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Reisegelegenheit von Buffalo nach dem Westen.

in der Nähe des Illinois - Flusses Dich niederzulassen, diesen Fluß befahren ebenfalls Dampfschiffe. Derselbe Fall finder im Süden Statt. Auf jedem fahrbaren Flusse findest Du Dampfboote, und auf jedem als Cajütspassagier für das gezahlte Fahrgeld auch Essen, Trinken und ein Bett, während Du auf den Dampfbooten Deutschlands für jedes dieser Bedürfnisse besonders bezahlen mußt. Deßhalb reise ich auch lieber auf amerikanischenDampfschiffen, als auf deutschen, weil eben auf diesen die Fahrt durch die Ausgaben für Essen, Trinken und Schlafen sehr kostspielig wird, und fast Noth thut, die Hand beständig im Beutel zu haben. Will ich von hier aus (von Buffalo) nach Milwaukee in Wisconsin oder Chicago in Illinois fahren, was eine hübsche Strecke ist, so bezahle ich mein Passagegeld auf ein Brett und habe mich nun um gar Nichts zu bekümmern. Der Capitain muß dafür sorgen, daß seine Passagiere zur gehörigen Zeit gut essen und schlafen können, mit einem Worte sich comfortable fühlen. Diese Art zu reisen würde Dir gewiß auch weit besser gefallen, als die deutsche. Nun vielleicht wird diese Weise im lieben Deutschland, das ja schon so Manches den Freistaaten entlehnt hat, auch noch eingeführt. Wir müssen, wie in Allem, so auch hierin, das Beßte hoffen.

Dampfschifffahrt auf ihm vermehrt sich in einem Jahre ungefähr um 100, pCt. Wo in der Welt findest Du etwas Aehnliches?

Bierter Brief.

Der Niagarafall. — Manöver der Bergschotten auf kanadischem Boden. Der Tafelfelsen. Der Gang unter den Wasserfall. Die Camera obscura und das Naturalien-Cabinet, Die Ziegeninsel. Gefahr volles Abenteuer auf dem Niagara. Die Ueberreste der sechs Nationen. Beabsichtigte Translocirung derselben. Die Oneidas.

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Rede des alten Kasketomah. Rede des Kuhassen. Erwiederung Kasketomahs. Die auswandernden Oneidas.

Der gute Peter. Die Zurückgebliebenen mit ihren Missionaren, Erweckungen und Mäßigkeits - Gesellschaften.

Niagarafall.

3um zweiten Male stehe ich am Niagara, abermals und noch mehr als im J. 1836 über die majestätische Erhabenheit dieses Wunderwerkes der Natur staunend, und wenn ich das dritte, und vierte und funfzigste Mal wieder kåme, und es zum funfzigsten, Male betrachtete, ich würde immer wieder von neuer und größerer Bewunderung ergriffen werden, denn je öfterer man kommt, desto mehr Schönheiten entdeckt man. Die Bewohner dieser Ufer gestehen auch ganz offen, daß sie bei immer wiederholtem Anschauen nicht fähig wären, die Großartigkeit dieses Wunders zu fassen, und ich glaube es ihnen recht gern. Es ist hier eine Masse von Großartigkeit und Erhabenheit, wie Du sie nirgends anderswo findest und die sich sehr schwer be schreiben läßt. Hier sollte Therese reisen, die Verfasserin des ,,Falkenberg,,,Um Theetische" und anderer beliebten Schriften z hier könnte sie sentimentalisiren.

Das Brausen des Falles hatten wir in unserem letzten Nachtquartier bei einem deutschen Amerikaner, einem Gemeinde

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Der Niagarafall. Manöver der Bergschotten.

gliede des Pfarrers Keller, (letterer, 5 Meilen von Buffalo wohnend, brachte uns auf seinem Wagen nach dem Niagara), 15 Meilen von dem Falle entfernt, ganz deutlich vernommen; auf unserer Fahrt zu ihm an einem jener herrlichen Sommermorgen, wie wir sie nur in den östlichen Staaten finden, hörten wir es oft gar nicht, oft nur dumpf und undeutlich. Als wir uns aber dem in seiner unmittelbaren Nähe angelegten Städtchen nåherten, vernahmen wir das gewaltige Brausen wieder ganz deutlich, dazwischen aber ein Donnern, wie wenn schweres Geschütz abgefeuert wird, und ein Knistern und Knattern, wie wenn viele Flinten abgeschossen werden; wir konnten uns gar nicht denken was es sein könnte. Im Gasthofe erfuhren wir, daß auf der canadischen Seite hart am Falle 500 Bergschotten vor dem Lieutenant - Gouverneur Canada's manövrirten. Wir eilten nach dem Falle. Welch' ein Schauspiel! Vor uns der majestätische Fall mit seiner gewaltigen Wassermasse und dem hoch in die Lüfte steigenden, einer mächtigen Rauchsäule åhnlichen Wasserstaube, uns gegenüber auf dem schönen Plateau die kräftigen Bergschotten in ihrer Nationaltracht in vollem Manövriren. Es war, als ob der Donner der Kanonen mit dem Brausen des Falles und der Pulverdampf mit dem Wasserstaube wetteifern wollten.

Das Manöver mußte ich in der Nähe sehen. Pastor Keller und meine Frau blieben auf dem amerikanischen Ufer zurück. Ich stieg die tiefe Treppe hinab und ließ mich über den Niagara sehen. Die ersten Menschen, denen ich begegnete, waren zwei Bergschotten, die als Vorposten ausgestellt waren. Ich kam zu spåt. Das Mandver war eben beendigt. Der Donner der Kanonen hatte aufgehört, der Pulverdampf war verflogen, aber der Fall brauste fort und die mächtigen Schaumwolken stiegen nach wie vor in die Höhe. Nachdem ich die verschiedenen Waffengattungen für mich inspicirt und an der gefålligen, herzerhebenden schottischen Musik mich ergözt hatte, betrachtete ich den Fall von dieser Seite. Hier ist er breiter, ungebrochener und erhabener; besonders schön ist die Aussicht vom Tafelfelfen. Doch diese Aussicht allein genießen ist halber Genuß. Ich ließ mich wieder nach dem Vereinigten Staaten-Ufer übersetzen, um den Amtsbruder und meine Frau zu holen, damit sie sich

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mit mir freuen möchten. Von der Uferbank aus scheint die Ueberfahrt über den nun zu einer Breite von 1200 Fuß zusammengedrängten Fluß sehr gefährlich zu sein, da die Strömung noch stark ist und das ziemlich große Boot, das recht klein ausfieht, wie eine Nußschale zu tanzen scheint; allein sie scheint nur fo. Die Bootsleute sind tüchtige, kräftige und mit dem Wasser vertraute Månner und rudern mit großer Gewandtheit und Sicherheit. Wegen der Strömung müssen sie dem Falle ziemlich nahe zurudern, was nur angenehm ist, da man dadurch beide Fälle und den dunklen Fuß recht genau betrachten kann. Furcht braucht man nicht zu haben bei der Ueberfahrt, aber still muß man fißen.

Das Erste nun, was wir besuchten, war der Tafelfelsen. Von ihm aus hat man die herrlichste Aussicht sowohl auf die mit hohem Walde geschmückten Ufer und die furchtbar sich drångenden Gewässer oberhalb des Falles, als auch auf den daran Liegenden sogenannten Hufeisenfall (Horse Shoe)*), vom Rande des Felsens kann man senkrecht in den Abgrund hinabschauen, in welchen der Strom sich hinabstürzt. Die Höhe des Falles an dieser Seite soll 154 Fuß senkrecht sein, und seine Breite 2376 Fuß betragen. Die Farbe des Wassers ist bei dem senkrechten Sturze an den Felsen hinab oft dunkelgrün, oft glån zend weiß wie Schaum, und zeigt nach der Beschaffenheit der Atmosphäre und dem Stande der Sonne oder des Windes tausendfach verschiedenes Farbenspiel. Unmittelbar unter dem Falle sieht man dicke Wassermassen, runden Haufen gleich, aufschwellen, dann plößlich oben bersten und den schåumenden Wasserstrahl erstaunlich hoch hinaufsprißen, und so wie eine vergeht, erheben sich neue, und zerplaßen wie die vorigen. Die Regenbogen werden nur Nachmittags gesehen; dann aber in einer Pracht und Schönheit, wie man sie nirgends anderswo schöner finden kann. Reisende sollten diese Stelle so oft, wie sie können, besuchen.

Wir stiegen, um das Herabstürzen der Wassermasse von

*) Jegt, da der Rand des Falles aufgehört hat eine Krümmung zu sein, bildet er einen mäßig spigen Winkel, Der Name Hufeisen ist also nicht mehr passend.

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Der Gang unter den Wasserfall.

unten zu sehen, die nur eine kurze Strecke vom Tafelfelsen entfernte, von einem langen Maste getragene Wendeltreppe hinab. Unten angekommen gingen wir den durch herabgefallene, lose Steine gebildeten und daher ziemlich rauhen Weg, der sich am Fuße des Ubhanges zwischen Felsen durchwindet, bis zu einem großen Felsen, der hart am Rande des Flusses liegt. Er ist vor etwa 23 Jahren unter entseßlichem Getös herabgestürzt, gegen 15 Fuß lang und 8 Fuß dick. Diesen erklommen wir mit Hülfe einer Leiter, und von ihm aus genossen wir die köstlichste Ansicht der Fälle, die man haben kann. Ich wollte das schöne Schauspiel, das ich bei meinem ersten Besuche 1836 genossen hatte, die furchtbare Wassermasse über mich hinwegstürzen zu sehen, abermals genießen und verfolgte den unter den Fall führenden Weg so weit wie möglich. Als ich nicht weiter vordringen konnte, wendete ich mich mit dem Gesicht nach dem Falle, mußte aber meine ganze Kraft zusammennehmen, um meinen Standpunkt zu behaupten. Aber welch' ein Schauspiel! Es ist wahr, es ist etwas Imposantes, das sich gar nicht beschreiben läßt, diese furchtbare 12 bis 15 Fuß dicke Wassermasse über sich hinstürzen zu sehen. Man glaubt, daß sie jeden Augenblick sich zu ergießen aufhören müsse, und fort und fort stürzt sie nieder und hört nimmer auf zu stürzen. Lange jedoch konnte ich nicht verweilen; denn der Athem wollte mir vergehen wegen des heftigen Windes, der durch das beständige Herabstürzen der Wassermasse erzeugt wird und wegen des gewaltigen Schaumes, der immerwährend und mit großer Gewalt in die Höhe getrieben wird und den Beschauer noch überdieß bis auf die Haut durchnäßt. Der Rückweg wurde mir schwerer, als der Hinweg, aber glücklich zurückgelegt. Ich rathe Keinem, der im Mindesten furchtsam ist oder schwache Lungen hat, unter den Fall zu gehen; seine Neugierde könnte er mit dem Theuersten, dem Leben bezahlen müssen. Ich freute mich gar sehr, als ich Gottes Sonne wieder erblickte und wieder frei athmen konnte.

Wir stiegen die Wendeltreppe hinauf und stårkten uns zum weitern Ab- und Aufsteigen in dem geräumigen und gut eingerichteten Wirthshause, dessen Besitzer die Treppe hat anlegen lassen. Dann besuchten wir die Camera obscura und das

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