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die er uns damit anbietet, darreicht, zueignet und versiegelt; wie denn schon ein Jahrtausend vorher im Hohenliede unseres himmlischen Bräutigams süße Stimme erschallte: Esset, meine Lieben, und trinket, meine Freunde, und werdet trunken.“

II.

Doch, meine Lieben, der heilige Apostel Paulus sett zu Christi Worten aus Erleuchtung des Heiligen Geistes noch dieses hinzu: „Denn so oft ihr von diesem Brode effet, und von diesem Kelche trinket, sollt ihr des HErrn Tod verkündigen, bis daß er kommt." Und hiermit gibt denn der Apostel eine zweite Forderung an, welche an alle diejenigen ergeht, die im heiligen Abendmahle Christi Leib und Blut genießen. Davon laßt mich daher nun noch zweitens kürzlich zu euch sprechen.

Fordert, meine Lieben, der Apostel von allen Communicanten, daß sie bei ihrem Abendmahlsgenuß den Tod des HErrn auch verkündigen“ sollen, so fordert er von ihnen offenbar erstlich dieses, daß sie das heilige Abendmahl, obwohl vor allem um ihrer selbst willen, doch auch um ihres Nächsten, um ihrer Brüder und um der Welt willen feiern, ihnen allen nemlich dadurch den Versöhnungstod des HErrn predigen und anpreisen sollen. Der Altar, an welchem das heilige Abendmahl gefeiert wird, soll also gleichjam die Canzel der Laien sein, auf welcher auch sie als rechte geistliche Priester erscheinen sollen, zu verkündigen die Tugenden deß, der sie berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht. Hat der Prediger seine Predigt auf der Canzel geendigt, dann soll aus der Zuhörerschaft die gläubige Gemeinde auftreten, und nun sie durch den öffentlichen Genuß des heiligen Abendmahls den ihr mit Worten gepredigten gecreuzigten Christus vor aller Welt auch mit der That verkündigen, und damit bekunden, daß sie Christi Kirche sei. Hätte nemlich Christus nur das Amt des Predigens und nicht auch das der heiligen Sacramente eingeseßt, so könnte ja niemand wissen, wo denn die Kirche oder die Gemeinde der Gläubigen, zu der er sich zu halten habe, zu finden sei; denn die Predigt hören auch die, welche keine Gläubigen sein wollen und denen der gecreuzigte Christus noch eine Thorheit und ein Aergerniß ist. Wie daher diejenigen, die durch die Predigt des Evangeliums zum Glauben an Christum gekommen sind, schon durch die Taufe öffentlich aus der Welt heraus treten, in die Kirche der Gläubigen eintreten und Christo ewige Treue schwören, so sollen nun auch die Getauften immer und immer wieder am Altare des HErrn erscheinen, und damit bezeugen, daß sie ihres Bundes noch eingedenk und ihm treu gebliebene Jünger des Gecreuzigten, daß also hier seine Kirche sei.

Wie gern sollten wir daher fleißig zum heiligen Abendmahle gehen!

Wie sollte gerade in unserer Unglaubenszeit uns dazu schon das antreiben, daß wir, so oft wir zum Tisch des HErrn treten, nicht nur unseren Brüdern, sondern auch der ungläubigen Welt den Tod des HErrn verkündigen, und es ihr so wissen lassen, daß die Kirche des Gecreuzigten noch nicht verschwunden, noch nicht ausgestorben, noch nicht untergegangen sei, sondern daß es noch immer Herzen gebe, die an ihn glauben, in ihm ihre Seligkeit finden und ihn lieben als ihr höchstes Gut! Die Gesinnung, mit welcher wir zum Altare eilen, sollte also die sein, welche ein neuerer Dichter mit den Worten ausgedrückt hat:

Wenn alle untreu werden,

So bleib ich dir doch treu,
Daß Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.

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Doch, meine Lieben, wenn der Apostel in unserem Terte schreibt: „So oft ihr von diesem Brode esset, und von diesem Kelche trinket, sollt ihr des HErrn Tod verkündigen, bis daß er kommt", wenn er also den Abendmahlsgenuß zugleich für eine gemeinschaftliche Glaubens that und für ein gemeinschaftliches thatsächliches Glaubens bekenntniß erklärt, so fordert er damit zugleich von uns zum andern, daß wir das heilige Abendmahl nur mit denen feiern sollen, die mit uns einen und denselben Glauben bekennen. Wäre das heilige Abendmahl nur zu dem Zwecke eingeseßt, daß wir darin den wahren Leib Christi mit unserem Munde essen und sein wahres Blut mit unserem Munde trinken, so könnten und sollten wir es freilich allenthalben genießen, wo immer dasselbe nach Christi Einseßung richtig vollzogen wird. Paulus sagt, daß wir dadurch den Tod des HErrn verkündigen“ d. h. bekennen sollen, so wäre es ja offenbar wider Christi Willen, wenn wir es da feiern wollten, wo unserem Glaubensbekenntniß widersprochen wird.

"

Das heilige Abendmahl ist, wo immer es gefeiert werden mag, die Fahne und das Panier des Glaubens der Kirche oder Gemeinde, in deren Mitte man es genießt. Wie man sich nun auf die Seite der Armee stellt, zu deren Fahne man sich hält und um deren Friedens- und Kriegs-Panier man sich mit schaart, so stellt sich auch jeder Christ auf die Seite der Gemeinde, in deren Mitte und Gemeinschaft er das heilige Abendmahl mitgenießt; bekennt nun die Gemeinde den rechten Glauben, so bekennt denselben auch der Communicant mit ihr, bekennt aber die Gemeinde einen. falschen Glauben, so bekennt der Communicant auch diesen mit ihr, den rechten hingegen öffentlich thatsächlich verleugnend.

Wohlan denn, meine theuren Brüder und Schwestern in Christo JEsu, laßt uns in dieser Zeit, in welcher so viele das selige Geheimniß des heiligen

Abendmahls nicht mehr glauben und es für nichts weiter, als für eine be deutungsvolle Ceremonie ansehen, wider alle Einwürfe unserer Vernunft. fest halten an den Worten des allmächtigen und wahrhaftigen Heilandes: „Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird“; aber laßt uns heut, am Tage der Stiftung dieses heiligen Mahles, auch die doppelte Forderung, welche an alle diejenigen ergeht, die in diesem Mahle Christi wahren Leib und Christi wahres Blut genießen, tief in unser Herz schreiben. Vor unserer Seele stehe daher, so oft wir uns zum Tische des HErrn nahen, das Wort des HErrn: „Solches thut zu meinem Gedächtniß"; und laßt uns daher den Genuß dieses Sacramentes nicht für ein Werk ansehen, das Gott schon gefalle, wenn wir es nur äußerlich thun, sondern dabei Christi gedenken und zwar im Glauben gedenken! Vor unserer Seele stehe aber auch dabei allezeit das Wort des Apostels: „Denn so oft ihr von diesem Brode esset, und von diesem Kelche trinket, sollt ihr des HErrn Tod verkündigen", und laßt uns daher, so oft wir dem Altare nahen, als Bekenner des Gecreuzigten vor der Welt, als rechte geistliche Priester erscheinen, die da verkündigen die Tugenden deß, der sie berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Lichte. Zugleich laßt uns aber auch um dieses Glaubenspanier nicht in der falschen Kirche, sondern nur da uns schaaren, wo der wahre Christus, das ist, sein ganzes Evangelium, rein und lauter, ohne Verstümmelung und Zuthat bekannt und gepredigt wird. —

Nun, bis hieher hat der treue Gott uns sein theures werthes Abendmahl rein und lauter erhalten, o laßt uns erkennen, welchen hohen himmlischen Schaß wir darin besißen, ihn über alles Geld und Gut der Welt theuer und werth achten, allezeit recht gebrauchen, und endlich auch unablässig gemeinschaftlich beten:

Ach bleib bei uns, HErr JEsu Christ,
Weil es nun Abend worden ist,

Dein göttlich Wort, das helle Licht,

Laß ja bei uns auslöschen nicht.

In dieser lez'n betrübten Zeit
Verleih uns, HErr, Beständigkeit,

Daß wir dein Wort und Sacrament

Rein b'halten bis an unser End. Amen.

Der ist es, der mich tröst't,
Weil er mich hat erlös't;
Was ich gesündigt habe,

Hat er verscharrt im Grabe,

Da hat er es verschlossen,

Da wird's auch bleiben müssen.“

Was wundert ihr euch also, ihr Kinder dieser Welt, daß wir Christen bekennen wir sind bei Gott in Gnaden, wir sind gerecht? Was wundert ihr euch? Könnte doch die ganze Welt mit uns triumphiren, so sie nur erkennen wollte, was heute auch zu ihrem Heile geschah! Christus war ja der Bürge der ganzen Welt; als er litt, da war es nicht anders, als ob die ganze Welt mit ihm für ihre Sünden büßte; als er um der Sünde der Welt willen, die er auf sich genommen, von Gott verurtheilt und endlich in den Schuldthurm des Todes geworfen wurde, da war es nicht anders, als ob die ganze Sünderwelt in ihm verurtheilt und in den Kerker geworfen würde; und als endlich Gott der Vater zu Christo sprach: „Gehe heraus, du bist frei!" und er voll Himmelsglanz aus dem Grabe erstand, da erstand in ihm, los und ledig ihrer Schuld, die ganze Sünderwelt, deren Bürge und Stellvertreter der Sohn Gottes gewesen war. Daher schreibt der heilige Apostel nicht nur: „Wir halten, daß, so Einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben"; sondern er sezt auch an einer anderen Stelle hinzu: „Wie durch Eines Sünde die Verdammniß über alle Menschen gekommen ist; also ist auch durch Eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen." Daß ein jeder Mensch nun auch wirklich selig werde, dazu bedarf es daher nur noch Eines, daß nemlich der Mensch die ihm vom Sohne erworbene und vom Vater versiegelte Begnadigung, Freiheit und Erlösung auch erkenne und annehme, daß er nun auch aus dem geöffneten Kerker der Furcht, des Unglaubens und der Verdammniß herausgehe und der erlangten Gnade sich freue und rühme.

O hört es darum ihr, die ihr an dem freudigen Bekenntniß der Christen euch stoßet: wie darfs euch doch befremden, daß wir Christen bekennen: wir sind bei Gott in Gnaden? Wir wollen ja darum nicht besser sein, als andere Leute; wir wollen nur die Gnade, die euch und uns widerfuhr, nicht wie ihr verachten; wir wollen nur Gott, der euren und unsern Bürgen erweckt und mit Preis und Ehre gekrönt hat, nicht wie ihr durch unseren Unglauben zum Lügner machen. Nicht wir, nicht wir sind es, sondern das ewige Erbarmen Gottes, seine Wahrheit und der Sieg des HErrn der Herrlichkeit ist es, des wir uns rühmen.

Wohlan, ihr Christen, so stärket euch denn heut am offenen Grabe JEsu, über welchem er, der Herzog unserer Seligkeit, angethan mit Herr

lichkeit, euch zuruft: „Ich habe überwunden, doch euer ist der Sieg!" Laßt euch dadurch stärken, auch in dieser Zeit des Abfalls und der Lästerung euren. Glauben fröhlich vor Freund und Feind zu bekennen und selbst mitten im Creuz die Siegeslieder zu singen, die nun Tag und Nacht erschallen sollen in den Hütten der Gerechten. *) Und so oft euer Herz, von den Pfeilen der Spötter oder der Sündenangst getroffen und verwundet, wieder zagen will, so eilet hin zum Grabe des Erstandenen, so werdet ihr allezeit erfahren, daß Christi Grab eine unversiegbare Quelle des Lebens und der Stärkung sei.

Ihr aber, die ihr dem Erstandenen noch den Ruhm verweigert, daß er euer Gott und Heiland und der einige Weg zum Vater sei, bedenket, was ihr thut. Gott der Vater hat mehr gethan, als es mit einem Eide betheuert, daß JEsus Christus sein eingeborner Sohn und daß in ihm allein das Heil jei: Gott hat ihn, wie der predigt, der ihn vormals verleugnet hatte, that jächlich durch die Auferweckung von den Todten zu einem HErrn und Christ gemacht". Darum widerstrebet ihm nicht länger; wartet nicht bis auf den Tag der letten Offenbarung seiner Herrlichkeit. Hier nimmt er seine um Gnade flehenden Feinde in die Arme seiner Erbarmung, dort legt er sie zum Schemel seiner Füße. Hier rufet daher mit Thomas: „Mein HErr und mein Gott!" so werdet ihr auch dort mit zu seiner Rechten stehen und mit ihm und mit allen den Seinen triumphiren immer und ewiglich. Amen! Amen!

*) Ein Beweis, wie lebendig die Christen der ersten Zeit erkannten, was ihnen die Auferstehung des HErrn gebracht habe, ist, daß sie es, wie Tertullian schreibt, für unangemessen hielten, am Sonntag, als am Gedächtnißtage der Auferstehung ihres HErrn, zu fasten oder knieend zu beten. (,,Die dominico jejunium nefas ducimus, vel de geniculis adorare." De cor. mil. c. 3.)

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