mit an der silberstrotzenden Tafel sitzt, wird unter allgemeinem Wehklagen der Templeisen eine bluttriefende Lanze im Gastsaale zur Schau umher getragen. Dies sind die beiden Seiten unseres Themas selbst, großartig zurückgespiegelt im Epos. Der Unsterblichkeitstrank wird von der Schönheitsgöttin kredenzt als Milch oder Meth, oder goldener Wein; aber ein Frevel der Dämonen oder Menschen tritt dazwischen und verwandelt die reine Milch in den Greuel frischvergossenen Menschenblutes, in „schreiendes Blut." Bei aller Herrlichkeit der Wolframischen Beschreibung wird dann gerade der Gral selbst etwas Dauerloses. Er wird plötzlich in einer Nacht aus der abendländischen Gralburg wieder nach Indien zurück versetzt, als in seine erste Heimat, und nachdem hier die Gralkönige der Reihe nach gestorben sind, speist auch der Gral die Seinigen nicht mehr, da er nun wieder in dem Lande ist, „das selbst von Milch und Honig fließt." Diese Schlußversicherung des Gedichtes war aber der Ausgangspunkt unseres Aufsatzes. Wie hat nun die deutsche Göttin dieses. Paradieses geheißen, da wir bei Wolfram nur eine romanische nennen hören? Es ist die durch das eine Merseburgerlied festgesetzte Volla, Freyjas Schwester, Göttin des Überflusses und der Fruchtfülle, die domina Abundia und dame Habonde der Romanesen. Ihr Cultus musste mit dem Naturleben innigst verknüpft gewesen sein; dies erweist Grimm (GDS. 85-109) aus dem ihr nachbenannten Erntemonat, welcher der Folmânet, Fulmânt und Fülmont geheißen hat.

III. DAS SCHREIENDE BLUT.

Menschenblut zum Zwecke der Genesung von Krankheiten zu trinken, ist ein Brauch, der von der ältesten Zeit an fortgedauert hat bis auf diesen jetzigen Augenblick. Plinius erzählt hierüber zweifaches H. N. 26, 5 und 28, 2. Es ließen sich nämlich die ägyptischen Könige zur Heilung von der Elephantiasis Bäder aus Menschenblut bereiten; und ferner war es eine von ihm selbst noch mitangesehene Üblichkeit zu Rom, daß Fallsüchtige das Blut tranken, das die Fechter dorten im Circus vergossen. Sie schlürfen es, sagt er, warm und rauchend aus dem Menschen selber ein und halten es für ein kräftiges Heilmittel. Beide Arten der Anwendung, das Baden und Trinken des Blutes, sind heute noch keineswegs verschollen. Der Negerkönig von Dahomey hat erst in diesen Jahren und trotz der Einsprache englischer Handelsconsuln Massenabschlachtungen Kriegsgefangener vorgenommen und mit Menschenblut einen dafür bestimmten Teich ausgefüllt. Allg. Augsb. Ztg 20. Oct. 1862. Das Morgenland hat Sagen von Königen, die jeden Tag einen Menschen aus ihrem Volke für ihr Leben brauchen, und Grimm (Arm. Heinrich, S.219) bezieht darauf die vielfach gewendete Thierfabel von der Heilung des Löwenkönigs durch die noch frisch und blutig umgeschlagene Wolfshaut; denn eben dies erinnert an ein ganz ähnliches Mittel der heutigen Volksarzneikunst, wornach Gequetschte in eine abgezogene Kalbshaut gewickelt, oder verletzte Glieder in einen frischen Kalbsmagen gesteckt werden. Während nach dem Aberglauben durch das Katamenienblut alles damit in Berührung Gebrachte zu Grunde gerichtet wird: der Weinstock geht ein, die Feldfrucht stirbt ab, alle gährenden Stoffe wie Milch und Wein stehen um, die Bienen verlassen ihren Stock, der Glanz der Spiegel erlischt, das Schermesser wird stumpf (Schindler, der Aberglaube 165): so wird durch Jungfern- und Kinderblut das schwerste Übel geheilt. Die Berliner medicin. Zeitschrift von 1862 hebt hervor, daß die sich häufenden Schändungsfälle, mit denen unsere Schwurgerichtsverhandlungen so oft beschäftigt werden, aus dem Wahne entspringen, als könne das Übel der männlichen Gonorrhöe durch den Beischlaf mit einem noch unmannbaren Mädchen geheilt werden. Der nach dem Aussatze zubenannte Rüefengüggis oder Grindteufel hat schon eilf Jungfrauen abgeschlachtet, um in ihrem Blute sich heil zu baden. Vgl. Aargauer Sag. 1, Nr. 14, wo weitere hier einschlägige Züge aus Geschichte und Sage mit verzeichnet sind. Der Glaube an die Wirkungen des Menschenbluttrinkens sitzt überhaupt noch durchaus fest. An der Aare lautet hierüber die Meinung also:

Wenn ein Fallsüchtiger vom warmen Blute eines eben Hingerichteten trinkt und gleich darauf sich in Schweiß lauft, so stirbt er entweder plötzlich, oder ist mit einem male geheilt. Der im verwichenen Jahre hingerichtete Mörder Bellenot aus dem bernischen Jura gestand im Verhör, er habe die von ihm erschlagene Frau, die wegen Verkaufs selbstgesammelter Heilkräuter das Docterfraueli hieß, umgebracht, um ihr Blut zu trinken und sich dadurch von dem Weh zu befreien, init dem er behaftet gewesen sein soll. Aargauer Ztg. 19. Mai 1861. Derselbe Glaube wiederholte sich bei der zu Trogen in Appenzell Außer-Rhoden im Juni dieses Jahres stattgehabten Execution eines Metzgers. Ein Weib in einem außerrhodischen Armenhause litt an Epilepsie und erhielt von dem zuständigen Vorstande der Anstalt die Erlaubniss, am Tage der Hinrichtung nach Trogen zu gehen und das grausige Heilmittel zu versuchen. Drei Schluck müssen unter Anrufung der drei höchsten Namen warm hinabgetrunken werden. Bereits stand sie am Schaffot, als ein neuer Anfall ihres Übels losbrach und die Ausführung des Plans verhinderte. Dies berichtet die Appenzeller Zeitung selbst. Aargauer Nachrichten vom 26. Juli 1862. Diese drei Schluck in den drei höchsten Namen scheinen gerade das besonders Bedeutsame zu sein; es sind die aus Wolframs Parzival (282, 21) schon in dem vorigen Abschnitte berührten drî bluotes zäher rôt im Schnee, bei denen. der Ritter so tief der Geliebten Kondwiramur gedenken muß. Drei solche Tropfen fallen aus dem Himmel herab, wenn der Treffschütze sein Gewehr gegen das Gestirn abschießt. Dreie fallen jenem Knaben ins Gesicht, der zur Waldtanne nach dem droben herabschreienden Wetterkinde emporschaut, Aargauer Sag. 1, Nr. 75. Von drei Blutstropfen hängt des Menschen Leben ab, drei zeigen den Tod des Tauchers an (Kuhn, westfäl. Sag. 1, Nr. 380), aus den drei ersten des Neubegrabenen sprossen Grabblumen auf. Die verbreitetste Kinderangst besteht in dem Glauben, mit dem einen Tröpfchen Blut aus dem Finger, in den man sich geschnitten, könnte auch die Seele herausfahren. Auch soll man, heißt es, nicht kopfüber im Bette liegen, sonst fällt dem Schläfer ein Blutstropfen aus der Nase und von diesem heißt es abermals: d'Seel ist em ûße." Wenn einer am Schlagfluß stirbt, so erklärt dies der gemeine Mann sich also: es sei ein Blutstropfen aus dem Gehirn urplötzlich zu dem Herzen gefallen und habe dasselbe erstickt. Dieser Blutsturz, der durch einen einzigen Blutstropfen entsteht, und dessen Folge die Apoplexie sein soll, nannten die Ärzte das Gutt (Joh. Wittich, Consil. apoplecticum. Leipz. 1602, pag. 10), wogegen die Paralysis, der lähmende Schlag, der Tropf hieß, beides

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gedeutet aus gutta sanguinis, der fallende Blutstropfen. „Halber guttschlag ist paralysis, so man auf den schlag lam wirt an eim glid.“ Büchlj von einfaltig Mittlen. Msc. aus aargauisch Brugg. Anno 1643 kam ein Gutschlag über Pfarrherr Breitinger und 1645 sprach er, von einem schweren Gutschlag getroffen, die letzten Worte. Hanhart, Schweiz. Gesch. 4, 352. Alle eben angeführten Namensformen der Krankheit zusammen finden sich bei Geiler, Evangelibuch Bl. 159". „Da bracht man einen dar, vff eim bet, den het der schlack geschlagen oder der tropfft oder das parli oder wie du es nennen wilt, du merkst wol was ich mein. sie sagen, das der brest im hirn sei, vnd die ederli, die zuo dem hirn gond, wenn sie gantz verstopffet sein von wuost, so werd sant veltins siechtaq daruß, so sprechen ir, es hangen drei tropffen am hirn. Die hinfallende Krankheit wird noch der Valentin geheißen, und daß dieselbe aus den eben erwähnten drei Gehirnblutstropfen entstehe, wird auch von den Aargauer Besegnungen wiederholt, die ich in Wolfs Zeitschr. f. Myth. Bd. 4 mitgetheilt habe:

Es stehen drei Rosen auf Gottes Stirn (pag. 125).

Ihr Menschen, seht mich an einen Augenblick,

Bis ich euch drei Blutstropfen verwirkt (pag. 136).

Nach aargauischer Volkstradition fällt einem Bäckerknecht in der Fremde beim Teigkneten ein Blutstropfen ins Mehl, und er erfährt nachher, um dieselbe Stunde sei damals daheim sein Vater verschieden. Darüber prediget Abraham a Sta. Clara, in der Lobrede auf den hl. Franz Xaver. Salzb. 1684, 13: „So Jemand ein Geschwistrigen hat über hundert Meyl und derselbe etwas leydet, empfindet auch dieser, so hundert Meyl von ihm entlegen, in seinem Geblüt eine schmertzliche Veränderung, daß ihme, wie oft pflegt zu geschehen, gelbe Fleck in den Händen auffahren oder die Nasen schwaißet; so sagt Ihr, das bruderliche Geblüt sagt und schlagt zusammen."

Diese auf die Schneefläche oder ins Backmehl fallenden, unvergänglich wiederkehrenden drei Blutstropfen gehören dem Himmelsgestirn an, aus dessen Gold, Blut oder Milch die Reihe der Creaturen fortwährend nachgeschaffen wird; denn die schöpferische Gottheit wohnt in den Gestirnen, und alle Welt ist der Leib Gottes. Auf diesen Grund beruhen jene sonderbar lautenden Märchen vom Schneekind, vom Sonnenkind, denen, so alt und weitverbreitet sie sind, noch wenig Sinn abgesehen worden ist. Zwei Beispiele dieser Art genügen hier, das eine unserer Gegenwart, das andere dem XIII. Jahrhundert angehörend. In Pröhle's Harzsagen 1, 188 spricht ein Wilddieb, dem sein kleiner Junge unrettbar krank lag, in väterlicher Verzweiflung: „Stirbt mir

das Kind, so schieß ich den lieben Gott todt!" Als das Kind darauf wirklich starb, legte der Mann seine Büchse an und schoß in die helle Sonne. Kurze Zeit nachher begab es sich, daß seine Frau einen kleinen Jungen gebar, und alle Nachbarn, die das verstorbene Kind gesehen hatten, erkannten in diesem Kinde das erste wieder. Dasselbe lebt noch; es konnte schon nach den ersten Wochen sprechen und erzählte oft von seiner Himmelsreise. Der Vater ist hernach 1853 durch Unvorsichtigkeit eines Jägers In der Sieber erschossen worden. Der jugendliche Menschenkörper mit Fleisch und Blut wird hier aus den Gestirnen ausgeboren; nur stirbt darüber der Vater dieses Sonnenkindes, weil er diese Geburt zwangsweise mittelst eines gegen das Gestirn gerichteten Treffschusses veranlasste, während die Mutter folgerichtig entweder durch das aus der Sonne fallende Blut oder durch den bloßen Sonnenstrahl schwanger geworden ist. Das Mære des snewes sun, nun in v. d. Hagens Gesammtabenteuer Nr. 47, ist eine noch allenthalben lebendige Volksanekdote, wornach ein Kaufmann, nach vierjähriger Abwesenheit heimkehrend, sein Weib mit einem zweijährigen Knäblein vorfindet. Auf seine Frage nach dem Vater, berichtet die Frau, wie sie voll sehnsüchtigen Verlangens nach dem Gemahl inzwischen durch bloße Schneeflocken gesegneten Leibes geworden. Platen, im romant. Ödipus lässt das Weib sagen:

Ich lag am Fenster, als es eben schneite,

Da flogen, Schatz, mir in den Mund die Flocken,
Wodurch ich augenblicks gewann an Breite,

Bis dieses Kind zuletzt zur Welt ich brachte
Und meines lieben Ehgemahls gedachte.

Das Märchen gedenkt nicht weiter der befruchtenden Kraft des Schnees und sucht daher die Begebenheit mit einem Scherz abzuschließen, als ob es hier gälte, die bloße Weiberlist zu überbieten. Denn der Vater nimmt das größer gewordene Söhnlein mit auf die Kaufmannschaft, kann es in der Fremde um 300 Mark verkaufen und berichtet heimgekehrt der Frau, ihr Flockensohn sei ihm beim Überschreiten des Gebirges im heißen Sonnenstrahl zerschmolzen. Demnach wird also hier das Schneekind wieder ebenso von der Sonne zurück genommen, wie dieselbe jenem Schützen ein Ersatzkind statt des verstorbenen gewährt hat; denn die Sonne droht kleine Kinder zu fressen, der Mond verschluckt sie, die er über lässt, macht er mönig. Darüber handelt diese Zeitschrift 5, 78. Daß das Tag- und Nachtgestirn wirklich in diesen Ideenzusammenhang gehört, lässt sich aus nachfolgender Besegnung erweisen, welche aus dem Munde einer Dienstmagd zu Aarau

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