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nicht anstatt Gnade Gottes Zorn sich hole, und anstatt des Segens Fluch und Gericht sich esse und trinke; er soll nicht darum von der christlichen Gemeinde ausgeschlossen werden, damit er nicht zu ihr gehöre, sondern damit er erkennen lerne, daß er ihr nicht angehöre, daher in sich schlage und durch wahre Buße wieder ein lebendiges Glied derselben werde; er soll nicht darum in den zeitlichen Bann gethan werden, daß er ewig darin bleibe, sondern im Gegentheil, damit er nicht in den Bann der ewigen Verstoßung von Gottes Angesicht gerathe. Der Bann ist nicht ein Gift, an dem der Sünder sterben soll, sondern eine, zwar bittere, Arzenei, die aber seine tödtliche Seelenkrankheit heilen soll. Ein überzeugendes Beispiel hierzu ist der Blutschänder in unserem Terte. So lange er von der Gemeinde geduldet wurde, ging er in Gottes Zorn sicher und sorglos dahin, der Hölle wie mit verbundenen Augen zueilend; als er aber ausgeschlossen war, fiel er in jene göttliche Traurigkeit, die da wirket zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereuet. O wie mancher hartnäckige Sünder, der verloren geht, würde daher noch gerettet werden, wenn die Gemeinde ihn von sich ausschließen und ihm so den falschen Trost, den er sich aus Absolution und Communion macht, nehmen würde! Wohl scheint es eine große Liebe zu sein, wenn auch der halsstarrigste Sünder geduldet wird, aber es ist das nur eine Scheinliebe; es ist jene falsche Liebe eines Arztes, der den Kranken lieber sterben lassen, als ihm die bittere Arzenei reichen oder ihm wehe thun will.

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Doch der Apostel ruft in unserem Terte den Korinthern auch dieses zu: Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert? Darum feget den alten Sauerteig aus.“ Der Apostel will hiermit offenbar sagen: Bedenket wohl, ihr lieben Korinther: duldet ihr unter euch den Blutschänder, so wird dies in eurer Gemeinde ein Krebsschaden werden, der immer weiter und weiter um sich frißt. — Sehet da, Kirchenzucht und Bann ist also zum andern auch um des Seelenheils der anderen Glieder der Gemeinde, namentlich um der Schwachen unter denselben willen, so nöthig. Und, sagt selbst, ist es etwa nicht wirklich also? Ueben offenbare Knechte der Sünde alle Rechte der Kinder Gottes aus, sigen auch sie mit in dem heiligen Rathe der christlichen Gemeinde, werden auch sie, gleich allen anderen bußfertigen Christen, öffentlich und feierlich von ihren Sünden losgesprochen, versammeln auch sie sich mit als Zeugen um den Taufstein und als Gäste um den Altar des HErrn, werden wohl gar auch sie zu Vorstehern der christlichen Gemeinde erwählt und endlich noch mit kirchlich-christlichem Pompe begraben- welche andere Wirkung kann dies haben, als daß die schwachen Christen meinen: möge ein Mensch immerhin der Sünde dienen, so könne er doch ein begnadigter Christ sein? wenn er nur im Schiff der wahren Kirche sei, so steure er auch sicher mit ihr dem

Himmel zu? O wie viele Seelen mögen daher, wo keine Zucht geübt wird, darum das in ihnen angezündete Fünklein des Glaubens wieder verlieren!

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Doch der heilige Apostel sagt in unserem Terte endlich auch dieses: So jemand ist, der sich läßt einen Bruder nennen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber: mit dem sollt ihr auch nicht essen." Warum will nun aber wohl der Apostel, daß eine christliche Gemeinde gerade mit denjenigen Sündenknechten alle brüderliche Gemeinschaft abbreche, die sich „ Brüder nennen lassen“? Ohne Zweifel sonderlich um des Heils derjenigen willen, die noch draußen sind. Die arme blinde Welt sieht ja bekanntlich mehr auf das Leben der Christen, als auf ihre Lehre. Nun will aber Gott, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntniß der seligmachenden Wahrheit kommen. Daher soll denn auch jede christliche Gemeinde die Wahrheit zur Seligkeit nicht nur mit Worten, sondern auch mit Werken, nemlich mit einem heiligen und unsträflichen Leben und heiliger Zucht vor der Welt bekennen. Dadurch soll sie ein Licht der Welt und ein Salz der Erde werden. Uebt nun aber eine christliche Gemeinde keine Zucht, nennt sie vor aller Welt Diejenigen ihre Brüder, welche offenbar Sclaven irgend einer Sünde sind, so gibt sie damit der Welt ein furchtbares Aergerniß. Denn wie kann sie, die arme blinde Welt, dann anders urtheilen, als daß die Religion eine falsche sein müsse, von der sie solche Früchte zu sehen meint? Sie wird dann denken: die einen Glieder der Gemeinde sind, wie man sieht, offenbare Sünder, die andern mögen schlaue Heuchler sein. Hört und lies't man nicht dieses Urtheil der Welt mit klaren Worten, so oft in einer christlichen Gemeinde ein be sonders schweres Aergerniß ausbricht? Welches andere Urtheil wird die Welt überall da in ihrem Herzen haben, wo die christlichen Gemeinden als zuchtlose Haufen vor ihr stehen? Es ist kein Zweifel: gerade das Aergerniß, welches die Kirche selbst durch Zuchtlosigkeit gegeben hat und noch gibt, hat schon Millionen Seelen von ihr fern gehalten und so in die ewige Verdammniß gestürzt. Während daher Christus über die geärgerte Welt das Wehe des Bedauerns ausruft, ruft Er über die, die ihr das Aergerniß geben, das Wehe der Zorndrohung aus. „Wehe der Welt“, spricht er, „der Aergerniß halber! Es muß ja Aergerniß kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt!"

O, meine Brüder, Prediger und Vertreter unserer theuren Gemeinden, möge uns denn beides, des HErrn klar geoffenbarter Wille und Befehl und der Seelen Heil und Seligkeit, bewegen, an unserem Theile alles zu thun, was wir durch Gottes Gnade vermögen, daß in unseren Gemeinden, denen durch Gottes Erbarmen sein reines Wort verliehen ist, auch die Zucht eines

heiligen Lebens im Schwange gehe! daß wir nicht zwar in unserem Sonntagslied heuchlerisch singen:

,,Hier ist Sein Heiligthum und Haus,
Wer Sünde liebt, der muß hinaus!“

sondern dieses auch üben!

Wohl ist und bleibt Reinheit der Lehre die Hauptsache in Christi Kirche, das heißt, daß darin Gottes Wort nicht verfälscht werde; aber wo wahrer lebendiger Eifer für Gottes reines Wort ist, da ist auch ebenso brennender Eifer für reines heiliges Leben. Hört dieser Eifer auf, so wird der Eifer für reine Lehre ein gemaltes Feuer, das nicht leuchtet, ein hohles leeres kraftloses Heuchelwesen, das in der Zeit der Versuchung nicht besteht; und was wird der HErr einst zu solchen heuchlerischen Eiferern sagen? - „Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Uebelthäter."

Vor solchem Urtheil bewahre uns alle der HErr selbst, und helfe, daß auch an allen unseren Gemeinden das Wort Davids sich bestätige: „Dein Wort ist eine rechte Lehre, Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses ewiglich.“ Amen.

Synodalrede vom Jahre 1848.

Im Namen des heiligen, hochgelobten dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Ehrwürdige, in Christo geliebte Amts- und Glaubensbrüder!

So sind denn für uns, als Glieder und Diener der evangelisch-lutherischen Kirche dieses Landes, in dieser legten betrübten Zeit wieder einmal Tage großer Freude, Tage der Erquickung und Stärkung gekommen. Gott hat Gnade gegeben, daß wir, die wir uns in Einem Glauben verbunden wissen und verbunden wußten, aber uns zum Theil bisher noch nicht von Angesicht kannten und, meist in weiter Entfernung von einander, einsam arbeiten und kämpfen müssen, uns hier haben versammeln können, um diese unsere Einigkeit im Geiste öffentlich mit der That zu bezeugen und uns darin zu stärken, gemeinschaftlich unseren allerheiligsten Glauben zu bekennen und uns darauf zu erbauen, gemeinschaftlich die Last des Einzelnen auf uns zu nehmen und dieselbe in vereinigtem Gebete Gott vorzutragen. Während gegenwärtig unsere Glaubensbrüder in den meisten andern Ländern, insonderheit im alten Vaterlande, unter den Unruhen und Verwirrungen einer gewaltsamen Auflösung aller bestehenden Verhältnisse in

Himmel zu? O wie viele Seelen mögen daher, wo keine Zucht geübt wird, darum das in ihnen angezündete Fünklein des Glaubens wieder verlieren!

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Doch der heilige Apostel sagt in unserem Terte endlich auch dieses: So jemand ist, der sich läßt einen Bruder nennen, und ist ein Hurer, oder ein Geiziger, oder ein Abgöttischer, oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber: mit dem sollt ihr auch nicht essen.“ Warum will nun aber wohl der Apostel, daß eine christliche Gemeinde gerade mit denjenigen Sündenknechten alle brüderliche Gemeinschaft abbreche, die sich „, Brüdernennen lassen"? Ohne Zweifel sonderlich um des Heils derjenigen willen, die noch draußen find. Die arme blinde Welt sieht ja bekanntlich mehr auf das Leben der Christen, als auf ihre Lehre. Nun will aber Gott, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntniß der seligmachenden Wahrheit kommen. Daher soll denn auch jede christliche Gemeinde die Wahrheit zur Seligkeit nicht nur mit Worten, sondern auch mit Werken, nemlich mit einem heiligen und unsträflichen Leben und heiliger Zucht vor der Welt bekennen. Dadurch soll sie ein Licht der Welt und ein Salz der Erde werden. Uebt nun aber eine christliche Gemeinde keine Zucht, nennt sie vor aller Welt Diejenigen ihre Brüder, welche offenbar Sclaven irgend einer Sünde sind, so gibt sie damit der Welt ein furchtbares Aergerniß. Denn wie kann sie, die arme blinde Welt, dann anders urtheilen, als daß die Religion eine falsche sein müsse, von der sie solche Früchte zu sehen meint? Sie wird dann denken: die einen Glieder der Gemeinde sind, wie man sieht, offenbare Sünder, die andern mögen schlaue Heuchler sein. Hört und lies't man nicht dieses Urtheil der Welt mit klaren Worten, so oft in einer christlichen Gemeinde ein besonders schweres Aergerniß ausbricht? Welches andere Urtheil wird die Welt überall da in ihrem Herzen haben, wo die christlichen Gemeinden als zuchtlose Haufen vor ihr stehen? Es ist kein Zweifel: gerade das Aergerniß, welches die Kirche selbst durch Zuchtlosigkeit gegeben hat und noch gibt, hat schon Millionen Seelen von ihr fern gehalten und so in die ewige Verdammniß gestürzt. Während daher Christus über die geärgerte Welt das Wehe des Bedauerns ausruft, ruft Er über die, die ihr das Aergerniß geben, das Wehe der Zorndrohung aus. „Wehe der Welt“, spricht er, „der Aergerniß halber! Es muß ja Aergerniß kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt!"

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O, meine Brüder, Prediger und Vertreter unserer theuren Gemeinden, möge uns denn beides, des HErrn klar geoffenbarter Wille und Befehl und der Seelen Heil und Seligkeit, bewegen, an unserem Theile alles zu thun, was wir durch Gottes Gnade vermögen, daß in unseren Gemeinden, denen durch Gottes Erbarmen sein reines Wort verliehen ist, auch die Zucht eines

hältnissen, wie wir sie eingegangen sind, uns nicht mit Arbeiten ermüden, die leicht ganz verloren sein können, da niemand gezwungen ist, sich unseren Beschlüssen zu fügen?

Hierauf antworten gewiß Sie alle mit mir entschieden: Nein! Sie bedürfen dafür keiner, am wenigsten meiner Beweisführungen. Ich hoffe jedoch, daß Sie mir gerne jezt Ihr Ohr leihen werden, wenn ich zur Eröffnung unserer diesjährigen Situngen Ihre Gedanken für einige Augenblicke auf den angeregten Gegenstand noch weiter zu lenken suche. Zwar ist unter uns gewiß niemand, der es lebendiger erkennt, wie völlig untüchtig ich bin, in dieser ehrwürdigen Versammlung, mitten unter Lehrern lehrend aufzutreten, als ich es selbst erkenne: allein nicht nur liegt es mir nach dem Amte, das Sie mir, als dem Geringsten unter Ihnen, einmal aufgelegt haben, ob, das Wort zu nehmen; sondern ich hoffe auch, durch einige Andeutungen, die ich nach dem Maß meiner Erkenntniß und der mir gestatteten nur äußerst flüchtigen Vorbereitung vorlegen kann, Ihnen wenigstens einen Impuls zu geben, daß Sie dem wichtigen Gegenstande besser selbst weiter nachdenken.

Die Frage, deren Beantwortung ich jezt kürzlich zu geben gedenke, ist diese:

Warum sollen und können wir unser Werk mit Freuden treiben, obwohl wir keine Gewalt, als die Gewalt des Wortes, befizen?

Der erste und wichtigste Beweggrund hierzu ist: weil Christus seinen Dienern nur diese und keine andere Gewalt gegeben hat und selbst die heiligen Apostel keine andere sich zugeeignet und daher die Diener der Kirche von der Beanspruchung jeder anderen Gewalt ernstlich gewarnt haben.

Klar und deutlich erklärt erstlich Christus, daß seine Kirche nicht die Beschaffenheit eines weltlichen Staates habe. Er hat auf die Frage Pilati, ob er der Juden König sei, unter anderem das große wichtige Wort ausgesprochen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen." Worin aber der wahre, der eigentliche Charakter seines Reiches oder seiner Kirche bestehe, das zeigt er an, indem er hinzuseßt: „Ich bin dazu geboren, und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme." Hieher gehört auch, daß Christus anderwärts sein Reich ein Himmelreich nennt und daß die heiligen Apostel es das Haus und die Stadt Gottes, das Jerusalem, das droben ist, die Freie, die Gemeine der Erstgeborenen, die im Himmel

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