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zwei stunden collegia las und dazu lauter neu ausgearbeitete. Hernach ist es mir oft viel besser geworden; jetzt quält mich das wörterbuch auf seine weise allzu sehr. Sein Sie gegrüszt von Ihrem

dankbaren freunde

Jac. Grimm.

11.

Schönsten dank für die anziehende weihnachtsgabe, die ich von Ihnen, hochgeehrter freund, empfangen habe *). es sind drei ausgezeichnete untersuchungen, die auf groszen beifall rechnen dürfen. vor allem überraschte mich die erste, Sie haben nicht nur wahrscheinlich gemacht, sondern bewiesen, dasz uns noch ein bruchstück des leider verlornen umhangs gerettet ist. das schänd lich-barbarische zerschneiden der alten pergamente! eine sünde, die der herliche fund der druckerei unmittelbar in seinem gefolge hatte. auch über Flecke pflichte ich Ihnen bei und dasz ich an die einheit von Walther mit Freidank nie geglaubt habe, ist Ihnen längst bekannt. ich halte nicht nur die beiden meldungen von den grabschriften zu Würzburg und Treviso für echt, sondern sehe auch keinen grund an der richtigkeit des vornamens Bernhart zu zweifeln. darin stimmen wir gleichfalls zusammen, dasz wir aus Rudolfs stelle dem Freidank ein erzählendes gedicht überweisen, dessen held der Staufer war, und dasz es keinen deutschen dichter von Absalone oder Arbone gab, nur raten Sie hübscher auf Ascalone als ich damals auf den dänischen Absalon. Wilhelm wird freilich mühe haben, seine lang mit sich umgetragene ansicht, in welcher ihn zumeist Lachmann und Wackernagel bestärkt hatten, aufzugeben, so wie Sie die benennung mitteldeutsch nicht gern fahren lassen werden.

Sehr angenehm war mir der aus Schweden angelangte codex argenteus von Uppström, woraus einige prächtige berichtigungen zu entnehmen, auch ein paar, natürlich noch unerhörte starke verba neu zu gewinnen sind. und welchen kreis zieht gleich ein solches wort.

Mit dem wunsch dasz Sie das neu angetretne jahr gesund und vergnügt durchleben mögen, in alter freundschaft

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eine kleine erholungsreise, die ich mir gegönnt hatte, macht dasz ich Ihnen später auf Ihre einladung zur zeitschrift antworte. Sie werden jedoch an meiner bereitwilligkeit Ihnen beiträge zu liefern ohnehin nicht gezweifelt haben. Ihr plan ist mir ganz recht und Sie tragen ihn ja schon seit vielen jahren mit sich herum; auch neben Haupts unternehmen ist das Ihrige sehr ausführbar. Sie werden darin frische kräfte walten lassen. Schon dasz Sie recensionen aufnehmen wollen, kann einen wesentlichen unterschied begründen; in der letzte hatte Zarncke dies gebiet an sich gebracht und oft sehr mangelhafte beurtheilungen geliefert. Ich werde mich bestreben Ihrem wunsche nachzukommen und bis gegen ende octobers einen wenn schon kleinen artikel einzusenden. Sie wissen dasz mir keine unedierte sa

*) Zur deutschen Litteraturgeschichte, Stuttg. 1855, Pf.

chen zu gebot stehen; ich kann blosz grammatisches oder mythologisches liefern. Dem altfranzös. bitte ich doch nicht allzugroszen spielraum zu gewähren, Sie könnten sonst leicht damit überschwemmt werden.

Es liegt ein brief glaub ich von Ihnen an meinen bruder da. er ist noch nicht nach haus gekommen, gelangte aber diesmal nicht nach Wildbad, sondern | nur nach Soden bei Frankfurt, dessen wirkung der des Wildbads gleichkommen soll, ohne dasz man berge zu steigen braucht.

In Hagens heldenbuch *) war mir die grundlage des Caspar von der Rhön neu und zumal der Wolfdieterich ist ein anmutiges gedicht, leider nur bruchstück. dergleichen konnte Hagen zehn oder zwanzig jahre mit sich herumschleppen, ohne es herauszugeben. alles übrige war mir bekannt, auch Dietrich und gesellen, dem eine lebendige fabel gebricht, nicht aber eine reihe hübscher, naiver stellen über frauenputz und die thiere, die sie auf dem schosz halten.

Sein Sie schönstens gegrüszt von

13.

Ihrem

Jac. Grimm.

Werthester freund, hier ein beitrag **) zur vierteljahrsschrift, deren name Germania, fürchte ich, einige verwirrung stiften kann, oder zu umständlicherem citieren nöthigt. am ende wird man denn, sobald es mehrere bände sind, auch lieber Pfeiffer 1, 2, 3 sagen. wo der setzer mit meiner hand noch unbekannt ist, werden Sie bei der correctur leicht nachsehen können. wenn Sie hübsche beispiele zu den hauptsachen beifügen wollen, solls mir lieb sein. ich lasse den brief fortgehen und schliesze ohne weiteres, weil ich mich gerade nicht wol befinde. mein bruder ist noch nicht heimgekehrt.

29 sept. 1855.

Jac. Grimm.

durch betrachtung der einfachen zahlen, die ich schon niederzuschreiben begonnen hatte, wäre der aufsatz noch einmal so weitläuftig geworden.

Lieber freund,

14.

ich danke Ihnen für das erste, mir wol gefallende heft, Sie werden allmälich noch besser hineingeraten; hier folgen wieder ein paar beiträge ***), die O und werden hoffentlich nicht über die kräfte der druckerei gehen. es liegt mir an dem aufsatz wegen Uppström. Massmanns Ulfilas kann nicht sehr gerühmt werden, es ist eine vorlaute, nicht recht überlegte, seiner art nach viel unnützes einmengende, dazu durch schändliche druckfehler entstellte arbeit. ich begreife nicht, welche freude ihm sehr bald an der aufgewandten mühe übrig bleiben wird.

Über Gunzenle hatte ich auch collectaneen, doch an die bestattung eines eingebornen helden nimmer gedacht, hätten wir nur näheres über ihn. seltsam, dasz wie am Lech ein Gunzinle so an der Donau, nicht allzu fern davon auch in Schwaben vom flüszchen Günz, Günzburg heiszt und schon bei Eumenius zum j. 296 der Danubii transitus Contiensis. in dem Moselgebiet geht zu Conz eine brücke über die Saar, was könnte in allen diesen Conz stecken?

*) Heldenbuch. Altdeutsche Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Durch F. H. v. d. Hagen. Berl. 1855. Zwei Bände. 8. Pf. **) Über die zusammengesetzten Zahlen, s. Jahrg. I, 18 ff. Pf. ***) ist hv I, 129 ff. und kleine Mittheilungen II, 233 ff. Pf.

Dasz W. vor Holzmann scheu hat, der ein gescheider, kenntnisreicher mann ist, scheint mir thorheit. Könes Heliand, mit einer löblichen andacht unternommen, wird im commentar zu breit und fehlt auch im verständnis der sprache öfter als recht ist.

7 febr. (1856).

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Lieber freund, das ist prächtig dasz Sie den Megenberg aufgenommen haben und drucken lassen. zur springenden geisz fällt mir nichts ein, herstrasze für milchstrasze ist auch sonst bekannt, z. b. aus Mones anz. 8, 495**), bedeutet aber nichts anders als die grosze heerstrasze, über die auch das wütende heer zieht, vgl. Meiers schwäb. sagen s. 137 heergasse, 139 muotesheergasse.

denn

Schmeller würde sich über Köne **) ärgern, aber nicht betrüben, wo dieser meistern will, gerät er in irrthümer. ich dachte er würde mehr leisten und namentlich eine collation der Londoner hs. erworben haben, gegen die er die Münchner allzusehr herabsetzt. er hat wohl allerlei einfälle, aber meisten

theils doch nicht recht damit und keinen guten grund.

Nächstens erhalten Sie von mir eine akademische abhandlung über den personenwechsel in der rede; müste ich nicht zu umständlich werden, so hätte ich Ihnen gern manche frager daraus vorgelegt, was Ihnen zur antwort einfällt, können Sie mir dann desto bequemer mittheilen.

Für Trûsilêh bei Hattemer hat Arx bei Pertz 2, 83 aus der hs. gelesen Trusiloh, ohne zweifel schlechter.

14 febr. (1856).

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13. merz (1856). Lieber freund, ich hatte Ihnen eine ausführliche recension von Thorpes Beovulf zugedacht, komme aber nicht daran, dafür ist Ihnen ein, ich glaube guter einfall über das Ludwigslied ***) zugegangen und hierbei folgt noch ein anderer lückenbüszer.

Dank für Ihren hübschen aufsatz über Heyses fund †), warum aber lieszen Sie ihn nicht in die zeitschrift einrücken, statt in Menzels blatt? das hier wenigstens den leuten kaum zu gesicht kommt. kam es auf schnelles erscheinen an? Gervinus hat an diesem gedicht, dessen darstellung nicht gerade sehr ausgezeichnet ist, darum so groszen gefallen gefunden, weil es die Alexandersage enthält, die ihn mehr anspricht als unsere sagen des mittelalters. sicher war das franz. gedicht vorzüglicher als das deutsche.

Jac. Grimm.

Lieber freund,

17.

ich danke für alle Ihre zusendungen, auch die letzte des ganzen zweiten hefts.

*) d. i. eben aus dem Buch der Natur. Pf.

**) d. h. dessen Ausgabe des Heliand. Münster 1855. Pf.

***) S. Germania I, 233 ff. Pf.

†) Anzeige von P. Heyse's Romanische Inedita, Berl. 1856, und das darin enthaltene Bruchstück des altfranz. Alexanderliedes: in Menzels Litt.-Bl. 1856, Nr. 18. Pf.

der aufsatz von Rochholz ist gar zu weitläuftig und was er gutes enthält, könnte auf ein paar seiten stehn. Holzmann dagegen trägt seine paradoxien immer angenehm und einschmeichelnd vor, ein unerfahrener Leser wird ihm unbedenklich beipflichten. ergötzlich ist, dasz er die gemeinschaft der Celten und Germanen aus zwei zahlen beweisen will, die wir wissen nicht wie bei den Galliern lauteten, bei den wirklichen überresten der Celten, den Iren und Welschen aber gerade auf undeutsche weise gebildet werden; und doch soll unser XI und XII druidisch sein! alles was er über têhund vorträgt scheint unhaltbar, ich will Ihnen fürs nächste heft ein paar bemerkungen dagegen zusenden. auch der gute Grieshaber hat mir eine nachzutragende berichtigung überschickt.

Der zeitschrift fürchte ich wird schaden thun, dasz sie zu parteiisch aussieht. Ihre bemerkungen gegen Lachmann im ersten heft gehen hin. wozu aber die von Holzmann herbeigezogene lobpreisung Hagens am schlusse der anzeige der kreuzfahrt? dasselbe hat er ja schon in seiner zueignung der Nib. schrift ausgesprochen, wozu es wiederholen? wenn ich mir im geiste Lachmann neben Hagen denke, musz ich augenblicklich zu Lachmann treten. Hagen hat sein lebenlang fleiszig und eifrig, oft aber oberflächlich und immer vorlaut und groszsprecherisch, nie bescheiden gearbeitet, so dasz er sich sein lob selbst im voraus weggenommen hat. sieht jener schlusz nicht einer aufforderung an Hagen gleich, dasz er Ihnen beiträge liefern solle? er und N. würden Ihnen ganze hefte füllen. Auch die recension des Köne spielt ins ungerechte. das buch ist breit und ungeschickt, aber mit einer art von begeisterung gemacht, der verfasser lebt abgeschieden von der übrigen lit. welt, sammelt emsig an einem münsterschen idioticon und war für diese arbeit wie entzündet. ein paar triftige und feine wahrnehmungen wird er doch gegeben haben.

Ein Baier, namens Kelle, der den Otfried neu herausgibt, ist seit einem halben jahre hier, auch Feifalik aus Wien, der altdeutsche predigen, Wernhers Maria und eine Nibelungenhs. zum druck vorbereitet. wenn Ihre zeitschrift, vielleicht unbewust, einen süddeutschen ton anschlägt und einen gegensatz zum nord deutschen betrieb ausdrückt, so sehen Sie wie natürlich der schwerpunct nach Süden zieht. ich bin vom Main her und liege ziemlich in der mitte, fühle mich aber nach langer gewohnheit sehr norddeutsch.

Diesmal und sobald nicht wieder von einem gegensatz, den ich vertilgen möchte, wenn ich könnte *).

Mit fortwährender freundschaft

7 mai 1856.

Ihr

Jac. Grimm.

*) Antwort auf vorstehenden Brief, nach einem Concept. Zu meinem großen Bedauern ersehe ich aus Ihrem Briefe, daß das zweite Heft der Germania in mehrfacher Beziehung Ihre Unzufriedenheit erregt hat. Daß der Inhalt gegen den des ersten Heftes zurücksteht, habe ich mir selbst nicht verhehlt. Aber ich hänge von meinen Mitarbeitern ab: für diese ist das vierteljährliche Erscheinen eben so angenehm und bequem, als für mich eine Last und der sorgsamen Auswahl hinderlich. Gleichwohl enthält auch das zweite Heft nach meiner Ansicht nichts ganz werthloses, und getreu meinem Programm habe ich kein Recht, „Ansichten, die mit Liebe, Fleiß und Kenntniss gewonnen und vorgetragen sind, die Aufnahme zu versagen", auch wenn ich selbst mit diesen Ansichten nicht einverstanden bin. Im Programm ist ferner ausdrücklich gesagt, wir erwarten von unsern Mitarbeitern, daß sie ohne Empfindlichkeit Ansichten, die nicht die ihrigen sind, sich aussprechen lassen". Die hier niedergelegten Grundsätze sind keine leeren Phrasen, wie das so oft zu geschehen pflegt, und wer nach Lesung

18.

1 sept. 1856.

Lieber freund, heute empfange ich vom verleger das dritte heft, und zwar in unbeschnittenem exemplar, welches mir lieber ist als das beschnittene, früher von Ihnen gesandte. dies folgt also hier zurück, dasz Sie anderweit damit schalten können.

Holzmann in allem was er schreibt läszt es nicht paradox zu sein. um in einziger stelle den sonst unerhörten weiblichen instrumental zu behaupten *), leugnet er lieber den acc. bei mit, der beinahe überall auftritt und emendiert die einschlagenden belege oder dreht sie. das scheint nicht begründeter als sein neulicher aufsatz über das duodecimalsystem. ich mag aber kein gezänke er

des Programms mein Mitarbeiter wird, von dem glaube ich nicht wegen dessen strenger Beobachtung Vorwürfe befürchten zu müßen.

Ihre in Aussicht gestellten Bemerkungen gegen Holtzmanns Aufsatz heiße ich willkommen; H. wird sie entweder annehmen oder bekämpfen, ohne Empfindlichkeit, die eben so wenig zu seinen schwachen Seiten gehört als zu den meinen, weshalb ich denn auch dem zum größten Theil gegen meine Auffassung gerichteten Aufsatz von Bartsch (die metrischen Regeln des H. Hesler und Nic. v. Jeroschin: Germ. I, 192 ff.) ohne das geringste Bedenken Aufnahme gewährt habe.

Holtzmanns Sympathien für v. d. Hagen theile ich nicht; wie wenig mir sowohl in der Form als auch in der Sache seine Arbeiten zusagen, habe ich nie verhehlt. Wenn jedoch H. am Schlusse seiner gehaltvollen Rec. seine Verdienste um die altd. Litteratur wiederholt hervorhebt und denjenigen gegenüber, die gar nichts an ihm wollen gelten lassen, betont, so mag ich dem Manne, dem viel unverdiente Unbill widerfahren ist, diese Anerkennung am Abende seines Lebens wohl gönnen. Diese Stelle zu streichen hatte ich kein Recht; wollte ich solche Kritik üben, so hätte ich meine Mitarbeiter ohne Zweifel bald gezählt.

Die Bemerkung am Schlusse Ihres Briefes hat mich schmerzlich überrascht. War es denn nöthig mir zu sagen, daß der Schwerpunkt der altdeutschen Wissenschaft im Norden, bei Ihnen liegt? Steht nicht in meinem Programm Ihr Name obenan und gibt nicht in den beiden Heften fast jedes Blatt Zeugniss, daß, wie die ganze deutsche Alterthumskunde, so auch meine Zeitschrift auf Ihnen und Ihren Werken ruht? Wie könnte oder wollte die Germania einen Gegensatz bilden zu Ihrem Betrieb des Altdeutschen? Die Befürchtung ist ebenso unbegründet als unveranlasst von meiner Seite. Obwohl an der südlichsten Gränze deutscher Zunge geboren und mit Norddeutschland aus eigener Anschauung unbekannt, bin ich persönlich dem norddeutschen Wesen so wenig abhold, daß mein hiesiger Umgang vorzugsweise aus Norddeutschen besteht. Und in wissenschaftlicher Hinsicht habe ich mich immer laut und freudig als Ihren und selbst als Lachmanns Schüler bekannt, und lasse mich darin nicht beirren, auch wenn ich nicht allem beistimmen kann, was Sie und Lachmann lehren und gelehrt haben.

Es hat also keine Gefahr, daß ich, einen süddeutschen Ton anschlagend, durch meine Zeitschrift den unseligen Riss vermehren helfe, der leider Gottes zwischen Nord und Süd klafft.

Über die Richtung, welche die Germania einschlagen würde, spricht sich das Programm so bestimmt und klar wie möglich aus. Der Gegensatz, den sie bildet, ist nicht gegen Norddeutschland und norddeutsche Wissenschaft überhaupt, er ist gegen den undeutschen und verderblichen Geist und Ton gerichtet, der unter den blinden Anhängern Lachmanns herrscht, die ihren Meister in seinen Fehlern wo möglich noch zu überbieten suchen. Dieser Geist und Ton ist aber so wenig norddeutsch, daß er im Norden sogar noch zahlreichere Gegner zählt als im Süden, nur mit dem Unterschied, daß dort der rechte Muth zu fehlen scheint, mit Entschiedenheit dagegen aufzutreten. Stuttgart 10. Mai 1856. Pf.

*) Dem übrigens Grimm kurze Zeit nachher selbst zustimmte, s. Germania

III, 154. Pf.

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