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Heidenthums; die Gnade, durch welche diese allein selig werden können, ist auch sein einziger Trost; der Heiland der Sünder, an den er auch als seinen Heiland geglaubt, auf den er, als den Trost Israels, schon im Leben gewartet hatte, der war sein einziger Trost nun auch im Sterben. Ihn hatte er fort und fort in seinem Herzen getragen: als er ihn nun auch auf seinen Armen trug und in sein freundliches Heilandsauge schaute, nun wollte er auch gerne sterben und, JEsum in Herz und Händen, entschlief er denn auch alsobald sanft und selig.

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Und dasselbe hören wir von allen, von deren seligem Tode uns in der heiligen Schrift Bericht erstattet wird. Sie alle haben zwar so ernstlich gegen die Sünde gekämpft, sie haben so fromm und gottesfürchtig gelebt, sie sind so eifrig in allerlei guten Werken gewesen, als sollten und wollten sie sich damit den Himmel verdienen: aber ihre einzige Hoffnung, ihr einziger Trost im Leben und Sterben war ihr Heiland. Wer hat gottseliger gewandelt, als der alte Patriarch Jakob? Was sagte er aber, als er sterben sollte? Er rief aus: „HErr, ich warte auf dein Heil!" das ist, auf deinen Heiland, in welchem nach deiner Verheißung gesegnet werden sollen alle Geschlechter der Erde. — Wer war eifriger im Dienste seines Gottes, als der königliche Prophet David? Welches sind aber seine leßten Worte, was ist, so zu sagen, sein Testament gewesen? Er beginnt dasselbe also: „Es sprach David, der Sohn Jsai, es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messias des Gottes Jakobs.“ — Wer hatte heiliger gewandelt, als der erste Märtyrer Stephanus? Welche Gedanken waren aber in seiner Seele, als er um Christi willen gesteinigt wurde? Der Gedanke an seinen JEsus. Er rief: „HErr JEsu“, das ist, du Seligmacher, nimm meinen Geist auf!" und mit diesem füßen Worte entschlief er. Wer hat ferner mehr für Christum gethan und gelitten, als Paulus? Er konnte sagen: „Ich habe mehr gearbeitet, denn sie alle.“ Was war aber sein leßter Trost? Er sprach: „Ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit“; daß sein Kampf ein siegreicher Glaubens kampf, daß sein Lauf ein Lauf im Glauben gewesen. war, das war es also allein, was ihn jezt in der Nähe des Todes nicht verzagen ließ, sondern gewiß machte, daß seiner die Krone der Ueberwinder warte. Und wie starb endlich einst Luther, nachdem er sein ganzes Leben zum Opfer gebracht hatte, Gott zu einem süßen Geruch, und nachdem er Werke vollbracht hatte, die unsterblich sind? Er starb als ein armer, nackter und bloßer Sünder mit dem Seufzer Davids: In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, HErr, du treuer Gott.“ Aus diesem allem sehen wir: so wichtig es ist, wenn man einst selig

sterben will, daß man sich darauf durch ein wahrhaft gottseliges Leben vorbereite, so ist und bleibt doch das Allerwichtigste, die Hauptsache bei unserer Vorbereitung, daß wir schon während unseres ganzen Lebens unseren Trost allein auf JEsum sezen. Es ist ja freilich schrecklich, wenn das Gewissen in der Todesstunde aufwacht und sagt: Du bist nichts anderes, als ein Heuchler gewesen! Deine Frömmigkeit ist dir nie ein aufrichtiger Ernst gewesen! Deine äußerlichen Christenwerke sind ein leerer Schein gewesen! Dein Glaube war nur in deinem Munde! Es ist erschrecklich, wenn der Sterbende zu Gott sagen will: „Ich habe Glauben gehalten“, während seine bösen Werke wie Zeugen wider ihn um sein Sterbelager stehen. Hingegen ist es eine köstliche Sache, wenn man in der Todesstunde getrost zu Gott sagen kann: HErr, dir habe ich gelebt, nun laß mich auch dir sterben! Ich habe dich geliebt, ich habe dich gelobt, ich habe dich und dein Wort vor Menschen bekannt, nun bekenne mich auch bei deinem himmlischen Vater! Es ist eine köstliche Sache, wenn in der Todesstunde, in diesem göttlichen Vorgericht, die guten Werke des Sterbenden als Zeugen seines ungeheuchelten Glaubens um sein Sterbelager stehen. Wie denn unter Anderen Hiskias, als er die Botschaft gehört hatte: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht lebendig bleiben“, weil ihm diese plößliche Todesbotschaft wie eine Verurtheilung Gottes klang und wie eine Versuchung Gottes erschien, zu Gott, obwohl mit Thränen, sprechen konnte: Gedenke doch, HErr, wie ich vor dir gewandelt habe in der Wahrheit, mit vollkommenem“, das ist, nicht mit halbem, getheiltem „Herzen, und habe gethan, was dir gefallen hat." Aber wehe dem, welcher dies zu dem Grunde seines Trostes macht! Denn vor Gottes Gericht besteht kein frommes Leben die Probe, auch das beste nicht. Auf der Wage des Geseßes gewogen, werden auch die heiligsten Menschen zu leicht gefunden. Auch nach seiner Bekehrung mußte daher ein David ausrufen: „HErr, wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir auch die verborgenen Fehle. Gehe nicht in's Gericht mit deinem Knechte; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht." Selbst ein frommer Hiob, dieses Vorbild aller frommen Creuzträger, mußte klagen: Wer will einen Reinen finden bei denen, da keiner rein ist? Wenn ich mich gleich mit Schneewasser wüsche, und reinigte meine Hände mit dem Brunnen; so wirst du mich doch tunken in den Koth, und werden mir meine Kleider scheuslich anstehen." Selbst ein Paulus, jenes Muster aller Knechte Gottes, mußte bekennen: „Ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darinnen bin ich nicht gerechtfertigt. Nicht daß ich's schon ergriffen hätte oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo JEsu ergriffen bin.“ Selbst der Jünger der Liebe, Johannes, mußte, sich selbst einschließend, bezeugen :

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,,So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns." Und endlich selbst der strenge und ernste Jakobus, der Feind alles todten Glaubens, mußte eingestehen: „Wir fehlen alle mannigfaltig.“

Wollen wir einst selig sterben, so ist daher das eigentliche Kunststück, was wir dazu anzuwenden haben, daß wir uns üben, täglich und stündlich den Heiland auf die Arme unseres Glaubens zu nehmen und auf ihn allein all' unseren Trost zu sehen, um von Grund des Herzens mit jenem christlichen Dichter sprechen zu können:

Der Grund, da ich mich gründe,

Ist Christus und sein Blut,

Das machet, daß ich finde

Das ew'ge, wahre Gut.

An mir und meinem Leben

Ist nichts auf dieser Erd:
Was Christus mir gegeben,
Das ist der Liebe werth.

Ja, meine Lieben, so eifrig man sein soll, fromm und gottesfürchtig zu wandeln, wie Simeon that, so muß man doch noch eifriger sein, wie Simeon, Christum als seinen Trost in das Herz zu fassen. Denn gerade je tiefer dieser Trost in das Herz dringt, desto mehr wird dann auch das Herz von Sünde und Liebe zu den eiteln Dingen dieser Welt gereinigt und geheiligt; wie denn David sagt: „Wenn du mich tröstest, so laufe ich den Weg deiner Gebote“, und Paulus: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“

Was soll denn also wohl ein Mensch thun, wenn es nun endlich an das Sterben geht? Soll er sich dann etwa vor allem ängstlich umsehen nach den Zeugen seiner guten Werke? Oder soll er wenigstens dann schnell gute Werke wirken, und etwa durch reiche Vermächtnisse an Arme oder an die Kirche oder sonst an wohlthätige Anstalten sich noch den Himmel zu erkaufen suchen? Nein, nein! Wohl magst du, wenn du noch Zeit hast, dein Haus auch im Leiblichen recht bestellen und dabei auch, wenn du kannst, der Armen und der Kirche gedenken. Aber wisse: Dann ist die Zeit guter Werke vorüber; mag daher dann ein frommes oder ein gottloses Leben hinter dir liegen, dann gibt es keinen anderen Rath, keine andere Hilfe, keinen anderen Weg noch Steg, als daß du, wie in einem drohenden Schiffbruch im Sturm, zuerst alles, was du hast, ebenso deine guten Werke, wie deine Sünden, über Bord in das Meer der göttlichen Erbarmung wirfst, und JEsum, als den einzigen, aber sicheren Lebensretter, im Glauben er

greifft, um deine Brust thust und dich damit frisch und keck in die brausenden Fluthen des Todes stürzest. O wohl dem, wer also thut! Mögen dann immerhin die Wogen der Todesangst und des Todes selbst über ihm zusammen schlagen: JEsum in einem nach ihm verlangenden Herzen, erreicht er gewiß die seligen Ufer des ewigen Lebens; denn es steht geschrieben: „Wer den Namen des HErrn wird anrufen, soll selig werden."*)

O so schenke uns denn allen Gott die Gnade, daß wir leben, wie Simeon, vor allem aber, daß wir sterben, wie er, und, JEsum auf den Armen unseres Glaubens, wenn unser Ende gekommen ist, einstimmen in seinen Schwanengesang: „HErr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel." Amen.

Am Sonntage Reminiscere.

Gott gebe euch allen viel Gnade und Friede durch die Erkenntniß Gottes und JEsu Christi, unseres HErrn. Amen.

In demselben, unserem theuren Heilande, herzlich geliebte

Zuhörer!

Unter den mancherlei Vorwürfen, die man jezt den Christen macht, ist einer der allgemeinsten, daß sie nicht Leute des Fortschritts, sondern des Rückschritts seien; daß sie nemlich nicht mit der Zeit fortschreiten, sondern vielmehr, während alles vorwärts eilt, stillstehen, ja zurückgehen. Und es ist wahr: an dem, was man jest gewöhnlich Fortschritt nennt, nimmt allerdings kein Christ Theil, der in der rechten Erkenntniß steht. Denn was ist es, was man jezt gewöhnlich als Fortschritt bezeichnet und rühmt? — Wir müssen hier, um nicht ungerecht zu sein, zwei Classen von Fortschrittsmännern unterscheiden. Die einen sind nemlich die, welche das den Fortschritt unserer

*) Der alte gottselige Mathesius schreibt: „Wer es (seine Bußze) bis dahin (bis in die lehte Stunde) gesparet, den heiß ich nicht verzagen, denn der Schächer kam auch noch recht, ehe die Thür verschlossen ward, wiewohl er spät kam. Luk. 23. Aber eben mißlich und gefährlich trifft es zu, wenn einer erst anheben will, wenn die Augen gebrochen und die Zunge schon halb erstarret ist. Augustinus aber saget: Poenitentia vera nunquam est sera, sed sera raro est vera, das ist: Wahre Buße ist nie eine zu späte, aber späte Buße ist felten eine wahre." (Mathesii Postille. III, f. 135.)

Zeit nennen, daß man unter den Christen nicht mehr wegen Verschiedenheit im Glauben kämpfe. Diese sprechen, in älteren Zeiten habe man freilich um eines einzigen Wortes in der Bibel willen oft lange Jahre gekämpft; das wolle man nun zwar unseren frommen Vätern gern zu gute halten, denn ihr Leben sei in eine Zeit gefallen, in welcher noch mancher Aberglaube geherrscht, und es daher noch an dem Geiste der Liebe und Duldsamkeit gemangelt habe: in neuerer Zeit sei man aber in der Erkenntniß fortgeschritten, und auch der lezte Rest vormaliger Befangenheit gefallen; die Zeit sei daher gekommen, wo es sich nicht mehr entschuldigen lasse, wenn man noch um des Glaubens willen streiten wolle. Lange genug jei die Religion ein Zankapfel der Theologen gewesen; jest gelte es, endlich die Waffen einmal niederzulegen, die Bekenntnisse, welche bisher die Christen von einander abgesondert, als verwitterte Kirchenmauern niederzureißen, Niemanden mehr als einen Keber zu fliehen und zu meiden, sondern eine große Union aller Christen zu stiften, einen allgemeinen Kirchenfrieden zu schließen, und allen, welche den Namen des Sohnes Gottes mit ihren Lippen bekennen, als Brüder die Hände zu reichen. Es gibt jedoch in unseren Tagen, wie gesagt, noch andere sogenannte Fortschrittsmänner, welche noch bedeutend weiter gehen, welche nemlich das Fortschritt nennen, daß man geradezu alle Religionen abschaffe. Diese sprechen: Lange genug sei die Religion, und besonders die christliche Religion, die Ursache gewesen, daß die Menschen die Erde und ihre Freuden nicht genossen und sich mit dem Himmel getröstet und hingehalten haben. Lange genug sei die Menschheit durch die Fürsten und durch die Priester der Kirche in Unwissenheit und Unmündigkeit erhalten worden. Vor der Sonne der Aufklärung des neunzehnten Jahrhunderts seien nun jene finstern Zeiten verschwunden. Auf das Zeitalter des Glaubens sei das Zeitalter der Vernunft, auf das Zeitalter der Unterwerfung das Zeitalter der Freiheit gefolgt. Jezt glaube kein Aufgeklärter mehr, was er nicht mit seiner Vernunft fassen, mit seinen Händen. greifen, und mit seinen Augen sehen könne. Herunter, rufen daher solche, mit den Königen von ihren Thronen, hinweg mit allen Priestern von ihren Canzeln, hinaus mit der Bibel aus den Schulen, nieder mit den Kirchen von dem Erdboden. Licht, Freiheit und Gleichheit! das ist unsere Losung. Sehet, das ist es, was man jezt gewöhnlich Fortschritt und Aufklärung nennt. Wie nun? sollte wirklich ein Christ an solchem Fortschreiten theilnehmen können? Doch wahrlich nicht! Wollte er mit der ersten Classe, mit den Unionsmännern, Einen Weg gehen, so müßte er die Sorge und den Eifer für die Reinheit des göttlichen Worts fahren lassen; und wollte er sich zu der zweiten Classe, zu den Verkündigern der Freiheit von allen Banden, schlagen, so müßte er sich von dem Worte Gottes gänzlich los

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