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Land hat ihn auch gehabt; hin ist hin; sie haben nun den Pabst. Und ihr Deutschen dürft nicht denken, daß ihr ihn ewig haben werdet; denn der Undank und Verachtung wird ihn nicht lassen bleiben. Darum greifet zu und haltet zu, wer greifen und halten kann; faule Hände müssen ein böses Jahr haben."

Und nun nur noch Ein Wort, meine Brüder. Auch auf unsere Treue wollen und dürfen und können wir uns nicht verlassen, sondern allein auf Gottes Treue. Die laßt uns denn vor allem im Glauben ergreifen. Denn werden wir von diesem Glauben nicht lassen, so wird auch Gott von uns nicht lassen, uns jene nöthige eigene Treue schenken, und so uns und unsern Kindern sein reines Wort und Sacrament erhalten und das gute Werk, das er in uns angefangen hat, auch vollführen bis an den Tag JEsu Christi. Ihm sei Dank, Preis und Ehre in Ewigkeit. Amen.

Zweite Predigt zur Eröffnung der Synode.

Gott gebe euch Allen viel Gnade und Friede durch die Erkenntniß Gottes und JEsu Christi, unseres HErrn. Amen.

Ehrwürdige, allerseits in dem HErrn geehrte und geliebte Brüder!

Die Lehre ist der Himmel, das Leben die Erde", so schreibt Luther in seinem größeren Commentar zu St. Pauli Brief an die Galater; *) und in seinen Gloffen auf das vermeinte kaiserliche Edict schreibt derselbe ferner: „Auch ist offenbar, daß gar ein großer Unterschied ist unter Lehre und Leben, gleichwie zwischen Himmel und Erde ein großer Unterschied ist. Das Leben mag wohl unrein, sündlich und gebrechlich sein; aber die Lehre muß rein, heilig, lauter und beständig sein. Das Leben mag wohl fehlen, das nicht alles hält, was die Lehre will; aber die Lehre, spricht Christus Matthäi am 5., muß nicht an einem Tüttel oder Buchstaben fehlen, ob das Leben wohl ein ganzes Wort oder Riege in der Lehre fehlet. Ursache ist die: Denn die Lehre ist Gottes Wort und Gottes Wahrheit selbst, aber das Leben ist unsers Thuns mit. Darum muß die Lehre ganz rein bleiben, und wer am Leben fehlet und gebrechlich ist, da kann Gott wohl Geduld haben und vergeben, aber die Lehre selbst, darnach man leben soll, ändern oder aufheben, das kann und will er nicht leiden, soll es auch nicht leiden; denn das trifft seine göttliche Majestät

*) Zu Gal. 5, 10. Walch VIII, 2661.

selbst an; da gilt kein Vergeben, noch Geduld haben, man lasse sie denn mit Frieden und ungemeistert."*)

So schreibt, wie gesagt, Luther, und wer ist unter uns, der hierzu nicht Ja und Amen sagte?

Gibt es aber, meine Brüder, irgend eine Rede, welche unserer Zeit fremd und hart klingt, so ist es ohne Zweifel diese. Wer sich in unseren Tagen die Zustimmung, ich will nicht sagen, der Welt, sondern auch nur der Christen sichern will, der darf nicht mit Luther sagen: „Die Lehre ist der Himmel, das Leben die Erde"; der muß es vielmehr umkehren und sprechen: Das Leben ist der Himmel, die Lehre die Erde. Unter den Christen dieser Zeit ist es nemlich ein fast allgemein angenommener Grundsaß geworden, das Leben sei ungleich wichtiger, als die Lehre; christliches Leben sei die Hauptsache, reine Lehre hingegen die Nebensache; auf christliches Leben sei daher mehr zu dringen, als auf Reinheit der Lehre; in Betreff des Lebens müsse man wohl streng und unnachsichtig, in Betreff der Lehre aber gelind und nachgiebig sein. Für einen unzweifelhaft rechten. Lehrer gilt daher jezt schon jeder, welcher für Herzensänderung eifert und an den gemeinsamen Werken der Liebe und Wohlthätigkeit thätigen Antheil nimmt, was auch immer seine Lehre sein möge; für einen falschen Propheten hingegen, wer auf die eine reine Lehre das Hauptgewicht legt, und daher der Reinheit der Lehre selbst den Frieden der Welt, ja, der Kirche, zu opfern sich fähig und willig zeigt.

Wie? spricht man, sollten diejenigen wahrhaft christliche Lehrer sein, welche reine Lehre über christliches Leben stellen? Steht nicht geschrieben: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HErr, HErr! in das Himmelreich kommen; sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel"? Steht nicht geschrieben: „Jaget nach dem Frieden gegen jedermann, und der Heiligung, ohne welche wird niemand den HErrn sehen“? und: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen“? Sind also nicht alle diejenigen Lehrer offenbare Feinde Christi und seines Erlösungswerks, Feinde der Menschen und ihrer Seligkeit, welche, anstatt christliches Leben zu fördern, dasselbe durch ihr stetes Betonen der reinen Lehre nur hindern?

Ich antworte hierauf: Es ist wahr: hinderten diejenigen wahrhaft christliches Leben, welche die Lehre über das Leben stellen, und förderten hingegen dasselbe allein diejenigen, die das Gegentheil thun, so wären jene offenbar nicht Christi wahre Diener und diese allein trieben sein Werk. Allein weit entfernt, daß dem so sein sollte, so findet vielmehr das gerade Gegentheil statt.

*) Walch XVI, 2029. f.

Ich will jezt davon schweigen, daß von nur zu vielen, welche, während sie die Reinheit der Lehre gering achten, mit großem Eifer auf Heiligkeit des Lebens dringen, das noch heute gilt, was der HErr einst zu jenen Schriftgelehrten sagte: „Wehe euch Schriftgelehrten, denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und Ihr rühret sie nicht mit einem Finger an." Ich will ferner jezt davon schweigen, daß ohne Zweifel von vielen die Werke über alles erhebenden Lehrern auch das noch heute gilt, was Paulus von den auf das Halten des Gesetzes dringenden Verführern der Galater schreibt: Die sich wollen angenehm machen nach dem Fleisch, die zwingen euch zu beschneiden, allein, daß sie nicht mit dem Creuz Christi verfolgt werden. Denn auch sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz nicht; sondern sie wollen, daß ihr euch beschneiden lasset, auf daß sie sich von eurem Fleisch rühmen mögen." Ich will hiervon schweigen, denn wie auch immer die Gesinnung der Werklehrer beschaffen sein möge, dies kann hier allerdings nicht entscheiden. Beförderten sie wirklich dadurch, daß sie das Leben über die Lehre stellen, um so mehr wahrhaft christliches Leben, wer möchte sie dann tadeln?

Aber, meine Brüder, dem ist keineswegs also. Ohne Eifer für reine Lehre gibt es vielmehr gar keinen Eifer für wahrhaft christliches Leben. Wollen wir letteres wirklich befördern, so muß reine Lehre unsere erste und höchste Sorge sein. Und das sei es denn, worauf wir heute vor Eröffnung unserer diesjährigen Synodalverhandlungen unsere besondere Aufmerksamkeit richten wollen.

Tert: Tit. 3, 8.

Solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden.

Auf Grund dieser Worte laßt uns jeßt erwägen:

Daß es gerade dann, wenn wir wahrhaft chriftliches Leben befördern wollen, schlechterdings nothwendig sei, mit allem Ernfte auf

Darum nemlich:

reine Lehre zu halten.

1. weil das Halten auf reine Lehre schon selbst zu den Hauptstücken eines wahrhaft christlichen Lebens gehört,

2. weil reine Lehre allein offenbart, worin ein wahrhaft christliches Leben bestehe, und endlich

3. weil reine Lehre zu einem wahrhaft christlichen Leben auch allein Lust und Kraft gibt.

selbige aus eigenen Kräften nicht vernehmen, fassen, verstehen noch gläuben und für Wahrheit halten, sondern je größeren Fleiß und Ernst sie anwenden und diese geistlichen Sachen mit ihrer Vernunft begreifen wollen, je weniger sie verstehen oder gläuben und solches allein für Thorheit und Fabeln halten, ehe sie durch den Heiligen Geist erleuchtet und gelehret werden.“

Doch, meine Zuhörer, reine Lehre und Erkenntniß ist nach unserem Terte nicht nur allein eine Gabe von oben, sondern auch eine freie Gabe, eine Gabe der göttlichen Gnade. Auch hier heißt es: „So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen." So wenig Gott auf Verdienst und Würdigkeit gesehen hat, als er der ganzen Welt sein Wort gab, und daß er nun jedem Menschen die Kraft anbietet, das zu seiner Seligkeit Nöthige daraus zu erkennen, so wenig sieht Gott auf Verdienst und Würdigkeit, wenn er einem Menschen oder einer ganzen kirchlichen Gemeinschaft reine Lehre und reine Erkenntniß schenkt. So oft er dies thut, so ist das eine Zeit seiner besonderen Gnadenheimsuchung, die er gewöhnlich gerade dann kommen läßt, wenn Untreue und Abfall auf das höchste gestiegen ist und endlich alles verderbet hat. Gott handelt hierbei als der HErr, nach seiner unumschränkten Freiheit, und nach der Macht, zu thun, was er will, mit dem Seinen.

Wie uns dies alles Gottes Wort klar bezeugt, so bestätigt uns dies auf thatsächliche Weise auch die Geschichte, nemlich die Geschichte der Kirche. Um nur Ein Beispiel anzuführen: als durch das Aufkommen des Pabstthums reine Lehre und Erkenntniß in der Christenheit fast ganz verloren gegangen war, da ist ganze Jahrhunderte hindurch von Einzelnen und ganzen großen Körperschaften, zum Theil mit großem Ernste, darauf hingearbeitet worden, eine Reformation der verderbten Kirche herbeizuführen und die Lehre in ihrer ersten Reinheit wiederherzustellen. Wie bemühte sich für diesen Zweck unter anderen schon Petrus Waldus in Frankreich im 12. Jahrhundert! Er ließ die Bibel in die Landessprache überseßen und suchte sie unter dem Volke zu verbreiten. Wie eifrig arbeitete. ferner Johann Wiclef in England darauf hin im 14. Jahrhundert! Wie todesmuthig wirkte dafür im 15. Jahrhundert in Böhmen der heilige Märtyrer Johannes Huß, der selbst den Flammentod lieber mit Freuden erlitt, als daß er die erkannte Wahrheit hätte widerrufen und verleugnen sollen! Große Gelehrte, Kaiser und Könige, im Bunde mit ganzen großen allgemeinen Concilien, wendeten zur Erlangung dieses Zweckes alle ihre . Weisheit, ihre Macht, ihren Einfluß an. Aber siehe! alles war vergeblich. Die Macht des Pabstthums und mit demselben die Macht des Irrthums stieg nur immer höher und höher, so daß es schien, es bedürfe nur noch

einiger Jahre, so werde nicht nur reine Lehre und Erkenntniß, sondern das Christenthum überhaupt von dem Erdboden verschwunden sein. Und was geschah? Ein Augustinermönch trat auf, voll von Ehrfurcht vor dem Pabst und der päbstlichen Kirche. Zwar war durch das Lesen der heiligen Schrift schon einiges Licht in seine schmachtende Seele gefallen; aber mit Erschrecken vor Gottes Zorn wegen seiner eigenen Sünde erfüllt, dachte er nicht im entferntesten daran, die Kirche reformiren zu wollen. Nur den schändlichen Ablaßkram, der damals getrieben wurde, den er für einen vom Pabst und seiner Kirche selbst verworfenen Mißbrauch ansah, griff er getrost im Namen des HErrn an. Und was erfolgte? Im Namen der Kirche wurde ihm zu schweigen und zu widerrufen geboten. So merkte denn der von Gottes Wort bereits gefangene Mönch, daß diejenigen, welche sich die Kirche nannten, die Kirche nicht sein könnten. Er widerrief daher nicht. Als er aber nun vom Pabst deswegen als ein Keßer verdammt und in den Bann der Kirche erklärt, von dem Kaiser als ein Aufrührer verurtheilt und in die Acht des Reichs gethan, und von den größten damaligen päbstlichen Gelehrten und ganzen Universitäten als ein Irrlehrer, Rottirer und Kirchenzerstörer in zahllosen Schriften angegriffen wurde da drang in diesem unerhörten riesenhaften Kampfe das Licht der Wahrheit immer mehr und mehr in des Mönches, nemlich in unseres Luthers, Seele. Er betete fort, er forschte fort, er predigte fort, er kämpfte fort; und siehe! nach wenig Jahren ging die volle Sonne reiner Lehre und Erkenntniß durch ihn über der ganzen Christenheit wieder auf, wie sie seit der Apostel Zeit nicht wieder geschienen hatte.

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Sehet da: ein thatsächliches, unwidersprechliches Zeugniß auch der Geschichte, daß reine Lehre und Erkenntniß nicht eine Frucht menschlichen Wollens, Könnens und Thuns, und nicht eine Folge von Verdienst und Würdigkeit, sondern allein eine freie Gabe der göttlichen Gnade sei.

Denn bedenkt nur: mit großen Mitteln, mit großer Klugheit und mit großem Ernst und Eifer hatten schon vor Luther Tausende die Reformation der Kirche versucht, aber alles war vergebens gewesen; durch Luther aber, der sie nicht beabsichtigte, wurde sie auf das herrlichste hinausgeführt. Er hatte die Wahrheit nicht gesucht. Er war in das Kloster gegangen, um mit seinem strengen Mönchsleben Gott den Himmel abzuverdienen, und hier, mitten auf dem Frrwege, da war es, wo er die Perle des reinen Sünderevangeliums fand. Geforscht hatte er; aber bis Gottes Stunde kam, war auch sein Forschen vergeblich gewesen. Er erzählt selbst in einer Predigt über unsern Tert: „Ich denke selbst der Zeit", spricht er, „da ich mit allem Fleiß in der heiligen Schrift studirte, was ich gerne darum gegeben hätte, daß mir jemand einen Psalm recht ausgelegt hätte, und wenn

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