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eben so in ihrem Busen tragen, wie alle die, an deren Stelle sie traten. Ein ganz andres Reich fehet ihr durch die Geburt gegründet, deren Andenken wir heute feyern. Es ist nicht vondies fer Welt; es hat mit den Verfassungen, welche den äussern Zustand der Menschen bestimmen, nichts zu thun; für den Geist allein ist es errich tet; und daher unbeschränkt durch Zeit und Ort, unsichtbar und unvergånglich, wie er. Denn ein

geistiges, ewig dauerndes Reich Gottes auf Erden zu stiften, und das machtige, alles beglückende Oberhaupt desselben zu seyn, dazu wurde Jesus geboren, darum heißt er gleich bey seinem Eintritt ins Leben Christus, der Herr. Und seitdem er gelebt und gewirkt hat, ist es auch vorhanden, dieses unsichtbare, heilige, unzerstörliche Reich; ein Reich der Wahrheit, das aller Unwisfenheit und allem Irrthum, ein Reich des Rechts, das aller Ungerechtigkeit und Unterdrückung, ein Reich der Freyheit, das aller Sclaverey der Sunde und des lasters, ein Reich der Liebe, das allem Eigennuk und aller Selbstfucht, ein Reich des Friedens, das aller Zwietracht und allem Elend entgegengesezt ist, das unablåssig gegen alle Uebel kampft, die auf Erden herrschen. Zu ihm geht über, wer die höhern Bedürfnisse eines vernünftigen Wesens fühlt; zu ihm flieht, wer das Eitle und Vergängliche der sichtbaren Welt gewahr wird, und sich nach etwas Beßrem und Bleibenden sehnt; und wer Verzeihung, wer Kraft zum Gu-. ten, wer Trost und Hoffnung sucht, der rettet sich in den heiligen Schoos desselben. Sehet hier unsern Zufluchtsort, bedrängte Brüder, bey den Uebeln der Zeit, und bey dem Tumulte der WeltEe

D. Reinh. Tr. 2ter Band, 11te Samml.

begebenheiten! Euch ist heute der Heiland geboren, rufen die Engel Gottes bey der Ge burt Jesu der armen Menschheit zu. Ein Reich Gottes hat er uns geöffnet, diefer Heiland, das keine Gewalt der Herrschsucht uns verschliessen kann, das kein Sturin der Weltbegebenheiten zu erschüttern vermag, das selbst die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden. Wohl uns, wenn wir ihm angehören! Die Reiche der Welt mögen zittern, stürzen, vergehen; wir sind ge= trost, denn unser Bürgerrecht ist im Himmel; Amen.

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XLIV.

Am zweyten Weihnachtstage.

Evangelium: Luc. II. v. 15-20.

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u einem Schritt, den wir unsrer Belehrung und Aufheiterung, unsrer Befferung und Beru higung wegen zwar häufig thun sollten, aber, wenn wir die Wahrheit gestehen wollen, nur sel ten wagen, haben wir uns gestern entschlossen, M. 3., wir sind aus den engen Schranken der Fleinen alltäglichen Veränderungen, die um uns her erfolgen, in den weiten feyerlichen Kreis der Weltbegebenheiten hinübergetreten. Zu beobachten, was auf Erden geschieht, ist für den vers nünftigen Menschen Bedürfniß, und für den Chris ften Pflicht. Man lernt sich und Andre nicht besser kennen, man kommt über das, das wahr und recht, was heilsam und nüßlich ist, nicht leichter ins Klare, man erhält nicht geschwinder einen reichen Vorrath wichtiger Erfahrungen, als durch ein aufmerksames Betrachten dessen, was die Menschen um uns her vornehmen und leisten, was ihnen wiederfährt und zu Theil wird. Und wollen wir lernen, was Gott thut, wollen

wir vertraut mit den Anstalten und Maasregeln seiner Regierung werden: so können wir nicht forgfältig genug bemerken, was sich auf Erden zutrågt; die Spuren feines Einflusses, die heiligen Endzwecke, zu welchen er alles hinleitet, werden uns immer sichtbarer, je mehr wir seine Führungen mit beobachtendem Ernste verfol gen. Aber leider hängt sich unser Auge oft auch an elende Kleinigkeiten: leider sind es die Neuigkeiten des Tags, die unsichern Sagen des geschwäßigen Gerüchts, wohl gar die Ausstreuungen der Verläumdung und die geheimen Nachrichten der årgerlichen Geschichte, was die meisten Menschen beschäftigt. Ihr werdet höchstens eine unwürdige Neugierde befriedigen, ihr wer det von allen den Vortheilen, welche die Aufs merksamkeit auf die Handlungen und Schicksale der Menschen gewähren kann, keinen erlangen, wenn ihr so verfahret; es kann nicht oft genug gesagt, nicht ernstlich genug darauf gedrungen werden, daß wir unsern Gesichtskreis erweitern, uns nach wichtigern Dingen umsehen, uns ge= wöhnen müssen, die Begebenheiten der Welt im Ganzen zu überschauen, wenn wir als vernünftige Menschen und als weise Christen handeln

wollen.

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Das Fest, welches wir in diesen Tagen feyern, nöthigt uns fast zu einer freyern allgemeinern Umsicht, denn einen zu wichtigen Plaß nimmt die Geburt Jesu unter den Begebenheiten der Welt. ein, ihr Einfluß auf alles, was nach ihr Groffes und Wichtiges auf Erden geschehen ist, fälle zu ftark in die Augen: als daß man sie lebhaft denken, und aufmerksam betrachten könnte, ohne

an die vornehmsten Ereignisse und Schicksale un. fers Geschlechts durch sie erinnert zu werden. Die Geburt Jesu im Kreise der Welt. begebenheiten sollte daher der Gegenstand unsers Nachdenkens in diesen festlichen Tagen feyn. Wie sie sich in jenem Kreise dar. stellt, diese Geburt, das haben wir uns gestern bereits deutlich zu machen gesucht. Und da er blickten wir sie denn zuerst in einem mannich. faltigen Zusammenhange mit den vor hergehenden; wir sahen sie aber, ihrer Wich. tigkeit ungeachtet, von den Zeitgenossen vernachlässigt. Allein wir fanden sie zu gleich durch einen unverkennbaren Einfluß von oben deutlich genug ausge zeichnet; wir mußten sogar in ihr mit Ehr. furcht und Erstaunen den Anfang und die Ursache einer neuen Zeit, eines höhern Schwungs der menschlichen Natur, und eines geistigen, ewig daurenden Reiches Gottes auf Erden gewahr werden.

Können wir gleichgültig bleiben bey diesem Schauspiel? Können wir den himmlischen, nie verlöschenden Glanz, mit welchem sich die Geburt Jesu im Kreise der Weltbegebenheiten unterschei det und alle Jahrhunderte durchstrahlt, betrachten, ohne nachdenkend zu werden, ohne zu fühlen, daß unser Gewissen sich regt, und uns Pflichten vorzuhalten hat, ohne mit Muth und Kraft zum Guten, und mit frohen, lebendigen Hoffnungen ers füllt zu werden? Lasset mich entwickeln, und klar machen, M. Br., was jedes unverdorbene. Herz beym Anblick der Geburt Jesu im Kreise der Weltbegebenheiten sogleich empfindet; lasset mich

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