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wird sogar Augenblicke geben, wo sich ein gewis fer Widerwille gegen ihn in euch regt, wo ihr lieber gar nichts mit ihm zu thun hättet. Ist es ohne einen flillen, aber offenen Sinn schlech ferdings nicht möglich, vertrauter mit Jesu zu werden: so mag sich Jeder prüfen, ob er diesen Sinn hat, und sich über seinen Zustand licht verschaffen.

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Endlich, M. Br., mag uns die Wahrheit, die mir jezt betrachtet haben, zu einem heil famen Rückblick auf das zu Ende eilende Kirchenjahr ermuntern. Wir, die wir auch dieses Jahr hindurch zu euch geredet haben, sind uns zwar unserer Schwachheit bewußt, und gestehen es ein, daß wir nicht immer im Stande gewesen sind, durch unsere Vorträge euch, und uns selbst Genüge zu leisten. Aber daß es unfer redliches Bestreben war, euch das lautere Evan gelium Jesu zu verkündigen, und euch dadurch zu einer wahren, vertrauten, seligen Bekanntschaft mit Jesu zu führen: darüber giebt uns unser Gewissen vor Gott Zeugniß. Denket nun auch ihr zurück, ob ihr uns mit der Sammlung und Aufs merksamkeit gehört habt, die zu einem stillen Sinne gehört; ob ihr ernsthaft genug gewesen seyd, euch durch uns auf die wichtigsten Angelegenheiten eures Geistes und Herzens. leiten zu laffen; ob ihr euch von den Vorurtheilen und Verderbnissen der Zeit so frey zu erhalten gesucht habt, daß euch die Zurechtweisungen des Evangelii über jene Angelegenheiten nicht abschreckten, daß ihr nicht unwillig würdet, wenn unsere Vorfällungen euer Gewissen anregten, euch beschämten,

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und eures Zustandes wegen besorgt machten? Gott selbst, M. Br., Gott selbst hat es euch dieses Kirchenjahr über zu erleichtern gesucht, ei nen stillen und offenen Sinn zu erlangen und zu åuffern. Er hat es an mancherley Noth, an ernstlichen Erinnerungen, an dringenden Veran laffungen zum Erwachen aus dem Taumel der Sicherheit Keinem unter uns fehlen lassen; und unter Umständen, die jeden vernünftigen Men schen aufmerksam und besorgt machen müssen, läßt er uns dieses Kirchenjahr beschlieffen. Je der prüfe, Jeder gebe sich selbst Rechenschaft, was durch alle diese Anstalten bey ihm ausge richtet worden ist, und lasse sich doch bewegen, mit Furcht und Zittern zu schaffen, daß er selig werde; Amen.

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XLI.

Am ersten Advent.

Evangelium: Matth. XXI. v. 1-9.

Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott,

und dem Herrn, Jefu Christo; Amen.

So weit ich auch davon entfernt bin, uns nöthige Besorgnisse wegen der Zukunft zu erre gen, und euch mit eitlen Schreckbildern zu ång stigen, M. 3., wollte ichs verhehlen, oder gar ausdrücklich läugnen, daß wir das neue Kirchenjahr dießmal unter bedenklichen Umständen, und bey sehr trüben Aussichten antreten, so würde mir euer eignes Gefühl widersprechen; ihr würdet mich mit Recht beschuldigen können, ich wolle euch über euern wahren Zustand verblenden, und euch zur Unzeit sicher machen. Daß es Glückliche unter uns giebt, die zu viele Mittel der Wohlfahrt in den Hånden haben, als daß sie sich nicht auch bey drückenden Verhältnissen Erleichterung zu verschaffen wüßten: dafür sey Gott gepriesen. Aber ihre Anzahl wird doch fast tåglich geringer. Familien, die sonst im Ueberflusse lebten, wenig. ftens keinen Mangel empfanden, sehen sich zu

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ungewohnten Einschränkungen genöthigt, und fühlen die kast einer immer gröffer werdenden Theu rung. Und wie schwer lastet diese Theurung erst auf so vielen dürftigen Familien, auf so vielen Wittwen, und Waisen, auf so vielen alten, verLaßnen und hülflosen Personen! Was soll das grosse unübersehliche Heer dieser Bedrängten denFen, was soll es erwarten, wenn eg ohne eine Erleichterung der allgemeinen Noth vor sich zu fehen, sogar eine Vergrösserung derselben fürchten muß? Und die gestörte Ruhe Europa's, die so fürchterlich ausgebrochene Wuth des Kriegs, die fich immer weiter verbreitenden Schrecken desselben, die dunkeln, Unglück drohenden Wolken, die sich auch über unserm Vaterlande sammeln: alle diese Umstände wer kann sie wahrnehmen, ohne besorgt zu werden, ohne in das Kirchenjahr, welches wir heute anfangen, mit bangem Her zen, und mit tiefem Kummer in der Seele über zugehen?

Es ist vernünftig, M. Br., es ist nöthig, fich bey Zeiten nach allem umzusehen, was zur Ermunterung und zum Troste dienen, was zur Ertragung der vorhandnen Uebel stärken, und zum Kampfe mit den bevorstehenden rüsten kann. Wollten wir eine solche Zukunft unvorbereitet erwarten, und es darauf ankommen lassen, was ihr gewaltiger Einfluß aus uns machen werde: würden wir dann, ich will nicht sagen, als ge wissenhafte Christen, sondern nur als vorsichtige, für ihr Wohl besorgte Menschen handeln? Und wollten wir auch nur ein einziges Mittel ungebraucht lassen, das uns bey solchen Umständen

nüßlich werben kann: womit liesse sich eine solche Nachlässigkeit entschuldigen; könnte sie uns nicht nachtheiliger werden, als wir glauben, und zu unserm Verderben gereichen? Dringt sich uns aber bey der Uebersicht aller der Dinge, mit wel chen wir uns waffnen, an die wir uns halten, die wir als Mittel der Erleichterung und des Trostes betrachten können, die Frage nicht gleichsam mit Gewalt auf, ob wir die frommen Lebun gen des neuen Kirchenjahres diesen Mitteln beyzählen, ob wir hoffen dürfen, durch eine vernünf tige Theilnehmung an denselben Erquickungen im Leiden, und neue Kräfte zum Kampfe zu gewinnen?

Wohl uns, geliebte Brüder, daß wir euch diese Frage mit Ja beantworten, daß wir euch ermuntern können, die feyerlichen, der Verehrung Gottes und Jefu gewidmeten Zusammenkunfte, deren jährliche Reihe sich heute wieder anfängt, getrost unter die Hülfsmittel zu rechnen, der ihr euch bey dem Unglück der Zeiten mit dem gewisfesten Vortheil bedienen könnet. Ja, mit einer Zuversicht, die ihrer Sache gewiß ist, mit einer Freudigkeit, die nicht fürchten darf, durch den Erfolg beschämt zu werden, laden wir euch ein, hier Trost und Erquickung zu suchen, wenn Ihr bekümmert send und leidet; euch hier zu er muntern und zu stärken, wenn es euch an Muth - und Kraft gebricht; euch hier zu frohen, lebendigen und siegreichen Hoffnungen zu erheben, wenn euch die last der irdischen Noth zu Boden drücken will. Und damit es euch klar werde, worauf sich unsre Zuversicht stüße, warum ihr

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