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durch Adam, die Wurzel und das Haupt des ganzen menschlichen Geschlechtes; das zweite Mal durch Noah, den zweiten Stammvater der ganzen nach ihm lebenden Menschheit; und das dritte Mal durch die hei ligen Apostel, welche den Auftrag hatten und erfüllten, auszugehen in alle Welt, zu lehren alle Heiden, das Evangelium zu predigen aller Creatur. Das sind die drei verschiedenen Zeitpuncte, wo Gott seinen Gnadenruf an alle Völker und Geschlechter der Erde, auch an alle Heiden hat ergehen lassen.

Gott hat zwar das jüdische Volk vor allen andern Völkern zu einem Volke des Eigenthums sich auserwählt, einen Gnadenbund mit demselben aufgerichtet und ihm vor allen andern das Wort seiner Offenbarung geschenkt; aber dadurch hat Gott seine Gnade den Juden keineswegs allein zuwenden und dieselbe den heidnischen Völkern entwenden und versagen wollen. Wie die Sonne ihr Licht nicht allein für sich, sondern für die ganze Welt hat, so sollte auch das dem Volke Israel von Gott angezündete Licht der göttlichen Offenbarung nicht allein für Israel, sondern für alle Völker leuchten. Darum hat auch Gott dem jüdischen Volke gerade in Canaan, dem Mittelpunct der damals bevölkerten Welt, seine Wohnsite angewiesen; darum es vorher und nachher von Land zu Land und von Volk zu Volk ziehen und endlich in alle Welt zerstreut werden lassen; darum auch endlich unter demselben so große Wunder und Zeichen gethan, wovon das Gerücht bis in die fernsten Gegenden erscholl: damit nemlich das jüdische Volk eine auf hohem Berge liegende, aller Welt sichtbare und zugängliche Stadt Gottes, ein wie auf den Weltleuchter gestelltes, in alle Lande hin scheinendes Licht und ein geistlicher Leuchtthurm für alle Nationen sei, und die in Blindheit und Gößendienst versunkene Heidenwelt Gelegenheit habe, fort und fort zur Erkenntniß des wahren Gottes wieder zu gelangen.

Es ist nun zwar freilich wahr, daß troß aller dieser Anstalten Gottes, auch allen Heiden sein seligmachendes Wort zu schenken, dennoch ungezählte Millionen Menschen durch die Schuld ihrer Voreltern des Wortes Gottes beraubt und in die Nacht heidnischer Unwissenheit und Unglaubens zurück-. gesunken sind. Es entsteht daher die Frage: warum hat Gott nicht dafür gesorgt, daß jederzeit den Nachkommen derjenigen, welche sein Wort veruntreut und von sich geworfen hatten, dasselbe auf's Neue gebracht wurde?

Wenigstens Eine Ursache läßt das von Gott oft beobachtete Verfahren uns erkennen, denjenigen sein Wort nicht predigen zu lassen, von denen er im Voraus weiß, daß sie es nicht im Glauben annehmen, sondern es verwerfen werden. Als z. B., wie aus Ap. Gesch. 22. erzählt wird, der neubekehrte Paulus, vor Begierde brennend, den Gecreuzigten, den er in seinen Gliedern vorher zu Jerusalem verfolgt hatte, daselbst zu bekennen, in Jerusalem bleiben wollte, da sprach der HErr zu ihm: „Eile, und mache dich be

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hende von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugniß von mir." Es ist daher kein Zweifel: hätte Gott gewußt, daß die in der Finsterniß des Heidenthums dahin Lebenden sein Wort annehmen würden, so würde er es ihnen haben predigen lassen, und wenn es durch Engel vom Himmel hätte geschehen müssen.

Doch, meine Lieben, obwohl wir Gott deswegen nicht anklagen können, daß so viele Millionen schon dahin gestorben sind und noch immer dahin sterben, welche nie etwas von ihrem Heilande gehört haben; obwohl wir den Grund dazu nicht, wie eine gewisse Parthei in der Christenheit, gotteslästerlich in einem absoluten Rathschluß Gottes, an diesen Millionen vorüberzugehen; obwohl wir vielmehr hier ein gerechtes Gericht über Menschen erkennen müssen, von denen Gott vorauswußte, daß sie sein Wort, wenn es ihnen gepredigt worden wäre, doch nicht angenommen haben. würden; obwohl also die Heiden um ihrer Sünden willen verloren gehen: so sind doch alle aus Schuld der Christen ohne Gottes Wort in Trost- und Hoffnungslosigkeit dahin schmachtende verlassene Heiden lauter Ankläger der Christen vor Gott und Gott wird einst aus den Händen der Christen das Blut aller dieser von ihnen verwahrlos'ten Seelen fordern. Die Bekehrung der Heiden ist und bleibt eine Pflicht, die jeder an seinem Theile hat, der sich einen Christen nennt, kurz, die Heidenmission ist und bleibt eine Christenschuld. Davon laßt mich jeßt ein Mehreres zu euch sprechen.

Text: Matth. 2, 1–12.

Da JEsus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodis, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind kommen, ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörete, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem, und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande. Denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mit nichte die kleinste unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein HErr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernete mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und weisete sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihrs findet, so saget mirs wieder, daß ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet, und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und thaten ihre Schäße auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken. Und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.

Nachdem uns die Terte des Weihnachtsfestes die Offenbarung des neugeborenen Heilandes unter dem Volke Israel erzählt haben, so erzählt uns der heutige soeben verlesene Festtert die erste Offenbarung des neugebornen Heilandes unter den Heiden. Haben wir also vor zwölf Tagen gewissermaßen das Weihnachten der Juden gefeiert, so feiern wir heute das Weihnachten der Heiden, das uns vor allem angeht, da wir von heidnischen Vorvätern abstammen. Billig gedenken wir daher heute jenes Werkes, durch welches immer mehr Heiden zur Erkenntniß ihres Heilandes gebracht werden sollen, des heiligen Missionswerkes. So laßt mich euch denn jezt vorstellen: Die Heidenmission, cine Christenschuld.

Ich zeige euch hierbei:

1. in wiefern die Heidenmission eine Schuld aller Christen, und

2. in wiefern dieses Werk eine Schuld insonderheit jest für uns hier sei.

I.

Es war, meine Lieben, eine wunderbare Weise, auf welche einst die Erstlinge aus dem Heidenthum zu Christo geführt wurden. In einem weit von Judäa nach Morgen liegenden Lande, wahrscheinlich in Persien, war nemlich mehreren Weisen jenes Landes ein wunderbarer Stern erschienen und Gott hatte es denselben geoffenbart, daß dieser Stern die Geburt des von dem jüdischen Volke seit langen Jahrhunderten erwarteten Gnadenkönigs bedeute. Alsobald machen sich daher die Weisen auf den Weg nach der Hauptstadt des jüdischen Landes, Jerusalem, und, hier angekommen, sprechen sie: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande, und sind ge= kommen ihn anzubeten." Die Kunde von der Ankunft dieser fernher kommenden seltsamen Gäste und von ihrer noch seltsameren Frage erfüllt bald ganz Jerusalem und dringt endlich bis in die Gemächer des Königs Herodes. Alles vernimmt die Nachricht mit Erschrecken. Doch was ge=

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schieht? Der König läßt sogleich alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volke versammeln, fragt sie, wo nach der Schrift der Messias geboren werden solle, und nachdem diese ihm aus dem Propheten Micha gezeigt haben, daß er in Bethlehem geboren werden müsse, weis't der König die Weisen nach diesem Städtlein. Der erhaltenen Weisung folgend, finden denn dieselben auch endlich, den sie gesucht haben, fallen vor dem Kindlein nieder, beten es an, thun ihre Schäße auf und kehren hierauf, den ewigen Schat heiligmachender Erkenntniß in ihrem Herzen tragend, wieder heim.

So wunderbar nun in dieser Geschichte der Umstand ist, daß die Weisen durch einen Wunderstern nach Judäa geführt wurden, so erscheint das doch noch wundersamer, daß Gott den Stern nicht dazu erwählte, die Weisen ohne Umwege geradezu nach Bethlehem zu führen, daß vielmehr erst der jüdische König mit seinen Hohenpriestern und Schriftgelehrten denfelben aus Gottes Wort zeigen mußte, daß Bethlehem der Ort sei, wo Christus gefunden werden könne. Wir können uns nicht denken, daß der allweise Gott dies nicht aus weisen Absichten, nicht aus allwichtigen Ursachen gethan haben sollte. Was war es aber wohl, daß Gott so verfuhr? Wer dürfte es wagen, alle die heiligen Absichten Gottes hierbei ergründen zu wollen? Aber ein Hauptgrund - dies lehrt uns die Aehnlichkeit des Glaubens war ohne Zweifel dieser: Gott wollte damit für alle kommende Zeiten anzeigen, daß er die Heiden nicht durch unmittelbare Offenbarungen, nicht durch Wunder, nicht durch Sterne, nicht durch Engel oder sonst durch außerordentliche himmlische Erscheinungen, sondern durch Menschen, und zwar durch seine schon bestehende Kirche, zu seinem lieben Sohne führen wolle, daß also die Heidenmission eine Kirchen-, eine Christenschuld sei.

Es meinen in unsern Tagen, leider! nur zu viele, selbst solche, denen man nicht alles Christenthum absprechen kann, daß die Heidenmission zwar ein löbliches Werk sei, ein Werk aber, das man ebenso thun, wie lassen und an dem man sich ebensowohl betheiligen, wie unbetheiligt bleiben könne; und da es jezt der Noth und der Bedürfnisse mitten in der Christenheit selbst so viele gebe, mehr, als gethan werden könne, so, meinen viele, sei die Mission eine Last, die man den Christen in diesen Nothzeiten nicht auch noch auflegen, ein Werk, das man, um andere nöthige Dinge nicht zu hindern, lieber jezt unterlassen sollte. Aber, meine Lieben, solche Christen find im Irrthum. Die christliche Kirche ist und bleibt zu jeder Zeit eine Schuldnerin der ganzen noch außer Christo lebenden Welt. Sie soll nach Gottes Willen die fruchtbare Mutter sein, aus deren Schooß ihm immer mehr Kinder, wie der Thau aus der Morgenröthe, auch aus den Heiden geboren werden. Auf ihr liegt es, daß den Heiden der himmlische Stern des Wortes angezündet und dieselben nach Bethlehem gewiesen werden. Dies wird uns nicht nur durch unsere heutige Festgeschichte wie durch ein lebendiges Bild vor die Augen gemalt, die ganze heilige Schrift gibt dafür Zeugniß in ausdrücklichen Worten.

Christus ruft den Jüngern bei seinem Abschied von der Welt zu: ,,Gehet hin und lehret alle Heiden und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammet werden. Und siehe! Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende." Mit diesen

Worten sendet Christus zwar zunächst die Apostel in alle Lande aus und macht die ganze Menschheit zu ihrem Sprengel und Arbeitsfeld; aber sie waren es keinesweges allein, welchen diese Worte galten. Ja, sie standen vielmehr hierbei, wie bei allen andern Aufträgen und ihnen übergebenen Stiftungen Christi, nur als die Wurzeln des von Christo gepflanzten Baumes da, der endlich die ganze Welt überschatten und unter dessen Zweigen alle Kinder Gottes verjammelt werden sollten. Kurz, sie standen da als die Repräsentanten der ganzen Kirche. Die Kirche aller Zeiten war es daher eigentlich, welcher Christus diesen Auftrag gab, die Kirche, welcher er dieje große Schuld auflegte; daher er auch an den Befehl die Verheißung knüpfte: „Und siehe! Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!" Die heiligen Apostel sind ja gestorben, und obgleich schon sie die ganze Erde mit dem Schall des Evangeliums erfüllt haben, so sind doch noch Millionen, und zwar bis diese Stunde, übrig geblieben, die in Finsterniß und Schatten des Todes sizen. Das Wort: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Heiden“, tönt daher auch über den Gräbern der Apostel laut mahnend fort in das Ohr der Kirche Christi und wird schuldeinfordernd fort tönen, bis es keinen Heiden mehr gibt, dem das Evangelium nicht gepredigt würde, bis die bestimmte Fülle der Heiden in Christi Reich eingegangen sein wird, das heißt, bis an den jüngsten Tag. Wer ist aber die Kirche? Sind das etwa die sogenannten Geistlichen, Priester und Bischöfe? Nein, das sind alle die gläubigen Christen. Euch also, ja euch, die ihr durch einen lebendigen Glauben Glieder der Kirche geworden seid, euch gilt das Wort des HErrn: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Heiden.“ In dem Augenblicke, da ihr in die Kirche eintratet und ihrer seligen Vorrechte theilhaftig wurdet, habt ihr auch euer Theil an der allgemeinen Kirchenschuld mit übernommen und versprochen, an dem Werke der heiligen Mission mit zu arbeiten nach eurem Stand und Beruf, nach euren Gaben. und Kräften, so viel ihr vermöget.

Doch, meine Theuren, dies Werk ist nicht nur darum eine Christenschuld, weil Christus, ihr HErr, dieselbe ausdrücklich ihnen auferlegt hat; selbst wenn Christus jenes Wort nicht gesprochen hätte, so müßten Christen es dennoch für ihre Schuld erkennen. Denn erstlich, hat nicht jeder Christ eine ewige Schuld der Liebe gegen seinen Gott? - Könnte aber ein Christ sagen, er liebe Gott, wenn er ruhig zusehen kann, wie der Feind Gottes, Satan, Millionen Menschen, die für Gott geschaffen sind, in seinem Reich und in seinen Stricken hält? Könnte ein Christ sagen, er liebe Gott, wenn er ruhig zusehen kann, wie noch immer für Millionen Menschen Gott umsonst das höchste Wunder seiner Liebe gethan hat, umsonst für sie ein Mensch geworden ist, umsonst für sie gelitten hat, umsonst für sie, als ein

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