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Hiermit treten wir allen Strömungen unserer Zeit innerhalb und außerhalb der Kirche entgegen. Wir dürfen daher auch nichts anderes erwarten, als was die wahre Kirche sogleich im Anfange und allezeit erfahren hat, daß fie nemlich als die Secte dastand, welcher an allen Enden widersprochen wird. Nicht Friede und Ruhe, sondern Kampf und Streit, nicht Ehre und Lob, sondern Schmach und Lästerung wartet unser von allen Seiten, nicht nur von Seiten der ungläubigen Welt, der irrgläubigen schwärmerischen Secten und des antichristischen Pabstthums, sondern selbst von Seiten gar mancher, welche mit uns Kinder einer Mutter sind, unseren Namen tragen und unter gleicher Fahne des Bekenntnisses mit uns stehen. Welches aber der Erfolg unserer gemeinsamen Arbeit sein werde, das wissen wir nicht; das steht bei dem, welcher allein zum Pflanzen und Begießen seiner Diener das Gedeihen gibt nach seinem Wohlgefallen. Vielleicht ist es in seinem Rath beschlossen, uns nicht nur in viel Kampf zu führen, sondern uns auch wenig Siegesfreude zu bescheren, uns nicht nur viel Arbeit und Mühe aufzulegen, sondern uns auch wenig Frucht sehen zu lassen.

Was ist es nun aber, was uns gewißlich bewahren kann und wird, in unseren Anfechtungen nicht zu ermatten, sondern uns stärken wird, getrost und fröhlich in Reih und Glied zu bleiben, in der einen Hand die Kelle, in der anderen das Schwert? Dieses sichere Bewahrungsmittel ist einzig und allein, daß wir vor allem das Seligmachen der Seelen den Endzweck unserer gemeinsamen Arbeit sein und bleiben lassen. Denn würdigt uns Gott dessen, seine Werkzeuge hierzu zu sein, was wollen wir dann mehr? Spricht Christus nicht: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, so er Schaden nähme an seiner Seele?" Ist also nicht Eine Seele mehr werth, als Himmel und Erde mit allen ihren Schäßen? Würde ein jeder von uns auch nur Eine Seele erretten, was können wir dann Größeres und Herrlicheres uns auch nur wünschen?

Wohlan, meine Brüder, verbannen wir denn von heute an für immer jeden anderen Gedanken, bei unserer Verbindung etwas für uns selbst zu suchen, aus unseren Herzen. „Wir wollen Seelen suchen und zu Christo führen, Seelen bei Christo erhalten, Seelen selig machen“, das sei es, was unsere Synodalconferenz als Gesammtkörper beseele; das sei es, was jede unserer Synoden und jede unserer Gemeinden mit ihren Predigern mit brünstigem Eifer erfülle; das sei es, was unseren Versammlungen ihren Geist und ihren Stoff, unserer Gemeinschaft ihr himmlisches unzerreißbares Band gebe: so wird der, der da will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntniß der Wahrheit kommen, allezeit mit uns sein und, ob wir auch mit Christo klagen müßten: „Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnüßlich zu“, so wird sich doch einst

dort Gottes Wort und Verheißung auch an uns herrlich über Bitten und Verstehen erfüllen: „Habe Acht auf dich selbst, und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken. Denn, wo du solches thust, wirst du dich selbst selig machen, und die dich hören." Das helfe uns allen Gott der Vater durch den gnädigen Beistand seines werthen Heiligen Geistes um JEsu Christi, seines eingeborenen Sohnes, unseres HErrn und Heilandes, willen. Amen.

Rede zur Einweihung der ersten Synodaldruckerei.

Der HErr, unser Gott, sei uns freundlich, und fördere das Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer Hände wolle er fördern. Amen.

In dem HErrn geliebte und geehrte Anwesende!

Als vor 430 Jahren, im Jahre 1440, ein damals in Straßburg sich aufhaltender Mainzer mit Namen Johannes Gutenberg, wie zufällig, die Namensschrift seines Wappenringes in eine kleine Wachstafel drückte und ihm nun die ganze auf diese Weise in einem Augenblick geformte erhabene Buchstabenreihe in seine Augen fiel, da durchzuckte plößlich wie ein Bliz Gutenberg's Geist der Gedanke, daß durch geschnißte oder gegossene Buchstabenfiguren mit Einem Druck der Hand eine ganze Seite Schrift sich müsse vervielfältigen lassen; und so war denn in diesem Augenblick die Buchdruckerkunst gleich einem Kindlein zur Welt geboren.

Es war dies, meine Freunde, ein Ereigniß, welches nicht nur die Kinder der Welt fort und fort als ein hochbedeutsames gerühmt und gepriesen haben, sondern das auch je und je selbst von der Kirche als eins der wichtigsten Ereignisse der Welt- und Kirchengeschichte anerkannt worden ist.

Merkwürdig ist unter andern Luther's Ausspruch hierüber. „Die Buchdruckerei", sprach er einst, „ist das höchste und leßte Geschenk, durch welches Gott die Sache des Evangeliums forttreibt; es ist die leyte Flamme vor dem Auslöschen der Welt." Der große Straßburger Theolog Conrad Dannhauer schreibt: „Gott hat die Buchdruckerkunst zu einer Hebamme geschenkt, mit deren Hilfe in einem Augenblicke Tausende von Buchstaben wie Cadmus' gewaffnete Krieger geboren werden."*) Ein anderer rechtgläubiger Straßburger Gottesgelehrter, Johannes Schmid, trägt kein Bedenken, von der Buchdruckerkunst in einer Predigt zu sagen, daß sie

*),,Donavit Deus obstetricem typographiam, qua momento uno mille literae sicut Cadmi milites nascuntur." (Liber conscientiae P. I, p. 442.)

„durch göttliche Eingebung erfunden“ worden sei. Ein dritter lutherischer Gelehrter mit Namen Cellarius wagt selbst die Behauptung, daß Johannes Gutenberg durch die Erfindung der Buchdruckerkunst der Welt mehr Nußen gebracht habe, als Christoph Columbus 52 Jahre später durch die Entdeckung America's. Diese Hochhaltung der edlen Buchdruckerkunst auch von Seiten der Kirche ist daher die Ursache gewesen, daß im Jahre 1640 das zweihundertjährige und im Jahre 1740 das dreihundertjährige Jubelfest der Erfindung des Buchdrucks selbst in mehreren Kirchen Deutschlands öffentlich und feierlich mit Lob- und Dank-Predigten und lauten Jubel-Gesängen begangen worden ist.

Und gewiß mit Recht, meine Freunde. -Wie fände ich aber Zeit, wollte ich auch nur alle wichtigste Segnungen nennen, deren die Welt durch die Erfindung der Buchdruckerkunft theilhaftig geworden ist? Mag immerhin die Erfindung des Schießpulvers und in unserer Zeit die der Anwendung der Dampfkraft und Elektricität von nicht geringerem Einfluß auf die Umgestaltung der Welt gewesen sein, so haben doch alle diese und ähnliche Erfindungen ihr den Segen nicht bringen können, wie die Kunst des Buchdrucks. Wie viel tausend herrliche Schriften von unvergänglichem Werthe würden ohne diese Kunst theils schon nicht geschrieben, theils nicht so verbreitet worden, theils bald wieder untergegangen sein! Mit Recht erinnert der alte Dannhauer daran, daß schon in den auf die Erfindung jener Kunst folgenden sechszig Jahren, von 1440 bis 1500, allein mehr Bücher erschienen sind, als in allen vorangegangenen Jahrhunderten der christlichen Zeit zusammengenommen. Gab es doch schon im Jahre 1500 allein in Deutschland nicht weniger, als zweihundert Druckereien. Unter allen Büchern aber ist dies bekanntlich gerade der Verbreitung des geschriebenen Wortes Gottes vornehmlich zu Statten gekommen. Das erste größere Druckwerk überhaupt war eine lateinische Bibel, das erste größere gedruckte deutsche Buch eine deutsche Bibel. Hatte man zuvor eine Abschrift der Bibel auf Pergament mit 400 bis 500 Kronenthalern bezahlen. müssen, so lieferte nun die Druckerpresse eine solche sogleich für sechszig. So leicht es daher der Synode von Toulouse im Jahre 1227 gewesen war, ihre Verordnung durchzuführen, daß ein Laie die Bücher des Alten und Neuen Testaments nicht einmal besißen, ja, daß ein Laie selbst den Psalter und das Brevier im Gottesdienste nur in lateinischer Sprache lesen dürfe, - nach Erfindung der Buchdruckerkunst und der damit bewerkstelligten so großen Vervielfältigung der Bibeleremplare war jenes Bibelverbot nicht mehr in der vorigen Weise aufrecht zu erhalten. Zwar lesen wir, daß Carlstadt zum Doctor der Theologie gemacht worden war, noch ehe er auch nur eine Bibel gesehen hatte; zwar lesen wir ferner, daß Luther

schon achtzehn Jahr alt war, als er das erste Mal in seinem Leben auf der Universitätsbibliothek zu Erfurt eine ganze Bibel in die Hände bekam und da mit freudigem Staunen sah, daß darin mehr enthalten sei, als er davon bisher in den kirchlichen Andachtsbüchern gefunden hatte; zwar lesen wir endlich, daß die zweite Bibel, welche Luther in der Bibliothek seines Klosters im Jahre 1505 fand, an eine eiserne Kette gelegt war: aber bald sollte es mit Hilfe der immer mehr vervollkommneten Presse anders und diese Ketten für immer gesprengt werden.

Wohl ahnte Gutenberg selbst nicht, welch ein wichtiges Werkzeug er in der Hand Gottes sei und warum gerade seiner Zeit die anscheinend so nahe liegende Erfindung aufbehalten worden war; er dachte nur daran, eine reiche Geldquelle für sich gefunden zu haben, die er daher möglichst verborgen halten wollte; aber bald sollte es der ganzen Welt offenbar werden, daß die Buchdruckerkunst von Gott dazu bestimmt gewesen sei, erst eine Vorläuferin und sodann eine treue Dienerin der von Gott beschlossenen Reformation der Kirche zu werden. Noch im Jahre 1415 hatte das Costnißer Concil die Stimme des treuen Wahrheitszeugen Johannes Hus im Feuer und Qualm eines angezündeten Scheiterhaufens erstickt, und niemand ahnte, daß schon 25 Jahre später, im Jahre 1440, ein anderer Johannes ein todtes Instrument erfinden werde, welches den Mord und die Stummmachung des heiligen Märtyrers mächtig rächen und die unterdrückte Wahrheit, anstatt mit einer, nun wie mit Millionen metallener Zungen in der ganzen Welt ausrufen würde. Um die Zeit der ersten Anfänge der Buchdruckerkunst sah es gar trübe in der Christenheit aus; da war es, als die Türken Constantinopel, damals die Hauptstadt des christlichen Kaiserthums, endlich einnahmen und sich so in Europa bis heute festseßten, und als das Pabstthum über alle jene Concilien den Sieg davon getragen hatte, welche sich die Aufgabe gestellt hatten, die Kirche an Haupt und Gliedern zu reformiren; daher die Päbste nun als erwiesenermaßen Unüberwindliche einem ungehinderten ferneren Siegeslaufe entgegen sehen zu können meinten, und niemand und sie selbst ahnten nicht, daß mit den Lettern der Buchdruckerpresse schon die Feuerschlünde gegossen seien, welche nun bald die Burg des römischen Antichrists beschießen, die Mauern ihrer an die Stelle des Wortes Gottes geseßten Menschenlehren und Menschengebote und ihrer angemaßten geraubten Rechte durchbrechen und den ganzen antichristischen tausendjährigen Bau in seinen tiefsten Gründen erschüttern würden.

Denn was geschah? Der Mann Gottes Martin Luther trat auf, und predigte nicht nur wieder das alte Evangelium von der freien Gnade und dem alleinigen Heil aller Sünder in Christo, sondern ergriff

auch die Feder und schrieb, was sein Mund verkündigte: die Druckerpresse aber trug nun sein Heroldswort schnell, wie auf Flügeln des Windes, in zahllosen Blättern in alle Gegenden der Erde. Mit Recht nennen daher alte und neue Theologen die Buchdruckerkunst den Flügel des Engels", der nach der Weissagung der Offenbarung St. Johannis mit dem ewigen Evangelium vom Jahre 1517 an mitten durch den Himmel der Kirche flog. Jene 95 Säße, welche die ersten aus dem klaren Bache der heiligen Schrift geholten Schleudersteine des neuen Hirtenknaben gegen den römischen Goliath waren, wurden mit Hilfe der Druckerpresse nach vierzehn Tagen in ganz Deutschland, nach vier Wochen durch ganz Europa verbreitet und gelesen; war es doch, wie der kindliche Mykonius schreibt, als ob die Engel selbst hier Botenläufer gewesen wären. Hierauf ließ aber Luther nun Schrift auf Schrift folgen, die wie Manna des Himmels auf die in der Wüste schmachtenden Christen, aber den Feinden Christi wie Tod und Verderben bringende glühende Geschüß-Kugeln in ihr erschrecktes Heerlager fielen. Es ist kein Zweifel: die kurz zuvor geschehene Erfindung der Buchdruckerkunst war das von der göttlichen Vorsehung auserkorene Werkzeug, welches dem wunderbar schnellen Laufe des wieder erschallenden reinen Evangeliums vor 350 Jahren vor allem dienen sollte und wirklich gedient hat. Schon im Jahre 1519 meldet der berühmte gelehrte Baseler Buchdrucker Frobenius Luthern selbst, daß er dessen reformatorische Schriften in zahllosen Exemplaren nach Frankreich, Spanien, Italien, Brabant und England verschicke, wo sie allenthalben mit Heißhunger verschlungen würden. Der Hilfe der Buchdruckerkunst ist es daher unstreitig in vieler Beziehung zuzuschreiben, daß der jesuitische Cardinal Bellarminus mit Ingrimm die Klage niederschreiben und durch den Druck bekannt machen. mußte: Die Pest der lutherischen Lehre, die in Sachsen entsprang, hat alsbald fast ganz Deutschland eingenommen. Darauf hat sie sich gegen Norden und Osten, nach Dänemark, Norwegen, Schweden, Ungarn u. f. w. gezogen, und ist sodann mit gleicher Geschwindigkeit nach Westen und Süden, nach Frankreich, England und Schottland gebracht worden, hat endlich gar das Alpengebirge überstiegen und sich in Italien eingenistet. Die neue Secte, nicht zufrieden mit den abendländischen und mitternächtigen Reichen, hat sich erkühnt, auch bis zum Orient und dem Süden, zu den Griechen, zu den Indiern, selbst bis in die neue Welt zu schiffen."

Mit Schrecken merkten der römische Antichrist und seine Diener, welch eine furchtbare Waffe mit der Druckerpresse wider sie in Bewegung gesezt sei. Daher seindeten nicht nur namentlich die Mönche die edle Buchdruckerkunst als etwas höchst Gefährliches und Verderbliches an, auch Pabst Alexander VI. gab schon im Jahre 1501 eine Bulle heraus, in welcher alle

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