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Schärfe, sie nimmt seinem Willen die Kraft, kurz, sie zerstört alle Gaben feines Geistes und macht ihn ungeschickt zu allen nüzlichen Dingen.

Wohl verspricht die Wollust dem Jüngling den Himmel; aber wirft sich der Jüngling in ihre Arme, so wirft sie die Maske endlich ab, und es zeigt sich ein grinzendes Angesicht aus dem Abgrunde der Hölle. Wohl verspricht die Wollust Glück mit bezaubernden Worten, aber läßt sich der Jüngling von ihr bezaubern, so stürzt sie dann den Bezauberten in Jammer und Elend; sie verspricht ihm Leben und gute Tage und bringt in ihren goldenen Schalen ihm den Schierlingstrank des Todes.

Und ach! wehe, wehe dem Jüngling, der mit David in die Sünde der Unkeuschheit gefallen ist, wenn er nicht mit David in rechtschaffner Buße von diesem seinem Falle wieder aufsteht! Sein ewiges Bett wird dort der Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt. Gott wird nach seinem Worte nicht nur einst alle unbußfertig gebliebenen Hurer und Ehebrecher richten, sondern nach demselben Worte Gottes werden auch alle unbußfertig gebliebenen Unreinen und Unkeuschen ausgeschlossen bleiben von seinem seligen Reiche. Denn klar schreibt der heilige Apostel: „Das sollt ihr wissen, daß kein Hurer oder Unreiner Erbe hat an dem Reiche Christi und Gottes." Mit schändlichen Leibern, die allem Fleisch ein Greuel sein werden, werden sie am jüngsten Tage auferstehen zu ewiger Schmach und Schande und an allen Gliedern ihres Leibes, die sie zu Werkzeugen der Unzucht gemacht, gequält werden von Ewigkeit zu Ewigkeit in der Kloake der Hölle.

So thue ich denn nun, ihr theuren Jünglinge, zum Schlusse noch eine doppelte Frage an euch. Erstlich diese: Wollt ihr mir zürnen, daß ich heute an diesem eurem Fest- und Freudentage euch den ernsten Zuruf des Apostels vorgehalten habe: „Fleuch die Lüste der Jugend"? Ich hoffe, ihr antwortet mir hierauf alle mit einem aufrichtigen Nein. Denn ihr sehet, nur die Liebe zu eurer zeitlichen und ewigen Wohlfahrt hat mich hierzu bewogen, vor dem allgemeinsten und stärksten und furchtbarsten Jugendfeinde euch treulich zu warnen.

Meine zweite Schlußfrage aber ist diese: Was wollt ihr nun thun, meine theuren jugendlichen Freunde und Brüder? Wollt ihr jenen aposto lischen Zuruf nicht zu Herzen nehmen und ihm treulich folgen? Ich hoffe, ihr antwortet mir alle, ja, alle mit einem herzlichen, freudigen Ja!

Auf denn ihr, die ihr schon in die Zauberneße der Jugendlust gefallen seid, steht auf von eurem Falle! Denn noch ist Rettung für euch. JEsus Christus, der nackt und bloß auch für euch voll Schmach und Schande am Creuze gehangen hat, hat auch eure Unkeuschheitsfünden damit gebüßt und getilgt. Beweinet und beklaget dieselben nur vor Gott dem HErrn, und

gleich geblieben. Und was die Hauptsache ist: daß er ein so treues Kind Gottes sei, das wußte er nicht; er wußte nur, daß er ein armer Sünder sei, und seşte allein seinen Trost für Zeit und Ewigkeit auf Christum und sein theures Verdienst, sich für den Geringsten unter den Christen ansehend.

Der Tod dieses unseres theuren Bruders ist daher, meine theuren. Brüder und Schwestern in dem HErrn, ein harter Schlag nicht nur für seine liebe Familie, sondern auch für unsere ganze Gemeinde. Ach, der alten, im Feuer der Anfechtung wie Gold geläuterten und bewährten Christen unter uns sind jedes Jahr mehr heimgegangen und weniger geworden, während unter uns ein Geschlecht heranwächst, auf das wir nur mit Besorgniß blicken können. Und siehe! schon wieder nimmt Gott einen alten erprobten Christen in noch kräftigem Mannesalter aus unserer Mitte! und zwar in einer Zeit, wo wir vor Allem Väter in Christo, an die sich die Jünglinge und Kinder in Christo anlehnen können, so sehr bedürfen.

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Was soll das bedeuten? Es sagt uns dies das Wort Gottes. Denn also lesen wir im Buch des Propheten Jesaias im 57. Capitel:

Die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück; und die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern.

Hieraus laßt uns Antwort suchen auf die Frage:

Warum läßt Gott oft gerade die Gerechten vor der Zeit sterben, die richtig vor sich gewandelt haben?

Die Antwort, die wir hierauf erhalten, ist eine doppelte:

1. Gott will sie durch ihren Tod wegraffen vor dem Unglück, und

2. Gott eilt mit ihnen, daß sie zum Frieden und zur Ruhe in ihren Kammern kommen.

Laßt uns denn jezt einige Augenblicke bei diesen Wahrheiten betrachtend stehen bleiben.

I.

Die nöthigsten und segenbringendsten Menschen in der Welt sind, meine Lieben, offenbar die treuen Christen. Sie sind die rechten Lichter der Welt, die durch Wort und Werk ihr Licht leuchten lassen vor den Leuten, daß sie ihre guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen, ohne welche Lichter in der Welt nichts übrig bleibt, als Nacht und Finsterniß, Irrthum, Unglaube und Aberglaube. Die treuen Christen sind das Salz der Erde, die allein die Menschheit noch vor gänzlicher Fäulniß bewahren.

Rede am 4. Juli gehalten vor einem chriftlichen

Jünglingsverein.

Geliebte Freunde und Brüder!

Allerseits hochgeehrte Anwesende!

Heute vor siebenundsiebzig Jahren, am 4. Juli 1776, war es, als dreizehn vereinigte nordamericanische Staaten, welche bis dahin englische Colonien gewesen waren, sich von der Oberherrschaft Englands losrissen und ihre staatliche Unabhängigkeit von ihrem Mutterlande in einem öffent lichen Documente vor aller Welt feierlich erklärten.

Hiermit ist daher einst an dem heutigen Tage der Grundstein zu der Verfassung gelegt worden, unter welcher die Vereinigten Staaten von Nordamerica noch gegenwärtig bestehen. Der heutige Tag ist daher für uns alle, denen diese Staaten ihr zweites Vaterland geworden sind, ein höchst wichtiger Tag. Es ist aber Sitte dieses Landes, diesen heutigen Tag unter Anderm durch öffentliche Reden zu feiern. Ihr habt mich daher aufgefordert, heute auch das Amt eines Festredners unter euch zu übernehmen.

Wenn ihr nun von mir verlangtet, daß ich in den gewohnten Ton der jenigen einstimme, welche heute vor den Bürgern dieses Landes auftreten; wenn ihr nemlich von mir verlangtet, daß ich dem Menschengeiste eine Lobrede halte, welcher den bewunderungswürdigen, großen, herrlichen, reichgesegneten Bau dieses Freistaates aufgeführt habe: so würdet ihr euch freilich bald in mir getäuscht sehen.

Ich bin ein Christ. So hoch ich auch daher die Gaben und Bürgertugenden achte, durch welche sich die Gründer dieser Republik einen unsterb lichen Namen in der Geschichte der Völker und Staaten erworben haben, und die sich in der Verfassung, unter der wir hier als Bürger leben, ab spiegeln: so kann ich doch als Christ nimmer ein Priester werden, der die Opfer des Lobes und Dankes an Altären darbringt, die sterblichen Menschen erbaut sind. Denn als ein Christ weiß ich und glaube ich, daß allein Gott der HErr jeder gelungenen That ihr Gelingen, jedem gesegneten Werke seinen Segen verlieh; daß allein Gott der HErr die Geschicke der Völker lenkt, Glück und Wohlfahrt austheilt, die Tyrannen vom Throne stößt, und Weisheit und Kraft gibt, eine neue Staatseinrichtung zu treffen und durchzuführen, unter welcher ein Volk in Glück und Frieden in seinem Lande wohnt.

Meinet jedoch nicht, daß ich daher auch als ein Christ heute nichts von dem zu sagen wüßte vder sagen dürfte, dessen Vorstellung unsere Liebe zu unserem neuen Vaterlande und zu seinen Institutionen zu einer lodernden Flamme anfachen kann. Der Vorzüge und Wohlthaten, welche unser neues Vaterland vor allen andern Ländern auszeichnen und die insonderheit seit jener denkwürdigen Unabhängigkeitserklärung bis diese Stunde über dasselbe ausgegossen gewesen sind, sind ja unzählig viele. Ich müßte mehr als blind sein, wenn ich dieselben nicht sehen sollte. Wie das größte Wunder dieses Jahrhunderts steht das Land, das wir zu unserer neuen Heimath erwählt haben, vor unsern und vor den Augen der ganzen staunenden Welt, ein beispiellos schnell emporgewachsener Baum, belastet mit tausend goldenen Früchten jedes menschlichen Fleißes, und zugleich voll unzähliger sprossender Blüthen, die dem menschlichen Streben immer neue Früchte verheißen, während unter seinen schattigen, immer weiter sich ausbreitenden Zweigen immer größere Schaaren aus allen Sprachen und Nationen sich versammeln.

Ihr werdet jedoch, meine Freunde, auch das von mir nicht erwarten, daß ich euch jest ein lebendiges Bild von dieser irdischen Glückseligkeit ent werfe, womit dieses unser neues Vaterland gesegnet ist. Ihr werdet von mir nicht erwarten, daß ich euch jezt vor die Seele führe, welche Vorzüge unser neues Vaterland in Betreff des Handels, der Gewerbe, des Ackerbaues genieße; daß ich euch erinnere an die unermeßliche Ausdehnung und unvergleichliche Fruchtbarkeit seines Bodens; daß ich euch aufmerksam mache auf den Zusammenfluß von Menschen aus allen Nationen, die sich hier ihre Gaben und Erfahrungen austauschen, so daß sich hier die Gaben und Erfahrungen aller Völker vereinigen, Ein Volk glücklich zu machen. Ihr werdet noch weniger von mir erwarten, daß ich euch die Vorzüge unserer republicanischen Verfassung vor den Monarchien unseres alten Vaterlandes nachzuweisen, und euch zu den Tugenden guter Republicaner dadurch zu entflammen suche, daß ich euch die großen Thaten vergegenwärtige, durch welche sich unter anderen die Väter dieser Republik ausgezeichnet haben. Ihr wisset, ich bin ein Theolog, ein Prediger der Religion, ein Diener der Kirche. Betrachte ich daher heute diesen Staatenverband, so ist es natürlich das Verhältniß desselben zur Religion, zum Christenthume, zur Kirche, welches vor allem meine Aufmerksamkeit fesselt und wovon zu reden mein Beruf und mein Herz mich dringt. Und ich hoffe von euch auch dafür heut ein offnes Ohr, da ja auch ihr Bekenner der Religion, auch ihr Glieder der Kirche, auch ihr Christen seid.

Wohlan! so laßt mich euch jezt darlegen: welche große preiswürdige Wohlthat vor allem die Religionsfreiheit sei, die wir hier genießen; indem ich erstlich die Einwürfe widerlege,

welche gegen die Heilsamkeit der Religionsfreiheit zuweilen erhoben worden, und euch hierauf die Gründe auseinander zu setzen suche, welche es er weisen, daß Religionsfreiheit immer eine große preiswürdige Wohlthat sei.

Was ist Religionsfreiheit? Sie ist die Freiheit, welche der Staat seinen Bürgern gewährt, die Religion, welche jeder in seinem Gewissen für die wahre hält, auch privatim und öffentlich ungehindert auszuüben, und die Grundsäge derselben öffentlich auszusprechen und zu vertheidigen. In dem Lande ist daher Religionsfreiheit, wo es nicht Eine oder einige Religionen gibt, welche darin allein geduldet werden, die für Staatsreligionen gelten und zu deren einer sich daher alle diejenigen bekennen müssen, welche den Schuß des Staates genießen wollen; sondern wo man alle Rechte und Vortheile eines Staatsbürgers haben kann, zu welcher Religion man sich auch bekennen möge.

Eine solche Religionsfreiheit ist den Bürgern der Vereinigten Staaten Nordamerica's durch die Constitution oder Grundverfassung gewährleistet. Staat und Kirche, bürgerliches und religiöses Wesen ist hier so von einander getrennt, daß der Staat nicht darnach fragt, wie seine Bürger zu Gott zu kommen und selig zu werden sich getrauen, nur daß der Staat dafür sorgt, daß niemand den andern mit äußerlicher Gewalt daran hindere, Gott nach der Ueberzeugung seines Gewissens zu verehren und anzubeten. Und ich behaupte, daß diese Religionsfreiheit einer der leuchtendsten Sterne in dem Banner unseres neuen Vaterlandes ist.

Es hat jedoch schon viele gegeben und es gibt deren noch jest nicht wenige, welche behaupten, daß die Religionsfreiheit, deren Panier in diesem unsern neuen Vaterlande aufgepflanzt ist, nicht etwas Gutes, sondern etwas Sündliches und Gott Mißfälliges, nicht etwas Heilsames, sondern etwas Schädliches und Verderbliches sei.

Wie? spricht man, ist die Gestattung der Religionsfreiheit etwas anders, als eine Erlaubniß, zu irren und zu fündigen? ist sie etwas anders, als eine Erlaubniß, von dem wahren Gott abzufallen, und falschen Gottesdienst anzurichten? Kann das nun etwas Gutes, muß das nicht vielmehr etwas Sündliches und Gott Mißfälliges sein? Wohl scheint es so; allein alle diejenigen, welche diese Behauptung aufstellen, bedenken erstlich nicht, was ein Staat ist. Wie die Kirche kein Staat sein soll, so soll auch der Staat keine Kirche sein. Ein Staat ist ja nicht eine göttliche Anstalt, durch welche die Glieder desselben zum ewigen Leben geführt werden sollen! Der Staat, in welchem es Obrigkeiten und Unterthanen, Befehlende und Gehorchende, Regierende und Regierte gibt, ist vielmehr eine Ordnung Gottes für dieses Leben, die nemlich darum bestehen soll, damit es ordentlich in dieser Welt hergehe, das Mein und Dein geschüßt und Recht und Gerechtigkeit gehandhabt werde und ein jeder ruhig und ungestört mit seiner Familie

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