صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

zige was gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts sprechen könnte, wäre der Gebrauch von sechen: jechen, tretten entwetten als klingender Reime (2, 5. 6, 5); aber beides, die Verschärfung des h zu ch und die Verdoppelung des t kommt schon im 13. Jahrhundert und selbst früher in alemannischen Denkmälern vor (Weinhold S. 189. 136). Es mußte daher, wie ich glaube, durchaus unbedenklich erscheinen, das Lied wirklich in der Schreibweise des 13. Jahrhunderts zu geben, und die Abweichung von der Überlieferung war hier um so weniger gewaltsam, als das Schweizerische des 15. Jahrhunderts in vielen wesentlichen Punkten noch den lautlichen Standpunkt des Mittelhochdeutschen einnimmt. Einige Sprachformen mußten verändert werden, so das zweimalige getar (1, 4. 5, 2), das in tar zu bessern war, wie an beiden Stellen der Vers beweist: dar in tar nieman gân, nieman tar mít in stózen. Auch 2, 5 ist eine zweisilbige Form zu entfernen und damit der zweisilbige Auftakt zu beseitigen: statt mögent ist die schweizerische Form münt zu setzen und der Vers zu lesen swaz sî münt übersechen (vgl. Weinhold S. 392).

Nr. 2 gehört zu den in Reimpaaren verfassten Gedichten, die nach unserer Ansicht nicht in den Bereich der Sammlung gehörten. Die niederrheinische Fassung ist in der Handschrift bewahrt, und so bot von dieser Seite der Text keine Schwierigkeit. Die schon früher mit Nr. 5 zusammen gedruckten Fragmente hat Liliencron zuerst in richtige Ordnung gebracht und statt wie Maßmann auf Adolf von Nassau wohl mit größerem Rechte auf Ottocar von Böhmen (1278) bezogen. Zu V. 5 zoigen vergleicht Liliencron ahd. zôhjan, mhd. zœhen; aber warum? zoigen ist nach der Schreibung der Hs., die auch leivit: streivit (= lebet: strebet) u. a. hat, nichts anderes als mhd. zogen. 42 den man den lewen unde arn, die Hs. hat vñ; da únde árn ein falscher Versschluß wäre, so ist zu lesen und den arn, leicht erklärlich, wenn in der Vorlage stand vñdē, was der Schreiber, die Abbreviaturen übersehend, unde las. 63 ist vorte, die niederdeutsche Form, beizubehalten und nicht in vorhte zn verwandeln. 99 ist die Wiederholung der Präposition und der dadurch entstehende leichte Auftakt (und in) zu dulden. 103 liest die Hs. up deme orse hei wenede unde wanc; ob wenede hier präter. von wenden sei, wie Liliencron annimmt, ist mir zweifelhaft, vielmehr halte ich wenede für einen Schreibfehler, es muß wenkede heißen; die Verbindung des schwachen und starken Verb. ist wie winken wanken (mhd. Wb. 3, 704, 13). 115 ist und dis wohl in der Bedeutung 'unterdessen aufzufassen, und und entweder für under (und') verschrieben, oder es ist die in niederdeutschen Quellen vorkommende Nebenform unde (die Hs. hat vn), mithin zu interpungieren dar gaink man vaste schauwen. unde dis mîn ougen nâmen war, mit Bezug auf das folgende.

Nr. 4, ebenfalls in Reimpaaren, trägt in der Hs. entschieden österreichisches Gepräge, während der Dichter, Hirzelin, nach Liliencrons Vermuthung in der Nähe des Bodensees zu Hause war. Aus diesem Grunde ist die alemannische Dialektfärbung durchgeführt, was wir billigen: nur hätte es mit größerer Consequenz geschehen müßen. Während getrewen 48, dreu 72 u. s. w. in getriwen, driu verwandelt ist, bleibt neulichs 23 stehen; das beginnende Schwanken von î in ei ist beseitigt, aber doch ist Leiningen 80, 220, chrei 96, nicht wie es nöthig gewesen wäre, in Lâningen, chrî (vgl. 26) verwandelt. Auch sieht man nicht, warum sluch 110 in slug und nicht vielmehr in sluch verändert worden ist. Sonst be

merken wir zu dem Texte noch: V. 25 ist wahrscheinlich zu dem vorhergehenden Satze zu ziehen und nach Romanie ein Punkt zu setzen. 33. 34 ist unnöthig von der handschriftlichen Überlieferung abgewichen: lies und solt ein strît aber wesen, sie möhten aber noch wol genesen; das zweimalige aber ist absichtlich und nachdrücklich gesagt. 69. die Einschiebung von man, um ein starkes Participium gelosen (hosen) zu vermeiden, scheint mir nicht gerechtfertigt. ahd. hlosên, in Verbindung mit hlust, auditus (vgl. Zeitschrift 6, 5) weist auf eine starke Wurzel hlus hin; und warum sollte sich nicht in einer Mundart das starke Particip erhalten haben? 225 cheuf (mhd. coife) ist als mascul. nicht nachzuweisen, daher mange zu lesen. 251. die Worte halt auz, nemt war sind wohl ebenso wie trevos arrir als Rufe in der Schlacht zu fassen. 307. den zu kurzen Vers ergänze ich nicht durch sîne, sondern vor sich vaste ûf die brust; der Schreiber sprang von einem v auf das andere.

[ocr errors]
[ocr errors]

Nr. 5, ohne Zweifel demselben Dichter gehörend wie Nr. 2, ist wie jenes niederrheinisch. 59 hat die Hs. noch gein minre herren, nachdem vorausgeht ingein min mâch. Liliencron streicht gein, vielmehr wird zu lesen sein noch gein. min herre. Der Schreiber setzte nach jüngerer Weise den gen. partit., woran ihn im vorhergehenden Verse nur der Reim verhinderte. 68. die vorge

schlagene Besserung in der konreide hei sich vlois ist wegen des Reimes (: bloz) bedenklich. Ich glaube, man muß lesen ruch und wilde greven vil in der konreide hei sich slois, in deren (der gen. plur.) Schar er sich stürzte'. 71 ist natürlich unde für und zu schreiben. 97. die von selbst sich ergebende Ergänzung (d)at ist nicht versucht worden, weil Liliencron nach neit interpungiert; vielmehr ist zu schreiben und inweis neit wei, sin reines leiven dat ist an dat re gegeiven;

u. s. W.

'ich weiß nicht wie es zugieng. 108. innois für in genois der Überlieferung ist nicht zu billigen; denn das einfache niezen in dieser Bedeutung ist kaum einmal zu belegen (vgl. mhd. Wb. 2, 391). Die Vereinigung des in der Hs. gewöhnlich getrennt geschriebenen negativen in mit dem Verbum ist nicht consequent durchgeführt. 258 steht indar, dagegen 96 in weis, 113 in kunde 138 scheint mir die Besserung Maßmanns streit für steit das Richtige zu treffen. Liliencron behält steit bei, was keinen natürlichen Sinn gibt: vorher hieß es Markolf lag todť', es folgt der lag todt im Staube', dazwischen 'ihr sollt wissen, er stritt (nach Lil or steht) wie ein Ritter sollte'. 151. dat am Beginne der Zeile war nicht zu streichen. 167 schreibt Liliencron der grussenleche in dar zu dwanc, vermuthlich grüezenliche. Die Hs. hat des grusse leche, und dies war beizubehalten. grusseleche scheint gebildet wie das Verbum spottelachen spöttisch lachen, also grüssendes Lächeln'. Man könnte auch an die bei Herbort vorkommende Bildungen gesindelêhe und ähnliche denken, wenn nicht in diesen immer der Sinn collectiv wäre. 202. drungen kann beibehalten werden; es wäre ein schwaches Verbum (von dringen), wie von vinden gebildet wird funden, fünden. 225. umbedrogen in unbedrogen zu ändern ist nicht nöthig, da bekanntlich die Schreibung um vor h-Lauten sehr häufig ist. 228. der unvollständige Vers wird zu ergänzen sein (dem) ingeinis valsches heve. Nr. 8 ist aus der verderbten Überlieferung meist glücklich vom Herausgeber hergestellt worden, wenn natürlich auch alle Lücken nicht von ihm ergänzt werden konnten. 7, 6, wo die Überlieferung lautet und lasse keine rawe und Lil. schreibt und inen .. lassen k. r. möchte ich vorziehen unde lassen in deheine rawe, oder unde lassen ir deheinen rawen (; clawen),

Nr. 13, in dem Herzog-Ernst-Ton oder der Bernerweise verfasst, gibt sich selbst als Umdichtung eines alten Liedes, die sicherlich nicht älter als der Druck (1536) ist, während die Begebenheit ins Jahr 1339 fällt. Warum dies ältere Lied nicht schon aufgezeichnet, handschriftlich oder gedruckt, dem Bearbeiter vorgelegen haben kann, ist nicht abzusehen. Liliencron meint: "daß das alte Lied ein vom Volke fortgesungenes, vielleicht 1536 halb verwittertes gleichzeitiges Lied über die Schlacht gewesen sei, daran zu zweifeln liegt kein vernünftiger Grund vor'. Ich meine doch, um so mehr, da sich die Erneuerung auch auf die Chronik als Quelle beruft (als dchronik noch anzeigte 2, 6). Mithin würde, genau genommen, das Lied unter die S. XXXVI fg. aufgeführten fallen und hätte keine Aufnahme finden sollen. In der letzten Strophe (16, 7) muß gelesen werden

als man zalt drizehen hundert jar,
nün und drissig ouch darneben ;

Liliencron mit dem Drucke hat jar nicht und zieht nün zur vorhergehenden Zeile. Der Reim (jar: gfar) zeugt für die Besserung. Nr. 16 ist niederdeutsch: 2, 5 wird der Reim zu verändern sein en darher holen wolde (entholden) ; Lil. wolde holen.

Stark entstellt ist Nr. 19, vom Jahre 1368, daher hier der Heransgeber auf eine durchgreifende Herstellung verzichtet hat: einiges möchte sich wohl ohne Mühe bessern lassen. 4, 3 ist zu schreiben da si in liessen zù in (in), e zu sich herein'. In der eilften Strophe ist der zweite Vers aus zweien zu

sammengezogen; die ganze Strophe lautete:

Er zoch dahin gen Biele,

not ward do den herren
ab der burg zu fliehen,

si gebeiten sin nit mere.

Der Text hat Biel: flien; in der zweiten Zeile fehlt do, das in der vierten pleonastisch steht, und Z. 4 fehlt mere. Der klingende für zwei Hebungen geltende Reim der ersten und dritten Zeile findet sich auch Strophe 15 und 34. Die 13. Strophe ist so herzustellen:

Gelegen was ir geschal,

die mit den langen gleven
unde mit dem beingewand
die fluchent allesamt.

So liest B, nur beingewande, es reimen oder assonieren also die erste, dritte und vierte Zeile, in einer mehrfach in dem Liede vorkommenden Nebenform der Strophe (17 u. s. w.), die wegen ihrer Wiederkehr als berechtigt gelten muß. Auch 21 hat dieselbe Strophenform, nur mit Vertauschung der stumpfen und klingenden Reime, daher auch die erste Zeile nicht mit L. zu streichen und nach 3 keine Lücke anzunehmen ist. Nicht minder 23, wo man lesen muß: Rechte als einen fromen man,

der bi drien milen
gegen Berne nie enkam,

die ross in wurden lam;

die Überlieferung zieht 2 und 3 in éine Zeile zusammen, hat drin, gen, kam und wurden in. Ferner 27, wo in der ersten Zeile zu lesen unde fur, und 3. 4 wahrscheinlich zu vertauschen sind: ûf dem stoss und anderswo da wart vil mengem swar. In 33 ist ebenfalls die zweite Zeile zu zerlegen und zu schreiben: Unz daß si der ber bezwang:

er slug si ze tode
allesamt mit sinem zand,

das hus er schir verbrant;

ganz habe ich mit B in der vierten Zeile gestrichen und allesamt aus alle in B entnommen.

In dem schon erwähnten Liede von Störtebeker (Nr. 49) will ich auf ein paar Stellen hinweisen, wo noch Spuren der niederdeutschen und älteren verwischten Fassung zu Tage treten. Die sechste Strophe weicht in der letzten Zeile in den Texten ab: AB haben für wildem have, wie L. schreibt wilder zwe (awen), C wilder have, DE wildem (n) hafen; Liliencron meint, ABC kannten das Wort have nicht (aber C hat ja have!) und änderten es in awe um. Indess da mhd. have vorkommt, so ist jene Annahme mir zweifelhaft. Ich glaube, weder have noch awe ist das alte, sondern es hieß sie ligen an wilden ünden, 'Wellen'; denn darauf führt der in der dritten Strophenzeile erhaltene Reim von DE die ich euch wil verkünden, wofür die andern haben die ich euch wil sagen. Das veraltete ünden war Anlaß der Änderung. Strophe 8, 5 führt ebenfalls DE auf die echte Lesart: in ABC heißt es bei meinem treuen eide (: glauben), dagegen DE bei meinem eid und trewen, d. h. niederdeutsch bî mînem eide und trowen, ein ganz richtiger Reim auf geloven. Str. 15, 2 weist noch die Lesart von BDE die für dir in AC auf das nicht verstandene niederdeutsche di dir, und der Vers lautete Hamborg, di was ên bôse bedacht; wie sich 15, 4 in C die niederdeutsche Form zuvorn statt zuvor (tovorn) erhalten hat, und hechte für haft in AB 22, 1.

[ocr errors]

In Nr. 69, Str. 28, 2 ist die Ergänzung ganz frei (: dabei) unnöthig; der Vers ist zu schreiben wollen (für woln) ewer diener sein, was auf bei ganz gut reimt. In Nr. 71 zeigt die dritte Strophe wieder einen entstellten Reim: das kunt in nit gedeihen (: zerhauen); das echte war ohne Frage das kunt in nit gezauen, mhd. gezouwen; vgl. Schmeller 4, 210. In Nr. 84 ist die dritte Strophe in zwei zu zerlegen, indem die beiden ersten Zeilen den Anfang einer Strophe bilden, deren drei Schlußzeilen ausgefallen sind. In Nr. 123, Str. 2, 9 ist für das wurd im unglück machen zu lesen des wurd im unglück nachen (für nahen), reimend auf fahen.

Ein sorgfältiges Namenregister bildet den Schluß des ganzen Bandes, der, in der rühmlich bekannten Verlagshandlung von F. C. W. Vogel erschienen, an geschmackvoller Ausstattung hinter den übrigen Publicationen der historischen Commission in keiner Weise zurücksteht.

ROSTOCK, im November 1865.

KARL BARTSCH.

MISCELLEN.

ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN PHILOLOGIE.

I. Briefe von Jacob Grimm.

A. J. Grimms Briefe an Franz Pfeiffer.

Als ich im December 1862 Jacob Grimm meine kleine Schrift über Uhland schickte, schrieb er mir unterm 23. desselben Monats zurück: „der nachruf hinter Uhland hat mich gerührt und es fuhr mir durch die seele, dasz Sie auch nach meinem tod ein paar blätter ausgeben werden." (s. 37. Brief.) Aber es kam nicht dazu. Es war am 24. September 1863, ich befand mich, eben mit dem Ordnen seines Nachlasses beschäftigt, in Uhlands Stube, als mir Keller das Zeitungsblatt mit der Todesnachricht herüberschickte. Ich hatte anfänglich Mühe, daran zu glauben, denn wenige Wochen vorher hatte ich noch einen Brief von ihm, der die alte freudige Arbeitslust athmete und nichts enthielt, was eine solche Wendung befürchten ließ. Die Bestätigung der traurigen Kunde traf mich wie ein Donnerschlag und es bedurfte geraumer Zeit, mich zu fassen. Nach Wien zurückgekehrt, forderten zunächst die Berufsarbeiten ihr Recht und später kam allerlei dazwischen, was mich abhielt, zu thun, was allein von meiner Seite hätte geschehen können: dem theuern Mann angesichts des frischen Verlustes, den wir, den Deutschland in ihm erlitten, einige schlichte herzliche Worte des Dankes und der Verehrung nachzusenden. Ist nun auch damals seine Erwartung durch mich unerfüllt geblieben, so soll mich das nicht hindern, jetzt noch, und zwar durch den Abdruck seiner Briefe an mich, ein Gedenkblatt auf sein Grab zu legen. Wohl geht manches darin nur mich an und hat nur für mich persönlichen Werth, doch fehlt es nicht an zahlreichen Stellen, die von allgemeinerem Interesse sind und die ein künftiger Biograph nicht wird missen mögen.

Der erste Brief, der zwischen uns gewechselt wurde, war von Jacob. Ich hatte nämlich bei meinem Auftreten in der Litteratur eine unüberwindliche Scheu, fremd wie ich ihm war, an ihn zu schreiben oder ihm von meinen Arbeiten etwas zu schicken, denn ich wollte nicht die Schaar der jungen Germanisten mehren helfen, die sich damals um ihn, mehr noch freilich, und nicht immer in uneigennütziger Absicht, um Lachmann drängten. Meine Meinung war, es sollte Jeder, der etwas gelernt hat, auf eigenen Füßen zu stehen versuchen, und ich dachte mir, daß meinen Arbeiten, falls wirklich etwas darin geleistet wäre, früher oder später, auch ohne mein äußeres Zuthun, die verdiente Beachtung und Anerkennung nicht entgehen würde.

Mit Wilhelm war ich durch Abschriften und Collationen von Konrads Goldener Schmiede, sowie durch einige Gefälligkeiten, die ich ihm für seinen Athis zu erweisen in der Lage war, schon früher, im Jahre 1840, in Verbindung getreten. Auf eine gelegentlich an ihn gerichtete Frage nach Jacobs Abhandlung über 'Die Gedichte des Mittelalters auf Friedrich den Staufer' gab diesem Anlaß, an mich zu schreiben und mir über meine Thätigkeit einige freundliche aufmunternde Worte zu sagen. Man muß jung gewesen sein und muß wissen, wie einem aufstrebenden jungen Manne in bedrängter äußerer Lage zu Muthe ist, um den Eindruck zu ermessen, den die wenigen, einfachen, aber

« السابقةمتابعة »