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möchte! Denn so viel ist gewiß: wir leben jeht auch in einer Zeit der Heimsuchung, wo alles daran gelegen ist, daß wir die Augen aufthun, um Christi. Heimsuchung in dieser Zeit gewahr zu werden. Dazu nun wollen wir uns durch unser heutiges Evangelium zu ermuntern suchen.

Ev. Matth. 11 2—10.

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Das vorgelesene Evangelium, meine Geliebten! seßt uns in eine Zeit zurück, die manche Aehnlichkeit mit der unsrigen hat. Es war auch eine Zeit, da sich der Weltzustand durch große Ereignisse mächtig verändert hatte. Insonderheit hatten diese Ereignisse auch das Volk Israel betroffen, und einen Zustand da hervorgebracht, daß man wohl merken konnte, es gehe auf eine große Entscheidung um. In dieser Lage der Dinge trat Johannes, als der Vorläufer des Messias, mit der Botschaft auf: „Thut Buße, daß Himmelreich ist nahe herbey kommen. " Es war denn auch mit Christo eben gekommen, und Er, der jeßt sein Volk heimsuchte, Er machte diese Zeit zu einer über alles wichtigen Gnadenzeit. Sie aber dafür zu halten, dazu gehörte eine Achtsamkeit, zu welcher auch Johannes eigene Jünger von Christo selbst erst mußten angeleitet werden. Wie wir nun aber mit gutem Grunde behaupten, daß eben gegenwärtig auch eine Zeit der Heimsuchung bey uns vorhanden sey: so möchte es nöthig seyn, daß wir uns auch zur Achtsamkeit auf das ermuntern lassen, was uns in jeßiger Zeit die Heimsuchung des Herrn zu erkennen giebt........ Und also wollen wir heute reden:

Von der nöthigen Achtsamkeit auf Christi
Heimsuchung in jeßiger Zeit.

Wir sehen

1.) worauf wir unsere Achtsamkeit zu richten has ben, um zu erkennen, daß eine Zeit der Heimsuchung vorhanden sey; und dann erwågen wir

2.) welch ein Verhalten wir mit solcher Achtsamkeit verbinden müssen...

Es wäre also die Frage:

1.) worauf wir unsere Achtsamkeit zu richten has ben, um zu erkennen, daß bey uns eine Zeit der Heimsuchung vorhanden sey.

Wenn wir der jeßigen Zeit eine solche Bedeutsamkeit beylegen; so ist die Sache klar genug, und denen auch wohl bekannt, die geistliche Augen haben, die Zeichen dieser Zeit recht zu erkennen. Freilich aber verstehen es wiederum Viele nicht und haben gar keine Ahnung davon, in welch einer wichtigen Zeit wir leben. Ein Theil von diesen Leuten merkt gar nicht auf die Zeit, und Andere sehen etwa die äußerliche Gestalt der Zeitumstände an, wiefern sie auf das irdische Wohlbefinden Einfluß haben, entweder Sorgen erregen oder Hoffnung geben. Darüber hat man denn seine Gedanken; und wenn man freilich der Meynung ist, daß die Zeit eine sonderliche Be schaffenheit habe, so siehet man doch nur die äußerlichen Zeitumstände an, als wenn dieselben allein die Merkwürdigkeit der Zeit ausmachten. Aber, liebsten Freunde!

das

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das heißt die Zeit nur obenhin betrachtet und ihre wahrhaft große Bedeutsamkeit verkannt. Wenn wir recht sehen können: so werden wir etwas ganz anders noch gewahr, nämlich ein zwar geräuschloses aber kräftiges Regen und Bewegen, was auf das Geistliche zielt, und eben dieses ist das wichtigste Zeichen dieser Zeit, woran man merkt, daß jeßt der Herr sich aufgemacht hat, und das Reich Gottes, nach des Johannes Ausdruck, nahe herben kommen ist. Worauf wir da nun unsere Acht, samkeit zu lenken haben, das wollen wir von Jesu selbst im heutigen Evangelio lernen. Indem der Heiland nåmlich die Jünger des Johannes auf die Zeichen hinweisen will, woran sie merken sollen, daß die erwartete große Zeit der Heimsuchung vorhanden sey; so sagt er ihnen

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1.), die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Ausfägigen werden rein, die Tauben hören und die Todten stehen auf. “Durch solche Wunder kündigte fich dort die Zeit der Heimsuchung dem Bolke Israels an. Sie waren auch als Zeichen, woran die Tage des Meffias zu erkennen seyn sollten, schon längst durch den Propheten vorhergesagt; denn also lesen wir beym Jesaias Kap. 35,5. Alsdann werden der Blinden Augen aufs gethan werden, und der Tauben Ohren werden geöff net werden. Alsdann werden die Lahmen löken wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen.“ Mußte man nun, nach dieser Weissagung, gerade solche Wunder Wunder zur Hülfe der Elenden → von dem verheißenen Heiland erwarten; fo merkte man an der Zeit, da solche Wunder geschahen, daß jeht die.

hauspostille 1. Bd.

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große Zeit der Heimsuchung vorhanden, und, der da kom*men sollte, nunmehr gekommen sey. Ob wir nun

(aber, was unsere jeßige Zeit betrifft, zu einem ähnlichen Schlusse berechtigt find? ob wir wohl Ursach haben zu glauben, daß eben in unsern Tagen der Herr auch unter uns wirke? → Ihr möchtet sagen: woher soll man das wissen? Geschehen doch nicht mehr solche Wünder, wie dort? Wo werden bey uns Blinde durch göttliche Wunderkraft zum Schen gebracht? wo giebt es Lahme, die bloß durch göttliche Wirkung gehen? wo sind die Wun- < der, wodurch die Tauben das Gehör bekommen, Ausfähige rein und Todte lebendig werden? Allerdings, Ge= liebte! geschehen dergleichen Wunder, mur aber in höherem Verstande, gerade in unserer Zeit. Ist es denn eingeringeres Wunder, wenn Menschen, in deren Seelen és finster ist, daß sie mit sehenden Augen nicht sehen, von Dieser angebornen Blindheit des Verstandes befreyet werden? wenn sie ein geistliches Gesicht bekommen, und eine neue Welt vor ihnen aufgethan sehen? Ifts ein geringeres Wunder, wenn Menschen, von denen es heißt: „ sie haben Ohren und hören nicht“- die also taub für das Wort Gottes waren, nun sich nicht satt daran hören, weil es ihr Innerstes durchdringt? So giebt's auch ́geistlich Lahme, und solche sind wir alle von Natur, sofern wir alle ohne Kraft zum Wandel auf dem Himmelswege sind. Wenn nun dergleichen Lahmgeborne, für welche es in der ganzen Natur keine Hülfe giebt, mit Munterkeit den Weg zum Himmel gehen; ist dieß nicht auch ein Wunder und zwar ein großes Wunder zu nen

nen?

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denn die

nen? So auch die geistlich Aussähigen; Sünde ist der rechte Aussaß, der uns zum Scheusal macht und jede Lebenskraft der Seele zerstört wenn also geistlich Ausfähige, wenn Sünder, die auch selbst der Welt ein Abscheu sind, wie neugeboren, in reine heilige Menschen Gottes verwandelt werden; wer muß nicht sagen, daß dieses Wunder so viel größer als die Reinigung vom leiblichen Aussaß sey, so viel gefährlicher der geistliche Aussaß ist? — Nun aber dürfen wir ja wohl fagen, daß solche höhere Wunder Wunder an den Seelen gerade auch in unserer Zeit geschehen. Man hört es ja von allerley und den verschiedensten Orten her, daß Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen, Aussähige gereinigt werden. Ja auch die Todten stehen aufMenschen die ohne Leben aus Gott, erstorben für das Gute, da liegen wie jene Todtengebeine, die der Prophet in einem Gesichte sah (Ezech.37.), diese geistlich Todten regen sich, und erfüllen an ihrem Theil, was der Prophet dort sahe, als sich vor seinen Augen das Todtenfeld belebte. Ist dir, mein Christ, von solchen Wune dern nichts bekannt geworden? Nun freilich, fie

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werden nicht an die Glocke geschlagen, nicht auf den Märkten ausgerufen, nicht in den Tagesblättern bekannt gemacht: Wen aber der Herr werth erfindet, dem macht er seine Wunder wissend. Da gilt's denn aber aufzumerken; und die nun solches thun, und fragen dann et wa: was hat das zu bedeuten ? die mögen hieraus erken nen, daß Christus sein Volk heimzusuchen beginnt, mit hin eine Zeit, da das Reich Gottes kommt, vorhanden € 2

ist.

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