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so werden, so können wir nicht irre gehen, so treiben wir auch in unseren Tagen Luthers Werk, und wie Gott mit ihm und unseren Vätern war, so wird er auch mit uns sein.

Das helfe uns JEsus Christus, Gottes und Mariens Sohn und der Welt Heiland, welchem allein sammt dem Vater und dem Heiligen Geiste sei Preis, Lob und Ehre in Zeit und Ewigkeit. Amen!

Zehnte Predigt zur Eröffnung der Synode.

HErr JEsu, Du hast uns nicht nur die unaussprechliche Gnade reiner Erkenntniß Deines Wortes geschenkt, sondern uns auch gnädiglich geholfen, mit reiner Predigt Deines Wortes und unverfälschtem Brauch Deiner heiligen Sacramente hier in diesem unserem neuen Vaterlande in Deinem Namen Panier aufzuwerfen. O so hilf denn, daß wir, wie Großes Du damit an uns gethan, auch lebendig erkennen und von ganzem Herzen mit Wort und Werk Dir auch dafür danken. Nachdem Du aber, nicht ansehend, daß wir so unwürdig sind, Deine Werkzeuge zu sein, unsere geringe Arbeit bisher über Bitten und Verstehen reichlich gesegnet hast, so bitten wir Dich heute, da wir wieder zusammengekommen sind, Dein Werk gemeinschaftlich zu treiben: HErr, verlaß uns nicht, sondern bleibe bei uns, o bleibe bei uns, denn siehe, es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget; allenthalben und auch hier ist ja der Feind, der da weiß, daß er wenig Zeit hat, auf dem Plane, nicht nur den Fortgang Deines Werkes zu hindern, sondern auch, was bereits gebaut ist, wieder zu zerstören. O schenke uns darum die Gnade, daß wir uns durch nichts müde und furchtsam machen lassen, und nicht zurück gehen, sondern bei Deinem Wort fest und unbeweglich bleiben, und uns weder Ehre noch Schande, weder Gunst noch Feindschaft, weder Schmeichelei noch Drohung abhalten lassen, noch ferner Deine Wahrheit froh und frei zu bekennen und allen Jrrthum und alles ungöttliche Wesen ohne Ansehen der Person aufzudecken und in Deiner Kraft unerschrocken. dagegen zu zeugen und zu kämpfen. Was wir haben, ist ja nicht unser selbsterworbenes Eigenthum, das wir daher aus Liebe auch wieder hingeben könnten, sondern ein uns von Dir für Deine ganze Kirche nur zu treuer Verwaltung anvertrauter Schat; darum stehe uns bei, daß wir uns als treue Haushalter erfinden lassen, treu bis zum Tode, mögen dann die Welt und die falschen Brüder immerhin gerade darum unseren Namen als einen boshaftigen verwerfen. Ja, zu solcher Treue hilf uns, HErr JEsu, Du König der Wahrheit, und dazu laß auch unsere Verhandlungen in diesen Tagen gesegnet sein um Deines Namens willen. Amen.

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Text: Joh. 18, 36. 37.

JEsus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden drob kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? JEsus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

Ehrwürdige und geliebte Väter und Brüder in dem HErrn!

Unsere Kirche thut im siebenten Artikel der Augsburgischen Confession das wichtige Bekenntniß: Dieses ist genug zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirche, daß da einträchtiglich nach reinem Verstand das Evangelium geprediget und die Sacramente dem göttlichen Worte gemäß gereicht werden. Und ist nicht noth zu wahrer Einigkeit der christlichen Kirche, daß allenthalben gleichförmige Ceremonien, von Menschen eingeseßt, gehalten werden.“

Hiermit bekennt unsere Kirche in hellen und klaren Worten, wie ihre Art ist, zweierlei: erstlich, daß die reine Lehre des göttlichen Wortes in allen Artikeln und die der Einseßung Christi gemäße Verwaltung der heiligen Sacramente die einzig untrüglichen Kennzeichen der wahren Kirche und daher auch die einzig unerläßlichen Erfordernisse zu wahrer kirchlicher Einigkeit und Gemeinschaft seien; zum andern aber, daß hingegen Gleichförmigkeit in den von Menschen eingeseßten Ceremonieen weder zu den Kennzeichen der Kirche, noch zu den Bedingungen kirchlicher Gemeinschaft gehöre.

Fordert jedoch hiernach unsere Kirche in denjenigen Dingen, welche Gott nicht selbst geordnet hat und die doch in der Kirche geordnet werden müssen, keine Gleichförmigkeit; erklärt sie hiernach vielmehr alle Gebräuche, welche nur um Ordnung, Wohlstands und nöthiger Lehr- und Lebenszucht willen in der Kirche eingeführt sind, also alle Stücke der äußerlichen Kirchenverfassung, für Mitteldinge: so ist doch unsere Kirche weit davon entfernt, damit alles, was zur äußerlichen Verfassung der Kirche gehört, für etwas völlig Gleichgiltiges anzusehen und erklären zu wollen. Vielmehr hat unsere Kirche nicht nur z. B. diejenige Verfassung ausdrücklich verworfen, nach welcher die Kirche durch ein einziges sichtbares sogenanntes Haupt regiert werden solle, *) sondern sie hat auch überhaupt den hochwichtigen Ver

*) So schreibt nemlich Luther in den Schmalkaldischen Artikeln, die unsere Kirche be: kanntlich zu ihrem eigenen Bekenntnisse gemacht hat: „Und ich sehe, daß der Pabst wollte sich des begeben, daß er nicht jure divino oder aus Gottes Gebot der Oberste wäre, sondern, damit die Einigkeit der Christen wider die Rotten und Keßerei desto baß erhalten würde, müßte man ein Haupt haben, daran sich die andern alle hielten; solches Haupt würde nun durch Menschen erwählet, und stünde in menschlicher Wahl und Gewalt, dasselbe Haupt zu ändern, zu entsetzen. dennoch wäre damit der Christenheit nichts geholfen, und würden viel mehr Rotten werden, denn zuvor.“ (II, 4.)

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werden könne. Mag man endlich in den jeßigen Spaltungen und Nöthen der Kirche derselben damit helfen zu müssen meinen, daß man hohe Aemter und menschliche Kirchengerichte einsehen will, denen sich jeder Christ unterwerfen müsse—so lieb uns Gottes Ehre ist, so beständig laßt uns mit Luther bei dem Grundsaß bleiben, daß nur Einer unser Meister ist, Christus, wir aber alle Brüder, und daß daher in der Kirche niemand auch nur ein Wörtlein gebieten kann. So, nur so geben auch wir wider alles Menschenansehen Gott allein alle Ehre, und so, nur so treiben wir auch in unsern Tagen Luthers Werk.

Doch dazu gehört nothwendig noch eins; daß wir nemlich auch wider alles Menschent hun allein Gottes Gnade alle Ehre geben. Hierüber laßt mich daher nun zweitens zu euch sprechen.

II.

Vergleichen wir, meine Brüder, Luther mit anderen sogenannten Reformatoren, so gewahren wir unter anderem den merkwürdigen Unterschied: während alle anderen, welche die Kirche reformiren wollten, vor allem wider die eingedrungenen Mißbräuche, Sünden und Laster und für gute Werke und ein frommes, heiliges Leben geeifert haben, so eiferte hingegen Luther vor allem wider die Selbstgerechtigkeit und das Vertrauen auf eigene Werke, Verdienst und Würdigkeit und für die Lehre von der Rechtfertigung eines armen Sünders vor Gott aus Gnaden ohne alle Werke allein durch den Glauben an Christum; während alle anderen sogenannten Reformatoren vor allem darauf bedacht gewesen sind, eine Kirche zu stiften, die sich vor jeder anderen durch größere Heiligkeit und durch die Menge und den Glanz ihrer guten Werke unterscheide, so ging hingegen Luthers Bemühen vor allem darauf aus, eine Gemeinschaft zu sammeln, welche sich von allen anderen durch das Bekenntniß unterscheide:

Es ist mit unserm Thun verlorn,
Verdienen doch nur eitel Zorn. Kyrieleis.

Es ist das Heil uns kommen her

Von Gnad und lauter Güte;

Die Werk die helfen nimmermehr,

Sie mögen nicht behüten:

Der Glaub sieht JEsum Christum an,

Der hat gnug für uns all gethan,

Er ist der Mittler worden.

Luther sagt selbst von jenem Augenblicke, in welchem er nach langem Forschen und heißem Gebets - Kampfe endlich den Sinn der Worte: „Der Gerechte lebt seines Glaubens", erkannt hatte: Hie fühlete ich als

bald, daß ich ganz und neugeboren wäre und nun gleich eine weite aufgesperrte Thür, in das Paradies selbst zu gehen, gefunden hätte.*) Und von dieser Zeit an war und blieb denn auch Luthers Sinn, dem Menschen alle Kraft des freien Willens in geistlichen Dingen, alle Mitwirkung zu seiner Bekehrung und Seligkeit, alle Würdigkeit und alles Verdienst ab zusprechen und allein Christum, allein die Gnade und Gnadenmittel, und eben darum auch allein den Glauben zu preifen. Schon als er im Jahre 1517, noch drei Monate vor der Veröffentlichung seiner fünfundneunzig Thesen, auf Staupißens Empfehlung aufgefordert wurde, vor dem selbst gerechten Herzog Georg von Sachsen in der Schloßkirche zu Dresden zu predigen, da führte er vor allem aus, wie jeder seiner Seligkeit wahrhaft gewiß werden könne, welcher seine Gnadenwahl in Christo suche; und zwar stellte er dies so reich evangelisch, so tröstlich dar, daß die Hofmeisterin der Herzogin, Barbara von Sala, hierauf öffentlich über Tisch vor dem mit der Predigt unzufriedenen Herzog erklärte: „Sie wollte mit Freuden sterben, wenn sie nur noch einmal eine solche Predigt hören sollte.“**) Je mehr aber Luther hierauf in Erkenntniß auch aller anderen Lehren wuchs, um so mehr hob er die Lehre von der Gerechtigkeit und Seligkeit allein aus Gnaden vor allen anderen Lehren als die Sonne, als den Kern und Stern, als die Seele, als das Herz, als den Mittelpunct, als den rechten Diamanten im goldenen Ringe aller Lehren hervor.

Mochten die Feinde immerhin ihn schmähen, er sei ein Feind der guten Werke, mit seiner Lehre vom Glauben bestärke er die Leute nur in ihren Sünden und in ihrer fleischlichen Sicherheit und predige sie so anstatt in den Himmel in die Hölle hinein. Luther ließ sich dadurch nicht beirren. Er wußte ja, daß seine Feinde daran logen, daß nemlich gerade allein durch die Lehre von der Gnade die rechten guten Werke und ein wahrhaft heiliges Leben erzeugt werde. In jeder seiner Predigten und Schriften erklärte er daher mit Paulo: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht. Wir predigen den gecreuzigten Christum, den Juden ein Aergerniß und den Griechen eine Thorheit. Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein JEsum Christum, den Gecreuzigten. Es sei ferne von mir rühmen, denn allein von dem Creuz unseres HErrn JEsu Christi.“ In der Vorrede zu seiner Auslegung des Briefes'St. Pauli an die Galater bekennt er: „In meinem Herzen herrscht allein und soll auch herrschen dieser Artikel, nemlich der Glaube an meinen lieben HErrn Christum, welcher

*) XIV, 462.

**) Siehe: Junii kurzgefaßte Reformationsgeschichte, herausg. von Lindner. Frankf. und Leipz. 1755. I, 47 und: Luthers Reisegeschichte von Lingke. Leipz. 1769. S. 34.

Staat straft nur die äußerliche böse That, die Kirche auch die ungöttliche Gesinnung des Herzens. Der Staat erlaubt alles, was seine irdischen Zwecke fordern oder doch gestatten; *) die Kirche erlaubt nur, was Gott in seinem Worte für erlaubt erklärt. Der Staat befiehlt in eigner Machtvollkommenheit und fordert daher Gehorsam gegen seine Befehle um seines Amtes willen; die Kirche befiehlt nichts in eigener Auctorität und fordert Gehorsam nur gegen die Befehle Christi. Der Staat hat zu seinen Mitteln und Waffen das leibliche Schwert und äußere Zwangsgewalt, die Kirche nur das Schwert des Geistes, nemlich das Wort Gottes, und die Macht der Ueberzeugung durch dieses Wort. Der Staat hat zu seinen Wesensbestandtheilen Obrigkeit und Unterthanen, Gebietende und Gehorchende; in der Kirche sind alle einander gleich und unter einander unterthan allein durch die Liebe; wie denn Christus mit klaren Worten zu seinen Jüngern spricht: „Einer ist euer Meister, Christus, Ihr aber seid alle Brüder. Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener." Daher denn Paulus die Kirche „die Freie“ nennt und in heiliger Demuth seinen Zuhörern zuruft: „Nicht sage ich, daß ich etwas gebiete"; während Petrus alle Diener der Kirche ermahnt: „Weidet die Heerde Christi, nicht als die über das Volk herrschen", hingegen allen wahren Gliedern der Kirche bezeugt: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums.“

Sehet da: Kirche und Staat sind in der That nach Gottes Wort himmelweit, von einander verschieden; denn verschieden ist ihre ganze Art und Natur, verschieden sind die Erfordernisse ihrer Glieder, verschieden ihr Endzweck, ihre Richtschnur, ihr Regiment, ihre Gebote und Verbote, ihre Freiheiten, ihre Macht, ihre Mittel, das gegenseitige Verhältniß der ihnen. Zugehörenden, kurz, ihre ganze Beschaffenheit. Es kann daher von einem Bibelgläubigen keinem Zweifel unterworfen werden: nach Christi Sinn sollen Kirche und Staat mit einander unverbunden, unvermengt und unvermischt sein und bleiben. Wohl befindet sich die Kirche im Staate, denn sie ist noch ein Himmelreich auf Erden, also im Gebiete des Staates; aber nicht ist der Staat in der Kirche, denn er ist wohl auf Erden, aber nicht im Himmelreich, dem ausschließlichen Gebiete der Kirche. Aber auch die Kirche, obwohl sie im Staate ist, ist doch darin nicht als Kirche, sondern

*) So hat Moses in seinen politischen Geseßen die Ehescheidung auch außerhalb des Falles von Ehebruch erlauben müssen (5 Mos. 24, 1.) um der Herzens - Härtigkeit der Juden willen nach Matth. 19, 7-9.; aber die Propheten haben den Gebrauch dieser Freiheit an denen, welche Glieder der Kirche sein wollten, gestraft nach Maleach. 2, 14–16.

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