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XXV.

Am Tage Johannis des Täufers.

Evangelium: Luc. L. 9. 57-80.

Groffe Unstalten und Veränderungen gleichsam

im Augenblick ihrer Entstehung zu sehen, und die ersten Spuren ihres Daseyns und Wirkens zu beobachten, gewährt dem Aufmerksamen und Denfenden einen ganz eignen Genuß, M. 3. Von Unternehmungen, die unserm Geschlechte nachthei lig wurden, die Finsterniß und sittliches Verderben, die Elend und Jammer über ganze Völker, und über eine Reihe von Jahrhunderten verbrei teten, will ich jezt nicht sprechen. Nicht, als ob der Anfang solcher Veränderungen nicht werth wåre, genau erforscht und betrachtet zu werden; was kann wichtiger, lehrreicher und warnender seyn, als der Ursprung so gefährlicher Ereignisse? Allein folche Nachforschungen können nichts anders in der Seele zurücklaffen, als eine tiefe Wehmuth, als einen Schmerz, der diesem in so mancher Hinsicht fröhlichem Feste nicht gemås ist. Desto leichter läßt fich zeigen, warum die ersten Regungen und Spuren einer wohlthätigen Anstalt, einer Veränderung von weitgehenden und beglückenden Folgen die

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Aufmerksamkeit jedes Menschen fesseln, und dem Geiste eine ganz eigne Wonne gewähren müssen. Eine groffe, mächtig wirkende, und weitverbreitete Sache noch unbedeutend und klein, noch in dem zarten Keime zu sehen, aus welchem sie entsprof sen ist, hat schon an sich einen besondern Reiß, und erregt unsre Verwunderung. Und wo laße fichy die unsichtbare Hand, die alles Gute auf Erden veranstaltet und pflegt; wo läßt sich ihr ståtes Wirken, ihr weises Verknüpfen unzähliger Umstånde, ihr belebendès Anregen brauchbarer Kråfte, ihr fiegreiches Entfernen mächtiger Hindernisse, ihe unaufhaltsames Hinführen zur Vollendung, weniger verkennen, als hier; wo fühlt sich die Seele vom Schauer der Gegenwart Gottes mächtiger ergriffen; wo erwachen die Gefühle der Dankbar keit und Freude, des Vertrauens und der Hoffnung leichter; wo nimmt der Geist gleichsam unwillkührlich einen höhern Schwung, als beym Anblick eines solchen Werks; zu welcher Theilnehmung, zu welchem Wohlwollen, zu welcher menschenfreundlichen Begeisterung erweitert sich endlich das gerührte Herz, wenn es an der heiligen Quelle ruht, aus der sich unermeßliche Segnüngen über ganze Völker und Jahrhunderte ergoffen haben!

Sehr natürlich veranlaßt das heutige Fest diese Betrachtung, M. 3. Bis zu den frühesten Anfängen der Sache Jesu, bis zu den ersten noch kleinen Regungen dieses größten aller Werke Góttes auf Erden, führt uns dieser Tag zurück. Wo es begann, dieses erhabne, noch immer fortdauernde, und für die Ewigkeit bestimmte Werk;

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durch welche Merkmale es sich ankündigte; unter welchen Menschen es zuerst in Bewegung gerieth; welche Eindrücke es gleich beym Entstehen heve. vorbrachte; welchen Schimmer der Göttlichkeit es schon damals verbreitete; wie bedeutend undi absichtsvoll jeder Umstand desselben war ; und wie weitaussehend und groß es gleich" in seiner frühe sten Anlage erschien das wird mis flar, das dringt sich uns auf, sobald wir die Geschichte dieses Festes mit Nachdenken betrachten. Und wie fonnten wir diesen Tag würdiger feyern, als durch solche Betrachtungen? Wie könnten wir die Freude, zu der er uns ermuntert, besser heis ligen, und wohlthätiger für unser Herz machen, als fo? Was kann uns endlich im Glauben an die Sache Jesu mehr bevestigen, als wenn wir fie schon in ihrer Entstehung als ein unverkennbaa. res Werk Gottes, als die heilsamste Anstalt er blicken, die jemals auf Erden getroffen worden ist?

Wir bedürfen es, M. Br., wir bedürfen, es, in den Tagen des Unglaubens, in welchen, wir leben, daß unfre, Ueberzeugung von der Gött lichkeit der Sache Jesu, daß unsre Anhänglich keit an dieselbe von allen Seiten her Bestätigung und Kraft erhalte. Lasset uns also sehen, was fie gleich anfangs war; laffet uns die Nachrichten, die von ihrer Entstehung auf uns gekommen sind, und von welchem der heutige evangelische Text ein beträchtlicher Theil ist, mit jener Unbe fangenheit erwågen, die jedem guten Eindruck of fen steht; und es wird uns klar werden, es ist der Ausgang aus der Höhe, an den wir glauben; und auf Wege des Friedens, auf

bie heilige Bahn zur Wahrheit, zur Tugend und zum Himmel hat er uns geleitet. Verherrliche dich selbst unter uns, du, der du gekommen bist, unser aller Retter, Herr und Beglücker zu seyn; laß uns mächtig fühlen, daß du bist Christus des lebendigen Gottes Sohn; laß es uns felbst erfahren, du senest gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit. Wir er. heben uns zu dir in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. I. v. 57—80.

Alles erinnert uns in der vorgelesenen Erzahlung an den Ursprung der Sache Jefu auf Erden, M. 3., und zeigt uns die ersten Spuren derselben. Die Geburt dessen, der vor dem Herrn hergehen, und seinen Weg bereiten sollte, wird hier mit allen den Umständen beschrieben, die sie so merkwürdig machten. Diese Umstände deuten auf noch frühere hin, mit welchen sie zusammenhängen, und unter welche nicht nur die Geburt Johannis, sondern auch die Ankunft des Herrn, dessen Herold er seyn sollte, verkündigt worden war. Die glückliche Mutter, die dem Ausgang aus der Höhe das irdische Leben geben sollte, war sogar selbst zugegen, als Johannes geboren wurde; sie befand sich unter den Gefreundten der Elisabeth, von welchen das Evangelium redet; dieß wird klar, sobald man die Nachrichten Luca im Zusammenhange betrachtet. Auf einem Standpuncte befinden wir uns also Heute, wo uns die ersten Bewegungen des Werkes Gottes und Jesu, wo uns alles, was zu dem Ursprunge derselben gehört, vollständig in die

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Augen fällt. Und verdient es irgend ein Anblick, daß wir dabey verweilen, daß wir alles schärfer ins Auge faffen, und zu Herzen nehmen, so ist es dieser. Die ersten Spuren der Sache Jesu auf Erden sollen uns also dießmal be schäftigen. Es sind vier Haupteigenschaften, die wir an denselben gewahr werden, wenn wir sie genauer und in ihrem Zusammenhange betrachten. Die ersten Spuren des Werkes Jesu auf Erden sind nämlich wunderbar; würdig; bedeus tend; und in ihrer Abzweckung weit auss sehend. Ich werde dieß jezt beweisen. Die vortheilhaften Schlüsse, welche sich für die Sache Jesu daraus ergeben, brauchen dann nicht besonders entwickelt zu werden; sie bieten sich jedem Aufmerksamen von selbst dar.

Sehr willkührlich und gewaltsam müßten wir die Nachrichten behandeln, M. 3., die uns Lucas vom Ursprung der Sache Jesu giebt, wenn' wir nicht gestehen wollten, die ersten Spuren dies ser Sache sehen wunderbar und aufferordentlich. Sie sind dieß nämlich in einer doppelten Hinsicht; sie weisen auf ältere Veranstaltungen Gottes zurück, und waren unläugbar das Werk eines ungewöhn lichen Einflusses.

Bis ins höchste Alterthum, bis zu Abraham, dem Stammvater seiner Nation, erhebt sich, durch die Freude über die Geburt seines Sohnes begei stert Zacharias im Evangelio; in einem wunderbaren Zusammenhang erblickt er das, was jezt geschehen sollte, und seinen Anfang genommen hatte,

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