صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

aufgezeichnet wurde. Die Formel wird gegen die Kindsgichter an

gewendet:

Gott der Herr ist mein Hort,

Der sandte vom Himmel drei gewahre Wort.
Das Erste ist die heilige Sonne,

Das Zweite ist der heilige Mond,

Das Dritte ist das heilige Brod,

Mit diesen schlag ich die wilden Gichter all zu todt.
Im Namen Gottes d. V. S. u. hl. Gst. Unser Vater.

Dieses soll mit Glauben gebetet werden.

Sonne und Mond, und zum Dritten das Produkt beider, das Brod, erscheinen hier als die Allvermögenden. Sie lassen sich durch Bitte oder Zwang das dem Menschen unentbehrlich Scheinende abgewinnen und gewähren es häufig in Gestalt von Blut, Milch und Brod. Eine Art der sie zwingenden Nöthigung ist der sog. Freischuß und Treffschuß. Im Nachfolgenden ist es nicht darum zu thun, den Sagenkreis von den Treffschützen zu beschreiben oder zu erschöpfen, über welchen schon Wolf Beitr. 2, 16 reichlich gesammelt hat, sondern aus solcherlei Sagen das von uns hier gesuchte Resultat unleugbar herzustellen. Wir lassen dabei die Erzählungen aus dem früheren Alterthum vorausgehen.

Der Schuß gegen Himmel soll die Gerechtigkeit der Götter anmahnen, in schwierigen Fällen den Entscheid zu geben. Da König Dareios erfuhr, die Athener seien es, welche ihm seine Stadt Sardis eingenommen und verbrannt hätten, legte er einen Pfeil auf und indem er damit in die Wolken schoß, sprach er: „O Zeus, verleihe mir Rache an den Athenern!" Herodot 5, 105. Derselbe Autor berichtet 4, 94 von Thrakern, sie schössen gegen Donner und Blitz in den Himmel, den Göttern drohend, und daß eben dasselbe die afrikanischen Zauberer von Mapongo heute noch thun, um dadurch Regen zu machen, berichtet neuerlich Bastian, afrikan. Reisen 1859. 1, 204. Der Regen wird also mittelst eines gegen den Himmel gerichteten Pfeilschusses eliciert und erfolgt je nach Absicht des Schützen bald als erschreckender Blutregen, bald als Erquickungsstrom.

Als König Bel seinen Thurm fertig gebaut hat, erprobt er dessen Himmelshöhe, indem er auf der Zinne stehend einen Pfeil in die Sonne schießt. Mit blutiger Spitze kommt hernach der Pfeil zur Erde, eine Warnung für den erfrechten Stolz dessen, der sich schon den Göttern zunächst glaubt. Anders ist das Motiv in der Heraklessage. Als Herakles seine Fahrt zu Geryon macht und sich von den Strahlen des Helios schonungslos gequält fühlt, schießt er seinen Pfeil gegen den

GERMANIA VII.

27

Lenker des Sonnenwagens. Und nicht missfällt dieser Muth dem Sonnengott, er besänftigt des Helden Zorn durch einen goldenen Becher. Dorten quillt Blut, hier aber rinnt Gold in Form eines durststillenden Gefässes aus dem durchschossenen Himmel. Es fehlt uns zum Wein nur noch das Brod; dies wird uns aber von der christianisierten Sage hundertfältig mitgenannt. Der Treffschütze in Müllenhoffs schlesw. holst. Sagen, pag. 366, lädt sein Gewehr vorerst mit einer vom Kirchenaltar entwendeten Oblate, dann stellt er sich im Walde auf ein ausgebreitetes weißes Tüchlein und schießt gegen die Sonne. Sogleich bricht ein Unwetter los und die Stelle seiner Fußstapfen wird mit frischem Blut gezeichnet. Es geht also auf den Schuß ein Blutthau oder Blutregen nieder. Und da auch der Mond zu den Zeiten, da Krieg oder Pestilenz droht, voraus blutroth sich färbt, so wird er selbst nach der Schleswiger Sage (Müllenhoff 362) der Wohnort des brudermörderischen Kain, und nach Hildesheimer Glauben (Schambach-Müller, niedersächs. Sag. 344) gilt die Figur des Mannes im Mond als ein im Anschlag liegender Schütze. Derselbe gleicht also gänzlich dem badischen Freijäger in Mones Anzeig. 1838, 223, der ebenfalls auf ein untergebreitetes Tuch kniend einmal gegen die Sonne, zum andern gegen den Mond, das drittemal gegen den lieben Gott selbst schießt; da fallen vom Himmel die drei Blutstropfen auf sein Tuch.

Schon lässt sich aus der Litteratur einer in unserer eigenen Landschaft spielenden Legende weit zurück nachweisen, daß das Bluten der Gestirne eine der deutschen Sage frei zustehende Vorstellung gewesen ist. Die Wallfahrt zum hl. Blut in der Kirche des luzernischen Städtleins Willisau hat seit 1553 kirchlichen Bestand und ist seit 1554 beschrieben: Ein erschreckliche vnd Wahrhafftige Geschicht von dreyen Spilern in der Stadt Willisow etc. Nürnberg bei H. Halmesing. (Vgl. Gödeke, Grundriß 1, 294.) Der Inhalt ist kurz dieser. Auf dem öffentlichen Willisauer Spielplatze an dem Wiggerflüßchen hatte Ulrich Schröter an zwei Gesellen all sein Geld verspielt und darüber erzürnt schleuderte er seinen Dolch mit der Spitze gegen Himmel unter der Drohung, er wolle dem Herrgott in seine linke Seite werfen. Der Dolch blieb aus, fünf Blutstropfen (nach der Zahl der fünf Wunden Christi) fielen auf die Scheibe des Spieltisches herab. Sie wurden noch frisch aus der Tafel gestochen, und sind bis heute dorten in der Kirche zur Verehrung ausgesetzt. Schröter selbst wird unmittelbar nach seinem Frevel von einem Wirbelwind in die Lüfte entrafft und geht verloren, seine Mitgesellen werden mit Aussatz und Wahnsinn geschlagen. Ein Geschick, das auch bei Homer dem gegen die Göttin die Lanze wer

fenden Diomedes geweissagt ist: „Der Thor! nicht hat er bedacht, daß nicht lange besteht, wer selige Götter befehdet." Abgemalt zu sehen ist Schröters Geschichte als das einundfünfzigste Bild auf der Kapellenbrücke zu Luzern. Aber die Legende selbst datiert aus früherer als aus der vorhin genannten Zeit, da schon i. J. 1499 Geiler von Kaisersberg zu Straßburg über sie gepredigt hat: „sicut ille, qui quum in ludo amisisset, gladium versus cœlum iecit et cruentatus decidebat." Noch früher aber erwähnt ihrer des Thomas Cantipratensis Bonum universale de apibus, pag. 450, und viel alterthümlicher greift da der verlierende Würfelspieler zu Bogen und Pfeil, worauf letzterer mit Blut gefärbt aus dem Himmel zurückfällt. Ganz richtig verknüpft Wolf, Beitr. 2, 16, mit diesen Schüssen die Absicht des Schützen, Wuotan den Sturmgott zu treffen und durch den Schuß zu zwingen, weil dieser der Schirmherr des Glückspiels ist und als wilder Jäger zugleich Weidmannsheil verleiht. Allein noch allgemeiner verräth sich dabei ein starrköpfischer Zauber- und Rachebrauch des Heiden und des heidnisch denkenden Christen, wenn beide ihren Willen rücksichtslos und sollte es auch ihr und der ganzen Welt Schaden sein, durchzusetzen gedenken. Es finden sich in der katholischen Bevölkerung unseres Nachbarcantons Solothurn noch Spuren solcher Zauberversuche. In einer Bauernfamilie des Dorfes D. hat sich die Zauberkunst vom Vater auf den Sohn bis heute fortvererbt. Der jetzt Älteste dieses Geschlechtes hat Nachfolgendes hierüber berichtet, obwohl nach längerer Weigerung und erst nachdem die Weinflasche zugleich ihre Wirkung gethan hatte. Um ein schweres Hauskreuz noch rechtzeitig abzuwenden, oder auch um das Blut bei einer lebensgefährlichen Verwundung zu stillen, nimmt man einen Halm vom eigenen Strohdach in den Mund, tritt mit gezogenem Messer vor ein geweihtes Herrgottsbild und spricht: „Gott Vater, Sohn und hl. Geist sollen mich verdammen! Jetzt, Teufel, nimm das Unglück hin!" Hiemit stößt man die Messerklinge in das Bild.

Es liegt dieser so entmenscht lautenden Fluchformel der uralte Glaube zu Grunde, die hl. Dreifaltigkeit werde mit dem Teufel in den Wettkampf eintreten um eine sich selbst verloren gebende Seele, es müsse das tiefste Unglück eines hilflosen Menschen die Gottheit selbst zum Eingreifen nöthigen; und ferner spricht sich dabei der ebenfalls begreifliche Aberglauben aus, der an Gottes Blut verübte Frevel müsse das strömende Blut eines Schwerverwundeten augenblicklich erstarren, also gerinnen lassen. Um die weiter drohenden Folgen kümmert sich der allzeit kurzsichtige Frevler nicht, und so ist es gar nicht zu ver

wundern, daß ganz derselbe Vorgang, aber mit einem ungeheuerlichen Ergebniss, bereits im ahd. Muspilli erzählt ist. Elias und der Höllenwolf streiten hier einen Wettkampf um den Besitz der auferstandenen Seelen. Elias, unter dem des Donnergottes Gestalt verborgen ist, kommt dazu aus den Gestirnen herab, fona himilzungalon; der Riese Altfeind, der Höllenwolf, der Urböse kommt aus dem Abgrunde, fona pehhe. Der Sternen-Elias wird verwundet, und wir müssen uns hinzudenken, dies sei durch einen gegen ihn empor geschleuderten Speer oder Pfeil geschehen. Sobald der Altriese diesen Schuß gethan hat, bricht jener Blut- und Glutregen los, der Alles und somit ihn selbst verschlingt. Denn sobald des Elias Blut auf die Erde träuft, beginnt der Himmel in Lohe zu kochen, fällt der Mond herunter, steht die weite Welt mit Gebirg, Strom und Meer in Flammen, und nicht eher endigt diese Vernichtungsscene, als bis ein doppeltes Göttergeschlecht hier zusammen eingreift, ein heidnisches und ein christliches: denn von der einen Seite her stößt der Wächter an der Regenbogenbrücke ins Giallarhorn, und von der andern Seite wird das errettende Fronkreuz herbeigetragen, woran der heilige Christ erhangen ward.

Von blutschwitzenden Tempelstatuen, worin man ein Vorzeichen großer Gefahren sah, reden bekanntlich die Römer, aber sie wussten eben so wenig einen tieferen Sinn daran zu knüpfen, als wir an unsere ähnlichen Mirakelbilder. Vielleicht daß dies uns besser gelingt, wenn wir noch etliche Legenden solcher Art hier kurz zusammenfassen. Ein Hussite spaltet mit dem Schwert dem hölzernen Marienbilde das Haupt, seitdem besteht zu Neukirchen die Wallfahrt zum hl. Blut. Schöppner, bair. Sagb. Nr. 536. Oder ein Jude sticht mit einer Nadel in die ihm verkaufte consecrierte Hostie, sie blutet und in zahllosen Kirchen wird seither ein solcher Blutstropfen hergezeigt. In den schweizer. Mediationsunruhen schwitzt die Holzfigur eines Feldkreuzes Blut schon auf die lügnerische Kundschaft hin, mit deren Ausbreitung man die politischen Gegner unterstützen will. Aargauer Sag. 2, Nr. 354. Zu Landshut und in Markt Geisenfeld in Oberbaiern gab es kirchlich oder giebt es wohl noch zwei wächserne Heilandsfiguren blutschwitzend. Der Zweifel behauptete von ihnen, sie seien hohl und mit rothgefärbtem Wasser angefüllt, dies werde durch miteingeschlossene Goldfischchen in Bewegung gehalten und tropfenweise durch die künstlichen Poren des Wachses herausgetrieben. Wir wissen bereits, daß die mit solchem hl. Blute veranstalteten Feldprozessionen, namentlich der Blutumritt in schwäbisch Weingarten, Gelände und Gewässer mit Fruchtbarkeit zu segnen haben, daher trifft das aus dem geschändeten Bilde rinnende Blut so oftmals

zusammen mit der heiligen und profanen Speise, mit Broden und Fischen, schließlich sogar mit baarem Gelde. Über Letzteres ein Beispiel. Im Solothurner Dorfe Zuchwil hängt im Wirthshause zum Schnepfen ein Christusbild, in das ein Spieler in Wuth über seinen Spielverlust das Messer geschleudert hat. Alsbald nach diesem Frevel entstand hier eine Wallfahrt. Allein die Cantonsregierung bestrafte zugleich den Schnepfenwirth, weil er etwa nicht zu rechter Zeit abgewehrt haben mochte, um eine so hohe Summe, daß er sie nicht erlegen konnte; er mußte daher alljährlich den Zins davon bezahlen. So gieng dies auf seine Nachkommen über, bis sich diese seit dem Jahre 1854 durch Abzahlung des Kapitals endlich von dieser Last befreiten. Nicht so aber würde der Ahnherr dieselbe Servitut abgekauft haben, wenn er es auch vermocht hätte. Vormals hatte nämlich das Bild zu einer alljährlich wiederkehrenden Procession verholfen gehabt, durch deren Ertrag dem Wirthe jene Strafsumme stets mehr als gedeckt wurde. Als aber seit dem Jahre 1798 mit den Neufranken auch neue Ideen ins Land einrückten, blieben hier die Wallfahrer aus; man fühlte an dem Hausmirakel nichts mehr als die Last einer jährlich wiederkehrenden Geldbuße und befreite sich gleichzeitig von ihr und von dem Haus wunder. Schweiz. Illustr. Kalender, St. Gallen 1854, 112. Wie behilft sich nun der moderne Verstand, wenn ihm solche bis auf unsern Tag reichende und noch unter unserer eigenen Justiz gerechtfertigte Blutwunder begegnen? Er sucht eine Moral dahinter, die für Alles passt und kein Kopfbrechen kostet. Gott will, heißt es, dem Schänder seines Abbildes mindestens es augenfällig machen, wie begründet die Verehrung sei, die diesem Abbilde erwiesen wird; oder ein mehr nach der Urtheilsweise des Protestantismus Verfahrender leugnet zwar das eben erzählte Wunder des Gänzlichen, unterlegt ihm aber doch den Sinn des allgemeinen Sittengesetzes, und gerade so findet es sich ausgesprochen in Rückerts gesamm. Gedichten 3, 115:

[blocks in formation]

Obgleich sich derlei ganz artig liest, so ist doch eine solche Deutung viel zu allgemein, und die ihr zu Grund liegende sittliche

« السابقةمتابعة »