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I.

Sonn-, Fest- und Bußtagspredigten.

Am ersten Sonntage des Advents.

HErr JEsu, so hältst Du denn heute wieder am Anfange eines neuen Kirchenjahres Deinen Einzug in Deine Kirche auf Erden. Allenthalben, wo Dein Wort verkündigt wird, kommst Du heute aufs neue und bringst allen Sündern neue Gnade, allen Betrübten neuen Trost, allen Schwachen neue Kraft, allen Verzagten neue Hoffnung. O daß nun auch heute ein jeder unter uns, über Deinen Einzug mit Freuden erfüllt, Dich nicht nur selbst mit Freuden aufnehmen, sondern Dir auch mit allen Deinen treuen. Reichsgenossen zu Deinem Einzug aus der Tiefe seines Herzens glückwünschen und ein brünstiges Hosianna Dir zurufen möchte! Findest Du aber heute auch unter uns noch solche Herzen, die gegen das Kommen Deines seligen Reiches in diese unselige Welt noch gleichgiltig sind, o so erbarme Dich ihrer und gehe heut nicht an ihnen vorüber, sondern suche sie heim und erleuchte fie und wecke sie auf, daß sie diesen ihren traurigen Zustand mit Schrecken erkennen, und entzünde sie durch das himmlische Feuer Deines Wortes, daß auch sie noch Deines Reiches wahre lebendige Glieder, Freunde und Gehilfen werden. O HErr, hilf, o HErr, laß wohl gelingen! Amen.

Text: Matth. 21, 1-9.

Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage an den Oelberg, sandte JEsus seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch lieget, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden, und ein Füllen bei ihr, löset sie auf und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der HErr bedarf ihr, so bald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion, siehe, dein König kommt zu dir sanstmüthig, und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin, und thaten, wie ihnen JEsus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf, und seßten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg. Die andern hieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgete, schrie und sprach: Hosianna dem Sohne Davids; gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! Hosianna in der Höhe!

Zweierlei wird uns, meine Zuhörer, in diesem verlesenen ersten AdventsEvangelium vor Augen gestellt: ein königlicher Einzug, welchen Christus einst hielt, und zum andern der große Eifer, den sowohl die Jünger, als viel Volks bewies, Christi Einzug zu verherrlichen und zu fördern.

Welche Bedeutung hatte es nun erstlich, daß Christus einst durch die Thore Jerusalems so feierlich einzog und sich hierbei königliche Ehren erweisen ließ? Es bedeutete dies, daß Christus wirklich ein König sei, und nun im Begriff sei, sein Reich einzunehmen. Daß aber Christus so verächtlich vor der Welt einzog, ohne alle königliche Pracht, nicht auf einem stolzen Streitroß, sondern auf einem gemeinen Lastthiere, nicht unter dem Klirren blinkender Waffen, sondern unter Vortragung grüner Palmzweige, nicht in Begleitung eines Kriegsheeres, sondern umgeben von einer Menge meist armen Volkes, dies bedeutete, daß Christus kein weltlicher, sondern ein geistlicher König sein wolle und daß sein Reich nicht ein Reich von dieser Welt, sondern ein geistliches, ein Reich der Wahrheit und zwar ein Creuzreich sein werde. Zugleich sollte aber auch dieser sichtbare Einzug Christi durch die Thore Jerusalems ein weissagendes Bild davon sein, daß Christus von nun an, mit dem Anfange jedes neuen Jahres seiner Reichsregierung, durch Wort und Sacrament unsichtbar seinen Einzug durch die Thore des neutestamentlichen Jerusalems, d. i., seiner heiligen christlichen Kirche, halten werde. Daher denn auch die Kirche schon vor Alters gerade unser heutiges Evangelium zum Predigttert für den Anfang jedes neuen Kirchenjahres ausgewählt und verordnet hat.

Doch, meine Lieben, daß die Jünger Christum bei seinem Einzuge einst begleiteten, und daß ein großes Volk aus Jerusalem ihm entgegenzog, seinen Weg schmückte und endlich in den Glückwunsch ausbrach: „Hosianna dem Sohne Davids; gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! Hosianna in der Höhe!"— auch dies war nicht ohne eine wichtige Bedeutung für alle künftige Zeiten. Es bedeutete dies nemlich, daß nur diejenigen Christi wahre Reichsgenossen seien, welche mit einem brünstigen Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi in dieser Welt erfüllt sind.

Da nun an dem heutigen Tage gewöhnlich vor allem von Christi Einzug gehandelt wird, so laßt uns heute einmal unser Augenmerk vor allem auf den Eifer des ihm entgegen und mit ihm einziehenden Volkes richten. Der Gegenstand unserer Betrachtung sei daher:

Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Chrifti auf Erden
ein nöthiges Kennzeichen seiner wahren Reichsgenoffen.

Laßt mich hierbei zeigen:

1. worin ein solcher Eifer bestehe und wie er sich offenbare und

2. warum derselbe ein so nöthiges Kennzeichen der wah= ren Reichsgenossen Christi sei.

I.

Daß, meine Lieben, einst nicht nur die Apostel, sondern auch viele Andere aus dem Volke von einem großen Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi erfüllt waren, dies ist nach unserem heutigen Terte durchaus unleugbar. Kaum hatte sich in Jerusalem die Nachricht verbreitet, daß Christus soeben im Begriffe sei, seinen königlichen Einzug in die Stadt zu halten und nun endlich die Regierung seines messianischen Reiches anzutreten, da eilten, von Gott erweckt, sogleich ganze Schaaren aus der Stadt, welche, sobald sie Christi ansichtig wurden, ihm zuriefen: „Hosianna dem Sohne Davids!" was auf deutsch so viel heißt, als: O hilf doch dem Sohne Davids! Ihr Hosianna-Rufen war daher nichts anderes, als ein brünstiger betender Glückwunsch für Christum zu dem nunmehrigen Antritt seiner Regierung. Sie wollten sagen: O HErr, laß es doch diesem unserem königlichen Messias gelingen, alle seine vielen listigen, mächtigen und grausamen Feinde zu überwinden, sein Reich immer weiter und weiter auszubreiten und es glücklich und im Segen zu regieren. Sie sehen daher auch hinzu: „Gelobet", oder, was hier dasselbe ist, gesegnet,,sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! Hosianna in der Höhe!" Dieser Eifer war aber nicht nur in ihrem Herzen und in ihrem Munde; sie beweisen denselben vielmehr, so gut sie es in diesem Augenblicke können, auch durch die That. Um nemlich Christi Einzug zu verherrlichen und zu fördern, ziehen die einen nun auch ihre Oberkleider aus und breiten sie auf den Weg, während die anderen, die eines Oberkleides ermangelt haben mögen, Zweige von den Bäumen hauen und auf den Weg streuen.

Sehet da das Bild solcher Menschen, welche mit Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi auf Erden erfüllt sind: sie haben erstlich ein für dasselbe brennendes Herz, und offenbaren dies auch zum andern durch thätige Theilnahme an der Förderung desselben mit Worten und Werken.

Das Erste, worauf es hier vor allem ankommt, ist also das Herz. Mancher meint wohl, wenn er nicht, wie die atheistische Welt, lieber wollte, daß alle Kirchen und religiösen Schulen dem Erdboden gleich gemacht würden; wenn er sich vielmehr selbst zu einer christlichen Gemeinde halte, fleißig zur Kirche gehe und seine Kinder in eine christliche Schule schicke, wenn er zur Erhaltung von Kirche und Schule seinen regelmäßigen Beitrag gebe, oder wenn er wohl gar bedeutende Summen für kirchliche Zwecke opfere: dann könne ihm gewiß niemand jenen Eifer für den glücklichen Fortgang des Reiches Christi auf Erden absprechen. Es ist dies aber ein großer Irrthum. Bei diesem allem kann es einem Menschen dennoch an jenem Eifer noch gänzlich fehlen. „Wenn ich alle meine Habe den Armen

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