صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Achte Predigt zur Eröffnung der Synode.

HErr Gott Vater im Himmel, wir loben und preisen Dich, daß Du uns erschaffen, in Deiner heiligen christlichen Kirche geboren werden lassen, bis hieher erhalten, mit aller Nothdurft und Nahrung des Leibes und Lebens reichlich und täglich versorget, wider alle Fährlichkeit beschirmet, vor allem Uebel behütet und bewahret, uns, obwohl wunderbar, doch allezeit väterlich und herrlich geführet und zum ewigen Leben erwählet hast.

HErr Gott Sohn, JEsu Christe, wir loben und preisen Dich, daß Du uns verlorne und verdammte Menschen erlöset hast, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Deinem heiligen theuren Blut und mit Deinem unschuldigen Leiden und Sterben.

HErr Gott Heiliger Geist, wir loben und preisen Dich, daß Du uns durch das Evangelium berufen, mit Deinen Gaben erleuchtet und im rechten Glauben geheiliget und bisher erhalten hast.

Du großer, ewiger, lebendiger, allein wahrer, hochheiliger, dreieiniger Gott, wir loben und preisen Dich, daß Du das gute Werk in uns angefangen hast, und bitten Dich, Du wollest dasselbe auch in uns vollführen bis an jenen Tag, uns in Deiner Wahrheit und Gnade bis ans Ende erhalten und uns endlich nach dem heißen Kampfe dieses Lebens aushelfen zu Deinem himmlischen Reiche. Da wollen wir Dir dann vollkommen danken und Dich mit allen Engeln und Auserwählten herrlicher loben und preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

Text: Ebr. 13, 9.

Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschiehet durch Gnade.

Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn!

Wir haben uns in diesem Jahre auf einem merkwürdigen Boden versammelt; unter einer Bevölkerung unseres Glaubens und Bekenntnisses, die eine Geschichte seltener Art hinter sich hat. Indem ich jest nach der Forderung meines Amtes hier auftrete, um zur Vorbereitung auf unsere diesjährigen gemeinsamen Berathungen des HErrn Wort unter euch zu reden, tritt daher ein Bild der frühesten Geschichte dieser Gemeinde so lebhaft vor meine Seele, daß ich dem Drange, in diesem Augenblick hiervon zu reden, so ungeeignet es erscheinen mag, nicht widerstehen kann.

von den Schlüsseln des Himmelreichs ist. Die Lehre, daß Christus dieselben ursprünglich allein den Amtspersonen gegeben habe, hat nichts Geringeres zur Folge, als daß dadurch der Kirche alle Gewißheit der Gnadenmittel und damit die Gewißheit der göttlichen Gnade selbst geraubt wird. Denn nach dieser Lehre kann kein Christ jemals wissen, ob er durch seinen Pastor das rechte Amt, das die Versöhnung predigt, die rechte Taufe, die rechte Absolution, das rechte Sacrament des Leibes und Blutes JEsu Christi habe; alle Giltigkeit dieser Mittel des Heils und aller Trost derselben ruht dann auf dem Triebsand ungewisser menschlicher Vermuthung und bloßer Wahrscheinlichkeit. Sterben die Pastoren aus, so sterben nach dieser Lehre mit ihnen auch die Schlüssel des Himmelreichs in ihren Gemeinden aus; werden die Pastoren Miethlinge und fliehen sie, so nehmen sie nach dieser Lehre auch diese Schlüssel aus der Kirche mit sich fort; werden die Pastoren zu Wölfen, so sind nach dieser Lehre durch sie ihre Gemeinden um diese Schlüssel betrogen. Ganz anders steht es hingegen bei der Lehre, daß die ganze Kirche der Gläubigen selbst die Schlüssel ursprünglich habe. Bei dieser Lehre braucht der Christ nicht ängstlich zu fragen: Aber hat auch mein Pastor das Amt von denen empfangen, die es selbst schon hatten? Ist er wirklich von selbst rechtmäßig ordinirten Amtspersonen rechtmäßig ordinirt? Nein, erkennt die Gemeinde, diese gewisse Inhaberin der Schlüssel, einen Prediger für ihren Pastor an und predigt er recht, tauft er recht, absolvirt er recht und verwaltet er das heilige Abendmahl recht, so weiß auch ein Christ nach dieser Lehre gewiß, daß die rechten Schlüssel da sind; denn die Gemeinde, die ursprüngliche Inhaberin derselben, hat sie ihrem Prediger nach Gottes Ordnung übertragen, daß er sie nicht in seinem, sondern in Christi und ihrem Namen verwalte. Mögen die Pastoren sterben, mögen sie Miethlinge, ja, Wölfe werden: die Schlüssel gehen der Gemeinde Christi nach der rechten Lehre damit nicht verloren, denn sie selbst, die Gemeinde Christi, wankt darum nicht; sie ist ja auf Christum, den ewigen Felsen, gebaut, daß auch die Pforten der Hölle fie nicht überwältigen können. Sehet, so wichtig darum jedem Christen die Gewißheit der Gnadenmittel und der Gnade Gottes selbst sein muß, so wichtig ist auch die reine Lehre von dem Amte der Schlüssel. Daher schrieb denn auch Luther schon im Jahre 1517 in jenen den Grund zur Refor mation der Kirche legenden fünfundneunzig Säßen also: „Ein jeder wahr haftiger Christ, er sei lebendig oder todt, ist theilhaftig aller Güter Christi und der Kirche, aus Gottes Geschenk. Wir sagen aus gutem Grund, ohne Frevel oder Leichtfertigkeit, daß dieser Schaß sein die Schlüssel der Kirche, durch das Verdienst Christi der Kirche geschenkt.“*)

*) S. Luthers Werke, Hall. Ausg. XVIII, 259. 261.

Ewigkeit ausersehene Schmelzofen, unsere kranke Liebe zu läutern und zu heilen und unseren wankenden Glauben zu festigen, zu stählen und zu stärken. So sei es mir denn vergönnt, euch, ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder, im Hinblick auf jene Erfahrungen, heute von dieser Stätte herab auf Grund unseres Tertes vorzustellen:

Das köstliche Ding, ein festes Herz.

Ich zeige euch hierbei zweierlei:

1. worin ein festes Herz bestehe, und

2. wodurch dieses köstliche Ding allein erlangt werde.

I.

Wenn es, meine Brüder, in unserem Terte zuerst heißt: „Lasset euch nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben", und wenn sodann als der Grund dieser Ermahnung hinzugesezt wird: „Denn es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde", so ist uns damit unsere erste Frage, worin denn eigentlich ein festes Herz bestehe, schon vom Heiligen Geiste selbst beantwortet. Denn soll ein gläubiger Christ darum sich nicht mit mancherlei und fremden Lehren umtreiben lassen, weil ein festes Herz ein so köstliches Ding ist, so muß dasselbe nothwendig mit kurzen Worten eben darin bestehen, daß ein gläubiger Christ nicht nur die reine Lehre der Kirche, seiner geistlichen Hausmutter, im Glauben angenommen hat, sondern derselben auch so gewiß geworden ist, daß er sich nun mit mancherlei und fremden Lehren nicht mehr umtreiben läßt.

So gewiß es also hiernach erstlich ist, daß freilich nur derjenige ein in der Lehre festes Herz haben kann, welcher ein gläubiges Herz hat, so gewiß ist es doch auch nach unserem Terte, daß ein Mensch ein wahrhaft gläubiges Herz haben und doch eines in der Lehre festen Herzens noch ermangeln kann. Es lehrt dies auch die tägliche Erfahrung. Es gibt leider nur allzuviele Christen, welche zwar von ganzem Herzen glauben, daß die Schriften der Apostel und Propheten das Wort des lebendigen Gottes und daß JEsus Christus ihr Heiland und Seligmacher sei, und die dennoch „mit mancherlei und fremden Lehren" wie ein schwaches Schiff von brausenden Sturmwinden umgetrieben werden. Wohl haben sie die ihnen gepredigte Wahrheit willig angenommen: sehen sie aber, daß sich nur wenige oder nur in der Welt gering angesehene Leute zu der von ihnen angenommenen Wahrheit bekennen, oder daß viele wieder davon abfallen, oder daß der entgegenstehende Irrthum von vielen und dazu hochangesehenen

[ocr errors]

die Christen Macht und Recht, die Prediger als ihre Diener einzuseßen und abzusehen und ihre Lehre, Amtsverwaltung und Leben zu prüfen und darüber zu urtheilen und zu richten. Bei dieser Lehre hat kein Prediger Macht, einem bußfertigen Christen die Absolution, die ja nicht eine Macht des Predigers, sondern der Christen Eigenthum ist, zu verweigern, sondern nur die Pflicht, ihm dieselbe zu sprechen als sein dazu angestellter Diener.

Sehet da, meine Brüder: so wichtig es ist, daß unsere Kirche nicht in das alte Pabstthum, ja, in heidnisches Pfaffenthum zurückfalle und so alle Früchte der Reformation verliere, so wichtig ist es, daß in der Kirche Christus auf seinem Throne bleibe, und daß die Prediger nicht an seiner Statt Herren der Christen werden, sondern ihre Diener bleiben. So wichtig es ist, daß nicht jede Gemeinde ein Pfaffenreich werde, sondern daß jede eine Heerde Christi bleibe, und so wichtig es endlich ist, daß der Glaube alles habe, was Christus den Sündern erworben hat: so wichtig ist zum andern die Lehre, daß Christus die Schlüssel des Himmelreichs oder das Amt nicht den öffentlichen Amtspersonen, sondern der Kirche der Gläubigen gegeben habe.

Wohlan, so laßt uns denn jezt, wo der Antichrist wieder wie ein Löwe brüllt, Christi Schafe zu schrecken und in seine Höhle zu tragen, das hohe Kleinod dieser Lehre festhalten, gegen alle Angriffe, die sie von außen und innen erfährt, treulich vertheidigen, und lieber alles hingeben, Ruhe, Frieden, Freundschaft, Gunst, Ehre, guten Namen, kurz, lieber Gut, Blut und Leben opfern, als von dieser Lehre auch nur ein Tüttelchen preisgeben.

O erkennet, ihr Vertreter unserer Gemeinden, welchen Schaß unsere Synode mit dieser Erbschaft unserer lutherischen Väter hat, und wachet, wachet, daß euch niemand diese Krone raube oder auch nur irgendwie ver kürze und verkümmere! Wir aber, meine Brüder im Amte, die wir uns nicht schämen, uns mit Paulus Diener und Knechte unserer Gemeinden zu nennen, lasset es uns auch mit der That beweisen, daß wir nicht Herren über Christi Unterthanen, sondern nur Gehilfen ihrer Freude sein wollen, indem wir selbst die eifersüchtigsten Wächter über die Freiheit und Herrlichkeit der uns anvertrauten Christen sind.

Wehe uns, Heerden und Hirten, wenn wir hierin nicht treu sind! So wird der HErr sich von uns wenden und unsere Leuchte wird wieder verlöschen. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch genommen, das er hat.“ Wohl uns aber, wenn wir hierin Treue beweisen! So wird der HErr auch ferner unter und mit uns sein, nach seiner theuren Verheißung: „Wo zween oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich“, nemlich mit aller meiner Gnade und mit allen meinen theuer erworbenen Gütern, „mitten unter ihnen." Amen!

unter dem Widerspruch der ganzen Welt die große allgemeine Fluth vorausverkündigte, unter dem Spott und Hohn aller sich klug Dünkenden mitten. auf trockenem Lande die Arche baute und endlich unter dem Gelächter seiner Zeitgenossen allein mit nur noch sieben Seelen in dieselbe einging! Welches festen Herzens muß Abraham, der Vater der Gläubigen, gewesen sein, der, als sein ganzes Volk in Abgötterei versunken war, allein noch an den HErrn glaubte und dem Rufe desselben alsobald folgte: „Gehe aus deinem Vaterlande und aus deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause, in ein Land, das ich dir zeigen werde"! Welch eines festen Herzens müssen einst alle die heiligen Apostel gewesen sein, diese armen, ungelehrten, einfältigen Laien, die den Befehl erhielten: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur“, und die nun den Hohen wie den Niedrigen, den Weisen wie den Unweisen, den Heiligen wie den offenbar Gottlosen, kurz, der ganzen Welt verkündigten, fie liege in Finsterniß und sei verdammt, bei ihnen, den Aposteln, allein sei Licht, in ihrer Lehre allein Heil und Seligkeit! Welches festen Herzens müssen ferner alle die zahllosen heiligen Märtyrer gewesen sein, welche alles, was groß und hoch in der Welt war, als Schwärmer, Narren, Heuchler und Boshafte verlachte und verfluchte und die doch lieber in den qualvollsten Tod gingen, als daß sie die von ihnen als Gotteswahrheit erkannte Lehre auch nur mit einer Miene oder Geberde hätten verleugnen sollen! Welches festen Herzens muß die kleine Schaar jener Lehrer, ein Athanasius an ihrer Spize, gewesen sein, die, als im vierten Jahrhundert endlich fast die ganze Christenheit zur arianischen Irrlehre verführt war, noch allein fest standen und Kerker, Verbannung und Tod der Verleugnung der reinen Lehre vorzogen! Als unter Anderem der arianische Kaiser Constantius den Bischof Liberius spöttisch fragte: „Der wievielste Theil des Erdkreises bist du, der du es allein mit dem gottlosen Athanasius hältst und den Frieden der ganzen Welt störest?" da antwortete der Bischof festen Herzens: „Daß ich allein stehe, benimmt dem Worte des Glaubens nichts. Denn auch einstmals befanden sich nur drei, die sich dem königlichen Befehle Nebucadnezars widerseßten." Diesen Beispielen läßt mich nur noch eines hinzufügen; das bis an den jüngsten Tag leuchtende Beispiel unseres Luther. Welch eines festen Herzens fast ohne Gleichen war dieser Mann! Luther predigte eine Lehre als die allein kirchliche, welche alle, die damals in der Kirche regierten oder doch für ihre treuesten Söhne galten, als gottlose Keßerei verdammten. Luther predigte eine Lehre als die allein christliche, die seit beinahe tausend Jahren in der Christenheit fast gänzlich verstummt gewesen war, so daß es schien, als ob er alle heilige Väter zu Keßern machen, sich weiser als alle Concilien dünken, ja, die ganze Kirche einer tausendjährigen Vorzeit des Abfalls

« السابقةمتابعة »