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Chronicon Sampetrinum nichts, sondern das Spiel knüpft sich an die Ablaßfeier der Predigermönche. Rieger gibt zu, daß der Chronist aus ungenauer Kunde' von der Fürbitte der Heiligen neben der der Maria geschrieben habe, während beide Überlieferungen von einer solchen Fürbitte nichts wissen. Die Wendung: b. virginis Mariae et omnium sanctorum möchte ich eher mit L. Bechstein für eine Metapher oder geradezu für cine Formel halten. Übrigens ist schon in Wartburg-Bibl. (S. 7) aufmerksam gemacht, daß die Heiligen in unserem Texte genannt werden, ohne daß sie handelnd auftreten. Die dritte der Thörichten sagt: .. Marîâ mac mir nicht [hs. b: nommer] zu staten gestâ, mî sin ouch alle sîne heilgen gehaz [hs. b: mir sin die heiligen gar gehaẞ] 38, 35 f. [537 f.]. Es hindert also nichts, das uns bekannte Stück, abgesehen von den Veränderungen und Zuthaten einer jüngeren Zeit, wirklich als das historisch berühmte zu betrachten.

DIE SPRACHE.

Die Eigenthümlichkeiten des Mitteldeutschen, wie sie in einer Reihe von poetischen und prosaischen Schriften sich darstellen, finden wir auch im Spiele von den zehn Jungfrauen entschieden ausgeprägt. Im Einzelnen gewahren wir Geltung der Nebenformen, was dem Charakter einer gemischten und verschiedenen Einflüssen ausgesetzten Sprache vollkommen entspricht. Die folgende Darstellung der Sprache des Spieles kann von der der Hs. A nicht getrennt werden, indem beide zeitlich und örtlich einander nahe stehen; auch würde die Hs. an sich als thüringisches Schriftdenkmal wegen ihres Alters Beachtung verdienen. Wenn für manche Vorkommnisse sich keine Reimbeweise aufstellen lassen, so findet dies in der Kürze des Gedichtes seine Erklärung.

Zunächst sind diejenigen sprachlichen Erscheinungen ins Auge zu fassen, welche mit der Rechtschreibung verbunden sind.

Das sehr häufig neben i angewandte y hat nicht wie bisweilen im 15. Jhd. (vgl. Liliencron im Glossar zu Rothe 712") eine durch folgende Consonanten bestimmte phonetische Bedeutung, sondern ist nur graphischer Art, Gr. I3, 162 bestätigend, weshalb auch in den Citaten vom hsl. y abzusehen ist. Hier einige Beispiele *):

y= md. u. mhd. : by 16, 2. [dy (tibi) 22, 11. my (mihi) 25, 23.] sy (sit) 16, 19. mynen 15, 11. syn (suus) 15, 6. sy[n] (esse) 16, 22.

*) Die Citate nach der Wartburg-Bibliothek (1. Zahl: Seite; 2. Zahl: (deutsche) Zeile, Vers), in Klammer die Verszahl des Abdrucks von Rieger.

y=

md. î, mhd. ie: dy (rel. u. art.) 16, 8. 17, 7. hy 21, 1. ny 29, 40. 31, 2. wy (quam) 16, 28. ymane 21, 9. tyfen 32, 11. inphly[n] 29, 39.

y=i: wy (wi, wî = wir) 17, 9. myr 28, 33. myt 20, 18. dyngen (: gelingen) 17, 21. kyntheit 17, 9.

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yi in ye ie
y=ij: ya 31,

ir 31, 17. ye ie (semper) 18, 18. 16.

y in ei und ai: eya 16, 31 und so immer. icheyn 16, 16. 17, 1. eyme 16, 24. beyde 16, 34. meyde 31, 24. herczeleyt: wârheyt 16, 1. beyten bereyten 16, 5. oleys 19, 23. 27. mayt: gesayt 23, 29. 31, 15.

betayt 31, 20.

Die Frage über die geschichtliche Wandlung des uo in û im Mitteld. ist noch nicht völlig gelöst (vgl. hierüber meine Ansichten Einl. zu Heinr. u. Kuneg. XIX, Germ. 6, 422 ff. und Germ. 8, 357 f. V, 2, die leider noch niemand eingehend zu widerlegen versucht hat). Wenn man auch annehmen kann, daß der Ring über u vielfach und in jüngerer Zeit durchaus die vocalische Natur bezeichnen soll, so müssen doch noch Beobachtungen angestellt werden, wann dies in den Hss. eintritt. Daß zur Zeit des Schreibers û für uo durchgedrungen war, ist als bestimmt vorauszusetzen und lässt sich erweisen; auch für die frühere Zeit des Spieles trotz des Reimmangels wage ich nicht an uo festzuhalten und deshalb sehe ich wie von y auch von ů in den Citaten ab, zumal die Dichtung nicht für die stumme Lectüre, sondern für das Ohr bestimmt war. Dennoch werden einige Beispiele der Schreibart, da Stephans Abdruck nur u bietet, nicht überflüssig erscheinen: der für verschiedene Laute dienende Buchstabe zeigt uns, daß seine ehemalige Bedeutung verändert ist. - Der Ring in der Hs. ist gewöhnlich von schwacher Gestalt, nur selten ähnelt er dem e, öfters ist er aber auch ein deutliches, mit Grundstrich ausgeführtes o.

ů = md. û = mhd. uo: nů 30, 28. tu[n] 15, 3. vrů 16, 34. czû 15, 6 und so fast ohne Ausnahme auch wie hier in der Präposition. gût: mût 17, 19. gûten 16, 20. mûter 16, 16. sûze (adv.) 15, 6. rûchen 19, 23. gerûchen (: versuchen) 19, 22.

ů = md. û = mhd. üe: erslůge (: get'ge) 27, 8. gûte (ermûte) 24, 17. průuet 20, 14. můwe (müejen) 32, 13.

ů = md. u. mhd. û: dů (mhd. anceps du, dû, bisweilen duo) 15, 10. 21, 31. sûr 28, 28. hûs 24, 16.

ů = md. û = mhd. iu: vûr 26, 34. ûwere 16, 26 (sonst vwer..) enphlût 17, 1. hûte 20, 12. 22, 17. tûfele 26, 35. rûwe 26, 30.

Ferner fast immer in sû si, sie 16, 5. 6. 9 u. s. f.

=

û = md. u. mhd. u: stůnt (: kūt) 21, 10. vûnden (: stüde) 21, 21. vorgünde 25, 29. alsûs 29, 7. (mhd. auch ü) sûl wi 19, 20 (sul wi 19, 16). sûlt 16, 33. sûllit 21, 7.

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û = md. u = mhd. ü: tûre : vûr 23, 5. sûndêre 26, 36. czůchten 20, 18.

Vocalische Natur bezeichnend in průvet 20, 17, 18. oûgen 21, 18. toûc 26, 30. toûfe 27, 13.

mhd. öü: vroûde 17, 8. 15.

14 und in ou : oûch ой = md. ouch =

Ergebniss: û bezeichnet 1. den Vocal u, 2. die Länge des Vocals, 3. 'vielleicht' den Umlaut.

In der Hs. findet sich nie ouw, sondern immer ow: schowen 19, 13 (: ougen). 28, 14. vrowe in der Regel abgekürzt vowe.

Der Schreiber hat die Lautabstufung dargestellt, auf der andern Seite am organischen Laute festgehalten.

Die Tenuis tritt ein: ap (vereinzelt) 30, 18. lip (carum) 24, 5. lipliche 16, 14. 23, 24. starp 27, 12. tumpheit 22, 25. tôt 16, 33. tôtlîch 16, 32. kint 23, 19. kintheit 17, 9. kunt: hunt 27, 11. wart (: zart) 27, 17. wirt (hds. w't) 16, 30. 17, 25. jogent 23, 1. mait (: gesait) 23, 29. mac 18, 23. tac (: mag) 22, 20. trac 27, 2. êwie 16, 4. êwicliche 22, 6. muzic 19, 4. fiziclichen 19, 21.

Die Media bleibt bewahrt: ab (regelmäßig mit nur einer Ausnahme s. o.) grab 32, 7. lib (carus) 18, 24. wil 25, 5. lob 22, 11. tod (: got) 20, 10. mag 17, 22 (: tac) 22, 19. einig 20, 28. drizzig 18, 7. wenig 19, 12. geng 26, 36. 27, 3. gîng: enphîng 26, 6. enphîng : erhing 27, 13.

Vereinzelt findet sich g für k in marg 20, 26, was im Mitteld. zu jener Zeit die gewöhnliche Schreibart ist (vgl. unter andern Myst. 244, 40) und auf eine wirkliche Erweichung des Lautes hindeutet.

Die Erweichung der Tenuis nach Liquiden ist regelmäßig, z. B.: alden: manicvalden 17, 7. alder 17, 11. hundertvaldigen 18, 20. werlde 21, 11. 15. solde 18, 4. wolden (: holden) 15, 12. Dagegen nur ûz erwelten 22, 1.

Die im Mitteldeutschen häufige und auf Aussprache beruhende Erweichung der Tenuis im Auslaut auch hier: tûd (2. p. pl.) 19, 26.

Umgekehrt Verhärtung der Media im Anlaut: enpûtit 16, 12. Im Spiel von St. Kath. auch häufig kein = gegen.

=

ph erscheint für f oder v gebraucht in enphlî [n] (envliehen) 29, 39. enphlût (envliuhet) 17, 1. für ƒ in strophen straphen (: wâfen) 19, 2. Eine andere bemerkenswerthe Schreibart ist: kuchs kûsch 16, 22 (ähnlich richs = risch in St. Kath.) und hemelichsche hemelische 16, 12.

Daß letzteres Schreibfehler sei, lässt die Lesart der jüngeren Hs. von hymel der riche (got) 18 vermuthen.

Vocale.

1. Die Umlaute mangeln mit Ausnahme von e und ê (= œ), falls man von ů absieht. Nur einmal über einem andern Laut ein Zeichen in vor (= vur, mhd. für) 31, 1. Reimbeweise nur wenige: sunde : stunde 28, 18 [hs. b 519]. gevrowen : gezouwe 19, 14 [144] (s. u. Worte). gûte (: güete): ermûte 24, 18 [402] (s. u. Worte). kunde: vormunde [n] 30, 4 [593] (s. u. Worte).

Über den Umlaut im Mitteldeutschen bedarf es noch mancher Studien. Nach den Reimen fehlt er bekanntlich selbst noch im 15. Jhd., aber dennoch liegen auch aus viel früherer Zeit Anzeigen vor, welche auf das Vorhandensein des Umlautes schließen lassen (vgl. Hildebrand in der Vorrede zum md. Sachsenspiegel ed. Weiske pag. XIII). Es wird darauf ankommen, diese Anzeigen zu sammeln, zu sondern und zu erklären, sodann wird festzustellen sein, wann der Umlaut neben einzelnen alterthümlichen und namentlich für den Reim verwerthbaren Resten des früheren Sprachzustandes zur Regel wird.

2. Wie in allen mitteld. Quellen, so auch hier durchaus ê = œ in der Schrift. Beweisende Reime mangeln.

3. Das md. Endungs- ie in Hs. sehr häufig angewandt. Eine Statistik des Schreibgebrauchs, die hier zu wiederholen Pedanterie wäre, ergibt, daß in der Endung er das e, in et das i vorgezogen wird. Nur obir ist häufiger als ober. Nach dieser Beobachtung hat die Auflösung der Abkürzungen zu geschehen: oder 5 für er, die dem ähnliche Form oder kleines t oberhalb der Zeile für it. Stephan wählte unkritisch das i in allen Fällen, ohne sich jedoch in der Praxis gleich zu bleiben. Hieran schließt sich ie in iz 16, 19. 21, 4. 6. in der Vorsetzpart. be bireit 21, 28, in der procl. Negation: inmogen 20, 7.

4. oe in der Vorsetzpart. vor wie in allen mitteld. Schriften des 14. und 15. Jhds. Es ist noch zu untersuchen, wann vor für ver allgemein wird; einzelne Denkmäler des 13. Jhds. haben ver, einzelne vir, einzelne auch beides.

5. û mhd. iu durchaus mit Einschluß der mit û geschriebenen Worte (s. o.). Wichtig sind hier Conjugationsformen wie enpûtit 16, 12. enphlût 17, 1. Eigentliche Reimbeweise mangeln; mittelbar bezeugt: vründen kunden 15, 9 [3]. vrûnde: sunde 29, 57 [574].

:

6.

=

mhd. ie in der Regel. In mitteld. Denkmälern des 14. Jhds. kommt es nicht darauf an aufzuzählen, wann i für ie, sondern umgekehrt, wann ie für i steht. ie ir pl. des 2. Personalpr. (s. Flexion). ie (semper) 18, 18. 22, 16. 18. 26, 7. 31, 7. Reimbeweis ie: î: alhî mî (dat.) 24, 21 [alhîr: mir wie in hs. b 405 kaum anzunehmen, aber auch dieses wäre Beweis].

7. û mhd. uo trotz der Schreibart ů, die neben u sehr häufig vorkommt (s. o.). Reimbeweise fehlen.

8. Brechung. a) e = a) e mhd. i weit ausgedehnt, namentlich vor Liquiden: spel 25, 3. spelsteine 17, 40. vel (neben vil 17, 39. 18, 19) 17, 31. 20, 22. 21, 6 u. s. w. wel 15, 7 [3 will]. 16, 3 [9 wulle]. 9 [15 wil] 25 u. s. w. hemel 24, 25. hemelriche 22, 5. hemelisch 22, 21. 24, 27. ben 17, 34. 26, 2. 31, 20. hen 31, 12. hene 20, 24. henevart 31, 17. Wenn es heißt en acc. 30, 30. en dat. pl. 16, 2. 3. eme 17, 1. ere 16, 8. ers 21, 32. und so immer statt in, ime, ir, so kann dies auch als Schwächung betrachtet werden, sobald die Worte in der Senkung stehen. — Die Form brenge [n] (: enelende) 21, 25 [271] ist nicht specifisch mitteldeutsch. Brechung ferner vor Dentalen: das Adv. durchaus mete 20, 3. 7, dagegen die Präpos. met 24, 19. 27, 30. 31, 26 und zugleich und häufiger mit Einschluß des Gebrauchs in St. Kath. mit (myt) 17, 38. 20, 18. 21, 18. 20. ledes 22, 23. seten beten 19, 19. 20, 17. beten (1. p. pl.) 19, 25. 22, 22. betes (2. p. conj.) 24, 3. dese, dese, deseme 18, 2. 21, 26. 30 u. s. w. bez 18, 10. Gesonderte Erwähnung verdient die Brechung in der 1. Pers. der 1. st. Conj. in bevele 21, 30. 26, 29 (im Sp. von St. Kath. auch spreche), welche sich in der 3. Conj. auch auf die 2. und 3. Pers. ausgedehnt findet: gebest 28, 26. gebit 18, 29. Daß in der Sprache des Spiels die 3, Pers. das i bewahrt, bezeugt im Reime die Form enphlît (= enphliget): zît 21, 8 [258], welche sonst emphleit (= enphleget) lauten würde. Ebenso heißt es genist bist 30, 9 [598], nicht genest, genesit, ferner hilfit 28, 42 wie auch in St. Kath. Darum wird es wint (in Hs. stets abgekürzt), nicht wert zu heißen haben. Ferner zu erwähnen die Brechung im Part. der 5. st. Conj. geschreben 17, 31.

b) o = mhd. u und ü ebenfalls besonders häufig vor Liquiden: son 15, 4. 24, 3. 15, dagegen sun anzunehmen wegen des Reimes mit tûn 15, 3. Der alte Laut ferner auch hsl. bewahrt in vorsunnen : nunne 18, 11 [auch noch in hs. b 109], sowie in sullen, sullit, suln, sult, vor adv. und praep. c. acc. 23, 3. 19. 24, 3. 31, 1, dagegen vur (hsl. vûr): tur (hdsl. tûre) 23, 5. [356 thore vore]. erzornit 26, 14. 30, 30. bornde

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