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heben, denn Sie äuszerten letzthin, er werde wenn unüberzeugt erwidern; ohne zweifel würden alle meine gegenbemerkungen ihn doch nicht in seiner ansicht stören. schade dasz sein scharfsinn und seine darstellungsgabe diese unpositive richtung haben.

Etwas breit zu werke geht Rochat über das merkwürdige Alexanderlied. wäre nicht einfacher 75 zu verstehen: que altre emfes del soyen treyr, als ein andres kind in seinem dritten? soyen son, sien. Macedonor 32 ist gen. pl. wie Francor, poienor anderwärts. da ich mich nicht entsinne Ihnen meine bemerkungen über solche gen. geschickt zu haben, so lege ich die betreffenden drei bogen aus unsern acad. berichten bei.

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Den feldbauer hatte ich mir längst in Heidelberg ausgeschrieben. biberans 466 ist buchstäblich biberbalke und der biber zimmert mit balken, die bergleute desgleichen und könnten nach dem aussehen eine grube so benannt haben. p. 383 schrieben Sie nieder, bevor Sie meine abhandlung eingesehen hatten, in der ich gar nicht darauf ausgieng die beispiele der einzelnen fälle zu erschöpfen. doch das seltsame mîn Muscapluot', mit dem sich dieser dichter oft selbst anredet, hätte ich nicht sollen zurückhalten. haben Sie in Ihrer schweizerischen schule kein wir für du gehört? die schelte mit dem dein kann ich jetzt auch merkwürdig mythologisch bestätigen und so greifen form und sache immer in einander. zum unser toerscher knabe' aus Parz. p. 26 gibt es auch stellen in Tristan und Lanzelot. hauptzweck beim abfassen des artikels war mir der unterschied zwischen sagen und denken und das vorausgehende nur beiwerk. Zu den philologen nach Stuttgart gehe ich nicht, fliege aber diesen monat noch anderswohin, wenn es das ungetreue wetter zugibt.

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Lieber freund, vor vierzehn Tagen sandte ich Lauremberg, heute attraction *). das gerücht aber ist zu mir gedrungen, dasz Sie nach Wien an Hahns stelle unter den vortheilhaftesten bedingungen gerufen seien.

Ihnen, als ka

tholischem, steht nicht entgegen was jetzt den protestanten, die der geist des concordats allmälich aus Östreich herausbeiszen wird. der talentvolle Schleicher konnt es nicht länger zu Prag aushalten und geht nach Jena. Kelle, ein Baier und freilich kein ultramontanisch gesinnter, tritt zu Prag an. der arme Weinhold zu Grätz bleibt unbeachtet.

Sie melden mir sicher bald was an der sache ist. Neulich beim wiederlesen Ihrer vorrede zu Jeroschin fand ich, dasz meine ansicht, die sich von der Ihrigen immer noch entfernt, nicht hätte unausgesprochen bleiben sollen, damals stack ich über die ohren in andern arbeiten, jetzt antworte ich vielleicht doch noch.

Haben Sie von neuen fünden gehört? Veldeckes Servatius tritt zu Lüttich ans licht und Haupt wird einen schönen bogen von Albrecht von Halberstadt drucken lassen.

In eile mit schlechter feder.

* S. Germania II, 298 ff. II, 410 ff. Pf.

Ihr

Jac. Grimm.

20.

Berlin 30 apr. 1857. Hochgeehrter freund, von ganzem herzen wünsche ich glück zu der verdienten beförderung, die Ihnen zu theil geworden ist und vortheile und ehre die fülle nachbringen wird. mir geschah als bibliothecar zu Cassel ähnliches, da ich nach Göttingen zur professur berufen ward, schon war ich einige jahre älter als Sie jetzt sind, hatte ebenfalls nie einen lehrstuhl betreten. hätte ich voraussehen können, was mir dort bevorstünde, ich würde mich mit händen und füszen gesträubt, den geliebten boden der heimat nie verlassen haben. mögen Sie vor allen unfällen bewahrt bleiben, mir ist das unglück hernach zum heil ausgeschlagen und hat mir hier in Berlin freie musze verschaft, nach der ich begehrt.

Sie haben recht, in der nähe schwinden von der ferne aus gesehne nebel; ich glaube und hoffe, die ausbreitung und das gedeihen gründlicher wissenschaft wird Östreich aus aller gefahr reiszen, an guten antrieben und reichen mitteln mangelt es dort nicht.

Sie melden noch nicht wann und ob Sie erst im spätsommer, wie ich mir denke, abreisen werden. mir war unbekannt, dasz Sie zwei knaben mit überführen; grüszen Sie Ihre frau von mir.

Sobald sich freie stunden finden, will ich meine ansichten von hochdeutsch und mitteldeutsch niederschreiben und Ihnen senden.

Ob Wilhelm seine liebhaberei von Freidank und Walther sogleich fahren lassen wird, kann ich nicht sagen, da er noch kein wort darüber mit mir gesprochen hat. dasz ich längst Ihrer ansicht war, wissen Sie, und was ich im archipoeta s. 10 sagte, s. 113. 114. hinzufügte stimmt ja genau zu Ihren ergebnissen.

Über sein keltisches buch hat Holzmann viel auszuhalten und zu Brandes ist nun auch Glück und zwar so aufgetreten, dasz seiner heftigkeit beinahe persönliches unterliegen musz.

Sind denn Albert und Edmund Höfer ein und derselbe? beide haben gesammelt wie das volk spricht.

Den Servatius hat Bormans in Lüttich, ich habe ihn zu schnellem druck angetrieben, kaum dasz Liebrecht dazu gelangt. Liebrechts tadel der märchen ist gegründet, nur sind seine zusätze und ausstellungen unbedeutend, es hätten ganz andre sein müssen. zu meinen lieblingsplänen und samlungen gehört eine ausführliche arbeit über märchen und viel dazu steht mir bereit.

Bei der attraction vergasz ich einige griech. beispiele hinzuschreiben, ich kanns bei der correctur nachholen, wenn Sie den setzer anweisen wollen, fünf oder sechs zeilen irgendwo im aufsatz frei zu lassen, die ich ausfüllen werde. Ich trage aber hiermit auch eine recension bei *), die Ihnen vielleicht willkommen ist.

Jac. Grimm.

*) S. Germania II, 380. Pf.

ZUM SPIELE VON DEN ZEHN JUNGFRAUEN.

INSBESONDERE EIN GRAMMATISCHER UND KRITISCHER NACHTRAG ZU LUDWIG BECHSTEINS WARTBURG-BIBLIOTHEK I.

VON

REINHOLD BECHSTEIN.

Das Drama des Mittelalters ist im Vergleiche mit den andern Richtungen der Poesie bis jetzt augenscheinlich vernachlässigt worden. Zwar fehlt es keineswegs an geschichtlichen Darstellungen, zwar haben manche Herausgeber die dargebotenen Texte mit eingehenden Untersuchungen sachlicher und sprachlicher Art begleitet, aber im Einzelnen ist doch noch eine nicht geringe Anzahl litterarischer und kritischer Fragen zu lösen, ehe wir uns auf diesem Gebiete einer gleichen Sicherheit erfreuen können, mit welcher wir im Großen und Ganzen der Epik und Lyrik gegenüberstehn. Und dazu bedarf es noch der Erschließung von Quellen, sowohl für einzelne Gattungen als auch für einzelne Perioden, namentlich für die frühere des 13. und 14. Jahrhunderts.

Allerdings mag der geringe poetische Werth unserer alten Dramen, die Einseitigkeit ihrer Stoffe, die Kunstlosigkeit ihrer Form wenig Anziehungskraft ausüben; allein die neuere Richtung unserer Philologie, welche ihr Augenmerk nicht bloß auf das ästhetisch Werthvolle richtet, sondern sich auch lediglich durch die litterarische und culturgeschichtliche Bedeutung der Sprachdenkmäler bestimmen lässt, gibt uns die Bürgschaft, daß künftig auch das Drama des Mittelalters nach den verschiedensten Richtungen hin untersucht und ausgebeutet werde. Geschieht dies, dann wird sich auch im Einzelnen zeigen, daß diese gering geschätzten Erzeugnisse einer volksthümlichen Poesie doch nicht so ganz des tieferen Gehaltes und der dichterischen Schönheit entbehren, wie sie sich auf den ersten Blick darstellen. Und diejenigen dramatischen Dichtungen, welchen man auch jetzt schon poetischen Werth nicht abzusprechen vermag, werden gewiss in noch günstigerem Lichte erscheinen, wenn für sie die Thätigkeit der Textkritik begonnen

GERMANIA XI,

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haben wird, welche auf diesem Felde mit einzelnen wenigen Ausnahmen bis jetzt nur in untergeordneter oder in willkürlicher Weise gehandhabt worden ist.

Wenn irgend eines unserer alten Dramen verdient, daß ihm eine gesonderte Betrachtung geschenkt werde, so ist es das Spiel von den zehn Jungfrauen, welches sich an eines der denkwürdigsten Ereignisse in der Geschichte des deutschen Theaters knüpft und welches zugleich in dichterischer Beziehung einen hohen Rang in der dramatischen Litteratur unserer Vorzeit behauptet. Dazu kommt, daß das Stück, wie die meisten der bis jetzt bekannten Spiele, in der Sprache des mittleren Deutschlands abgefasst ist, über welche trotz vielfacher eifriger Bemühungen der jüngsten Zeit, trotz mancher schon vorliegender Ergebnisse doch noch Einzelstudien gemacht werden müssen, ehe ein vollständiges Bild von der geschichtlichen Entwickelung in jenem Dialectgebiete gewonnen ist, ehe alle seine localen Besonderheiten festgestellt sind. Wie wenig in sprachlicher Hinsicht das Spiel von den zehn Jungfrauen, sowie das mit ihm zugleich überlieferte von St. Katharina (beide zuerst mitgetheilt von Friedrich Stephan in: Neue Stofflieferungen für die deutsche Geschichte... 2. Heft. Mühlhausen 1847, und ersteres dann in Ludwig Bechstein's Wartburg - Bibliothek I. Halle 1855) Beachtung gefunden haben, ist besonders daraus ersichtlich, daß in den grammatischen Studien nur selten, im mhd. Wörterbuche fast gar nicht Notiz von ihnen genommen wird. Doch hat dies gewiss auch einen innern Grund. Stephan's Publication blieb, vielleicht in Folge buchhändlerischer Verhältnisse, fast ganz unbekannt, und selbst heute noch, nachdem durch meines Vaters Buch sowie durch anderweitige litterarische Citate ihre Existenz genugsam kund geworden sein muß, scheint die kleine Schrift selbst nur Wenigen zu Gesichte gekommen zu sein. Bedeutsamer aber ist, daß die Urkundlichkeit von Stephan's Textmittheilung für Lectüre und Benutzung weder einladend noch förderlich erscheinen kann. Und L. Bechstein's letzter Abdruck kam ebenfalls nicht in dem gewünschten Maße dem wissenschaftlichen Bedürfnisse entgegen.

Wenn der von meinem Vater versuchte Nachweis auch ziemlich allgemein angenommen worden ist, daß das vorliegende Spiel eine Niederschrift des vielfach erwähnten Stückes sei, welches einen so erschütternden und unheilvollen Eindruck auf das Gemüth des Thüringer Landgrafen Friedrichs des Freidigen gemacht hat, so ließen sich doch auch zweifelnde und ablehnende Stimmen vernehmen, so daß es an

der Zeit zu sein scheint, die vorgebrachten Gründe einer nochmaligen Prüfung zu unterwerfen.

Meines Vaters Wunsch war es immer, nachdem des Sohnes wissenschaftliche Richtung ausgesprochen war, daß eine zu erwartende zweite Auflage seines Buches von uns gemeinschaftlich besorgt würde. Mir wäre der grammatische und kritische Theil der Arbeit zugefallen, und alsdann hätte auch in der beigegebenen Übertragung manches eine andere Gestalt erhalten müssen. Diese Hoffnung hat nun das Geschick zerstört. So beabsichtigte ich, selbständig einen grammatischen und kritischen Nachtrag zu Wartburg-Bibl. I. zu geben, und schon war ich mit meiner Arbeit zu Ende gediehen, als in der Germania (10, 311 ffg.) ein zweiter höchst werthvoller Text des Spiels erschien, durch dessen Mittheilung und Würdigung sich Max Rieger aufs Neue ein Verdienst erworben hat. Ohne Zweifel wird durch diese Mittheilung das Interesse an der hervorragenden Dichtung theils erweckt, theils erhöht worden sein, und darum kann eine gesonderte Betrachtung um so eher auf eine allseitige Theilnahme rechnen. Denn wenn auch, wie es in der Natur der Sache liegt, gar manche meiner Erörterungen, und namentlich gilt dies von den kritischen, durch den neuen Text sich von selbst erledigen und somit zu verschweigen sind, so bleibt doch immer noch eine Anzahl Punkte für die Besprechung übrig, ja dieselben gewinnen gerade noch mehr Bedeutung durch das übereinstimmende oder gegensätzliche Verhältniss, in welchem beide Recensionen zu einander stehen. Und natürlich werden auch in der folgenden Abhandlung bei Weitem nicht alle wichtigen Fragen berührt worden sein.

Die von Rieger in seiner Einleitung geäußerten Ansichten, wie namentlich die über den Werth beider Texte, über die Interpolationen, welche in der Mühlhäuser Hs. sichtbar sind, theile ich fast ohne Ausnahme. Auch in der Textmittheilung finden sich nur wenige Punkte, in denen ich andere Meinung hege. Vor allen muß ich billigen, daß Rieger die Mühlh. Hs. trotz ihrer Mängel als die Haupthandschrift anerkennt und sie demgemäß mit A bezeichnet. Zu Gunsten der oberhessischen (jetzt Bonner) Hs. B*) hätte noch geltend gemacht werden können, daß sie, nach einzelnen alterthümlichen Formen zu schließen, eine ziemlich weit zurückreichende Vorlage gehabt haben muß. Ferner scheint der Umstand nicht bedeutungslos zu sein, daß das mit der Geschichte Thüringens verknüpfte Schauspiel in einer hessischen Hs. ge

*) Um Verwechselung zu vermeiden mit B (→ Abdruck des Spiels durch Ludw. Bechstein) soll im Folgenden Hs. B lieber hs. b genannt werden.

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