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Grabrede beim Begräbniß eines chriftlichen Ehemanues.

"In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden“, so riefst Du, HErr JEsu, bei Deinem Abschied aus dieser Welt den Deinen zu: o so rufe denn diese Worte auch jeßt durch Deinen Geist in unser Herz, daß auch wir uns Deines Sieges getrösten und durch Dich auch Tod und Grab und alle Angst dieser Welt siegreich überwinden. Amen! Amen!

In Christo geliebte trauernde Anwesende!

So oft wir an dieser stillen Stätte uns versammeln, erfüllt Trauer unser Herz. Haben wir aber hier je Grund zu Trauer gehabt, so haben wir es heute. Denn wir sind gekommen, die irdische Hülle eines Mannes dem Schooße der Erde zu übergeben, dessen Tod nicht nur seiner zum zweiten Male Wittwe gewordenen Gattin, nicht nur seinen zum zweiten Male Waisen gewordenen Kindern und nicht nur seinen nahen Anverwandten, sondern Allen, die ihn, den Verstorbenen, näher kannten, eine tiese schmerzliche Wunde schlägt. Der Verstorbene gehörte zu jenen, die der 35. Psalm „die Stillen im Lande“ nennt. Er war mit Einem Worte: ein rechtschaffener Christ. Er war daher erstlich ein treuer Vater, der seine Kinder nicht nur zärtlich liebte, sondern auch für ihre Seligkeit herzlich besorgt war und sie daher in der Furcht und Vermahnung zum HErrn erzog. Er war ferner ein treuer Gatte, der in drei glücklichen Ehen mit seinen Gattinnen durch das Band wahrer ehelicher Liebe und Treue ver bunden war. Treu und fleißig in seinem irdischen Berufe, suchte er doch nicht, wie der Welt Art ist, reich zu werden, sondern trachtete am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, fest hoffend, daß ihm dann alles Andere zufallen werde. Gottes Wort zu hören, zu lesen und davon zu reden, war seines Herzens Lust und Freude. Die Brüder hatte er lieb und fand reichliche Erquickung in der brüderlichen Gemeinschaft, und zeigte sich dabei immer als einen Mann des Friedens und der Einigkeit. In vielerlei Creuz und Noth, die er erfahren mußte, hieß es bei ihm immer: Fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, anhaltend am Gebet. Er gehörte nicht zu jenen Wetterwendischen, von denen der HErr sagt: Eine Zeitlang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. In allen Stürmen und Versuchungen, die über uns gekommen sind, ist er sich

gleich geblieben. Und was die Hauptsache ist: daß er ein so treues Kind Gottes sei, das wußte er nicht; er wußte nur, daß er ein armer Sünder sei, und setzte allein seinen Trost für Zeit und Ewigkeit auf Christum und sein theures Verdienst, sich für den Geringsten unter den Christen ansehend.

Der Tod dieses unseres theuren Bruders ist daher, meine theuren Brüder und Schwestern in dem HErrn, ein harter Schlag nicht nur für seine liebe Familie, sondern auch für unsere ganze Gemeinde. Ach, der alten, im Feuer der Anfechtung wie Gold geläuterten und bewährten Christen unter uns find jedes Jahr mehr heimgegangen und weniger geworden, während unter uns ein Geschlecht heranwächst, auf das wir nur mit Besorgniß blicken können. Und siehe! schon wieder nimmt Gott einen alten erprobten Christen in noch kräftigem Mannesalter aus unserer Mitte! und zwar in einer Zeit, wo wir vor Allem Väter in Christo, an die sich die Jünglinge und Kinder in Christo anlehnen können, so sehr bedürfen.

Was soll das bedeuten? Es sagt uns dies das Wort Gottes. Denn also lesen wir im Buch des Propheten Jesaias im 57. Capitel:

Die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück; und die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern.

Hieraus laßt uns Antwort suchen auf die Frage:

Warum läßt Gott oft gerade die Gerechten vor der Zeit sterben, die richtig vor sich gewandelt haben?

Die Antwort, die wir hierauf erhalten, ist eine doppelte:

1. Gott will sie durch ihren Tod wegraffen vor dem Unglück, und

2. Gott eilt mit ihnen, daß sie zum Frieden und zur Ruhe in ihren Kammern kommen.

Laßt uns denn jezt einige Augenblicke bei diesen Wahrheiten betrachtend stehen bleiben.

I.

Die nöthigsten und segenbringendsten Menschen in der Welt sind, meine Lieben, offenbar die treuen Christen. Sie sind die rechten Lichter der Welt, die durch Wort und Werk ihr Licht leuchten lassen vor den Leuten, daß sie ihre guten Werke fehen und den Vater im Himmel preisen, ohne welche Lichter in der Welt nichts übrig bleibt, als Nacht und Finsterniß, Irrthum, Unglaube und Aberglaube. Die treuen Christen sind das Salz der Erde, die allein die Menschheit noch vor gänzlicher Fäulniß bewahren.

Doch, meine Theuersten, ihr seid nicht nur Menschen, ihr seid auch Christen! Auf denn, auf! erhebet euer weinendes Auge zu dem auf, der einst Maria in unaussprechlicher Liebe zurief: „Weib, was weinest du?“, zu Ihm, der euch zwar zu weinen gestattet, der aber auch eure Thränen zu trocknen heut vor euch steht. Wodurch aber anders, als durch Sein theures Wort?

Wohlan, so laßt mich euch jeßt, damit die Quelle eurer Thränen verstopft werde, erinnern an die Worte des heiligen Apostels Paulus im 15. Capitel seines ersten Briefes an die Korinther, wo derselbe triumphirend ausruft:

Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?... Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HErrn JEsum Christum.

Hiernach laßt mich euch mit wenigen Worten jezt vorstellen:

Das Freudenlied der Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben;

wie dasselbe nemlich

1. ein Siegeslied und

2. ein Dankeslied sei.

I.

Der Tod ist, meine Lieben, der lauteste und stärkste Prediger der ungläubigen Welt. Mag die ungläubige Welt immerhin alle Kirchen meiden, mag sie allen Predigern des Wortes Gottes ausweichen, Einen Prediger gibt es, den muß sie hören; seine Kirche ist die ganze Erde mit dem Himmelsgewölbe über ihr und seine Canzeln sind das Sterbebett, der Sarg, der Leichenwagen, das Grab, der Gottesacker; und mit gellender, Mark und Bein durchdringender Stimme ruft dieser Prediger der Welt, wo sie geht und steht, in ihr Ohr hinein: Mensch, du mußt sterben! Hier ist keine bleibende Stätte, die Erde ist deine Heimath nicht, dieses Leben ist die dir gegebene Bestimmung nicht, du mußt in einer dir noch unbekannten Stunde endlich hinaus aus dieser Welt mit aller ihrer Herrlichkeit, o thue Buße! thue Buße! Aber ach! in unbegreiflicher Verblendung will die Welt auch den unter allen Zonen tönenden Ruf des Todes zur Buße nicht hören. So muß sie denn die ganze Macht dieses Königs der Schrecken erfahren und empfinden. Sterben ihr ihre Lieben, so weint sie Thränen stummer oder lauter Verzweiflung, denn ach! für sie verschließt das Grab die Leiche ihrer Lieben auf immer und ihre Seelen sind ihr wie Nebel in der Luft zerflattert und verflogen, oder sie schaut in die Ewigkeit als ein ihr unbekanntes Land mit unüberwindlichen, sie peinigenden Zweifeln.

Dwie gar anders stehen die Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben! Während das arme Herz ihnen blutet und ihr trübes Auge weint, jauchzt ihr Geist mit Paulus: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?" Und was wollen sie damit sagen? Sie wollen damit dieses sagen: Wohl scheinen unsere Lieben vom Tode verschlungen, aber es scheint nur so; denn Christus, an den sie geglaubt haben, hat den Tod verschlungen und so dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht. Es ist nichts übrig geblieben, als des Todes leere Gestalt. Ja, der Tod ist durch Christum ein Bienlein geworden, das seinen Stachel verloren hat und nun nichts als füßen Honig in seinem Munde trägt. Der Todestag unserer Lieben ist nun ihr wahrer allerseligster Geburtstag, denn ihr Sterben ist ihr Eingehen zum wahren Leben. Wohl liegt auch ihr Leichnam vor uns, wie der Leichnam aller Menschen, kalt und erstarrt, von der Seele verlassen: aber er ist nur ein edles Samenkörnlein, das wir pflanzen wollen auf Gottes Acker, und einst am Tage der himmlischen Ernte wird dieses Samenkörnlein plöglich wieder hervorsprossen und die liebe Seele in ihre vormalige, aber nun herrlich verklärte, wie die Sonne leuchtende Wohnung zurückkehren. Wohl gibt es auch noch eine Hölle, aber nicht für unsere im Glauben entschlafenen Lieben; denn Christus ist nicht nur auferstanden vom Tode, sondern auch aufgefahren gen Himmel und hat das Gefängniß gefangen geführt. Wohl weilt die theure Seele unserer im Glauben entschlafenen Lieben nicht mehr unter uns, aber sie ist Christo nachgefahren, wohnt nun in dem Hause Seines Vaters, da viele Wohnungen sind, ist bereits angekommen in ihrer wahren Heimath, ist nun im himmlischen Jerusalem vereinigt mit allen ihr vorausgeeilten Seligen und allen heiligen Engeln und singt da mit ihnen das neue Lied am Throne des Lammes.

Sehet da, darum spotten gleichsam die Gläubigen am Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben des Todes und der Hölle und rufen mit Paulus aus: Tod, wo ist dein Stachel?" Du hast ihn verloren! „Hölle, wo ist dein Sieg?" Er ist dir entrissen; du bist nun überwunden auf ewig!

"

O ihr theuren Leidtragenden, trocknet denn auch ihr eure Thränen und stimmet auch ihr an diesem Sarge mit ein in das paulinische Sieges- und Triumphlied. Ihr habt wahrlich hohe Ursache dazu. Eure liebe Entschlafene war ja nicht nur, wie alle wissen, die sie kannten, eine gehorsame Tochter, nicht nur eine treue Gattin, nicht nur eine zärtlich liebende Schwester, nicht nur eine sorgsame Mutter, sie war mehr, sie war auch eine gläubige Christin. Schon in der zartesten Kindheit täglich genährt mit der

füßen Milch des Evangeliums im elterlichen Hause und hierauf auch in christlicher Schule, wuchs sie zur Jungfrau auf und blieb doch ein Kind, nemlich in jenem seligen Kindessinn und in jener heiligen Einfalt, der Christus das Himmelreich verheißen hat. Und das blieb sie auch als Gattin und Mutter. Ihr Sarg ist kein Sarg, sondern ihre zweite Wiege nach ihrer Geburt zum neuen Leben im Himmel; ihr Grab ist kein Grab, sondern ihr Schlafkämmerlein, da ihr Leib schläft und harret, bis ihr himmlischer Bräutigam sie wecken wird zur himmlischen Hochzeit; ihre Seele aber ruht bereits in Christi Schooß, frei von aller Sünde, frei von aller Noth, in unaussprechlicher Freude, Seligkeit und Herrlichkeit, und nichts wird, nichts kann sie nun wieder aus Christi Händen reißen.

II.

Doch, meine Lieben, der Apostel fügt seinem Freudengesange in unserem Terte auch noch die Worte bei: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HErrn JEsum Christum.“

Sehet da, das Freudenlied der Gläubigen an dem Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben ist also nicht nur ein Sieges- und Triumphlied, sondern auch zweitens ein Danklied.

Der ungläubigen Welt dünkt es freilich unmöglich zu sein, am Sarge und Grabe ihrer Lieben ein Danklied anzustimmen. Da hadert sie ja viel mehr mit dem Schöpfer ihres Lebens und Regierer ihrer Schicksale, ja, da flucht sie wohl gar Gott als einem grausamen Tyrannen, der ihr neidisch ihr Liebstes auf Erden genommen und mit erbarmungsloser Hand ihr Lebens Glück zerstört habe.

O wie gar anders stehen hingegen die Gläubigen am Sarge und Grabe ihrer im Glauben entschlafenen Lieben! Sie können sich da nicht nur in den wundersamen Rathschluß ihres Gottes und Vaters demüthig ergeben; sie können nicht nur da singen in festem Glauben: „Was Gott thut, das ist wohlgethan"; nein, noch mehr: sie können Ihm auch danken, ja, sie können nicht nur, sie müssen Ihm danken, daß Er ihre Lieben nicht nur aus ewiger Güte erschaffen, erhalten und regiert, aus unendlicher Liebe theuer durch Seinen Sohn erlös't und aus purer Gnade durch Seinen Heiligen Geist zum Glauben gebracht und geheiligt, sondern auch bis an's Ende darin erhalten hat; denn nun wissen sie, ja, nun sehen sie gleichsam mit Augen, daß ihre Lieben auch Auserwählte waren, auserwählt von Ewigkeit zur Seligkeit, daher auch der Höllen Pforten ihnen ihre Seligkeit nicht haben rauben können.

Wie nun, ihr theuren Trauernden? Darf ich es also nicht wagen,

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