صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

der sluoc Abeln umb krankez gnot.

dô ûf die reinen erdenz bluot

viel, ir magetuom was vervarn:

den nam ir Adames barn.

Diese Ansicht, daß die Erde die jungfräuliche Mutter Adams wie Maria die jungfräuliche Mutter Christi, des Gegenbildes Adams sei, gehört schon alten Kirchenlehrern an. Die Erde gilt aber als Jungfrau theils insofern sie noch nicht von Regen befruchtet und von Menschenhand bearbeitet war, theils insofern sie noch kein Blut getrunken, keinen Leichnam geborgen hatte. Ich lasse die Stellen, die mir darüber bekannt geworden sind und die ich nirgends beisammen gefunden habe, hier folgen. Irenæus contra omnes hæreticos III, 31 (21, 10 ed. Stieren) sagt: Et quemadmodum protoplastus ille Adam de rudi terra et de adhuc virgine (nondum enim pluerat Deus, et homo non erat operatus terram) habuit substantiam, et plasmatus est manu Dei, id est Verbo Dei (omnia enim per ipsum facta sunt) et sumsit Dominus limum a terra et plasmavit hominem: ita recapitulans in se Adam, ipse Verbum existens ex Maria, quæ adhuc erat virgo, recte accipiebat generationem Adæ recapitulationis. Tertullianus adversus Judæos 13: Utique illa terra virgo, nondum pluviis irrigata, nec imbribus fecundata, ex qua homo tunc primum plasmatus est, ex qua nunc Christus per carnem ex virgine natus est. Derselbe de carne Christi 16: Virgo erat adhuc terra, nondum opere compressa, nondum sementi subacta; ex ea hominem factum accipimus a Deo in animam vivam. Igitur si primus Adam ita traditur, merito sequens, vel novissimus Adam, ut apostolus dixit, proinde de terra, id est carne nondum generationi resignata, in spiritum vivificantem a Deo est prolatus. Firmicus Maternus de errore profanarum religionum 25: De virginis terræ limo homo factus est, nondum enim, ut ait scriptura, supra terram pluerat... Ex virginis terræ limo factus Adam prævaricatione propria promissam perdidit vitam: per virginem Mariam ac Spiritum Sanctum Christus natus et immortalitatem accepit et regnum. Joannes Damascenus de fide orthodoxa IV,24: ἡμεῖς δέ φαμεν, τῷ ἐκ παρθένου σαρκωθέντι Θεῷ λόγῳ θαρρήσαντες, ὡς ἡ παρθενία ἄνωθεν καὶ ἐξ ἀρχῆς ενεφυτεύθη τῇ φύσει τῶν ἀνθρώπων, ἐκ παρθένου γὰρ γῆς ὁ ἄνθρωπος πεπλαστούργηται. In der Apostelgeschichte des PseudoAbdias VIII, 5 sagt Bartholomæus zu dem indischen Könige Polymius: Terra, de qua factus est Adam, virgo fuit, quia nec sanguine humano polluta fuerat nec ad sepulturam alicujus mortui a quoque erat aperta. Par ergo erat, ut (diabolus) qui filium virginis vicerat, a filio virginis vinceretur. In der Legenda aurea cap. 2 (Grässe S. 17) sagt der Apostel

Andreas, als er mit dem Proconsul Aegeas disputiert: Quia de immaculata terra factus fuerat prævaricator, congruum fuit, ut de immaculata nasceretur virgine reconciliator. Der heilige Sylvester sagt in seiner Disputation mit den Juden nach Simon Metaphrastes vita Sylvestri 28 (bei Surius vol. IV): Homo ex terra formatus incorrupta, incorrupta enim tunc erat terra, ut quæ nondum fuisset maledicta neque polluta sanguine fratris aut cædibus aliorum animalium neque mortuoram corporum, ut postea vocata esset selpuchrum, aut profanis actionibus inquinata et sceleribus. Jacobus de Voragine läßt in der Legenda aurea cap. 12 (Grässe S. 75) den Sylvester sagen: Terra, de qua Adam formatus est, incorrupta erat et virgo, quia nec se ad bibendum humanum sanguinem aperuerat, nec maledictionem spinarum acceperat, nec hominis mortui sepulturam habebat, nec serpenti data fuerat ad edendum. Dem entspricht Konrads von Würzburg Sylvester 3429 ff., besonders 3475:

(diu erde) was ein maget dannoch,

Iwan kein schrunde noch kein loch
dar în von starkem bûwe gie,
und was dar ûz kein dorn nie
gewahsen noch gegangen:
ouch was si dem slangen

dannoch zeim ezzen niht gegeben,
der sît ir gnâden muoste leben,
und mit ir wart gespîset hie.
ouch was dar în begraben nie
kein tôter mensche dannoch,
dâ von si was ein maget noch,
und âne wandelunge stuont,

als alle kiusche megde tuont.

In der Kaiserchronik (S. 293 Diemer, v. 9585 Massmann) sagt Sylvester:

diu erde was maget raine,

si genam toten lichnamen nienehainen,
noch enphie nie mennischen pluot,
unze Kain sinen pruder resluch.
daz pluot daz von im ran

der erde iz ir magetuom benam.

Im Passional 78, 95 sagt der Heilige:
den ersten menschen Adam

Got von der erden nam

in lobelicher werde.

des muter was die erde.

die was noch kusch und gut,

vor allem vluche behut

der ir dar nach wart gegeben,
do ir sun trat beneben

zu der sunden unvrumen.

noch niht was in die erde kumen
menschen blut mit unvlat,
des ir swelgender grat

dar nach vil und vil slant.
ir was dannoch unbekant

der vluch in sulcher wise,
daz si were ein spise

der slangen an ir lebene.

Innocentius der dritte sagt in seiner berühmten Schrift de contemptu mundi sive de miseria humanæ conditionis (I, 3): Adam fuit formatus de terra, sed virgine. Dieß hat Hugo von Langenstein, der in seinem Gedicht von der heiligen Martina einen Theil jener Schrift, wie ich in dieser Zeitschrift noch näher besprechen werde, bearbeitet hat, übersetzt (119, 15):

do Adam gemachit wart,
dannoch was vil unverschart
diu erde, ein maget reine

von süntlichem meine

und dannoch unversündet.

Vgl. auch vorher 117, 69:

(diu erde) was dannoch ein maget,

als diu schrift saget,

von gote unverfluochet,

Imit buwe niht versuochet.

Ich schließe hieran noch Stellen anderer deutscher Dichtungen. In der Bearbeitung der Bücher Mosis bei Diemer S. 10 heißt es:

dennoch hete werden

magetuom deu erde,

unze Abel geboren wart,

von sineme bråder er reslagen wart.

daz blut daz von ime vůr,

daz benam ire den magetům.

In einer Bearbeitung der Genesis (Diutiska 3, 58, Hoffmann Fundgruben 2, 26) sagt Gott zu Kain:

480

REINHOLD KÖHLER, DIE ERDE ALS JUNGFR. MUTTER ADAMS.

diu erde ist verfluchet,

diu e was rein unt maget,

diu von dinen hanten

dines průders plůt hat verslunten.

Ebenso sagt Sylvester bei Konrad v. 3462:

got, unser lieber trehtîn,

sprach, als mir diu wârheit swert,
diu erde magt und unverwert

slôz ûf ir munt und trank in sich

dins bruoder bluot vil clegelich.'

Vgl. Genesis 4, 11: Nunc igitur maledictus eris super terram, quæ operuit os suum et suscepit sanguinem fratris tui de manu tua. Im Anegenge 20, 22 heißt es bei Abels Ermordung :

do gemailte daz bluot

die maget reinen erde,
daz der gotes werde

vor sînem bruoder ûz goz.

Endlich lesen wir im Freidank 7, 8 (der nenesten Ausgabe von Grimm):

Got geschuof Adâmen

ân menneschlichen sâmen,

Eve wart sît von ime genomen,

diu beidiu sint von megden komen.

diu erde was dô reine gar,

dô was Adam und Eve bar;

die verlurn sît ir magetuom.

Viele Handschriften haben aber:

diu erde was dô maget gar.

Wenden wir uns schließlich noch einmal zu Wolframs Stelle, von der wir ausgiengen, so bleibt uns noch zu bemerken, daß er, soviel man aus Rochats leider zu wenig ausführlicher Vergleichung in der Germania 3, 107 schließen kann, diese Anschauung nicht aus Chrestiens von Troyes geschöpft zu haben scheint.

WEIMAR, Juli 1862.

REINHOLD KÖHLER.

481

LITTERATUR.

Der Minne Regel von Eberhardus Cersne (?) aus Minden. 1404. Mit einem Anhange von Liedern herausgegeben von Franz Xaver Wöber, in musikalischer Hinsicht unter Mitwirkung von A. W. Ambros. Wien 1861, bei Wilh. Braumüller. (XXXI und 265 und 8 SS.)

[ocr errors]

"

Das episch-didaktische Gedicht Eberhards von Minden so wollen wir mit Weglassung seines zweideutigen Beinamen den Verf. einstweilen nennen verdiente allerdings herausgegeben zu werden schon um seines Gegenstandes Willen, den der Dichter ziemlich geschickt zu einem in sich zusammenhängenden Ganzen verarbeitet hat. Nicht minder verdienten wohl auch die Lieder, welche noch zu dem Besten gehören, das jene Zeit auf dem Felde der Lyrik zu leisten im Stande war, eine Bekanntmachung. Der bloße Abdruck aber dieser nur in einer einzigen Handschrift vorhandenen Stücke entspricht dem Bedürfniss doch zu wenig, da die Hs. selbst einer so späten Zeit ,Mitte des 15. Jahrhunderts" angehört und nicht frei ist von allerhand Fehlern, welche namentlich für solche, die nicht gerade Kenner von Fach sind, das Verständniss an manchen Stellen erschweren, ja die Lectüre geradezu ungenießbar machen. Der mnd. nicht allen Lesern gleich geläufige und genehme Dialect, in welchem das Schriftstück ursprünglich abgefasst ist, erschwert ohnehin das Lesen. Es ist daher zu beklagen, daß der Herausgeber so wenig gethan hat, die mehrentheils leicht erkennbaren Verderbnisse des Textes zu beseitigen, noch beklagenswerther aber, daß er es überhaupt gewagt hat, mit Anmerkungen und Erklärungen hervorzutreten, welche nur zu deutlich verrathen, daß er selbst in der betreffenden Mundart wenig bewandert und in den Sinn gerade der schwierigen Stellen nicht eingedrungen ist.

Ein nahe liegendes Hilfsmittel, welches in der Auffassung und Würdigung dieser oder jener Stelle ihn wesentlich hätte unterstützen können, hat er nicht zu Rathe gezogen, ich meine die Vergleichung des lateinischen Originals, des bekannten Tractatus de arte amandi et de reprobatione amoris von Andreas Francogallorum aulæ regiæ capellanus*). Die von Dr. Hartlieb aus München auf Verlangen des Herzogs Albrecht VI. von Oesterreich verfasste Übersetzung dieses Tractates ins Deutsche hat zwar ihrem Inhalte nach in der Einleitung des Herausgebers eine ausführliche Berücksichtigung gefunden, ist aber doch zu diesem Zweck von äußerst geringem Nutzen für ihn gewesen; wo er sie in den Anmerkungen herangezogen hat, vermag sie das Schwierige und Dunkle kaum aufzuhellen und zu erläutern. Ich habe zu diesem Behufe die Ausgabe von Dethmarus Mulherus benützt, welche den Titel führt: Erotica seu Amatoria Andreæ capellani regii, vetustissimi scriptoris, ad venerandum suum amicum Gualterum **)

*) Daß die wichtigsten Abschnitte daraus bereits bei Arretin S. 117 gedruckt

sind, scheint dem Herausgeber entgangen zu sein.

**) Daß dieser Gualterus auf den wandernden Sänger Walther zu beziehen sei, von dem wir noch mehrere lateinische Gedichte besitzen, hat J. Grimm in Gedd. des Mittelalters auf Koenig Friedrich I., S. 184 vermuthet. Das dort S. 218 folg. (Carm. Buran. S. 155 folg.) stehende Gedicht: De Phyllide et Flora hat in seiner Schilderung des paradisus Amoris von Strophe 59 ab manche Ähnlichkeit mit der Beschreibung des worzegarten der Frau Minne bei Eberhard in V. 367 folg.

GERMANIA VII.

31

« السابقةمتابعة »