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will. Ich urtheile nicht zu hart: wer unsre Zei ten kennt, wird dieß fühlen; an die Stelle der ehemaligen, unvorsichtigen Frömmigkeit : ist zein nicht weniger schädlicher Unglaube getreten; wir dürfen uns des Umstandes, daß die Frömmigkeit keiner Pflicht weiter schadet, auf keine Weise rühmen.

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Was bleibe alfo übrig? Wir haben mehr wie je dafür zu sorgen, daß unsre From migkeit sittlich, und unsre Sittlichkeit fromm sey; dieß ist die lehte Bemerkung, der wie unmöglich ausweichen können. Wahre Chriften können wir ohne dieses Bestreben nicht seyn, das ist am Tage; das Evangelium fordert Frommigkeit und Sittlichkeit in Verbindung; es for dert einen Glauben, der durch liebe tha tig ist. Und was ist wichtiger, als diese Forderung? Seyd, wie man es ehemals war, fromm zum Nachtheil andrer Pflichten: so kommt nie eine wahre Besserung bey euch zu Stande; so fend ihr in Gefahr, aus lauter Frömmigkeit graufame Menschenfeinde, oder träumerische Schwärs mer zu werden; so kann eure Frömmigkeit in eis nen elenden Afterdienst, und in schändliche Heus chelen ausarten. Suchet dagegen, wie man es jezt seyn will, tugendhaft ohne Religion und Frömmigkeit zu werden: so habt ihr eine Tugend ohne Kraft und Ermunterung, ohne Innigkeit und Wärme, ohne Aussicht und Hoffnung; so werdet ihr euch gerade in den wichtigsten Fällen verlassen sehen, und in der Versuchung unterliegen. So verbindet denn die Reinheit der Lehre mit der Reinheit des Lebens, den Eifer für die

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Ehre eures Glaubens mit größmüthiger Menfchenliebe, die Erhebung eures Geistes und Her zens zu Gott mit gemeinnüßigem Wirken, und die aufserliche Verehrung Gottes mit einem dem Evangelio würdigen Wandel; reichet dar in eurem Glauben Tugend, und in der Tugend Bescheidenheit, und in der Bescheidenheit Måssigkeit, und in der Mässigkeit Geduld, und in der Ges duld Gottseligkeit, und in der Gottser ligkeit brüderliche Liebe, und in der brüderlichen Liebe gemeine Liebe; gebet eurem leichtsinnnigen, ungläubigen Zeitalter das Beyspiel einer Frömmigkeit, die ein Inbegriff aller wahren Tugenden ist, und verkündiget so die Tugenden deß, der euch berufen hat von der Finsterniß zu seinem wun derbaren licht. Welchen Frieden werdet ihr dann geniessen, welchen Segen werdet ihr vers breiten, wie ehrwürdig werdet ihr Allen seyn, die euch kennen, und wie glücklich werdet ihr einst das Ende eures Glaubens, der See len Seligkeit, davon bringen. Das lasse Gott euch allen gelingen durch seinen Geist, um Jefu Chrifti willen; Amen.

XXXIII.

Am Michaelis feste.

Evangelium: Matth. XVIII. v. 1 — 11.

Soviet auch bie Freunde und Beförderer des wahren Guten auf Erden in der Gegenwart zu veranstalten und zu thun finden, M. Z., ge wöhnlich ist sie ihnen doch zu enge, und sie ses hen sich gleichsam genöthigt, auf die Zukunft zu rechnen. Ihr eigentlicher nächster Wirkungs Freis ist freylich die Gegenwart. Werden sie von dem Eifer beseelt, den das Evangelium Jesu hers vorbringt, so können sie nicht zaudern, die Anwendung ihrer Kräfte nicht aufschieben, nicht auf künftige ungewisse Gelegenheiten warten. (Man muß wirken, weil es Tag ist man muß Gutes thun, und nicht müden werden; man muß keinen Augenblick versäumen, mit dem anvertrauten Pfunde zu mus chern: dieß sind. die Grundfäße, nach welchen fie fich richten. Und wahrhaftig, in welchen Verk hältnissen sie auch stehen, welchen Beruf sie auch haben mögens an Gelegenheiten, etwas Gutes zu wirken, an Einladungen, an dringenden Veranlass

fungen zu nüglicher Thätigkeit kann es ihnen nie fehlen. Uebel, die verhindert, Fehler, die verbefsert, Leiden, die vermindert, Unordnungen, die unterdrückt, Bestrebungen des Lasters und der Bosheit, die vereitelt werden können, giebt es überall, und verdient kann sich schon in dieser Hinsicht Jeder machen, dem es mit seinem Eifer für das Gute ein wahrer Ernst ist. Und wie viele gerechte Wünsche können befriedigt, wie viele. edle Kräfte können unterstügt, wie viele Vortheile aller Art können nnen gewonnen, wie wie viele heilsame Absichten können befördert, wie viele Freuden des Lebens können hervorgebracht und erhöht werden; was kann für Wahrheit und Recht, für häusliches und öffentliches Wohl, für die Sache Gottes und Christi, überall geschehen, wenn die, welche sich verbunden fühlen, Mohlthäter ihrer Brüder zu werden, gewissenhaft han beln, und sich anstrengen wollen! Es giebt wohl keinen Freund des Guten, den die Gegenwart nicht hinlänglich beschäftigte, dem sie nicht mehr zu thun anwiese, als er zu leisten vermags

Ju Und doch scheint es, den ächten Beförderern bes: Guten auf Erden komme die geschäftvolle Gegenwart noch immer zu enge vor, und ihre Blicke, ihre Wünsche, ihre Hoffnungen, feyen auf die Zukunft gerichtet. Denn zufrieden mit ihren Bemühungen werdet ihr die, welche von einem lebendigen Eifer für das Gute getrie ben werben, mie finden, ihr werdet wahrnehmen, daß ihnen alles gering und unbedeutend scheint, was sie zu Stande bringen. Nun ist es zwar wahr, sie werden die Schuld davon zum Theil

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in sich selber suchen, sie werden sichs nicht einen Augenblick verhehlen, daß sie nicht immer überlegt und vorsichtig, so nachdrucksvoll und eifrig gehandelt haben, als sie wohl gesollt hätten. Aber das werden sie euch doch alle fagen, ihr werdet fie in eben dem Grade, in welchem sie mit Erfahrung und Sachkenntniß sprechen, darüber klagen hören, daß sie sich in der Gegenwart durch Hindernisse beengt sehen, die sich nicht heben lass fen; daß sie auf Mangel und Gebrechen stoffen, die nur langsam verbessert werden können; daß gerade das Wichtigste, was für Wahrheit und Recht für Religion und Menschenwohl geschehen muß, Vorkehrungen, Mittel und Anstalten fors bert, welche die Gegenwart bey ihrer Beschråns Fung nicht faffen kann. Und so fallt denn ihr Blick natürlich auf die Zukunft; da finden sie Raum für ihre heilsamsten Entwürfe; da glauben fie die Schwierigkeiten nicht weiter zu entdecken, die ihnen jezt so beschwerlich sind; selbst ein beßres, für das Gute empfänglichers Geschlecht, ben welchem sich mehr. ausrichten läßt, als bey dem jezt lebenden, glauben sie da wahrzunehmen, und diese Aussicht trägt nicht wenig dazu: ben, ihren Muthmaufrecht zu erhalten, und sie bey ihren Anstrengungen zu leiten.

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Verdiente dieser Richtung ächter Freunde und Beförderer des Guten auf die Zukunft auch nicht an sich schon- Aufmerksamkeit, M. Z. so müßte boch der evangelische Text, den wir jezt betrachten sollen, uns dieselbe höchst merkwürdig machen. Unverkennbar sind nämlich in diesem Lerte die Spuren und Beweise, daß selbst der

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