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halter und Regierer aller Dinge ohne Zweifel alle Ehre allein. So muß also auch die Ehre Gottes die Probe aller Religionen sein. Eine Religion, die anstatt dem Schöpfer dem Geschöpf, anstatt Gott dem Menschen die Ehre gibt, ist daher gar keine Religion, nur ein Zerrbild derselben und hat von Religion nichts als den Titel und Namen ohne die Sache und das Wesen; eine Religion aber, welche Gott zwar Ehre gibt, ihm aber diese Ehre nicht allein gibt, mag zwar eine Religion sein, aber sie ist eine falsche und verderbte.

Betrachten wir nun in diesem Spiegel unsere Zeit, was finden wir da? Auf der einen Seite eine völlige Leugnung Gottes und Verweigerung aller ihm gebührenden Ehre; auf der anderen Seite eine vielfache Schmälerung dieser Ehre; auf der einen Seite also gänzliche Religionslosigkeit, auf der anderen Seite Religionsverderbniß.

Was zu Davids Zeiten die Thoren nur in ihren Herzen sprachen und was noch bis vor hundert Jahren allein der rohe verzweifelte, von aller * Welt gescheute Bösewicht nur im Verborgenen zu murmeln wagte: Es ist kein Gott! Hinweg mit aller Religion und allem Gottesdienst! - das predigen jezt Männer, welche sich nicht nur selbst mit hoher Wissenschaft brüsten, sondern die auch von Tausenden als ihre Propheten hoch gefeiert werden, frank und frei in Wort und Schrift wie von den Dächern. Ja, um auch den letzten Gedanken, daß es ein höchstes Wesen gebe, dem der Mensch Ehre darzubringen habe, ihm aus dem Herzen zu reißen, erklären diese Weltpropheten unserer Mitternachtszeit, der Mensch sei nichts als ein Thier, das sich nur im Kampf um sein Dasein endlich auf die höhere Stufe empor geschwungen habe, auf welcher der Mensch im Vergleich mit anderen Thieren jezt stehe. Die Wahrheit, die sich in jedes Menschen Brust mit unwiderstehlicher Gewalt ankündigt: Es ist ein allmächtiger, allweiser und allgütiger Gott, der alles erschaffen hat, erhält und regiert, diese Wahrheit, die das ganze Räthsel des Daseins aller Dinge so harmonisch, so herrlich lös't, schilt man frech einen Wahn früherer Unwissenheit, und die irrsinnige Behauptung, daß alles von selbst entstanden oder daß die veränderliche, vergängliche Welt ewig sei, wodurch das Geheimniß ihres Daseins, anstatt erklärt zu werden, ein unvernünftiger Widerspruch wird, diese irrsinnige Behauptung preis't man als den endlich gefundenen Aufschluß aller Geheimnisse des Universums!

Wir sehen hieraus: die abgefallenen Christen unserer Tage sind wieder zu blinden Heiden geworden, von denen Paulus sagt: „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden; und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Thiere, und haben geehret und gedienet dem Geschöpf mehr, denn dem Schöpfer, der da gelobet

ist in Ewigkeit." Ja, wir sehen hieraus: über die, welche in unsern Tagen Gottes Wort verworfen haben, ist jener furchtbare Fluch gekommen, den Gott schon den Juden gedroht hat, wenn sie die ihnen vertraute Offenbarung verwerfen würden, jener Fluch nemlich: „Der HErr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Rasen des Herzens.“

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Doch, möchten in unseren Tagen nur diejenigen Gott die Ehre nicht geben, die ihm gebührt, welche in der aus Gottes Gericht über sie gekom menen Raserei ihres Herzens Gottes Dasein selbst verleugnen und daher jegliche Religion und Kirche als Trug verhöhnen! Aber wohl bekennen sich noch immer alle Kirchen zu dem ersten Gebote: „Du sollst nicht andere Götter haben neben mir", und zu dem Schlusse des heiligen Vaterunjers: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit“; prüfen wir jedoch darnach die Lehren der verschiedenen Kirchen unserer Zeit, was gewahren wir da? - Anstatt dem Worte Gottes gibt man vielfach menschlicher Vernunft und Weisheit, anstatt der Gnade Gottes menschlichem Thun und Verdienst die Ehre. Selbst innerhalb unserer theuren evangelischlutherischen Kirche, auch da, wo man zur alten Wahrheit zurückgekehrt sein will, werden in unseren Tagen immer häufiger Lehren laut, durch welche die Ehre, die Gott allein gebührt, ihm genommen und dem Menschen gegeben wird.

Sollten nun die, welche solche Lehre führen, treue Söhne und Nachfolger Luthers sein? - Nimmermehr! - Unser Tert enthält unbestreitbar eine Weissagung auf die vor viertehalbhundert Jahren erfolgte Kirchenreformation; der Engel, welcher hiernach mitten durch den Himmel fliegen sollte, ist ohne Zweifel keine andre Person, als unser Luther, das gesegnete Werkzeug zur Ausführung des Reformationswerkes; er flog wirklich mit seiner Lehre, die nichts anderes, als das ewige Evangelium, war, mitten durch den Himmel und rief wirklich mit großer, durch die ganze Christenheit erschallender Stimme: „Fürchtet Gott und gebet Ihm die Ehre!“

Da wir nun, Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn, allesammt bekennen, Luthers geistliche Söhne zu sein und sein Werk auch in unseren Tagen treiben und fortseßen zu wollen, und zu diesem Endzwecke uns heute wieder im Namen des HErrn versammelt haben, so lasset mich euch zu unser aller Prüfung, Ermunterung und Stärkung jezt vorstellen: Daß wir nur dann auch in unseren Lagen Luthers Werk treiben, wenn wir Gott allein alle Ehre geben;

wenn wir nemlich

1. wider alles Menschen ansehen allein Gottes Wort und 2. wider alles Menschenthun allein Gottes Gnade alle Ehre geben.

II.

Doch, meine Brüder, es entsteht nun die wichtige Frage: wodurch kann ein Mensch dieses köstliche Ding, ein festes Herz, allein erlangen? Davon laßt mich denn nun noch zweitens zu euch sprechen.

Auch diese Frage beantwortet uns unser Text, und zwar mit den kurzen klaren Worten: „Welches geschieht durch Gnade."

Wunderbare Antwort! Sollte man nicht meinen, um ein festes Herz gegen alle die mancherlei und fremden Lehren in der Welt zu bekommen, dazu müsse wohl vor allem ein großer Scharfsinn, eine gründliche Gelehrsamkeit oder doch ein hoher Grad christlicher Erkenntniß erforderlich sein? Sollte man nicht meinen, jedenfalls werde, da ein festes Herz ein so köstliches Ding ist, es gewiß auch viel, sehr viel kosten, es zu erlangen, große Mühe und Arbeit, namentlich ein langes und tiefes Forschen? Aber siehe! nichts von allem dem nennt unser Text. Er spricht vielmehr einfach nur: Welches geschieht durch Gnade." Kein Mensch soll und kann sich also ein festes Herz selbst geben; dies kann und will Gott allein thun; und zwar will er dies Kleinod nicht dafür geben, daß sich ein Mensch darum selbst abmüht, oder daß er sich durch gute Werke oder vollkommene Heiligung dieses Kleinods würdig macht, sondern lediglich aus Gnaden, aus seiner bloßen, freien, göttlichen Gnade.

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Hiermit soll nun aber auch nicht etwa dies gesagt sein, daß nur gewisse Auserwählte das köstliche Ding, ein festes Herz, erlangen könnten, denen nemlich Gott vor andern als seinen Lieblingen diese Gnade allein verleihen wolle. O nein! vielmehr soll hiermit das gerade Gegentheil bezeugt werden, daß nemlich Gott, weil dieses Kleinod kein Mensch verdienen könne, dasselbe einem jeden, auch mir und dir, aus Gnaden schenken wolle. Denn, sagt selbst, was ist die ganze heilige Schrift anders, als ein Zeugniß dafür, daß Gottes Gnade ein über den ganzen Erdkreis ausgebreiteter Himmel sei? Fröhlich ruft David im 108. Psalm aus: „Gott, deine Gnade reicht so weit, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen“, und, um zu zeigen, wo diese Gnade auch von allen gefunden werden könne, schreibt Paulus: „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen", nemlich in Christo.

Sehet da, der offene, gewisse, sichere Weg, das köstliche Ding, ein festes Herz, zu erlangen, ist also dieser: Du mußt erstlich erkennen, daß du von Natur ein durch und durch verdorbener, verlorner und verdammter Sünder bist, für den nur in freier Gnade Hilfe ist; du mußt zum andern erkennen, daß diese freie Gnade allen Menschen und auch dir in Christo bereits erschienen ist, daß nemlich Christus schon allen Menschen Gnade

durch seinen Tod am Creuze erworben und daß Gott der Vater durch Christi Auferweckung von den Todten diese Erwerbung auch selbst öffentlich, feierlich und thatsächlich bestätigt habe; du mußt endlich erkennen, daß die Predigt hiervon oder das Evangelium nichts als die von Gott gebotene Proclamation dieser Allen erworbenen Gnade in der ganzen Welt, daß die Taufe die von Gottes Hand selbst geschehene Einschreibung auch deines Namens in die Liste der Begnadigten, daß der Versöhnungsleib und das Versöhnungsblut Christi im heiligen Mahle das göttliche Siegel und Unterpfand deiner Begnadigung, daß die Absolution die immer neue Ueberreichung derselben an dich und daß endlich die ganze Bibel nichts als der auch an dich gerichtete, durch Gottes Geist mit Gottes eigenem Blute geschriebene Begnadigungsbrief Gottes für die ganze erlös'te Menschheit sei. Diese Erkenntniß, dieser Glaube ist's, was dir, so wahr Gott lebt, jenes köstliche Ding, ein festes Herz, geben wird.

Hier hilft keine noch so hohe Wissenschaft. Ja, daß jezt, namentlich in unserem alten Vaterlande, so Viele auf wissenschaftlichem Wege ihrer Lehre gewiß zu werden suchen, dies ist vielmehr die Ursache, daß jezt so Viele „immerdar lernen, und nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit kommen“ oder doch so leicht abfallen. So lange einem Menschen die im Evangelio aufgegangene Sonne der Gnade noch nicht im Herzen scheint, so lange er nemlich noch nicht durch seine Lehre seines Gnadenstandes gewiß geworden ist; so lange seine Lehre ihm noch nicht diese Frucht gebracht und sich ihm noch nicht dadurch bewährt und besiegelt hat, daß er triumphirend ausrufen kann: „Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält": so lange kann er auch nur ein in der Lehre zagendes, wankendes und schwankendes Herz haben; so bald aber einem vor Gott und der Hölle erschrockenen Menschen seine Lehre der Felsen geworden ist, an dem er sich aus dem Schiffbruch seiner Sünde und Gerechtigkeit retten und auf dem er Sicherheit und Seelenfrieden finden konnte, so wird ihm auch alsobald sein Herz fest und gewiß.

Was machte einst alle Propheten, alle Apostel, alle Märtyrer so fest und beständig? Nichts anderes, als die Gnade Gottes in Christo, die sie nicht nur predigten und bekannten, sondern die sie sich auch selbst gläubig angeeignet hatten. Ein merkwürdiges Beispiel hierzu ist wieder unser Luther. Schon hatte er viele päbstliche Irrthümer und manche theure Wahrheit erkannt, und doch schwankte er noch immer längere Zeit hin und her. Von dieser Zeit sagt er selbst: „Da ich der Kirche Namen hörte, erschrak ich und erbot mich zu weichen."*) Woher kam es nun, daß Luther später durch das Geschrei: So bekennt die Kirche! So lehren *) XIV, 472.

die Universitäten! So schreiben die Väter! So haben die Concilien entschieden! sich nicht schrecken ließ? Luther sagt uns dies selbst. Ihm ging endlich das Wort der Gnade: „Der Gerechte lebet seines Glaubens", wie die Sonne auf. „Hie fühlte ich", schreibt er, „alsbald, daß ich ganz und neu geboren wäre, und nun gleich eine weite aufgesperrte Thür, in das Paradies selbst zu gehen, gefunden hätte."*) Sehet, das, das war der für ihn und für die ganze Kirche so selige Augenblick, in welchem in Luther das köstliche Ding, ein festes Herz, geboren wurde. Denn durch diese Lehre von der Gnade hatte nun Luther den rechten Schlüssel gefunden, der ihm die ganze heilige Schrift aufschloß, und den sicheren Prüfstein, an welchem er nun jede Lehre prüfen konnte, und somit jenen Felsen, von welchem Christus sagt: „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen."

Wohlan denn, meine Brüder, die Kirche, welche Luthers Namen trägt, und zu der auch wir gehören, besißt jene Lehre von der allgemeinen freien Gnade in einer Reinheit und Fülle, wie keine andere: so laßt uns denn diesen krystallhellen kostbaren Born in der Sandwüste dieser Welt und Zeit als gute Wächter treulich bewachen und bewahren, vor allem aber selbst täglich und stündlich daraus trinken, den Durst unserer Seele daraus löschen und unser mattes Herz daraus laben und erquicken: so werden auch wir erfahren, was unser Tert sagt: „Es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade." Die mancherlei und fremden Lehren sind ja im leßten Grunde alle ohne Ausnahme der einen Lehre von der freien allgemeinen Gnade entgegen. Entweder kommen sie daher, daß man diese Lehre geradezu verwirft, oder daher, daß man sich damit nicht begnügen lassen will und nach vermeintlich höheren Dingen, tieferer Weisheit, süßeren Tröstungen und herrlicheren Hoffnungen lüstern ist. So lange wir daher an der Lehre von der freien und allgemeinen Gnade als an unserem höchsten Schaß mit Furcht und Zittern festhalten, so lange wir jede andere Lehre darnach prüfen, ob sie nemlich diese Lehre als ihren innersten Kern in sich trage, so lange werden wir uns auch von keiner fremden Lehre täuschen und berücken lassen und so, während alles um uns her wanket und schwanket und einer Wetterfahne gleich von jeglichem Winde neuer Lehre sich umtreiben läßt, festen Herzens und Fußes das himmlische Banner der ewigen Wahrheit schwingen, bis wir endlich mit Entzücken schauen und genießen werden, was wir hier oft unter Thränen und heißen Anfechtungen geglaubt und bekannt haben. Das helfe uns JEsus Christus, der König der Gnade und Wahrheit. Amen. *) XIV, 462.

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