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JEsus Christus der Eckstein ist: freuet euch zwar herzlich, daß Christus einen verborgenen Samen seiner Gläubigen überall hat, aber danket ihm auch von ganzem Herzen, daß er euch die unaussprechliche Gnade geschenkt hat, in einer Gemeinschaft zu stehen, in welcher das Licht seines Wortes hell und lauter euch leuchtet. Haltet, was ihr habt, daß euch niemand eure Krone nehme. Schämet euch auch in dieser leßten betrübten Zeit eures Heilandes und seines Wortes und seiner rechten Bekenner nicht, sondern bekennet euren Heiland und seine ungefälschte Wahrheit mit ihnen hier vor Menschen in Schmach und Verfolgung, so wird er, der treue Heiland, auch euch einst mit allen den Seinen vor seinem himmlischen Vater und allen seinen heiligen Engeln bekennen in ewiger Ehre und Herrlichkeit. Ja, seid getreu bis an den Tod, so wird der HErr euch die Krone des Lebens geben. Amen.

Am jährlichen Buktage.

Ach, Du heiliger und gerechter Vater, der Du bist ein starker eifriger Gott, der über die, so Dich hassen, die Sünde der Väter heimsuchet an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied, wir haben gesündigt, unrecht gethan, sind gottlos gewesen, und abtrünnig geworden, wir und unser ganzes Volk; darum hast Du billig nicht geschonet, und das Schwert Deiner Rache über uns und unser Volk gesendet. Aber ach, was sollen wir sagen? Du schlägst uns, aber wir fühlen es nicht; Du plagest uns, aber wir bessern uns nicht. D, so erbarme Dich denn unseres unaussprechlichen Elendes und gib uns zu Deinen zornigen Strafen auch die Buße, die Du damit suchest. Laß uns nicht verstockt werden durch Betrug der Sünde. Gib uns nicht dahin in verkehrten Sinn, zu thun, das nicht taugt. Laß nicht zu, daß der heutige Tag ein Tag der Heuchelei werde, der Deiner nur spotte durch demüthige Geberden bei ungebrochenem Herzen. Nein, Vater, durch Christi theures Blut und bitteren Tod bitten wir Dich, gib uns Buße, gib uns Buße zum Leben, so wollen wir Dich preisen hier in der Zeit und dort in Ewigkeit. Amen! Amen!

Mitschuldige, aber durch Christum theuer erkaufte Zuhörer!

Das furchtbarste göttliche Strafgericht, welches laut der Geschichte je über ein Land und Volk gekommen ist, war ohne Zweifel die Belagerung und Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Eine fast unglaublich große

Anzahl Menschen hatte kurz nach dem Beginn des Krieges in dieser Stadt eine Zufluchtsstätte gesucht; aber siehe! ohne daß sie es ahnten, hatte Gottes Zorn sie hier versammelt, um sie hier eine gemeinsame Stätte seines schrecklichsten Gerichts finden zu lassen. Von außen stürmte der die Stadt einschließende Feind, im Innern wüthete Aufruhr fanatischer Parteien, die sich im Angesichte des äußeren Feindes in wilder Raserei selbst zerfleischten; bald gesellte sich dazu Hungersnoth, welche wiederum Pestilenz und andere Seuchen im Gefolge hatte, da Tausende unbegrabener Leichen innerhalb und außerhalb der Mauern der Stadt die Luft mit ihrem Verwesungsgeruch verpesteten. Am Ende der Belagerung ergab es sich, daß allein elftausend Personen verhungert waren und eine nicht weniger große Anzahl theils sich selbst den Tod gegeben hatten, theils in den Flammen umgekommen waren. Eine Mutter hatte mit eigner Hand ihr junges Kind geschlachtet, um sich und andern damit eine schauerliche leßte Mahlzeit zu bereiten. Um ihr legtes Gold zu retten, hatten manche dasselbe verschluckt; die Folge davon war, daß die goldgierigen Soldaten in Einer Nacht zweitausend gefangenen Juden den Leib aufschnitten, die darin vermeintlich verborgenen Goldschäße zu heben. Die endliche Gesammtsumme der im vorhergegangenen Kriege und während der Belagerung und Einäscherung der Stadt theils durch Feindesschwert, theils in den Parteiblutbädern, theils durch eigene Hand, theils durch Feuer, Hunger und Pestilenz elendiglich Umgekommenen war über anderthalb Millionen Menschen, indem zugleich Stadt und Tempel auf immer dem Erdboden gleich gemacht, das Land auf immer verwüstet und das jüdische Volk auf immer aus der Reihe der Völker ausgestoßen war.

Da erfüllte sich die Weissagung des HErrn von dieser Zeit: „Es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist, von Anfang der Welt bisher, und als auch nicht werden wird. Und wo diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig."

Doch, meine Brüder, so schrecklich, so furchtbar, so beispiellos in der Geschichte der Welt jene Trübsale waren, so waren sie selbst doch nicht das Schrecklichste und Furchtbarste, was wir an dem unglückseligen Volke der Juden in jener Zeit zu bejammern haben. Das Allerschrecklichste hierbei war vielmehr dieses, daß sie den Zorn Gottes, der hiermit über sie gekommen war, nicht erkennen, sich vor Gott nicht beugen, ihre Sünde nicht bekennen, nicht Buße thun wollten. Hätten sie dies gethan, so würde sich die strafende Zornruthe Gottes in seine züchtigende Vaterruthe verwandelt, und wenn sie dabei auch Gut, Leib und Leben verloren hätten, so würden sie doch ihre unsterblichen Seelen wie einen Brand aus dem Feuer gerettet haben und noch selig geworden sein. Aber, nachdem die Christen nach

Pella ausgewandert waren, da war niemand, der an seine Brust schlug und daran gedachte, daß dies Gottes Strafe sei für die Verwerfung und Ermordung Christi, für die Verachtung seines Worts, sowie seiner Thränen über Jerusalem und seiner heiligen Boten. Vielmehr sahen alle nur die Römer als die Ursache ihres Unglücks an, die ihr Land widerrechtlich eingenommen hatten und sie bedrängten. Daß Gott es war, der durch die Römer, als seine Racheengel, sie strafe, das wollten sie nicht erkennen. Mitten in dem unerhörten göttlichen Strafgerichte meinten sie noch Gottes theures aus erwähltes Volk zu sein und, auf die Gerechtigkeit ihrer Sache pochend, meinten sie, Gott müsse, Gott werde, als ein gerechter Gott, ihnen endlich helfen und Sieg geben auch ohne Buße und Bekehrung. Da half kein Ermahnen und kein Strafen durch Menschen, da halfen keine Warnungszeichen, die vor aller Augen sichtbar am Himmel erschienen, da half kein Anerbieten des Friedens und der Begnadigung von Seiten der Römer; das Volk war und blieb verstockt bis bei Gott und Menschen alles Erbarmen zu Ende war und das verblendete Volk sich muthwillens selbst in Gottes Racheschwert stürzte und zu ganzen Schaaren von dem geöffneten Rachen des Todes und der Hölle verschlungen wurde.

"

Ach, meine Brüder, wollte Gott, ich könnte nun heute an unserem Bußtage ausrufen: Gott Lob! so steht es mit unserem Lande und Volke nicht! Gott Lob! unser Land und Volk erkennt Gottes strafende Hand, erkennt seine Sünde und thut vor ihm Buße!" Aber was wäre ich, wenn ich also sagte? Ich wäre ein falscher Prophet und des Todes und der ewigen Verdammniß schuldig und ihr alle würdet, wenn auch vielleicht nicht jest, doch einst am jüngsten Tage laute Zeugen wider mich vor Gottes schrecklichem Richterstuhle sein.

Wohl ist es wahr: noch sind nicht alle wahre Christen aus America, wie einst aus Jerusalem nach Pella, geflohen; noch gibt es, ich zweifle nicht daran, auch in unserem Lande und unter unserem Volke Tausende gläubiger Kinder Gottes; noch gibt es, ich zweifle nicht daran, auch unter uns solche, die zu jenen siebentausend gehören, die ihre Kniee nicht gebeugt haben vor dem Baal des widerchristlichen Geistes dieser leßten Zeit. Aber, meine Lieben, nicht nur haben sich jezt die Zustände Jerusalems im Großen und Ganzen in unserem Lande allerdings wiederholt, sondern die meisten der jezt hier noch vorhandenen klugen Jungfrauen scheinen auch mit eingeschlafen zu sein, so daß sie den wahren Zustand unseres Landes und Volkes doch nicht sehen, wie er sich im Lichte des göttlichen Wortes darstellt, und die daher selbst in großer Gefahr ihrer Seele stehen.

Jenen Zustand uns zu vergegenwärtigen, dazu sei denn diese Stunde gewidmet.

Left: Jerem. 5, 3.

HErr, deine Augen sehen nach dem Glauben. Du schlägest sie, aber sie fühlens nicht; du plagest sie, aber sie bessern sich nicht. Sie haben ein härter Angesicht denn ein Fels, und wollen sich nicht bekehren.

Mit diesen Worten beschreibt, meine Lieben, der heilige Prophet Jeremias den Zustand des jüdischen Volkes kurz vor der Zerstörung des ersten Tempels und vor dem Beginne der babylonischen Gefangenschaft. In diesen Worten ist aber offenbar auch der gegenwärtige Zustand unseres Volkes beschrieben. Und das ist es denn auch, was ich, zur Erweckung wahrer Buße in uns allen, euch jezt zu zeigen gedenke. Nemlich:

Daß des Propheten doppelte Klage: „Du schlägst fie, aber fie fühlen es nicht“, auch unserem Volke gelte;

und zwar

1. die Klage: „Du schlägst sie“, und

2. die Klage: „Aber sie fühlen es nicht.“

I.

Daß, meine Lieben, die erste Klage des Propheten Jeremias, die derselbe in unserem Terte vor Gott ausschüttet: „Du schlägst sie", auch unserem Volke jezt gelte, das kann nur der leugnen, der an keinen Gott im Himmel mehr glaubt, das kann nur der Atheist leugnen, der durch Gottes Gericht die laute Stimme in dem Innern aller Menschen: Es ist ein Gott! in seinem Herzen zum Schweigen gebracht hat.

Es ist wahr: daß Pestilenz und Hungersnoth infolge von Mißernte von Gott kommen, wird leichter erkannt, da bei diesen Landplagen die Menschen nicht die Mittelursachen sind. Allein mögen immerhin gottlose Menschen die Mittelursachen aller Kriege sein, die lezte Ursache derselben ist immer Gott, der dieselben zur Ruthe seiner Zucht und Strafe gebraucht. Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Regierer der Welt. In ihm weben, leben und sind wir. Er ist kein müßiger Zuschauer, der die Welt thun läßt, was ihr beliebt. Gott hat, spricht Paulus, „den Menschen Ziel gesezt, zuvor versehen, wie lange und weit sie wohnen sollen". Ja, nach Christi eigener Erklärung fällt kein Sperling ohne des Vaters Willen vom Dache, kein Haar von unserem Haupte; er hat sie alle gezählt. „Der HErr“, spricht David im 33. Psalm, „schauet vom Himmel, und siehet aller Menschen Kinder. Von seinem festen Thron siehet er auf alle, die auf Erden wohnen. Er lenket ihnen allen das Herz, er merket auf alle ihre Werke." Zwar ist Gott nie die Ursache der Sünde, aber ohne Gottes Willen kann kein Sünder Herz, Zunge, Hand noch Fuß regen und lenken. Was daher auch die Sünder thun mögen, sie können nichts thun, als

Gottes Rathschlüsse ausführen. In seine Wege muß endlich alles einschlagen, zu seinem Endziel muß endlich alles führen. Daher ruft denn der Prophet Amos aus: „Ist auch ein Unglück in der Stadt, das der HErr nicht thue?" und im Propheten Jesajas spricht der HErr selbst: „Der ich das Licht mache, und schaffe die Finsterniß; der ich Frieden gebe und schaffe das Uebel. Ich bin der HErr, der solches alles thut."

Mögen wir daher immerhin nachweisen können, was Menschen gethan haben, Krieg und Blutvergießen herbei zu führen, und wie ihnen ihre blutdürstigen Rathschläge gelungen sind, so müssen wir doch mit unseren Gedanken höher hinaufsteigen; denn kein Volk der Erde könnte ein anderes Volk mit den Schrecken des Krieges überziehen, wäre es nicht, wie Daniel redet, „im Rath der Wächter beschlossen und im Gespräch der Heiligen berathschlagt", das ist, im Rathe des dreieinigen Gottes, des HErrn aller Nationen und Königes aller Könige. Daher in der heiligen Schrift nicht nur von Gott gesagt wird, daß er der rechte Kriegsmann“ ist, der „den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt, und Wagen mit Feuer verbrennt", sondern daß er auch mit Krieg und Blutvergießen selbst heimsuche der Völker Sünde und Abfall, wie denn Gott unzähligemal seinem Bundesvolke durch seine Propheten damit gedroht und es damit auch wirklich gestraft und diejenigen, welche es mit blutigen Kriegen überzogen, wie einen Nebucadnezar, für seine Knechte erklärt hat.

So ist denn kein Zweifel: die Klage des Propheten Jeremias über sein Volk zu Gott: „Du schlägst sie“, gilt auch unserem Volke zu dieser Zeit.

Eine lange Reihe von Jahren hatte Gott über unser Land und Volk mit Strömen der Liebe geregnet. Er hatte es zu einer Zufluchtsstätte der Armen und Unterdrückten aller Länder gemacht und ihnen hier tausend volle Quellen des Wohlstandes geöffnet, alle Segnungen der religiösen und bürgerlichen Freiheit geschenkt, kurz, ihnen hier ein irdisches Paradies bescheert, so daß unser America als ein Wunder vor den Augen aller Nationen dastand. Gott wollte unser Volk durch diesen Reichthum seiner Güte zur Buße leiten. Aber was ist geschehen? - Unser Volk hat, was Gott ihm aus freier Gnade gegeben hatte, sich selbst zugeschrieben, Gott die Ehre genommen und sich die Ehre gegeben, und mit Nebucadnezar gesagt: ,,Das ist die große Babel, die ich erbauet habe durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit.“ Unser Volk hat Abgötterei mit sich selbst, mit seiner Freiheit, mit seiner Macht, mit seinem Reichthum getrieben. Anstatt daß es sich hätte durch Gottes Segensfülle zu Gott ziehen lassen, ist es von Gott immer mehr abgefallen und hat zum Goldklumpen gesagt: Mein Trost! Deffentliche Atheisterei, Meineid, Verachtung des Wortes Gottes und Sabbathsschänderei, Ungehorsam gegen Eltern und Aufruhr gegen die

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