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was sie nicht zusammenreimen kann, das kann auch nicht wahr sein; der macht sich selbst zu Gott und macht sich durch eine solche Behauptung nur lächerlich, da es ja tausenderlei Dinge selbst in der sichtbaren Welt gibt, die jeder Mensch wohl sieht und darum glauben muß, und die er doch nicht begreifen und erklären kann. Gibt nun aber ein vernünftiger Mensch zu, daß seine Vernunft ihre Grenzen habe, wie darf er sich also wundern oder daran stoßen, daß in einer Religion, die eine göttliche Offenbarung sein soll, tausenderlei unbegreifliche Geheimnisse sich finden? Muß nicht vielmehr ein vernünftiger Mensch also schließen: Gerade, wenn in der Bibel keine unbegreiflichen Geheimnisse enthalten wären, gerade dann müßte ich zweifeln, ob die Bibel eine besondere Offenbarung Gottes sei, denn wozu wäre eine Bibel nöthig, wenn darin nicht mehr stünde, als was uns schon die Vernunft sagen könnte? Ein jeder vernünftige Mensch muß es zugeben, daß etwas über die Vernunft sein könne, ohne wider die Vernunft zu sein. Wer stößt sich daran, daß man eine Musik nicht sehen und daß man den Sonnenschein nicht hören kann? Warum will man sich also daran stoßen, daß die Vernunft, eine so herrliche Gabe sie auch sonst ist, doch nicht dazu da ist, daß der Mensch Gott und seine Geheimnisse begreife?

Ja, noch mehr! Will ein Mensch die Geheimnisse der Bibel nicht glauben, so muß er noch viel unbegreiflichere Geheimnisse glauben. Wäre es nicht viel unbegreiflicher, wenn es keinen Gott gäbe, und die Welt aus sich selbst durch Zufall entstanden wäre, als daß es nach der Bibel einen Gott gibt, der die Welt erschaffen hat? Wäre es nicht viel unbegreiflicher, wenn es keine Vorsehung gäbe und wenn sich die Welt selbst erhielte und regierte, als daß es nach der Bibel eine göttliche Vorsehung gibt, die alles erhält und aufs weiseste regiert? Wäre es nicht viel unbegreiflicher, wenn sich Gott den Menschen nicht geoffenbart, sondern sie gleichsam als Waisen auf die Erde wie in die Fremde verstoßen hätte, da sie doch eine Offenbarung Gottes so sehr bedürfen, als daß sich Gott nach der Bibel den Menschen. geoffenbart und ihnen einen deutlichen Aufschluß über Zeit und Ewigkeit gegeben und einen sicheren Weg zur Seligkeit gezeigt hat? Wäre es nicht viel unbegreiflicher, wenn Gott den Menschen nur für diese kurze Zeit geschaffen hätte, wenn es kein ewiges Leben, keine Vergeltung, kein Gericht, feinen Himmel und keine Hölle gäbe, als daß es dies alles nach der Offenbarung der Schrift gibt? Wäre es endlich nicht viel unbegreiflicher, wenn Gott den Menschen um ein paar elender, sogenannter guter Werke in der kurzen Lebenszeit willen ewig selig machte, als daß Gott den Menschen nach der heiligen Schrift aus bloßer Gnade durch den Glauben an seinen lieben Sohn, der für alle Menschen gelitten hat, selig machen will?

Ihr sehet, meine Lieben, die Glaubensartikel der Ungläubigen sind viel

unbegreiflicher, als die Glaubensartikel des Evangeliums; auch in der Hochschäzung der Vernunft kann also der Unglaube seinen wahren Grund nicht haben. Welches ist denn nun seine wahre Quelle? Davon laßt mich nun zweitens einiges hinzuseßen.

II.

Wenn, meine Lieben, Christus zu Anfang unseres Evangeliums spricht: Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?" so bezeugt hiermit Christus, daß die Ursache davon, daß die Juden nicht an sein Evangelium glaubten, nicht in einem Mangel dieses seines Evangeliums zu suchen sei, denn niemand könne ihn erstlich einer Sünde zeihen, auch rede er nur unleugbare Wahrheit. Die wahre Quelle ihres Unglaubens gibt aber sodann Christus selbst mit den Worten an: „Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort: darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott." Christus will hiermit sagen: Wer göttlich gesinnt ist, der nimmt auch gewiß die göttliche Wahrheit, die ich predige, mit Freuden an; weil ihr aber nicht göttlich gesinnt seid, weil ihr boshaft seid, weil ihr ein böses Herz habt, weil ihr die Sünde und Finsterniß lieb habt und nicht lassen wollet, darum höret ihr mein Wort nicht, darum wollt ihr mir nicht glauben.

Hier haben wir, meine Lieben, den ersten Wink Christi, wo wir die wahre Quelle des Unglaubens zu suchen haben, nicht allein in den Juden, sondern in allen, die die Bibel, und insonderheit das theure Evangelium von Christo verwerfen. Wir haben sie hiernach nirgends anders zu suchen, als in der Menschen verderbten Herzen. Gott hat sein Wort nicht so gegeben, daß es ein Mensch desto eher annehmen könnte, je klüger, je gebildeter, je gelehrter er ist, sondern je mehr sein verderbtes Herz verändert ist. Christi Evangelium ist so beschaffen, daß, wer es annehmen will, dann alle eigne Weisheit für Thorheit halten, alle eigene Gerechtigkeit für ein unfläthiges Kleid erkennen, Gott allein die Ehre in allem geben und vor der Welt ein Narr werden muß. Christi Evangelium sezt bei allen, die daran glauben, Armuth des Geistes, Zerknirschung des Herzens, Verleugnung alles eignen Lichts, alles Ruhmes von Wissenschaft und Kunst, aller eignen Würdigkeit, Ehre, Kraft, Tugend und guter Werke voraus; es erfordert gründliche Veränderung nicht nur des Lebens und des äußerlichen Wandels, sondern des ganzen Herzens und Sinnes, mit allen seinen Gedanken, Wünschen, Begierden und Kräften; es erfordert bei dem größten Eifer in der Heiligung vor allem die vor der Welt allerverächtlichste Tugend, die Demuth. Es erfordert die Reinigung von allem weltlichen, eitlen, irdischen Sinn und eine Wiedergeburt der Seele zu einem geistlichen, göttlichen,

himmlischen Sinn. Das, das war die Ursache, warum einst die Juden von Christo, ihrem verheißenen Messias, nichts wissen wollten, und das ist noch jezt die wahre Ursache alles Unglaubens: daß nemlich das Herz des Menschen von Natur ein Grauen vor der Veränderung hat, die das Evangelium von Christo erfordert; daß das Herz von Natur das liebt, was es bei Annahme des Evangeliums hassen müßte, und daß das Evangelium alles zu Schanden macht, worauf der Mensch von Natur stolz ist.

Könnten die Ungläubigen ihren Stolz überwinden, könnten sie die Liebe des Jrdischen sich aus dem Herzen reißen, könnten sie der Sünde Abschied geben, so würden bald alle ihre Scrupel wegen der Göttlichkeit der Bibel und insonderheit des Evangeliums verschwunden sein.

Doch Christus gibt uns hierbei noch einen Wink in unserm Evangelio, wenn er darin zu den ungläubigen Juden spricht: „Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprechet, er sei euer Gott; und kennet ihn nicht." Christus erklärt hiermit den Juden, daß sie ganz blind seien, daß sie wohl viel von Gott als ihrem Vater redeten, daß sie ihn aber nicht kenneten, und das sei die Ursache, warum sie nicht an ihn, den Sohn des Vaters, glauben wollten. Hier erfahren wir die zweite wahre Ursache des Unglaubens, es ist die natürliche Blindheit aller Menschen.

Christi Evangelium ist nemlich so beschaffen, daß es kein natürlicher Mensch fassen und begreifen kann, daß es ihm vielmehr als eine Thorheit vorkommen muß. Soll ein Mensch daran glauben, so muß ihn erst Gott erleuchten; er muß ihm nemlich vor allem sein Sündenelend aufdecken; er muß ihm offenbar machen, daß alle menschliche natürliche Gerechtigkeit und Ehrbarkeit vor Gott nichts tauge; er muß ihm erst dadurch zeigen, wie sehr er eines Heilandes bedürfe, wie schwerlich er nemlich Gott beleidigt und erzürnet habe mit seinen Sünden, und wie er Gott selbst nicht wieder verföhnen und alsó sich selbst selig machen könne. Wird der Mensch von der Blindheit über sein sündliches Herz geheilt, wird es in ihm darüber Licht, daß er ein verirrter und verlorner Sünder sei, dann ist das größte Hinderniß des Unglaubens gefallen, dann findet auch der Weiseste und Klügste dieser Welt, auch der vormals Selbstgerechteste, auch der vormals ärgste Verächter und Spötter, das Evangelium so voll Weisheit, voll Trost, voll Kraft, voll Seligkeit, so erhaben und doch so lieblich, so geheimnißvoll und doch so passend für sich, daß dann alle Zweifel schwinden; der Mensch fällt dann als ein beschämter Sünder, wie Thomas, Christo zu den Füßen, und ruft, durch die Kraft der göttlichen Wahrheit überwunden, wohl mit bitteren Reuethränen aus: „Mein HErr, und mein Gott!"

Lasset euch darum nicht irre machen, meine Lieben, wenn ihr so viele Weise und Kluge dieser Welt das Evangelium verachten sehet. Sucht diese

Verachtung nicht in einem Mangel des Evangeliums, sondern in der Verderbtheit und Blindheit des menschlichen Herzens. Werdet ihr aber selbst vom Unglauben angefochten, so sucht euch nicht zu entschuldigen, sondern bittet Gott um ein neues Herz, bittet ihn um seinen Heiligen Geist, so werdet ihr bald mit dem Schifflein eures Herzens durch das stürmische Meer des Zweifels glücklich hindurch segeln, und endlich in den stillen, ruhigen Hafen des Glaubens einlaufen und da den Anker eurer Hoffnung auf den Felsengrund der göttlichen Verheißung werfen, bis ihr ankommt an den Ufern einer seligen Ewigkeit.

Das helfe uns allen Gott durch JEsum Christum. Amen.

Am Gründonnerstage.

HErr JEsu, um uns Sünder selig zu machen, war es Dir nicht genug, uns durch Hinopferung Deines Leibes und Blutes auf dem Altare des Creuzes mit Deinem Vater zu versöhnen, Du hast auch ein Gedächtniß dieser Deiner Wunder gestiftet, in welchem Du uns mit diesem Deinem für uns geopferten Leibe und Blute speisest und tränkest, damit niemand zweifeln könne, daß auch er Theil habe an Deiner Versöhnung. O Du gnädiger und barmherziger HErr, so hilf denn, daß wir den heutigen Tag, an welchem Du einst jenes Himmelsmahl auf Erden gestiftet hast, Dir zu Lob und Ehren, uns zu Heil und Segen auch würdiglich begehen. Verwandle darum heute in uns alles todte Wissen hiervon in eine lebendige Erkenntniß und alle Gleichgiltigkeit dagegen in ein heiliges Hungern und Dürsten darnach, auf daß wir allezeit als Dir angenehme Gäste an Deiner Gnadentafel erscheinen, Deinen Leib und Dein Blut allezeit würdig genießen und dadurch allezeit unser Glaube gestärkt, unsere Liebe entzündet, unsere Hoffnung befestigt, unser Leib und unsere Seele mit Freude erfüllt, erquickt, geheiligt und zugerüstet werde zur seligen Heimfahrt. Dort aber laß uns theilnehmen auch an Deinem himmlischen Hochzeitsmahl, da Freude die Fülle sein wird und liebliches Wesen zu Deiner Rechten immer und ewiglich. Amen.

Text: 1 Kor. 11, 23-26.

Ich habe es von dem HErrn empfangen, das ich euch gegeben habe. Denn der HErr JEsus in der Nacht, da er verrathen ward, nahm er das Brod, dankete, und brachs, und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches thut zu meinem Gedächtniß. Desselbigen gleichen auch den Kelch, nach dem Abendmahl, und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches thut, so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtniß. Denn so oft ihr von diesem Brod esset, und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des HErrn Tod verkündigen, bis daß er kommt.

Geliebte Brüder und Schwestern in dem HErrn JEsu!

So ist denn heut der Tag wiedergekehrt, an welchem Christus einst das heilige, Abendmahl einseßte. O welch ein wichtiger, heiliger, seliger Tag des ganzen Kirchenjahres ist daher der heutige Donnerstag! Welch ein Tag der Gnade! Er ist es wahrlich werth, von der ganzen Christenheit auf Erden mit tiefster Andacht, in heiliger Stille und Herzenseinkehr gefeiert zu werden.

Leider gibt es jedoch namentlich in unseren Tagen in der Christenheit nur allzu viele, welche gerade den heutigen Tag für einen nicht eben sonderlich wichtigen ansehen und daher zur Feier desselben die Arbeiten ihres irdischen Berufes kaum auf einige Stunden zu unterbrechen sich entschließen können. Selbst unter uns Lutheranern, denen doch Gott vor anderen die reine Erkenntniß vom heiligen Abendmahle aus großer Gnade geschenkt hat, selbst unter uns zeigt sich bei nicht wenigen eine nur allzu große Geringachtung gerade des heutigen Tages. Denn, sagt selbst, warum ist heute das Haus des HErrn nicht ebenso gefüllt, als es am nächsten heiligen Ostertag gefüllt sein wird? Ohne Zweifel darum, weil man die Einsegung des heiligen Abendmahls, welche heute begangen wird, für eine Sache von nicht eben großer Bedeutung ansieht.

Oder großen Verblendung! O des großen, beweinenswürdigen Undanks ! Es ist ja freilich wahr: Die Einsehung des heiligen Abendmahls gehört nicht zu den großen Thaten Gottes zur Erlösung der Sünderwelt, wie die Geburt JEsu Christi, welche zu Weihnachten, wie sein Leiden und Sterben, welches am heiligen Charfreitag, und wie seine Auferstehung von den Todten, welche am Osterfeste gefeiert wird; allein darum ist die Einseßung des heiligen Abendmahls nicht weniger wichtig. Denn, sagt selbst, was hülfe es uns, daß Christus der ganzen Sünderwelt durch sein Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen Gottes Gnade erworben hat, wenn es keine Gnadenmittel gäbe, durch die uns diese uns erworbene Gnade Gottes angeboten, zugeeignet, dargereicht und versiegelt würde? Was hülfe uns ein Heiland, der gen Himmel gefahren ist und sich zur Rechten Gottes gesezt hat, wenn es nichts gäbe, womit er gleichsam wie mit seinen Händen seine Gnadengüter uns vom Himmel auf die Erde herab reichte? Wie könnte ohne göttliche Gebe- und Schenkungsmittel irgend ein Mensch in der Welt dessen je gewiß werden, daß Christi allgemeine Verföhnung und Erlösung sein sei? wie könnte dann irgend ein Mensch in der Welt jemals mit jenem frommen Dichter in göttlicher Gewißheit triumphirend ausrufen:

Ich weiß es, ich weiß es, und will es behalten,
So wahr Gottes Hände das Reich noch verwalten,
So wahr Gottes Sonne am Himmel noch prangt,
So wahr hab ich Sünder Vergebung erlangt! ·

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