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Im Sept. 1849 stellte ich eine Nachforschung an Ort und Stelle an und fand auch sehr bald, was ich suchte. Der „Burgwall" ist noch heute unter diesem Namen in dem Dorfe Queşin bekannt und liegt am Ende des Dorfes (,,to endest deme dorpe Quitzyn“), d. h. in der Richtung von Plau her, dem jeßigen Kirchhofe gegenüber, auf welchem früher auch die jezt spurlos verschwundene Pfarrkirche lag, auf einer kleinen Insel.

Einige hundert Schritte vom Lande liegt eine kleine Insel von einigen hundert Schritten Umfang, welche durchaus keine feste Verbindung mit dem Lande hat, weder durch Moor, noch durch eine Fuhrt; man konnte von je her nur zu Wasser zu dieser Insel gelangen, da das Wasser zwischen derselben und dem Lande noch heute tief und klar ist. Die Insel ist an den Rändern rings umher sumpfig und schilfig, so daß eine genaue Ausmessung des Umfanges nicht möglich war. Die Insel ist ebenso groß, als die Insel des alten Burgwalles bei Schwerin, auf welchem das fürstliche Residenzschloß steht, und hat eine ähnliche Lage. Auf dieser Insel ist ein viereckiger Burgwall aufgeschüttet, der so groß ist, wie die übrigen wendischen Burgwälle im Lande; er ist vielleicht zwischen 5 und 10 Fuß hoch über den Wasserspiegel erhaben, so hoch als der schweriner Burgwall 1) zur heidnischen Zeit gewesen sein mag, etwas niedriger, als diejenigen Burgwälle, welche in Mooren liegen und einen festen Zugang zu Lande haben. Daß diese Insel wirklich der Burgwall sei, geht aus der Urkunde vom 6. Dec. 1271 hervor, da nach derselben die Pfarre eine Aalwehre zwischen dem Burgwalle und dem Seeufer hatte:

„âlewêre a spacio borchwal usque ad littus". Die Aufschüttung besteht ganz aus sehr lockerer, schwarzer Wiesenerde, welche von den nächsten Ufern herbeigeschafft sein mag. Das sichere Kennzeichen fand sich sogleich überall: zahlreiche Gefäßscherben aus heidnischer Zeit, mit zerslampftem Granit durchknetet und mit den bekannten leichten, wellenförmigen Randverzierungen bedeckt, lagen überall umher; daneben fanden fich häufig Lehmstücke mit Stroheindrücken von den niedergebrannten Gebäuden. Mittelalterliche, blaugraue, feste Topfscherben und gebrannte Ziegel waren nirgends zu entdecken. Die Gefäßscherben sind denen völlig gleich, welche sich auf allen niklotschen und andern Burgen des 12. Jahrhunderts finden. Aus dem gänzlichen Mangel an mittelalterlichen Alterthümern läßt sich aber schließen, daß der Burgwall zur christlichen Zeit nicht mehr bewohnt ward.

1) Vgl. Jahrb. XV, S. 161.

Der Burgwall wird jezt von der Dorfschaft als Gemüsegarten benußt und mit dem Spaten bearbeitet; er ist ungewöhnlich fruchtbar, sobald die Pflanzen in dem leichten Boden erst Wurzel gefaßt haben.

Das Dorf Queßin liegt eine halbe Stunde nördlich von Plau am Ufer des plauer Sees. Geht man von Plau nach Quezin, so ist das Feld, wie überhaupt im Norden und Westen der Stadt, bis gegen das Dorf hin flach und eben. Dicht vor dem Dorfe Queßin wird aber der Boden hügelig und öffnet sich gegen die Burgwallinsel hin. Die Lage des Burgwalles von Quehin ist ganz der Lage des Burgwalles von Bisdede 1) bei dem Dorfe Bölkow, im Insel- oder rosiner See in der Nähe von Güstrow ähnlich, nur daß zwischen dieser Burg und dem festen Lande jezt eine Wiesenverbindung ist; auch der Burgwall des Residenzschlosses Schwerin auf der Insel wird in alter Zeit eine ähnliche Lage gehabt haben.

Der Burgwall von Kutfin liegt in der Linie zwischen dem Dorfe Quezin und dem Lehngute Alt-Schwerin; die große Insel Werder im plauer See, welcher hinter dieser Insel seit alter Zeit die Satik 2) heißt, liegt rechts von dieser Linie. Die Güter Schwerin (d. i. Thiergarten) und Werder (d. i. Insel) waren in den ältesten Zeiten unserer urkundlichen Geschichte Lehen der alten Familie von Gamm, welche auch in der Nähe der alten Burg Güstrow Burgen, Dörfer und Burglehen, z. B. Bülow und Glin, besaß. Die Familie v. Gamm mit den Lehngütern Schwerin und Werder (früher: Gammenwerder) stand in den ältesten Zeiten gewiß in Beziehung zu dem Burgwalle Kutsin.

Alterthümer sind auf dem Burgwalle bisher nicht gefunden, so weit die Erinnerung der Bewohner des Dorfes Queßin reicht; jedoch herrscht bei denselben die Sage, daß Queßin in den ältesten Zeiten nur aus einigen „Fischerhütten" bestanden habe, seit der Aufführung des Burgwalles aber fürstliche Residenz und ein großer Ort geworden sei.

Der Burgwall ward schon früh als Lehn weggegeben. In früheren Zeiten hatte Queßin eine eigene Pfarre, welche schon früh, sicher vor 1264, gestiftet war und die Dörfer Queßin, Zarchlin und Leisten 3) (früher Leesten) umfaßte; die benachbarten Pfarren waren Karow, welche auch lange nicht mehr existirt, Kuppentin, welche viel größer war, und Plau.

1) Vgl. Jahrb. XII, S. 453 flgd.

2) Vgl. Lifch Berichtigung einer von dem Staatsminister v. Kampß gemachten Aeußerung, 1844, S. 8, Urk. Nr. V und VII.

3) Vgl. Urk. Samml. Nr. XI.

Der Lehnträger des Burgwalles und des Dorfes war ohne Zweifel ein Ritter von Quizin, dessen Familie sehr bald ausgestorben sein muß. Am 24. Juni 1264 schenkte der Knappe Reinward von Quişin der Kirche und Pfarre zu Quehin zwei vor dem Burgwalle gelegene Katen in dem Dorfe Queßin, wie er sie von den Landesherren zu Lehn trug, und der Pfarre allein zwei kleine, von ihm erbauete Aalwehren bei dem Walde Quesin (apud sylvam Quitzin) 1). Nachdem bald darauf die Pfarre abgebrannt und in dem Brande die KirchenUrkunden untergegangen waren, verfaßte der Pfarrer Heinrich am 6. Dec. 1271 in Gegenwart des Knappen Reinward von Quizin und der Kirchen-Juraten ein amtliches Verzeichniß des Kirchen- und Pfarrvermögens; hiernach hatte der Pfarrer 6 Hufen und 4 Katen im Dorfe Queßin, Ellernholz in der Waldung am See bis zum Hainholz (also nicht: Heidenholz, wie jest gesagt wird) und eine Aalwehre am Burgwalle und eine andere beim Lanken am quißiner Holze; ferner hatte die Pfarre aus einem Geschenke des Knappen Reinward von Quizin zwei Katen am Burgwalle, deren Bewohner der Kirche jährlich vom dem Raume des Burgwalles (de spacio borchwal) 2) ein Pfund Wachs als Pacht geben mußten 2. Im J. 1308 kaufte die Stadt Plau das Dorf Queßin und im J. 1348 nahm die Stadt die 6 Pfarrhufen in Erbpacht, bei welcher Gelegenheit die Stadt dem Pfarrer 3 Katen (oder 2 Hofstätten und 1 Katen) überließ, zu deren einem der Burgwall gelegt ward:,,spacium castri quod dicitur borchwal, situm infra terminos ville Qwitzin", welche Worte eine alte plattdeutsche Ueberseßung wiedergiebt durch:,,tho endest deme dorpe Qwitzin belegen". Nach dem Visitations-Protocolle vom J. 1541 hatte damals der Pfarrer den

Borchwahl, darauf gewint er jerlich vor II fl. Rohr "oder mehr".

Es ist also keinem Zweifel unterworfen, daß der Burgwall von Quezin schon im Anfange des 13. Jahrh. an eine rittermäßige Familie zu Lehn gegeben ward, welche von dem Burgwalle den Namen führte. Der Knappe Reinward von Quizin wird schon der letzte seines Geschlechts gewesen sein, da er in der Schenkungsurkunde vom 24. Juni 1264 von seinen Vorfahren und seiner Frau Coneke, aber nicht von Kindern oder Erben redet, als er mit der Schenkung Seelenmessen für sein Geschlecht stiftete; wahrscheinlich gab er seinen ursprünglichen

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. XI. 2) Vgl. Urk. Samml. Nr. XII.

Lehnsbesig weg, weil er keine Erben hatte. Auch ist von einer Familie von Quizin in den meklenburgischen Urkunden weiter nirgends die Rede.

Die älteste Kirche von Queßin mußte bald einer bessern Platz machen. Am 17. April 1325 weihete der Bischof Johann von Schwerin die Kirche zu Queßin und den Hochaltar daselbst zu Ehren des Heil. Nicolaus, bestätigte ihren Besitz und verlieh ihr einen Ablaß zum Besten des Kirchenbaues 1). Gegenwärtig ist von Kirche, Pfarre, KirchenKaten u. s. w. keine Spur mehr zu finden, mit alleiniger Ausnahme des Kirchhofes, welcher noch zum Begräbnisse dient. Dem Burgwalle gegenüber ist nur freies Ackerland.

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. XXX.

II.

Geschichte der Stadt Plau.

1. Diplomatische Einleitung.

Die Stadt Plau hat zu allen Zeiten in der Geschichte Meklenburgs eine gewisse Bedeutung gehabt, die sie ohne Zweifel ihrer Lage verdankt: nahe an der südlichen Grenze des Landes gegen die Prigniß und an einem Endpuncte der großen Seekette Meklenburgs, am Ausflusse der schiffbaren Elde aus dieser ge= legen, hat sie immer ein Hauptthor gebildet, durch welches eine bedeutende Straße von den brandenburgischen Marken in die Mitte Meklenburgs ging; und daher ist die Geschichte der Stadt Plau stets mehr oder minder mit der Geschichte des ganzen Landes verflochten gewesen. Es spiegelt sich die Geschichte des ganzen Landes in der Geschichte von Plau mehr ab, als in der Geschichte irgend einer andern kleinern, selbst mancher größern Stadt Meklenburgs.

So oft nun auch die Stadt in der vaterländischen Ge= schichte genannt wird, so ist bisher doch von ihren Schicksalen wenig im Zusammenhange bekannt gewesen, weil es fast ganz an Urkunden fehlte, welche Licht hätten verbreiten können; es war nicht viel mehr als die erste Privilegienbestätigung vom J. 1235 bekannt,

Den ersten Schritt zur Förderung der Geschichte der Stadt that im J. 1824 der Professor Schröter zu Rostock, indem er die 16 größtentheils Original-Urkunden, welche noch im Besitze der Stadt sind und ihm von dem damaligen Burgemeister Dr. Rothbart mitgetheilt waren, in den Beilagen zu den Wöchentl. Rostock. Nachrichten und Anzeigen, 1824, Stück 42 49 abdrucken ließ. Diese Urkunden sind freilich in mehrfacher Hinsicht interessant, gehören jedoch nicht zu den wichtigern Privilegien der Stadt, geben auch wenig Aufschluß über die Schicksale derselben.

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