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persischen Hof.

Wie originell, wie keck, wie mühevoll erfunden! Wir haben zur Vollständigkeit der Allegorie nichts hinzuzuthun, als: Das Fahrgeld des Propheten Jona ist die moderne Kritik, der Ballast des Schiffes ist die aufgeblasene Polyhistorie, und die Kajüte des Schiffes ist der rationalistische Unsinn, in dem man heut zu Tage schläft und schnarcht und träumt.

Und was ist nun die Idee dieses Phantasiestückes in Callot's Manier? Ein indifferenter Kosmopolitismus, dass Gott nicht nach der äusseren Religionsparthei, sondern nach dem geistigen Zustande des Menschen handle und den Widerspruch gegen sein Handeln selbst an dem Einsichtsvolleren ahne. Das ist die Idee dieses allegorischen, als Warnungstafel für die jüdischen Einwanderer aus Persien aufgestellten Gemäldes. Wir vermissen an Krahmer's Abhandlung alle Kenntniss des menschlichen Herzens und der ersten Buchstaben der göttlichen Lehre wie kann er in seiner Vorrede Jesum Christum den Meister nennen, und doch sein Zeugniss für die Göttlichkeit und Wahrheit des Buches Jona so gar ignoriren? Ist der Jehova des Alten Bundes nicht der wahre Gott, so ist auch Jesus nicht der Christ; ist aber Jehova, wie wir glauben und wissen, nicht allein der Gott des Alten, sondern auch des Neuen Bundes, dann ist die alles Heilige mit grausamer Wollust zerfleischende Kritik unseres Zeitalters nichts Anderes, als das lügnerische Spiel eines teuflischen Stolzes. Mit einer uns überraschenden Ehrlichkeit nennt Krahmer in der Verrede seiner Abhandlung die Rechtgläubigkeit den ,,unächten Protestantismus", denn in der That versteht man jetzt unter Protestantismus nicht blos Heterodoxie, nicht blos Häresie, sondern den destructiven Fortschritt eines durch das Wort Gottes verdammten Unglaubens. Nicht die Wissenschaft an sich verwerfen wir, wohl aber die, welche von dem Unglauben ihre unerweislichen Prämissen entnimmt, welche die unerleuchtete ungläubige Vernunft als Vernunft schlechthin und die erleuchtete gläubige Vernunft als Unvernunft ansieht. Wer wird die Väter der Kirche Epiphanius, Chrysostomus, Basilius, Hieronymus, Efrem den Syrer 1), Fulgentius u. Á., die sämmtlich die geschichtliche Wahrheit des Buches Jona anerkannten und zum Theil die heilsamen Lehren desselben in kraft- und lebensvollen Homilien ent

1) Sehr schön malt dieser den Schmerz des Propheten:,,Er erblickte trauernde und zu Gott flehende Greise, und gedachte der empörerischen und zügellosen Aeltesten Israels. Mit seinen Augen schaute er das bussfertige Nineve und im Geiste das buhlerische und für seine Götzen rasende Zion. Er sah die Lügner der grossen Stadt nach Wahrheit fragen, während falsche Propheten voll List und Trug in Zion herrschten. In Nineve zerbrach man öffentlich die Götzenbilder, und in Jerusalem betete man sie heimlich an. Indem er Nineve überblickte, trat ihm immer und immer wieder der verwerfliche Zustand Jerusalems vor die Seele." Ephraemi Opp. ed. Colon. S. 655. f.

wickelt haben, unvernünftig oder abergläubisch nennen? Sie hatten von Natur eine ebenso selbstkluge Vernunft, als die rationellen Kritiker unseres Jahrhunderts, aber sie gaben Gott die Ehre und glaubten seinem sich durch sich selber und durch das altkirchliche Zeugniss übergenug legitimirenden Worte. An diese ehrwürdigen durch Schmach und Verfolgung bewährten Lebrer hat sich die lutherische Kirche angeschlossen, und knüpft jetzt auf's neue die durch einen bibelfeinden Pseudoprotestantismus zerrissene goldene Catena wieder an; über Alles steht ihr das Zeugniss des untrüglichen Oberhauptes der Kirche, Jesu Christi, von dem alle Accomodation an den Irrthum und die Lüge so fern ist, als das Licht von der Finsterniss.

F. Delitzsch.

Christliche Polemik von Dr. Karl Heinr. Sack. Hamburg (Perthes). 1838. (1 Rthlr. 8 Gr.) 1).

Die Wiedereinführung der Polemik in den Kreis der Wissenschaften unserer Tage, und zwar von der Seite aus, wo man in den falschen Unionsbestrebungen die rechte Mitte sucht und ebensoviel von der Wahrheit und Völligkeit des Bekenntnisses vergiebt, als man jenen einräumt, möchte manchem fast räthselhaft dünken. Um so mehr werden wir aufgefordert auf die jetzige Construction derselben (denn eine Erneuerung überhaupt forderte selbst der ganze Stand der Wissenschaft in unsern Tagen) 2), wie sie uns von denen dargeboten wird, von welchen man vielmehr eine Irenik hätte erwarten sollen, einen aufmerksam prüfenden Blick zu werfen; und das gegenwärtige Werk verdient in hohem Grade eine solche Aufmerksamkeit, die ihm noch nicht zu Theil geworden ist 3).

Bekanntlich ist die Polemik als Wissenschaft oder Disciplin, zumal in den drei grossen Kirchenpartheien nach der Reformation 4),

1) Die Wichtigkeit und wissenschaftliche Bedeutung dieses Werks wird uns entschuldigen, wenn wir damit ein wenig in die Zeit zurückgehen, da es überhaupt nicht sowohl die Aufgabe dieser Abtheilung der Zeitschrift seyn kann, blos das eben Erscheinende zu berücksichtigen, als vielmehr was überhaupt in die theologische Wissenschaft als bildend und umbildend eingeht, zu Einem Bilde zu vereinigen.

2) Daher auch der grosse und allgemeine Trieb zu encyclopädischen Darstellungen bei Protestanten und Katholiken seit dem Erscheinen der Schleiermacherschen Encyclopädie (1811) oder im Grunde seit Anfang des Jahrhunderts. Man will sich nicht nur arrondiren, sondern die Grundbegriffe und ihre Verhältnisse aufs neue fixiren. Wir nennen unter diesen Bearbeitungen, ausser den schon genannten, als die wichtigsten: Kleukers (1800 f.) Plancks (Grundriss 1813), Drey (Einleitung, 1819), Rosenkranz (1831), Staudenmaier (1834), Hagenbach (1833), Harless (1837).

3) Erst später kam uns die Lücke'sche Recension der Sack'schen Schrift (Tholog. Studien u. Kritiken, 1839, I.) in die Hände, welche doch bis etzt ein Bruchstück geblieben ist. Es freut uns das unerwartete Zusammentreffen mit diesem Forscher wenigstens theilweise in einem Hauptpunkte, dem Wesen und Begriffe der Häresie. Was wir sonst von Anzeigen und Recensionen des Buchs gesehen haben, hielt sich, seys nun mit Zustimmung oder Abstossen, ganz auf der Oberfläche, und ist keineswegs auf die Würdigung der Grundgedanken des Werks, geschweige denn auf die entsprechende oder nichtentsprechende Ausführung eingegangen.

4) Eigentlich ist die Polemik, als Praxis und Kunstlehre, so alt als das Christenthum, und alle Zeugnisse gegen die Irrlehrer, von den ersten Apostoli

die eine Bewegung von Seiten der Erkenntnisskräfte sich aneigneten, im Drange der Umstände entstanden 1). Die falsch behauptete Römische Universalität, so wie das Recht des Evangeliums, die Gewissen allein mit Gottes Wort zu binden, gab das erste allgemein protestantische Moment der Polemik her; die Wahrung der reinen Lehre nach allen Seiten hin gegen falsche Geistigkeit, Vernunfttrotz und Schwärmerei die eigenthümlich lutherischen Momente von Anfang an; und je kräftiger und organischer in unserer Kirche der Glaube sich gestaltete, je mehr sie sich nicht nur verwandt fühlte, sondern als eins erkannte mit der rechtgläubigen Kirche aller Tage von der Apostolischen Wurzel an 2), desto mächtiger entfaltete sich auch die polemische Bewegung innerhalb derselben, während man in der Reformirten Kirche nicht mit gleichen Schritten folgte (die theilweise Aufnahme des Irrthums hinderte es in vielen Punkten), und in der Römischen der ganze Stoff als todte, sich selbst auflösende, Masse auseinanderging. Es ist ebenso wenig zu verkennen, dass in der ältesten Lutherischen Polemik (nicht allein, aber hauptsächlich in Luthers Schriften) eine grosse Fülle der eigentlich elenchtisch'en Kunst des Geistes der Wahrheit sich kund giebt, und alle Keime zur

schen an, sind Momente der Entwickelung derselben. Die Art und Weise der ersten Lehrer der Kirche war, wie es in der Natur des lebendigen Zeugnisses und Streites liegt, und wie wir's zum zweiten Male bei Luther treffen, die organisch-zusammenfassende, in welcher alle wissenschaftliche Elemente liegen, aber noch ohne die wissenschaftliche Form. So ist in dem grossen Werke, womit das zweite christliche Jahrhundert în dogmatischer Rücksicht seine Apostolische Ebenbürtigkeit bezeugt, des Irenäus "Eleyzos naì áraτροπὴ τῆς ψευδωνύμου γνώσεως (denn dies war der ursprüngliche Titel der 5 Bücher adversus haereses; s. Eusebii Histor. eccles. lib. V., c. 7.) schon eine Polemik mit Schrift- und Glaubenszeugniss in den bestimmtesten Umrissen gegeben, doch offenbar mehr als Kunstlehre, was aber auch von den spätern polemischen Ausführungen eines Tertullian, Augustin, Gregor von Nazianz u. a. gilt. Der Raum verbietet uns hier mehr als die einfache Be. merkung hinzuzufügen, dass die Neugestaltung der Polemik ohne Zweifel von dem tiefen Studium und Eindringen in jene alten Meisterwerke und ihre genetischen Momente, sodann aber auch vor allen der polemischen Schriften Luthers ausgehen muss. Wo dieses fehlt, wird auch die genaueste Bekanntschaft mit der wissenschaftlichen Fortbildung den Mangel nicht ersetzen können.

1) Daher manchmal ihre Schwäche, aber auch ihre eigenthümliche Stärke und Lebendigkeit. Wer darum die dogmatischen Begriffe quellartig und nicht blos stoffartig sich aneignen will, der muss in den Glaubenskämpfen sich umsehen, wie sie da das Herz bewegten, und sich zu Millionen von Herzen Bahn machten.

2) Weshalb sie auch der Römischen Kirche nicht nur den Vorwurf der Neuheit zurückgab, sondern in grössern Werken (unter welchen Jac. Hailbrunners,,Unkatholisch Pabstthum" und Joh. Gerhards,.Confessio Catholica" den ersten Rang behaupten) die Apostolicität unserer Kirche behauptete. Auch Gerhard's ganze Dogmatik erkennt diese Unterlage an, und bringt sie oft schlagend zum Bewusstseyn.

reichsten wissenschaftlichen Entfaltung da liegen, als dass die spätere Entwickelung, obgleich die Manneskraft derselben grade ein solches Jugendalter voraussetzte, an Lebendigkeit jenen ersten Anregungen und mächtigen Bezeugungen nicht gleich kam. Man begnügte sich damit, den polemischen Stoff unter gewisse Hauptgesichtspunkte aufzunehmen, wie gerade der vorliegende Kampf des Glaubens sie gab, und fand es nun am fruchtbarsten, sie entweder geradezu an die dogmatischen loci anzuknüpfen, wodurch die Polemik mehr blos als wissenschaftliche Technik erschien, oder jeden entstandnen Grundwiderspruch in eignen Collegiis zu verhandeln, wodurch unstreitig, obwohl auch hier das schon fertige dogmatische Fachwerk gewöhnlich beliebt wurde, mehr eine genetische Entwickelung des Irrthums erzielt, und in manchen Fällen erreicht ward. In dem einen wie in dem andern Falle war der Begriff der theologischen Streitigkeiten (oder, wie Baumgarten es erklärt: widersprechender Sätze über Grundlehren) der leitende, wobei indess so wenig das kirchliche Interesse als das kirchliche Moment der Streitigkeiten übersehen wurde 1). Wer den wissenschaftlichen Gehalt und die Würde der Lutherischen Polemik im Allgemeinen bezweifeln wollte, den müsste man nicht blos auf die Ergebnisse derselben im Ganzen und die rühmliche Festigkeit verweisen, womit sie, auch gegen irrende Glieder in ihrer Mitte, auf den Principien verharrte, die das Wort Gottes selbst ihr dargereicht, sondern auch auf die unleugbare Wahrheit, dass noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts zwei Bearbeitungen der Wissenschaft von seltner Energie, Tiefe und Umfang uns begegnen. Wir meinen Baumgartens und des Helmstädter Schuberts polemische Institutionen, die so viel Treffliches darbieten, dass auch der gegenwärtige Bearbeiter der Wissenschaft ihr seine Anerkennung nicht hat entziehen können.

Allein, wie ganz anders steht die Sache bei den meisten Wisschafsbildnern im neunzehnten Jahrhunderte, und was Uebles alles hat man nicht der alten Polemik nachgesagt! Sie sollte nicht nur, so hiess es, ihr Ziel nicht erreicht, sondern auch ihre Aufgabe nicht einmal gefasst haben; sie habe die edlen Kräfte, statt sie zu pflegen, zerstört, und andere zerstörende aufgenommen; in eine eitle Eristik sey sie ausgeartet, und habe endlich noch lange

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1) Baumgarten Untersuchung theolog. Streitigkeiten (Halle 1762), Thl. I., S. 3 ff. Vgl. Schubert Institutiones Theolog. polemicae, P. I. (Jenae 1756.) p. seqq. J. G. Walch Einleitung in die polem. Gottesgelahrheit, (Jena 1752.) S. 5 ff. Wir leben ja", sagt der letztere,,,in einer streitenden Kirche, in welcher wir von aussen und von innen wider unsere Feinde zu streiten haben", und Baumgarten giebt es, was nicht übersehen werden darf, bei der Bearbeitung der Polemik als seinen Zweck an,,,die allzu grosse Zahl von Streitigkeiten gehörig einzuschränken und auf ihren Zweck zu reduciren." (1. c. S. 9.)

Zeitschr. f. d. luth. Theol. u. Kirche, 1840. I.

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