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den von Bartsch S. 201 und 202 vorgeschlagenen Erklärungen die, „daß es um des Reimes willen erlaubt sei, den Sinn, den gebotenen Fortgang der Rede zu unterbrechen." Und mit Bezug hierauf wage ich zu erklären die Stelle bei Hesler 1410 folg.

dá von múz man mit gelegenen

worten die rime sûchen,

den sin also berûchen

daz wir nicht valsches sprechen.

doch muz manz (?) wilen brechen,
1415 des endarf sich aber nieman schamen.
iz machet durft der lûte namen,
die nieman kan bekennen

anders, die mûz man nennen
also sie genamet sin,

1420 und mûz rîme zien darîn
die sich den namen glichen.
wir setzen wol: der richen,
der edelen und der vrien
namen sante Marien.

1425 daz vrien, stund iz anderswar,

daz wêre valsch und ist ganz dar,

wand sich rimet da der name.

den landen, steinen ist alsame,

den steten, burgen, bergen,

1430 die nieman kan vorbergen,

noch wort, die mit uns wanderen,

die nieman kan voranderen,

die mûze wir wol setzen

an gevellichen vletzen

mit loube die bûch machen.

Hier ist erstlich wohl zu beachten, daß der Verf. nicht mehr ausschließlich vom Reime als solchen redet, so wie daß das brechen erläutert ist durch den sin also berûchen daz wir nicht valsches sprechen; hierauf bezog sich wahrscheinlich auch der Ausdruck den sin zubrechen in v. 1340, 1452, 1459, was Nicol. nennt den sin vorsniden. Im weiteren Verlauf zeigt nun Hesler an einem Beispiel (1422-24), wie gleichwohl der Dichter bei Namen, die ihrer Natur nach fest und unwandelbar seien, oft in Verlegenheit gerathe und, um das betreffende Reimwort anzubringen, genöthigt sei zu brechen. Denn daß an dem gegebenen Beispiel ein ungewöhnlicher der strengeren Regel nicht vollkommen

gemäßer Fall vor Augen gestellt werden soll, das zeigen die darauf folgenden Worte: daz vrien, stûnd ez anderswar, daz wêre valsch, und ist ganz dar, wand sich rîmet dû der name, sowie weiter unten 1433: die mûze wir wol setzen an gevellichen vletzen etc. An dem Reime vrîen : Marien an sich, so sagt der Dichter selbst, ist nichts anstößiges (ist ganz dar); gleichwohl muß die Stellung, welche das Wort vrien hier im Satze einnimmt, eine auffallende ungewöhnliche sein, weil sonst der Dichter nicht dazu bemerkt hätte: daz vrien, stund ez anderswar etc. Es muß, kurz gesagt, einer der seltenen Fälle sein, in denen man aus Noth „den Sinn dem Reime unterzuordnen" erlaubt. Nun ist allerdings auf den ersten Blick in der Wortstellung des angeführten Beispiels eine ungewöhnliche Verschränkung wahrnehmbar. Denn die übliche Redeweise würde streng genommen das Wort namen als das Regens vor oder nach dem Genitiv, nicht in die Mitte der denselben ausdrückenden Wörter stellen. Aber kann das der Dichter gemeint haben? wäre dann noch ein Wort nöthig gewesen um vrien in seiner Stellung zu vertheidigen? war dann nicht vielmehr die Stellung von namen zu betonen und in Schutz zu nehmen? Ich glaube daher, daß irgend ein Lesefehler hier versteckt liegt, und zwar suche ich ihn in dem Worte namen. Die Schwierigkeit dünkt mich nämlich gehoben, wenn man schreibt: der richen,

der edelen und der vrien

manne Sante Marien.

Das Ungewöhnliche liegt alsdann in der Stellung der Worte vrien manne statt manne vrien d. h. der vom Manne unberührten. Diese Umstellung, so meint wohl der Dichter, ließ sich hier wegen des Namens Maria entschuldigen, es musste vrien um des Reimes willen an das Ende des ersten Verses, manne in den Anfang des folgenden gerückt werden. Daß manne leicht in namen verderbt werden konnte, bedarf keines Beweises. Und was die manne frie anbelangt, so ist darüber zu vergleichen z. B. Ulrich v. d. Türlin Willeh. 54a: herre, ich wil | von iu wizen wie deme sî | ein maget ein muoter manne frî; Diemer 230, 10 dâ wart siu swanger âne man; Walther v. d. V. 4, 23 kindes muoter ân aller manne mitewist; Gold. Schm. 445 dû gebære ein kindelîn gar sunder mannes lâge, vergl. 460 sunder mannes orden; Erlös. ed. Bartsch 2221 die den herren Crist gewan und den gewan ân allen man und ebendas. S. 198, 83 reiniu maget mannes âne, und S. 201, 186 ein tohter irn vater gebar, er ir kint, si mannes bar. Um, falls die versuchte Erklärung richtig ist, sich ein deutliches Bild davon zu machen, wie die Dichter das sin vorsnîden möglicher Weise

verstanden haben könnten, will ich noch ein paar Stellen anführen, in denen eng zusammengehörige Worte nicht bloß auf 2 Verse vertheilt, sondern überdies noch durch ein anderes dazwischen geschobenes dem Reime zu Liebe auseinander gerissen sind. So Nicolaus selbst v. 331 in dem lobesamen | unsirs herrin namen und 3203 dî brûdere des sîn gewondes dûtschin ordinis (codd. hûsis) genant; Herbort 464 dâ stûnden drizic inne (:zinne) | turme hôch unde wit; 3372 Theophilus ein kunic gemeit | hette zehene dar geleit | schif mit spîsen; 16159 dâ wâren drîzic inne rittere verborgen und verholn *).

Wenden wir uns nun zu dem von Strehlke hauptsächlich nach S und K gegebenen Texte, so müssen wir vor allem bedauern, daß das auch ohne des Nicolaus ausdrückliche Angabe leicht erkennbare Princip der Silbenzählung so wenig in Betracht gezogen worden ist. In streitigen Fällen, in denen es sich um diese oder jene Schreibung eines Wortes, sei es um eine verlängerte oder um eine verkürzte Form desselben handelte, würde eine klare Einsicht in das metrische Gesetz einen sicheren Wegweiser abgegeben haben bei der Wahl der Lesart. Statt dessen scheint sich Strehlke mehr von einem dunkeln Gefühl haben leiten lassen, das, wie sich nachweisen lässt, in sehr vielen Fällen nicht zu entscheiden vermochte, was es in den Text und was es unter denselben zu setzen hatte. Beispiele hiervon gibt es fast auf jeder Seite mehrere; statt sie alle aufzuspeichern, sollen hier nur einige stehen, an denen man das eben ausgesprochene Urtheil prüfen mag. So ist unendlich oft ohne alle Beachtung des Metrum und statt unde in den Text gesetzt, selbst da, wo K oder S die richtige Lesart hatte, z. B. 856 dî eine werde stat dâ hânt | und sullin sîn gemant, wo K richtig unde bietet; ebenso falsch und gegen die bessere Lesart in K 860, 3032, 3061, 3539, 5103, 6223, 7290, 7533, 7414, 8018, 8048 u. s. w. und gegen die bessere in S 8665 u. s. w.; ferner mußte gegen K sowohl wie gegen S und in unde geändert werden v. 3335, 3365, 3541, 3615, 3778, 3857, 4242, 4477, 4579, 4691, 4798, 4965, 5012, 5017, 5356, 5435, 5473, 5531, 5624 (lies unde mit im), 5725, 6573, 6676, 6789 u. s. w.; umgekehrt verlangt das Versmaß und statt unde 3596, 3648, 4328, 4785, 5688, 5859, 6135, 6177, 7881 u. s. w., WO es zum Theil schon

*) Noch Opitz in seinem Buch „von der deutschen Poëterey" S. 61 (Wittenberg 1641) sagt: „Die άvaoroopn oder Verkehrung der Worte stehet bei uns sehr garstig, als: Den Sieg die Venus kriegt, für: Die Venus kriegt den Sieg. Item: Sich selig dieser schätzen mag, für: Dieser mag sich selig schätzen. Und so ofte dergleichen gefunden wird, ist es eine gewisse Anzeigung, daß die Worte in den Vers gezwungen und gedrungen seien."

darum falsch ist, weil Nicolaus nie zweisilbigen Auftact duldet. Wie hier so lässt sich noch bei einer Menge anderer Wörter und nicht selten mit Übereinstimmung einer der genannten Handschriften dadurch der Vers glätten, daß man je nach Bedürfniss desselben entweder die vollere oder die kürzere Form setzt; und dies kann oft um so bedenklicher geschehen, da anderwärts beide durch die Handschriften bezeugt werden. Dahin gehört z. B. 202 unglich lies ungliche mit K; 1075 nutzstin 1. nutzistin; 2169 vortilgtin lies vortilgitin; 2410 u. 4734 vrevelich lies vorevelich; 2510 houptmannen 1. houbitmannen; 2521 nemt 1. nemit; 2874 spricht für sprichit wie 2826, 2631; dagegen 2844 sprichit für spricht; 2925 gnûc für genûc; 957 herzog Fridrich mit K für herzoge Friderich; 3342 lies grûwesam für grúsam; 4622 lies belibin für blibin; 5561, jagit oder jaite für jait; 6087 pâbistis für pâbstis; 6445 u. 6554 tûwirin für tûwrin; 6519 bewarit für bewart; 6601, 6883 heilge mit K für heilige; 7028 tûvilis mit K für túvils; 7892 vorholinlich für vorholnlich vergl. 8093; 8536 menliche für menlich; 9370 kurzewile mit K für kurzwîle; 11053 mitelîdunge für mitlidunge; 11736 und öfter warn mit K für waren; 23806 sich húb mit K für sich erhûb, welches dem Gesetz über den Auftact widerspricht, sowie auch 10705 drî für drîe (richtig 11316); 12462 zweigir mit K für zweir; 13940-41 herinde und zesamene mit K; 14413 inwoner für inwonere; 14833 geschreie mit K für geschrei; 15817 gegrîfin mit K für grîfin; 16613 getorstin mit K für torstin; 5478 geworcht für worcht u. s. w. u. s. w. Ferner 12566 ist unnöthiger Weise zu irvêrne gesetzt, wo besser nach K zu verne oder nach S zu vârne zu setzen war, vergl. Pfeiffer S. 252; 27204 ist wohl der anderin dikein genas zu lesen für der andern dikeinre, und die Vermuthung „nikeinre" unterm Texte ist müßig, denn dikeiner, dikein = nullus braucht Nicolaus auch sonst, z. B. 3800, und ist dies gerade bei Mitteldeutschen nicht unhäufig für dehein.

In den genannten Beispielen scheint bald übertriebene Scheu vor der Überlieferung, bald Rathlosigkeit in Bezug auf die Wahl der Lesart den Herausg. geleitet zu haben. Nicht selten hat das Metrum hier allein zu entscheiden. So ist namentlich von demselben abhängig der Gebrauch der Formen viant viande viende vinde, vergl. Pfeiffer S. 264: viende statt vinde steht im Text z. B. 3285, 3962, 6730, 7194, 7470, 7496, 16316 u. s. w., richtig dagegen vinde 7310 u. s. w. ; dagegen ist vîntliche falsch 3210, 5997, 5393, 16579. Dasselbe Schwanken begegnet in Bezug auf die Formen brûder brûdr, brûdere brûdre, brûderin brûdern brúdrin, sowie leitrin leitirn (= scalis), anderin andrin, cristenin cristnin cristin; auch hier hätte das Versmaß öfter zu Rathe

gezogen werden können, wiewohl es auch Fälle gibt, in denen nur schwer zu entscheiden ist, wie der Dichter sprach.

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Nächst diesen sind noch viele Fälle vorhanden, in denen durch Zusätze vom Zusammenhang geforderter Wörter oder durch Weglassung oder durch leichte Umstellung die dem Autor angemessene Lesart sich erreichen lässt. So 14680 da sunder ander nôt, S sunder ane not, lies dâ si âne ander nôt, denn es fehlt das Subject, und überdies muß der Vers siebensilbig sein; 10487-90 zu meistere, und want er ebin weste di gelegenheide | dirre lande beide, wo man leicht ändern kann in zu meistre, w. e. weste ebin | dî gelegenheide | etc. oder in ebin weste dirre beide | lande gelegenheide; 3479 durch hungir, ungemach, | armût, snôdekeit man sach | sî in dêmût ummevân, wo entweder got oder in nach durch einzuschalten war; - 4497 wan er âne wandils ture buregrêve von Meidebure was in der zît irkant, wo S und K richtig lesen was er d. i. was êr (e) in d. z. i., vergl. 7593, wo derselbe Fall; 5899 noch âne michil blût | daz vil manic cristen gût, vielleicht und nicht ane m. bl.; 6062 daz tet dem pâbste ande, | dâvon er ouch sô hin sande | zu Prûzin ouch vil drâte, hier ist mit K das erste ouch zu tilgen; 499 di ich genant habe nû, reimt auf einen achtsilbigen Vers, daher vielleicht genamit; - 6415 daz der tac den bejac | in sô seliclichen wac, vielleicht daz der tac ôt d. b. daß gerade der Tag;

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6735 mit schandin und mit unheile | widir zu jeme teile, das zweite mit ist nach K zu streichen; - 7471 sus spreng'in sî dî vînde an | vor dem Colmin der stat, lies an der stat illico; 16692 si vûltin und irvrischin, daz | sî di bure was gemannit baz, lies vestin mit K für bure, ebenso ist zu bessern 7793, vergl. über dies Wort Pfeiffer S. 264, sowie dessen Urbarbuch 96, 11 und 199, 20;- 8778 des kond er trigin wol | ûf der eristinheit unheil, sin her in zwei teil | er schichte dêswâr harte listiclich, | mit der einen schar er sich, über diese monströsen Verse, in denen ein fünfsilbiger mit einem zehnsilbigen gebunden ist, verwundert sich Strehlke selbst S. 116 Anm. und glaubt sogar einen dreisilbigen Auftact (er schichte) annehmen zu dürfen. Das ist rein unmöglich. Die Heilung ist leicht man rücke die Worte er schichte, welche der Schreiber eine Zeile zu tief gesetzt hat, wieder an ihre erste Stelle, er schichte sin her in zwei teil | dêswâr harte etc.; 9175 ist durch den Artikel der dem Verse eine Silbe zu viel gegeben wie 9737, 21498, vergl. 12903; 116 und 117 verlangt das Metrum Tilgung einer Silbe, daher vielleicht hêr Diterich statt brûdir D., und meistir statt homeistir wie 213; 3204 des dûtschtn hûsis genant; 16415 menschlichis heilis ein echter | und des geloubin ein anvehter, man tilge entweder mit K ein vor anvehtêr

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