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den des Vergnügens noch so angenehm mit der Vorstellung, es stehe so schlimm nicht mit euch; vergesset euch zuweilen ganz, und überlasset euch der Sorglosigkeit, ein Stachel, den die Predigt des Evangelii in eurem Innern zurückläßt, sind bie Worte: ihr müsser von neuem gebos ren werden; und oft wider euren Willen wer det ihr ihn fühlen, diesen Stachel; er wird euer Herz verwunden, wenn ihr es am wenigsten fürch tet; es werden Augenblicke der Besonnenheit, Stunden des Ernstes, Zeiten einer wehmüthigen besorgten Stimmung kommen, wo euch die Wahrheit, daß es anders mit euch werden muß, wenn ihr nicht verloren gehen wollet, mächtig faffen und erschüttern wird. Nein, ganz verderblich kann euer Leichtsinn nicht werden, so lang ihr es nicht vergesset, daß man, ohne von neuem geboren zu werden, kein wahrer Christ seyn kann. Dann find wenigstens Unterbrechungen dieses Leichtsinns möglich; dann wird es euch wenigstens zuweilen fühlbar, daß ihr noch nicht seyd, was ihr seyn follet: dann ist wenigstens die Vorbereitung zu Ueberlegungen vorhanden, die unter dem Beystande Gottes und feines Geistes der Anfang eurer Rettung werden können.

Diese Wahrheit ist aber auch fähig, die Trägheit aufzuschrecken. Es giebt ein dumpfes, fühlloses Wesen, M. 3., wo man gegen die Angelegenheiten des Geistes und Herzens völlig gleichgültig ist, und sich gar nicht entschliessen kann, an etwas Höheres und Geistiges zu denken. In dieser Trägheit fehet ihr alle, die ihr Leben vers träumen, die schon von Natur unempfindlich und

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schwerfällig sind, und nicht einmal an auffern Ver ånderungen lebhaften Antheil nehmen. "Eben so tief sind jene thierischen Menschen in dieselbe ver sunken, die bloß ihren niedrigen Lüsten dienen, und sobald diese befriedigt sind, nichts weiter zu denken und zu wünschen haben. Und jene Geplagten, die unter niedrigen, drückenden Arbeiten seufzen, und alle ihre Kräfte erschöpfen, um sich und den Ihrigen Kleidung und Brod zu erringen: wenn sie auch Sinn haben für etwas höheres, sie sind zu tief gebeugt, und zu schwer belastet, als daß sie sich über ihre Noth erheben könnten. Soll auf solche Menschen gewirkt, soll ihre Trågheit erschüttert, soll ihr Geist aus seiner traurigen Ermattung aufgeschreckt werden: so kann dieß nicht anders geschehen, als durch eine kurze, strenge, mächtig gebietende und entscheidende Wahrheit; es muß ihnen gar nicht möglich seyn, gleichgültig zu bleiben, oder auszuweichen. Die grosse Forderung: ihr müffet von neuem geboren werden, ist eine solche mächtig wirkende Wahr-heit. Man kann es dem trågen Menschen, den ein langer Vortrag einschläfert, kürzer gar nicht sagen, was ihm fehlt, als es in diesen Worten ausgedrückt ist. Und wie streng gebietend, wie gewaltig entscheidend ist diese Forderung! Hier gilt schlechterdings kein Vorwand; hier giebt es keine Ausflucht; hier läßt sich kein gütliches Abkommen treffen; hier kann man sich nicht leichter und mit etwas weniger Mühe durchhelfen; es bleibt dabey: ihr müsset entweder von neuem ge= boren werden, oder ihr könnet nimmermehr in das Reich Gottes kommen, ihr seyd ganz und auf ewig verloren. Auch der Trägste, auch der Uns

empfindlichste fühltes, M. Z., daß hier alles auf dem Spiele steht; daß er sich entweder anstrengen, und anders Sinnes werden, oder alles fürchten muß. Wie viel ist aber nicht gewonnen, wenn das fühllose Herz nur von Zeit zu Zeit Anwand, lungen eines heilsamen Schreckens erhålt! Un ter günstigen Umständen von auffen, unter dem Einfluß einer mitwirkenden Gnade von oben, wer den diese Anwandlungen nach und nach stärker, und zulezt überwältigend. Dann erfolgt sie auch bey den Trågsten, die heilsame Veränderung der neuen Geburt, und erfüllt ihn mit Kräften, die er zuvor nicht hatte.

Und wie sehr beschämt die Forderung, von der ich spreche, den Stolz auf eitles Wissen! Das Wissen blåhet auf, fagt der Apostel; und er hat Recht. Wer der Religion einen hohen Grad der Aufmerksamkeit widmet; wer Kenntniß von allem nimmt, was sie betrifft; wer sich, wie Nicodemus im Evangelio, auch von allem Neuen unterrichtet, das über sie zum Vorschein kommt; wer insonderheit nach einer höhern Aufklärung in der Religion strebt, bey allem, was sie Wunderbares und Geheimnißvolles hat, die Frage aufwirft: wie mag solches zugehen, und sich nicht eher beruhigt, als bis er alles begreiflich und an nehmlich für seine Vernunft gemacht hat: der faßt natürlich eine gute Meynung von sich selbst, und wird geneigt, sich zu erheben. Er ist sichs bewußt, der Religion einen groffen Werth beyzulegen, sonst würde er sich nicht so angelegentlich mit ihr beschäftigen. Er glaubt tausend Dinge richtiger zu verstehen als Andre, und betrachtet daher diese,

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als weniger Aufgeklärte, mit einer Are von Geringschäßung. Er hat sich mit Anstrengung und Mü, he eine eigne Ansicht von der Religion erworben, die ihm die einzig richtige dünft; er entscheidet daher mit einer stolzen Anmassung. Er ist endlich so voll von seiner Weisheit, sie scheint ihm ein so grosser feltner Vorzug zu seyn, daß er mit ihr allein zufrie den ist, und alle Anwendung vergißt; es fällt ihm gar nicht bey, Christum liebhaben, sey bes fer denn alles wiffen. Ich tadle eure Weisheit nicht, ihr, die ihr euch durch dieselbe über andere Christen so viel erhaben dünkt; ich erkläre sie, an sich betrachtet, nicht für unnük. Aber wenn du es nun bey derselben bewenden låsfest; wenn die Religion bey dir nichts weiter ist, als Sache des Kopfs, als ein Gegenstand der Neugierde und der Nachforschung, als ein unfruchtbares Wissen, das auf Herz und Leben nicht den mindesten Einfluß hat, bey dem du ein Sclave deiner Lüste, und ein ungebesserter Mensch bleibst: soll man dir dann nicht mit dem Apostel zurufen: du glaubst, daß ein einiger Gottist; die Teufel glaubens auch, und zittern? Doch es bedarf hier keiner weiläuftigen Erörterung. Ihr müsset von neuem geboren werden, dieß ist nach dem klaren entscheidenden Ausspruche Jesu die Hauptsache. Nur die Erkenntniß, welche bessert, welche ihre Kraft am Herzen beweiset, durch die man eine neue Creatur wird, nur diese Erkenntniß hat wahren Werth. Benn du also weissagen könntest, und wüßtest alle Geheimnisse, und hättest allen Glauben, also daß du Berge verseztest, und hättest die Liebe, diese edte gemeinnü

sige Frucht der Wiedergeburt und des Glaubens, nicht, so wärest du nichts. Das lasset uns insonderheit in unsern Zeiten nicht vergessen, M. Br. Der Neugierigen, die nach jeder neuen Meynung in der Religion haschen, und sich ein verwågnes Vernünfteln über alles zum Verdienst anrechnen; der Vorwißigen, die alles in der Religion ergründen wollen, und sie in eine blosse Aufgabe für ihren grübelnden Scharffinn verwandeln: der Anmassenden endlich, die es bey jeder Gelegenheit bemerklich machen, wie weit sie es in der sogenannten Aufklärung gebracht, und über die gewöhnlichen Vorurtheile sich erhoben haben; dies fer eitlen Viel und Halbwisser, werden täglich mehrere, man verkennt es immer mehr, daß die Religion Kraft und Leben seyn muß. Um so vester lasset uns die Wahrheit halten, daß man, ohne von neyem geboren zu seyn, kein wahrer Christ seyn kann; nach ihr lasset uns die beurtheilen und schaßen, die ein besonders Wissen zur Schau tragen, und neue Aufschlüsse ankündigen; nur das Wissen lasset uns hochachten, das unsre Besserung erleichtert und befördert.

Hiemit ist aber auch das unfruchtbare Glauben in seinen Anmassungengestört. Es hat nie an Menschen gefehlt, und fehlt noch immer nicht daran, die von ihrer Religionserkenntniß zwar eine Anwendung machen, sich aber, statt das ganze Evangelium gelten zu lassen, nur an den Trost desselben von der Vergebung der Sünde, und von dem Heil in Christo halten. Wie Mofes in der Wüste eine Schlange erhöht Hat, sagt der Herr im Texte zu Nicodemo, so

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