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Kriege des HErrn mit führt, sondern die Kämpfer durch klugen, fleißigen Haushalt unterstüßt und mit ihrer Holdseligkeit sie nach dem Kampfe erquickt (Spr. 31.).

Was soll ich nun sagen bei diesem Bilde einer königlichen Priesterin von unserer entschlafenen Mitschwester? Wohl hatte auch sie das Ziel noch nicht erreicht, wohl war auch sie kein Engel ohne Fleisch und Blut, wohl hatte auch sie ihre Schwächen und Gebrechen; aber darüber klagte sie selbst oft mit heißen Thränen und sie war dabei reich an den herrlichsten Werken ihres königlichen Priesterthums. In Demuth unterthan ihren beiden Eheherrn in ihrer doppelten Ehe, war sie beiden eine treue Gehilfin in Leid und Freud; in bösen Tagen unverzagt, in guten Tagen ohne Uebermuth. Für alle Angelegenheiten des Reiches Gottes rege, herzliche Theilnahme hegend, war sie dabei nicht voreilig, andere lehren zu wollen, sondern begierig zu hören und zu lernen. Mit Maria zu JEsu Füßen sizend und um das Eine sorgend, was uns noth ist, war sie zugleich eine geschäftige Martha. So heiter fast stets ihr Antlig war, so offen war ihr Herz und ihre Hand, von dem Segen mitzutheilen, den der HErr ihr geschenkt hatte. Ihr einziges Kind aus erster Ehe hatte der HErr frühzeitig von ihr genommen; desto williger war sie nun, verlassener Waisen Mutter zu sein. So ging sie denn, eine barmherzige Samariterin, durch die Welt, streute allenthalben mit vollen Händen Gaben aus und fragte nie: Könnte mir's nicht einst selbst fehlen? - Doch ich schweige; erst an jenem Tage wird es offenbar werden, was sie alles im Glauben gethan.

III.

Denn, meine Lieben, wer hier priesterlichen Schmuck trug und priesterliche Werke that, der wird auch endlich drittens dort mit einer priesterlichen Ehrenkrone gekrönt werden.

Hier findet noch ein großer Unterschied zwischen einem königlichen Priester und einer königlichen Priesterin statt. Hier muß eine Priesterin noch die Schmach der Stammmutter aller Menschen tragen, die die Uebertretung eingeführt hat (1 Tim. 2, 11-14.); fie muß, obgleich vor Gott durch den Glauben eine Königin, hier unterthan sein und, die Werke des Ansehens und Ruhmes den Priestern überlassend, mit den Werken des Dienens, des Leidens und Duldens sich begnügen. Es scheint daher, als ob dort geringere Herrlichkeit ihrer warte. Aber dort, wo wir den Engeln Gottes gleich sein werden (Matth. 32, 36.), wird auch dieser Unterschied zwischen Mann und Weib aufhören, und gerade die hier verachtetsten und doch im Glauben fröhlich verrichteten priesterlichen Werke werden dann dort am herrlichsten glänzen. D, wie wird dann die Unterthänigkeit, die

Grabrede beim Begräbniß eines jungen Predigers.*)

HErr JEsu Christe, der Du mich durch meine Brüder berufen hast, an dem Grabe eines geliebten Freundes und Bruders zu reden, mit dem ich noch vor kurzem innig vereint aus dem Born Deiner ewigen Wahrheit trank, ich bitte Dich, gib mir Gnade und Kraft, Worte der Erbauung zu reden, damit diese Stätte des Todes und der Verwesung eine Stätte des Lebens, ein Ort werde, da Du zu uns kommest und uns segnest. Erhöre uns um Dein selbst willen. Amen.

Allerseits in Christo geliebte, trauernde Anwesende!

„Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland“

so müssen wir an diesem Grabe mit dem heiligen Propheten ausrufen. Denn ach! weß ist die sterbliche Hülle, die dieses Grab so eben aufnehmen soll? - Es ist die Hülle eines Mannes, den fern von dem Kreise seiner Lieben der Tod schnell und plöglich in der Blüthe seiner Jahre überrascht hat; auf dessen baldige Rückkehr die erst seit wenigen Monden mit ihm verbundene Gattin nun vergeblich wartet, die nun, anstatt den Zärtlichgeliebten wieder mit Freudenthränen zu umarmen und an ihr Herz zu drücken, die herzzerreißende Kunde von seinem Tode erhält. Es ist die Hülle eines Vaters, durch dessen Tod ein Kindlein zum Waiselein wird, noch ehe es das Licht der Welt erblickte. Es ist die Hülle eines dankbaren Sohnes, dessen greise gottselige Mutter mit derselben die Freude, Hoffnung und Krone ihres vielgeprüften Alters in das Grab sinken sieht. Es ist die Hülle eines treuen liebenden Bruders und Freundes, dessen Tod einem ganzen Kreise von Freunden und Brüdern die ganze Welt immer leerer, finsterer und öder macht. Ach! es ist die Hülle eines jungen Dieners der Kirche, der, ausgerüstet mit den herrlichsten Gaben des Geistes und des Gemüthes, voll Treue und Eifer, voll Demuth und Glaubenskraft, der jet so bedrängten und verwaisten Kirche ein Vor

*) Wenige Stunden vor dem Begräbniß des seligen Bruders wurde Schreiber dieses von der Synode damit beauftragt, am Grabe desselben einige Worte zu sprechen, und hierauf das Gesprochene durch den „Lutheraner“ auch den nicht gegenwärtig gewesenen Synodalen mitzutheilen. Nur darum theilen wir diese unter großem inneren Herzeleid und körperlicher Ermattung geschriebene Rede, wie sie gehalten wurde, hierdurch mit.

kämpfer zu werden versprach; der noch vor kaum einem Jahre dort drüben *) sich auf das heilige Amt vorbereitete und nun, wiedergekehrt, hier sein Grab gefunden hat, um darin schon auszuruhen von seiner kurzen Arbeit bis zum Tage der Auferstehung.

Mit Thränen blicken wir in sein Grab wie in eine Tiefe ohne Grund, und unser Herz spricht: Gott, Gott, warum hast du uns das gethan? Ja, fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels!" Doch, meine Theuren, so gewiß wir dies mit dem Propheten Jesajas (Cap. 45, 15.) seufzend ausrufen müssen, so zuversichtlich müssen wir doch, auch an diesem Grabe, hinzuseßen:,, der Heiland". Denn wie verborgen auch immer die Werke Gottes auf Erden sein mögen, einige Strahlen Seines Lichtes läßt Er uns immer dabei aus Seinem Worte hervorleuchten, und so unbegreiflich und unerforschlich auch immerhin Seine Wege und Gerichte sein mögen, in denselben allen offenbart Er sich uns doch zugleich als einen „Heiland", der unser Heil sucht und selbst aus dem stummen Grabe heraus laut zu uns redet.

So laßt uns denn jezt, ehe wir die irdischen Ueberreste des theuren Entschlafenen in den Schooß der Erde versenken, überlegen:

Was predigt uns Gott aus dem Grabe unseres plöglich dahin geschiedenen jungen Mitknechtes und Mitbruders?

Und zwar:

1. was predigt Gott zunächst uns, als den Mitknechten, und

2. was predigt Gott allen Gegenwärtigen, als den Mitbrüdern desselben?

I.

Treten wir, meine Lieben, mit dem Lichte des Wortes Gottes an dieses Grab, so sehen wir: dreierlei ist es hauptsächlich, was Gott der HErr zunächst uns, den Mitknechten des Entschlafenen, aus seinem Grabe heraus predigt: 1. Erkennet eure Sünden und thuet Buße! 2. Ich bedarf euer nicht! und 3. Werdet treuer in der Verwaltung des Amtes, das euch befohlen ist.

Es ist wahr, ehrwürdige Brüder im Amte: wenn diejenigen, welche uns jezt als bittere Feinde in einem heißen Kampfe entgegenstehen, aus diesem Todesfalle etwa beweisen wollten, daß der uns von ihnen angedrohte Fluch Gottes nun offenbar werde und daß Gottes Gerichte bereits sichtlich

*) Wenige Schritte von dem hiesigen Gemeinde-Gottesacker entfernt liegen die College= Gebäude, die man daher von dem Grabe aus sehen konnte.

dieses Kleid. Sie wollte von keinem Trost im Leben und Sterben wissen, als von dem Troste in unserem Terte: „JEsus Christus hat uns geliebet und gewaschen von den Sünden mit seinem Blute", und zum Zeugniß dessen hat sie verordnet, daß bei ihrem Begräbniß ge sungen werden solle das Lied:

JEsus, meine Zuversicht

Und mein Heiland, ist mein Leben;
Dieses weiß ich, soll ich nicht
Darum mich zufrieden geben?
Was die lange Todesnacht

Mir auch für Gedanken macht.

Wohl ihr! so ist sie denn auch, obwohl eine arme Sünderin, doch herrlich geschmückt, eine Priesterin Gottes, einhergegangen.

II.

Doch, meine Lieben, zu dem königlichen Priesterthum einer gläubigen Christin gehören auch zweitens priesterliche Werke.

Und welche sind diese?

Der heilige Johannes zeigt sie mit den Worten an: „Vor Gott und dem Vater"; er will damit sagen: ein königlicher Priester thut keine besonderen, außerordentlichen, ihn von anderen Menschen sichtbar unterscheidenden Werke; er thut nur, was er in seinem Beruf thut, dann alles um Gottes willen, er sucht dabei nicht seine, sondern Gottes Ehre und bringt es Gott, dessen Priester er ist, durch den Glauben zum Opfer dar.

Die Werke einer königlichen Priesterin bestehen daher nicht darin, daß sie ihren Gatten belehrt und beherrscht, sondern vielmehr darin, daß sie ihm um Gottes willen unterthan ist (1 Tim. 2, 11. 12.) und, so er noch fern vom Reiche Gottes ist, ihn durch ihren gottseligen Wandel ohne Wort in sanftem stillem Geist zu gewinnen sucht (1 Petri 3, 1-5.); nicht darin, daß sie öffentlich auftritt mit Lehren und Beten, sondern daß sie vielmehr in der Gemeinde um des HErren willen schweigt (1 Kor. 14, 34. 35.), aber im Hause ihre Kindlein die Furcht des HErren lehret (1 Tim. 5, 4. 2 Tim. 1, 5. 3, 15.) und in der Stille ihrer Kammer Gott mit der Flamme ihrer Liebe und Andacht den süßen Weihrauch ihres gläubigen Gebets und ihrer Fürbitte anzündet; nicht darin, daß sie den Staat oder die Kirche mit leitet und regiert, sondern darin, daß sie den Heiligen die Füße wäscht, d. h., daß sie in der Liebe Christi den armen Gliedern Christi in ihrem Kreise und Berufe allerlei Handreichung thut, hier Thränen der Elenden trocknet, dort Seufzer der Verlassenen stillt (1 Tim. 5, 10.); nicht darin, daß sie die

So ist nun weder der da pflanzet, noch der da begießet, etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt." (1 Kor. 3, 7.)

Doch, meine theuren Brüder im Amte, so wahr dies ist, so dürfen wir doch nie vergessen: es ist ein großes Werk, das Gott in unsere Hände legt, wenn Er uns in Sein heiliges Amt beruft; Er allein kann und muß zwar alles thun, aber dann bezeugt Er, Er will Sein heiliges, seliges Werk durch uns thun. Er vertraut uns dann unsterbliche, durch Sein eigenes Gottesblut theuer erkaufte Seelen an, und wir sollen diesen Seelen sagen, was sie thun sollen, um selig zu werden. Wir sollen dem unbußfertigen Sünder sagen: Du mußt sterben! und dem bußfertigen verkündigen: Du jollst leben! Wir sollen die Todten erwecken, den Jrrenden den rechten Weg zeigen, die Zweifelnden gewiß machen, die Schwachen stärken, die Kranken heilen, die Angefochtenen trösten, die Sterbenden hinüberleiten über den Abgrund des Todes und den Händen Gottes überantworten, kurz, „als die klugen Haushalter einem jeden zu rechter Zeit sein Gebühr geben". (Luc. 12, 42.) Und Gott will das Blut aller dieser uns anvertrauten Seelen einst von unseren Händen fordern! Wenn nun Gott einen jungen Arbeiter plößlich aus unserer Mitte nimmt, was predigt Er uns da? Er ruft uns zu: Werdet treuer in Verwaltung des Amtes, das euch befohlen ist! Wirket, weil es Tag ist, denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. O so laßt uns denn auch auf diese Stimme hören! Laßt uns, was zu thun ist, nicht auf morgen aufschieben. Laßt uns eilen, allen zu verkündigen den ganzen Rath Gottes zu ihrer Seligkeit öffentlich und sonderlich. Laßt uns einhergehen mit brennenden Lichtern und an unseren Lenden gegürtet, damit, wenn der HErr den Hirtenstab uns aus den Händen nimmt, wir bereit sein, Rechenschaft zu geben Ihm, dem Richter der Lebendigen und der Todten.

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II.

Doch nun wende ich mich auch zugleich an euch, denen der theure Entschlafene zwar nicht ein Mitknecht im Amte, aber mit uns ein Mitbruder im Glauben war, an euch, ihr Zuhörer, und insonderheit an euch, geehrte gegenwärtige Vertreter unserer Gemeinden.

Auch euch predigt Gott heute aus diesem Grabe heraus. Und was ist das? Vor allem wiederum dreierlei: 1. Erkennet: rechtschaffene und begabte Prediger sind eine Gabe meiner freien Gnade, die ich jede Stunde wieder zurückrufen kann! 2. Betet daher nicht nur, daß ich euch diese edle Gabe schenke, sondern auch, daß ich sie euch erhalte! und endlich 3. Kaufet die Zeit aus, in welcher ich euch die Gnade schenke, ein solches köstliches Kleinod zu besißen! —

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