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derselben über die von Gott selbst gezogenen Schranken hinaus bei vielen einen Widerstand selbst gegen solche Anordnungen hervorriefe, welche man bei zugestandener Freiheit, dieselben anzunehmen oder zurückzuweisen, angenommen haben würde. Doch gesezt, es fügten sich alle Gemeinden den Anordnungen der Synode auch in den von Gott weder gebotenen noch verbotenen Dingen, weil sie sich einmal dazu verbindlich gemacht hätten, aber vielleicht viele mit innerem Widerstreben und Unmuth was wäre damit gewonnen? Auf diesem Wege würden viele Gemeinden die Gestalt Lutherischer Gemeinden annehmen, ohne ihr Wesen zu besißen; unsere Synode würde vielleicht eine große wohlgegliederte Maschine werden, aber kein lebendiger Organismus sein; je mehr uns der äußere Bau gelänge, desto mehr würde das innere Leben schwinden; wir würden an der Wurzel faule Bäume pflegen, Pflanzen, die der Vater nicht gepflanzet hat, die daher ausgereutet werden sollen; wir würden vielleicht oft Großes ausgerichtet zu haben vermeinen, während unsere Werke vor Gottes Augen leere Schalen wären, und unser scheinbares Wachsthum würde oft nichts als ein Erstarren und Ersterben in großen Massen lebloser Formen sein. Um die Vollstreckung gemachter äußerer menschlicher Ordnungen und Einrichtungen würde sich bald unser Hauptkampf bewegen und dieser den rechten seligen Kampf um das wahre Kleinod der Kirche, um die Reinheit und Einheit der Lehre, verschlingen. Wir würden mit einem Worte unser schönes Ziel, die wahre Kirche, welche kein äußeres Gerüste, sondern ein Reich Gottes in den Herzen der Menschen ist, zu bauen, aus den Augen verlieren, und im besten Falle unsere frühe Auflösung selbst herbeiführen. Wohl gibt es auch in diesem Freistaate religiöse Gemeinschaften, welche bei streng repräsentativer Verfassung ohne Widerspruch sich bauen und nach ihrer Weise gedeihen, aber warum? Weil man die Gemeinden nicht zur Kenntniß ihrer Freiheit kommen läßt und durch falsche Lehren die Gewissen für seine Verfassung bindet. In unserer evangelisch - lutherischen Kirche aber, wo wir es unseren Gemeinden predigen müssen, daß die Wahl der Verfassung der Kirche ein unveräußerliches Stück ihrer christlichen Freiheit ist und daß die Christen als Glieder der Kirche keiner Gewalt in der Welt unterworfen sind, als dem klaren Worte des lebendigen Gottes, da sind von einer Beschränkung der Freiheit der Gemeinden, insonderheit in einem Freistaate, wie der unsrige, die genannten verderblichen Folgen allerdings mit Grund zu fürchten.

Ganz andere Folgen aber haben wir mit Grund zu hoffen, wenn wir von unsern Gemeinden nichts unbedingt begehren, als Unterwerfung unter das Wort, unter welches auch wir uns beugen, wenn wir ihnen daher sich selbst zu regieren überlassen, und ihnen nur berathend zur Seite stehen.

Wir dürfen nicht besorgen, daß auf diesem Wege die weltlichen Elemente einer politischen Demokratie in die Kirche eindringen, daß daraus eine knechtende Volksherrschaft, ein Volkspabstthum entstehen und daß wir, die wir Diener Christi sein sollen, dadurch Menschenknechte werden würden. Wie kann das eine ungöttliche Volksherrschaft sein, wo das Volk seine ihm von Gott gegebenen Rechte gebraucht? Wie kann das ein Volkspabstthum sein, wenn das priesterliche Volk der Christen in den Dingen, die Gott freigelassen hat, sich von keinem Menschen Geseze machen lassen und dem Prediger des Wortes nur dann unbedingt gehorchen will, wenn Christus selbst durch ihn redet, wenn er nemlich sein Wort predigt? Nein, eine schimpfliche Volksherrschaft findet nur da statt, wo das Volk sich anmaßt, dem Prediger vorzuschreiben, was er von Gottes Wort predigen dürfe, was nicht; wo es sich herausnimmt, dem Worte Gottes zu widersprechen und die Führung des Amtes nach demselben in irgend einem Stücke zu hindern; oder wo das Volk die Gewalt, Ordnungen in der Kirche zu machen, als ein Privilegium für sich allein in Anspruch nimmt, den Prediger von dieser Gewalt ausschließt, und von ihm Unterwerfung unter die gemachten Ordnungen fordert. Ein Menschenknecht ist daher auch nur der Prediger, welcher aus Menschenfurcht oder Menschengefälligkeit Christo nicht treulich dient, in Lehre oder Praris von Gottes Wort abweicht, und predigt, nach dem seinen Zuhörern die Ohren jücken. Gerade da aber, wo dem Prediger zwar nur die Gewalt des Wortes gegeben ist, aber die volle Gewalt desselben, da, wo die Gemeinde, so oft sie Christi Wort aus ihres Predigers Mund hört, es annimmt als Gottes Wort, da steht der Prediger im rechten Verhältniß zu seiner Gemeinde; er steht in ihr nicht als ein gemietheter Lohndiener, sondern als ein Gesandter Gottes des Allerhöchsten; nicht als ein Menschenknecht, sondern als ein Knecht Christi, der an Christi Statt lehret, ermahnet und strafet. Gerade da wird daher die apostolische Ermahnung recht befolgt: „Ge= horchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen, als die dafür Rechenschaft geben sollen; auf daß sie das mit Freuden thun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut." Je mehr aber eine Gemeinde sieht, daß der, der ihr vorsteht in dem HErrn, nichts begehre, als daß die Gemeinde Christo und seinem Worte unterthan sei; je mehr sie sieht, daß er sie nicht zu beherrschen begehre, ja daß er mit eifersüchtigem Auge über der Freiheit der Gemeinde selbst wache: desto williger wird sie werden, auf seine heilsamen Vorschläge auch in den Dingen, die Gott freigelassen hat, zu hören; sie wird ihm hierin folgen, nicht als einem Zuchtmeister, weil sie muß, sondern als ihrem Vater in Christo, weil sie es um ihres eigenen Wohles willen freudig will.

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Dieselbe Aussicht auf einen heilsamen Einfluß hat aber auch unser

Synodalkörper, wenn er durch nichts zu wirken sucht, als durch die Gewalt des Wortes. Freilich erwarten uns auch da Kämpfe, aber es werden nicht jene kleinlichen niederschlagenden Kämpfe um Gehorsam gegen Menschengesehe, sondern jene heiligen Kämpfe um Gottes Wort, also um Gottes Ehre und Reich sein. Und je mehr die Gemeinden einsehen werden, daß wir keine andere Gewalt über sie auszuüben begehren, als jene Gotteskraft des Wortes, das da selig macht alle, die daran glauben, eine defto offenere Thür wird auch unser Rath bei ihnen finden. Zwar werden sich, die das Wort nicht mögen, von uns trennen, die es aber lieben, denen wird unsere Gemeinschaft eine tröstliche Zuflucht sein; und wenn sie unsere Beschlüsse annehmen, so werden sie sie nicht als eine fremde, von außen ihnen aufgelegte Last tragen, sondern als eine Wohlthat und als eine Gabe brüderlicher Liebe achten, und als ihr Eigenthum vertreten, vertheidigen und bewahren.

Mögen wir also immerhin keine Gewalt besißen, als die des Wortes, so können und sollen wir doch unser Werk mit Freuden treiben. Lassen Sie uns daher, theure hochgeehrte Herrn und Brüder! diese Gewalt nur recht üben. Lassen Sie uns vor allem und in allem darauf denken, daß die reine Lehre unserer theuren evangelisch-lutherischen Kirche unter uns immer vollständiger erkannt werde, in allen unseren Gemeinden im Schwange gehe, und vor jeglicher Verfälschung bewahrt und als das köstlichste Kleinod feft= gehalten werde; was das Wort fordert, davon lassen Sie uns kein Jota vergeben; dieses lassen Sie uns in unsern Gemeinden zur vollen Herrschaft bringen und davon nichts nachlassen, es gehe uns auch darüber, wie Gott will; hier lassen Sie uns unbeugsam, hier lassen Sie uns eisern sein; thun wir das, dann können wir unbesorgt sein um den Erfolg unserer Arbeit; ob dieselbe vergeblich zu sein scheinen sollte, sie kann dann nicht vergeblich sein; denn das Wort kommt nicht leer wieder zurück, sondern richtet aus, wozu der HErr es gesendet hatte. Durch das Wort allein, ohne jegliche andere Gewalt, ist die Kirche einst gegründet worden; durch das Wort allein ist sie bis diese Stunde trop alles Wüthens und Tobens des Satans und der Welt erhalten worden; durch das Wort allein sind alle die großen Thaten, welche die Geschichte der Kirche berichtet, gewirkt worden; durch das Wort allein wird auch die Kirche, aber gewißlich, stehen bleiben auch in dieser legten betrübten Zeit, bis an das Ende der Tage. Selbst die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Denn alles Fleisch ist wie Gras, und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen, aber des HErrn Wort bleibet in Ewigkeit." Amen.

Synodalrede vom Jahre 1850.

Ehrwürdige, in Christo geliebte Amts- und Glaubensbrüder!

Wir beginnen diesmal unsere Synodalverhandlungen unter Umständen, wie bisher noch nie. Die Geschichte unserer Synodalgemeinde ist offenbar gegenwärtig in ein neues Stadium eingetreten. Gott hatte uns bis zur Zeit unserer legtjährigen Versammlung nach seiner großen Barmherzigkeit mit schweren Heimsuchungen verschont und uns die Gnade verliehen, daß wir uns ungestört bauen konnten. Es war uns bis dahin eine Zeit gegönnt, ähnlich jener Zeit, die uns der heilige Evangelist Lukas mit den Worten beschreibt: So hatte nun die Gemeine Frieden durch ganz Judäa und Galiläa und Samarien, und bauete sich, und wandelte in der Furcht des HErrn, und ward erfüllet mit Trost des Heiligen Geistes.“ Ap. Gesch. 9, 31. Unsere gegenwärtigen Sizungen hingegen beginnen wir nicht nur mit der Empfindung harter Schläge der göttlichen Hand, die wir seit unserem leßten Zusammensein haben erfahren müssen, sondern auch mit der Aussicht auf schwere Prüfungen und entscheidungsvolle Kämpfe, in die uns dieselbe Hand hineingeführt hat.

Um nur an das Wichtigste zu erinnern, so hat es Gott erstlich nach seinem unerforschlichen Rathschluß gefallen, mehrere unserer rüstigsten und tüchtigsten Mitstreiter in dem heiligen Kriege, den wir gegen das Reich der Lüge und Sünde zu führen berufen sind, aus unseren Reihen zu nehmen. Ich nenne Ihnen hier nur die Namen Löber, Wolter, Buttermann und Flessa, und Sie werden mit mir die Größe des Verlustes ermessen, welchen unsere Synode seit ihrer leztjährigen Versammlung erlitten hat. An unserem Löber hat sie ich fürchte hier keinen Widerspruch — ihre Krone, ihren Vater in Christo, ihr lebendiges Vorbild eines erfahrenen und rechtschaffenen Dieners der Kirche in Lehre und Leben, im Weiden und Streiten, in freundlicher Liebe und ehrfurchtgebietendem Ernste, ihren wohl brünstigsten Fürbitter, kurz, einen Mann verloren, der sich für sie zur Mauer machte und wider den Riß stand. An unserem Wolter ferner hat unsere Synode einen, ebenso was Treue und Eifer, als was Fähigkeit betrifft, ausgezeichneten Lehrer eines ihrer Predigerseminare und ein hell leuchtendes Vorbild insonderheit ihrer jüngeren Glieder verloren. Auch mit unserem Buttermann und Flessa endlich hat unsere Synode nicht geringe Hoffnungen für die Förderung des Reiches Gottes zu Grabe tragen müssen, zu

denen sie auch der Dienst dieser jungen kräftigen Arbeiter berechtigt hatte. Durch die Heimrufung dieser vier theuren Glieder unseres Verbandes in einer Zeit, in welcher die Kirche täglich ihre Klage über Mangel an Arbeitern für die große Ernte vor dem HErrn ausschütten muß, hat uns Gott so hart gezüchtiget, wie er uns härter kaum hätte züchtigen können. Laut und vernehmlich ist uns hierdurch zugerufen worden: „So demüthiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit." 1 Petri 5, 6.

Eine zweite Ursache aber, warum wir heute mit schwererem Herzen, als je in die Vergangenheit und Zukunft blicken müssen, ist, daß wir in dem verflossenen Synodaljahre traurige Erfahrungen gemacht haben auch in Betreff mehrerer Gemeinden, welche von Gliedern unseres Synodalverbandes bedient worden sind. Mehrere derselben haben nemlich das ihnen mit Treue gepredigte Wort nicht als Gottes Wort aufgenommen, sondern troß aller Belehrung und troß alles Bittens und Ermahnens hartnäckig von sich gestoßen und ihre treuen Seelsorger genöthigt, sich von ihnen, als Leuten, die sich selbst nicht werth achteten des ewigen Lebens, zu wenden und den Staub von ihren Füßen zu schütteln. Und wenn es auch hie und da durch Gottes Gnade einen solchen traurigen Ausgang noch nicht gewonnen hat, so kann ich es Ihnen doch heute nicht verhehlen, daß noch immer mehrere gerade unserer treuesten Prediger in ihren Gemeinden nicht wenig Widerstand finden und daher ihr Amt nur mit Seufzen unter ihnen führen können. Der betrübtesten Nachrichten hierüber sind in dem verflossenen Synodaljahre so viele bei dem Präsidium unserer Synode eingegangen, daß ich, ich gestehe es, zugleich im Hinblick auf den Verlust tüchtiger Arbeiter, den wir zu der selben Zeit erfuhren, jenes Wort des Kleinglaubens oft kaum zu unterdrücken vermochte: HErr, hilf uns, wir verderben!"

So wichtig und empfindlich jedoch, ehrwürdige Herren und Brüder, diese Erfahrungen uns gewesen sind und noch sind, so kann ich doch nicht umhin, vor Ihnen die Ueberzeugung auszusprechen, daß unsere Synode in einer ganz anderen Beziehung einer noch ungleich wichtigeren und entscheidungsvolleren, der schwersten Prüfung entgegen geht, welche die Kirche je erfahren kann, einer Prüfung, gegen welche die durch blutige Verfolgungen nur gering anzuschlagen ist, es ist dies nemlich die Versuchung zu falscher Lehre.

Ehe ich die Gegenstände dieser Versuchung näher bezeichne, erlauben Sie mir, erst etwas vorauszuschicken.

Es ist nicht zu leugnen, daß nach langem Todesschlafe, in welchen unsere deutsche lutherische Kirche gänzlich versunken zu sein schien, es sich seit ohngefähr drei Decennien in derselben wieder mächtig geregt und neues

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