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AUS DEN SITZUNGSBERICHTEN DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
BESONDERS ABGEDRUCKT.

WIEN.

AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.

MDCCCLIII.

D112

9 23

Die

ie Bekenner Christi kamen einander in jeglicher Bedrängniss mit That und Gebet zu Hilfe. Man betete für den von Herodes eingekerkerten Apostel Petrus (Act. 12 v. 5), Paulus gedenket der Glieder der römischen Gemeinde in seinem Gebete (Ep. ad Rom. 1. v. 9 und 10. cnf. ad Ephes. 1. v. 16 etc.) und bittet, dass auch sie ihm gleichen Dienst erweisen mögen (Ep. ad Rom, 15. v. 30 cnf. ad Cor. II. 1. v. 11 etc.)

Aber die Gläubigen beschränkten ihre gebetthätige Förderung nicht einzig auf die im Zeitlichen Wandelnden, sondern sie dehnten ihre Theilnahme auch auf Verstorbene aus, und die Zurückgebliebenen beteten für das Seelenheil ihrer ins Jenseits geschiedenen Glaubensbrüder. (Schad. Ildeph. De praxi Ecclesiae primitivae orandi et offerandi pro defunctis. Mogunt. 1781.)

Dieser Liebesdienst den wir von christlichen Gemeinden geübt sehen, musste um so eifrigere Leistung in klösterlichen finden, als sich diese ganz besonders auf die Pflege des Gebetes gewiesen sahen. Den Gliedern einer solchen monastischen Gemeinde jedoch genügte es nicht gegenseitig für einander zu beten, sondern sie suchten dieser Fürbitte durch Vergesellschaftung verstärkte Wirkung zu verleihen. Kloster trat zu Kloster, und ihre weltabgeschlossenen Insassen reichten über die Mauer ihrer engen Umfriedung zu Schutz und Hilfe in jeder geistigen Noth 1), zum Gebete im und nach dem Leben, einander verbrüdernd die Hand.

Fragen wir nach der Geburtsstätte dieser Verbrüderungen (fraternitas, auch confraternitas genannt s. Du Cange gloss. s. h. v.), so müssen wir bedauernd gestehen, dass das Unterlassen oder in Verlustgerathen glaubwürdiger Aufzeichnungen in der Zeit des

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1) Obsecramus ut nos indignos nobiscum in unitate fraternae dilectionis et s ocietatis spiritualis suscipere — dignemini ut sermo Domini currat et clarificetur, ut iuxta dictum apostoli liberemur ab importunis et malignis hominibus, et a tentationibus malignorum spirituum, et tribulationibus ad versariorum. S. Bonifac. Brief (752) an d. Abt Optatus. Op. 1, 192. edt. Lond. 1844

(Zappert.)

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Entstehens dieser Vergesellschaftungen uns eine zweifellose Beantwortung dieser Frage nicht ermöglichen. So weit unsere dermaligen geschichtlichen Quellen reichen, dürfte jenes Land in welchem das germanische Institut der Schutzgilde am frühesten zur Ausbildung gelangte 2), dürfte England auf das Recht als Heimat der geistlichen Verbrüderungen gelten zu können, gegründete Ansprüche zu machen haben. Vielleicht hat auch der bei Angelsachsen wie Iren besonders kräftige Glaube an ein letztes Gericht 3), unterstützt durch eine überaus lebhafte Ausmalung der Höllenpeinen, mit dazu beigetragen, eifriger als anderswo des Gebetes für Verstorbene Sorge, und in Folge dessen den Verbrüderungen Rechnung zu tragen.

Klöster von einem und demselben Gründer ins Leben gerufen, oder solche die das Band gleichen Abstammes umschlang, solche Klöster dürften am frühesten dieses Band zu einem der Verbrüderung geknüpft haben 4).

Concilien boten gleichfalls den dort versammelten Bischöfen und Äbten anmuthende Veranlassung gelegentlich ihres Beisammenseins ähnliche Bündnisse zu schliessen 5).

2) Jakob Grimm D. R. Altert. 291 seq. Eichhorn, Deutsch. St. und Rechtsgescht. S. 18 seq. Phillips Angels. Recht. p. 99; dessen deutsch. Gescht. 1, 86 ff. p. 131. Kemble The Sax. in Engl. 1, 238 seq. Die frühesten Belege für geistliche Verbrüderung bieten V. Beda und S. Bonifacius, s. A und Anmerk. 1. cnf. Anmerk. 27 und 29.

3) Vielleicht schon durch ihre vorchristliche Religionsanschauung vorbereitet, fin. det er seinen Ausdruck in den Eingangsformeln angelsächsischer DonationsUrkunden, z. B. K. Eadbalds (618) Kemble Cod. Diplom. 1, p. 8. K. Aethilred (691) ibid. p. 35, p. 36. K. Ini (701) p. 55. K. Coenraed (709) p. 69. K. Aethelbald (716) p. 76. K. Cuthraed (745) p. 113. K. Sigiread (759—–765) p. 140. 4) König Egfrid gründete die Klöster Weremouth und Jarrow: immo etiam jussu praefati Egfridi regis, monasterium beati Apostoli Pauli construxit, ea duntaxat ratione, ut una utriusque loci pax et concordia, eadem perpetua familiaritas conservaretur et gratia nullus haec monasteria primorum Apostolorum fraterno societate conjuncto, aliquo ab invicem tentaret disturbare conatu. V. Beda († 753), Vit. Abb. op. 4, 370, edt. Lond.

Als Bernhard Bischof zu Paderborn das Cistercienser - Kloster Harthausen stiftete (1155), wurde gleich am Schlusse der Stiftungs-Urkunde festgesetzt ,,quod communicato consilio Canonicorum utriusque congregationis societas et fraternitas cum fratribus in Hersuithehusen eodem loco et tempore hoc modo mutuo firmata est etc." Schaten Annal. Paderb. p. 805. 114, an 1177. 5) Die im Concilium zu Dingolfing (772) versammelten Bischöfe und Äbte verpflichten sich gegenseitig, für die Seelenruhe eines aus dem Leben geschiede

Wir führen nun, um das Auffinden der in der Folge nöthig werdenden Rückweisungen auf Verbrüderungsschlüsse möglichst zu erleichtern, den grössten Theil der uns bekannt gewordenen in chronologischer Reihenfolge vor.

A. Diligenter quoque deprecamur, ut familiaritas Fraterna e Charitatis inter nos sit, et pro viventibus oratio communis, et pro migrantibus de hoc saeculo orationes et missar um solemnia celebrentur, cum alternatim nomina defunctorum inter nos mittentur. (S. Bonifac. Brief (752) an d. Abt Optatus. op. 1, 193. edt. Lond. 1844.)

B. Die Mönche von St. Remigius in Rheims verbrüdern sich (anno 838) mit denen von St. Denis und verpflichten sich nicht blos für die hingeschiedenen Brüder sondern auch für die Erkrankten zu beten. Et vt nomina Defunctorum inter nomina nostrorum Defunctorum inserantur, vt sicut pro nostris, ita etiam pro illis quotidie Domino sacrificium offeratur. D'Achery Spiel. 4. 230. edt. 1ma.

C. Im Jahre 863 traten 200 Mönche im Kloster Fulda, wahrscheinlich darunter auch Mönche aus nahe gelegenen anderen Klöstern, mit dem Abte an der Spitze zu einer Vergesellschaftung zusammen, deren Mitglieder sich verpflichteten bei Erkrankung oder Hintritt eines der Glieder ihrer Verbindung für dessen Genesung oder Seelenruhe zu beten. Si aliquis eorum languore correptus infirmetur. Ceteri qui potentes sint viribus si in uicinitate sunt positi uisitent eum et solatia prebeant etc.. (Dronke Cod. Trad. Fuld. p. 161 seq.) Ein solcher mit Zeugen befestigter Verbrüderungsschluss (c. S. XI. m) worin Laien mit ihren Ehefraueu erscheinen, ist auch das von Leuthner (Hist. Wessofont 2, p. 44) unter dem Titel „Diptychon" veröffentliche Instrument. Das dort p. 47 mitgetheilte Verzeichniss dürfte gleichfalls hieher zu ziehen sein.

D. Ut quandocunque de uno istorum Monasterio ad aliud Defunctorum nomina pervenerint Fratrum etc. Verbrüderung zwischen St. Gallen und Kl. Reichenau (885) Zapf Mon. 1. p. 446. 885 zwischen St. Gallen u. Kl. Murbach. Goldast. R. Ale. Scr. 2. 152. cl. 1. cnf. Neugart. Cod. Alem. 1. 458. 359. E. Verbrüderung zwischen dem Kloster St. Bertin und St. Amande (889). Statuimus communi consensu, ut, excepto debito orationum pro omnibus Christianis, per singulos annos, in quadragesima, omni ebdomada, feria IV., illi pro nos, nosque pro illis, decantemus psalmos L, et missam specialem cum omnium oblatione. Guérard Chart. d. 1. Franc. 3. p. 132.

nen Gegenwärtigen 100 Messen zu lesen, eben so viele Psalmen zu beten etc. Hartzheim Concil. Germ. 1, 130. cl. 2. In der Synode zu Dortmund (1005) wurde ein der Verbrüderung ähnlicher Bund zwischen K. Heinrich, der Kaiserinn und mehreren Erzbischöfen und Bischöfen geschlossen, worin diese sich verpflichteten, beim Abscheiden eines der Genannten durch 30 Tage für ihn zu beten etc. Thietm. († 1018) Chron. ap. P. M. Germ. 5. 810. l. 11. Vergl. Anmk. 7 (Ann. 794).

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