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rigkeiten fåmpfen läßt, daran erinnert euch seine Verehrung. Ihm seyd ihr aber Unterwerfung schuldig; nicht bloß vergeblich und ohne allen Nußen, auch unrecht, und der Ehrfurcht zuwider, die eurem Schöpfer gebührt, wäre jeder Unwille über seine Führungen, jede unbescheidene Klage über dieselben. Auch jezt befinder ihr euch an der leitenden Hand dessen, der euch durch Chriftum Vater ist; und er wird euch um so sichrer zu eurer wahren Wohlfahrt führen, je williger und gelaßner, je vertrauensvoller und findlicher ihr ihm folget. Und blicket ihr um euch her: fo kann es allerdings seyn, daß euch mancher Fehler Andrer, manche Ungerechtigkeit, mancher Beweis der Gewinnsucht und des Eigennußes in die Augen fällt. Wenn sich da euer Herz em port, wenn ihr solche Merkmale eines auch un ter uns sich verbreitenden unchristlichen Sinnes: mit edlem Abscheu betrachtet: so habt ihr recht; wer Gott wirklich ehrt, kann nichts Böses billi gen, kann nicht gleichgültig bleiben, wenn er die Frechheit des Lasters gewahr, wird. Aber die Regungen eines unchristlichen Hasses, die feindse ligen Bewegungen der Rachsucht werdet ihr um fo sorgfältiger unterdrücken; einem frommen, Gote ehrenden Herzen sind solche Gesinnungen fremde; råchet euch selbst nicht, meine Lieben, dieß ist die Ermahnung, der ihr folgen werdet, sondern gebet Raum dem Zorne, denn es stehet geschrieben, die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr. Und wie könntet ihr die Glücklichen um euch her mit Neib und Erbitterung betrachten! Wollet ihr dar um scheel sehen, weil Gott so gütig gegen fie

D. Reinh. Pr. Her Pd. 11te Samml.

ist? Oder hat er nicht Macht, zu thun mit dem Seinen, was er will, und seine Güter nach Ge= fallen auszutheilen? Muß es euch nicht lieb seyn daß wenigstens nicht alle Quellen des Ueberflusses unter uns vertrocknet sind, und daß sich Gote noch immer Werkzeuge aufbehalten hat, durch die er euch Gutes erzeigen kann? Nein, selbst zur Zeit der größten öffentlichen Noth werden sich unsre Gefühle nicht verirren, M. Br., unbefleckt und rein, ruhig und gefaßt werden auch eure Herzen bleiben, ihr Duldenden, wenn wahre Verehrung Gottes uns beseelt; sie lenkt die Leidenden von aller schädlichen. Unzufriedenheit ab.

Sie belebt aber auch die Glücklichen zu einer brüderlichen Theilnehmung. Mehr können sich die, denen zur Zeit einer öffentlichen Noth wohl ist, nicht entehren, tiefer können sie sich nicht herabwürdigen, als durch Fühllosigkeit, als durch Gleichgültigkeit gegen den Jammer ihrer leidenden Brüder. Dem unverdorbe nen, gutgearteten Menschen (von dem Tugendhaften und Gebildeten, von dem gebesserten, herzlich liebenden Christen will ich nicht einmal sprechen,) dringt schon die Noth eines einzigen menschlichen Geschöpfs ans Herz; er geht nicht unge rührt vorüber, wenn er auch nur einen Unglück lichen mit dem widrigen Schicksal kämpfen sieht. Wer also kalt und gleichgültig bleibt, wenn Taufende um ihn her leiden; wer die Seufzer der Bedrängten, das Rufen der Hungrigen, das Flehen der Hülflofen hören kann, ohne bewegt und erschüttert zu werden; wer es mit heimlicher Freu de bemerkt, daß die allgemeine Roch zunimmt,

und mit einer Fühllosigkeit, die Grausamkeit und Unmenschlichkeit wird, gewinnsüchtige Plane ent wirft, um aus dem Jammer seiner Brüder Vortheile zu ziehen, und sich gleichsam mit ihrem Blute zu måsten; wer doch wozu, wozu das schreckliche Bild solcher Ungeheuer; es entweiht diese heilige Ståtte; es entweiche, es entfliehe, wo es hingehört, zur Hölle! Seyd mir dagegen gefegnet, Glückliche, die ihr Gott ehret; die ihr es mit Dankbarkeit und Rührung erkennet, daß euer Ueberfluß sein Segen, und euer Wohlseyn seine unverdiente Wohlthat ist. In welcher Bewegung ist euer fühlendes Herz zur Zeit einer öffentlichen Noth; mit welcher Rührung sehet ihr den Jam mer so vieler Unschuldigen und Bedrängten; mit welcher Wehmuth erhebt sich euer thrånenvolles Auge zu dem, von welchem alle Hülfe kommen muß; und wie bereit seyd ihr, in seinem Namen ju lindern, zu helfen, zu retten, wo ihr nur kónnet! Denn so ist es, M. Br., der Glückliche, den zur Zeit einer öffentlichen Noth eine wahre Verehrung Gottes beseelt, erkennt in jedem Nothleidenden ein verwandtes Geschöpf, einen Bruder, gegen den er sein Herz nicht verschliessen kann; und das Flehen der Hungrigen, der Durstigen, der Entblößten, der Bedrängten, ist ihm die Stim me seines Heilandes und Herrn, der gespeiset, der getränket, der gekleidet, der gerettet zu werden vers langt; es ist die liebe Christi, was ihn dringt, sich mit herzlicher Theilnehmung und mit thatigem Wohlwollen zu verbreiten, so weit er kann. Mehr brauche ich nicht zu sagen, ihr Glücklichen unter uns. Noch ist ja Furcht vor Gott, noch ist Liebe zu Jesu in unserm Lande. Das werdet

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ihr beweisen; ihr werdet es durch euer Verhalten flar machen, wie unaussprechlich groß der Werth einer wahren Verehrung Gottes zur Zeit einer öffentlichen Noth ist; eure hülfreiche Geschäftigkeit wird es aller Welt zeigen, daß die wahre Verehrung Gottes zu einer solchen Zeit unsre Ge= fühle leitet und veredelt.

Und wie groß ist das Verdienst, welches: diese Verehrung sich als Regel des Verhaltens erwirbt! hat sie zur Zeit einer öffentlichen Noth den ihr gebührenden Einfluß, so verhin dert sie den Gebrauch unrechtmässiger Rettungsmittel, und befördert eine pflichtmässige Thätigkeit.

Der Reis, sich auf eine unrechtmåsfige Art, sich auf Kosten seiner Pflicht zu helfen, ist nie groffer, als zur Zeit einer öffentlichen Noth. Man hat es zum Sprichwort gemacht: Noth habe kein Gebot; und wo finder dieser Grundsaß dem Anscheine nach eine richtigere Anwendung, als bey einer öffentlichen Trübfal? Die gewöhnlichen Verhältnisse gerathen da in Unordnung; die Banden der Pflicht erschlaffen; die Bedrångten scheinen, um nicht unter zugehen, nach allem greifen zu dürfen, was sie retten fann; die groffe Obliegenheit der Selbsterhaltung verfchlingt gleichsam alle andere, und rechtfertigt jedes Rettungsmittel. Daher die herabwürdigenden Schritte, die in solchen Zeiten von Vielen gethan werden; daher der Leichtsinn, womit sie Unschuld und Ehre aufopfern, um sich Erleichterung zu schaffen; daher die unzähligen

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Arten des Betrugs, durch welche fie Vortheile an fich bringen; daher die Ungerechtigkeiten, die sie sich erlauben, sobald sie dadurch zu gewinnen hoffen; daher die Gewaltthätigkeiten, die häufig nicht bloß die Rechte Einzelner verlegen, sondern selbst in öffentliche Unordnungen ausarten. Wohl dem Lande, wo wahre Verehrung Gottes herrscht! Da sey die Noth noch so groß und dru` end: auch der Aermste bleibt seiner Pflicht ge- . treu; auch der Verlassenfte reißt sich von keinem Bande der Gesellschaft los; auch der Verkannteste erlaubt sich keinen Betrug; auch der Gedrückteste durchbricht die Schranken der Ordnung nicht: denn alles hat Gott vor Augen; Jedermann weiß es, daß Gott ins Verborgne steht; Jedermann scheut ihn mit heiliger Ehrfurcht; Jedermann ist aus Gehorsam und Liebe gegen ihn bereit, der Pflicht alles, auch das Leben zum Opfer zu bringen. Sehet hier, geliebte Brüder, die ihr die öffentliche Noth füh let, wozu dieser Tag euch ermuntert und ver pflichtet! Auch im Leiden ein gutes Gewissen zu bewahren vor Gott und vor der Welt; selbst das wirksamste Mittel der Rettung zu verschmåhen, wenn es unrechtmässig. ist, dazu, follet ihr euch heute entschliessen, das sollet ihr vor dem Angesichte Gottes feyerlich geloben. Ach wenn ihr mit der Armuth, die euch drückt, noch die Schmach eines schändlichen Verhaltens verknüpftet; wenn ihr die Sorgen, welche euch beunruhigen, durch die Vorwürfe eines verlezten Gewissens, durch die Furcht entdeckt und bestraft zu werden, noch peinlicher machtet; wenn ihr die Bedürfnisse eures Körpers auf Unkosten eures Geistes befriedigtet: gewonnet ihr da, würdet ihr

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