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Vorstellung. Einmal im Jahre auch erscheinen nach faröischer Sage die Seehunde in Menschengestalt, s. Grundtvig, Danmarks Gamle Folkeviser 2, 76 Anm., vgl. DM. 1049 Anm., s. auch zu Gervasius von Tilbury, S. 137 Anm. Viel häufiger jedoch begegnen wir der Annahme von Thiergestalt durch Menschen oder auch Götter und wäre es überflüssig, hiervon Beispiele anzuführen; nur des Wolfes will ich erwähnen, an den sich bekanntlich vielfache Sagen knüpfen, die W. Hertz in seiner schönen Abhandlung über den Werwolf, Stuttg. 1862, zusammengestellt hat *). Aber auch von geschlechtlichen Verbindungen zwischen Menschen und Thieren ist oft die Rede, sowie von daraus entspringender Abstammung der einen von den andern.

Wie weit verbreitet diese Vorstellungen waren, erhellt aus vielfachen Sagen bei den verschiedensten Völkern, s. die indianischen bei Müller a. a. O. S. 64 f., die irische zu Gervas. S. 64, die türkische bei Gibbon, Decline and Fall c. 42, nach welcher letztern der Gründer dieses kriegerischen Volkes von einer Wölfin gesäugt und dann später von ihr zum Vater einer zahlreichen Nachkommenschaft gemacht wurde, wovon die Abbildung dieses Thieres in den Fahn der Türken Zeugniss ablege. Ferner führt Müller S. 108 an, daß die Indianer in den neuen Niederlanden neben dem Schöpfer oder der männlichen schöpferischen Kraft eine weibliche als seine Gattin aufstellten, welche vom Himmel

*) Vgl. über den Wolf als Thier Grimm RF. XXXV ff. LIV ff. und über den ihm in der Fabel und Volksanschauung nahestehenden Bären ebend. XLVII. LVI A. 446. Zu dem dort in Betreff der Heiligkeit des Bären bei den Ostjaken Angeführten füge man noch, was Rodolphe Lindan, Voyage autour du Japon. Paris 1864 über dieses Thier bemerkt, daß es nämlich die oberste Gottheit des Urvolks der Ainos und die Zerlegung eines auf der Jagd getödteten Bären etwas höchst Sonderbares sei; sie wird mit den größten Achtungsbezeugungen, Gebeten und Kniebeugungen vorgenommen; der Kopf ist geheiligt und wird als ein Talisman gegen den Einfluß der bösen Geister über der Thür aufgehängt. Auch bei den Giliaks an den beiden Ufern des Amur, wie ein Herr Gortschakoff in der Petersburger Zeitung 1864 berichtet, gilt der Bär für einen Abgesandten (apôtre) des obersten Gottes Kur, der im Himmel wohnt. Jedes Dorf besitzt wenigstens Einen Bären, der an einer Kette liegt. Wenn er sterben will, was man an seiner zunehmenden Fettigkeit erkennt, tödtet man ihn, nachdem man ihn von der Kette freigelassen, haut ihm den Kopf ab und steckt diesen auf eine Stange, um welche sich das ganze Dorf versammelt. Das Fleisch des Thieres wird zerschnitten, gekocht und unter alle Gegenwärtige vertheilt. Hat der Bär bei dem letzten Kampf um sein Leben einen Giliak erstickt, so gilt dies für ein gutes Zeichen und das Dorf für heilig. Vgl. auch DM. XXVIII. Über Bärenmenschen ebend. 1051. Hertz, Werwolf 58. Bär und Wolf sind nach indianischem Glauben Kinder und Gatten der ersten Frau; s. oben, und in beider Gestalt wird der große Geist gedacht. Müller S. 123. W. Grimm's Abhandlung über die myth. Bedeutung des Wolfes in Haupt's Zeitschrift, Bd. XII, kenne ich nur aus Anführungen.

gestiegen, einen Hirsch, einen Bären und einen Wolf gebar, die sie säugte und groß zog und mit denen sie sich sogar vermischte, woraus die verschiedenen Geschöpfe und zuletzt auch die Menschen entstanden; und ebend. S. 134 heißt es: 'Dem Mingostamm der Arikarras (in Nordamerika), der im Ganzen mit den Mandans dieselben Vorstellungen hat, ist der erste Mensch der Wolf, gerade wie der Herr des Lebens. sich auch als Wolf zeigt. Sie nennen den ersten Menschen Ihkochu oder Sziritsch, was auch Wolf bedeutet, oder Pakatsch, Präriewolf.' Eine ähnliche Beziehung des ersten Menschen zu einem Hunde, wie dort zu dem Wolfe spricht sich in dem bereits oben angeführten indianischen Mythus aus, nach welchem das erste Weib mit einem Hunde Umgang gepflogen habe. Hier also sehen wir, wie außerdem noch oft in Sage und Poesie, statt des Wolfes den in Gattung und Wesen verwandten Hund eintreten (vgl. Mannhardt German. Mythen 198) und auch sonst erscheint er nicht selten als Stammvater von Völkern und Geschlechtern oder selbst der Menschen im Allgemeinen. So erzählen nach Lindan die bereits erwähnten japanesischen Ainos, daß als die Welt aus dem Schlamme hervorgetreten war, sich eine Frau auf der schönsten Insel derselben, welche die Ainos bewohnen. sollten, niederließ; sie kam auf einem Schiffe an, welches Wind und Wellen vom Abend nach Morgen getrieben hatten. Eines Tages bemerkte sie einen großen Hund, der mit großer Eile auf sie zugeschwommen kam und ihr, als sie aus dem Bade, in dem sie sich befand, floh und sich versteckte, zurief: 'Laß mich bei dir bleiben, ich werde dein Gefährte und Beschützer sein und du wirst nichts mehr zu fürchten haben.' Sie willigte ein und aus dieser Verbindung entstanden die Ainos, d. h. die Menschen. - Die schwarzen Kirgisen (Kara-Kirghis) in den Bergen von Issik - keul und in Khokand leiten ihren Namen Kirgisen von dem Umstand her, daß sie von vierzig Mädchen (Kirk Kize) herstammen, welche eines Tages von einem Ausfluge zurückkehrend, die Wohnung ihrer Eltern verwüstet und weder von den letzteren, noch von den Heerden irgend eine Spur fanden; die Feinde hatten Menschen und Vieh fortgeführt. Nur einen rothen Hund entdeckten sie in der Umgegend, mit dem sie sich vermischten uud von welchem die jetzigen (schwarzen) Kirgisen, wie sie sagen, entsprungen sind; s. Journ. asiat. VI sér. 2, 311. Ein chinesisches Werk, angeführt von Klaproth im Nouv. Journ. asiat. 12, 288 berichtet: „Dans le royaume des chiens les hommes ont le corps de chien; leur tête est couverte de long poils, ils ne sont pas habillés et leur langue ressemble à l'aboyement des chiens. Leurs femmes sont de race hu

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maine et comprennent la langue chinoise. Leurs habits sont faits de peaux de martres zibelines. Ce peuple vit dans les cavernes. Les hommes mangent les comestibles crus, mais les femmes les font cuire; elles contractent des mariages avec ces chiens." Klaproth führt ferner eine ähnliche mongolische Sage nach Plancarpio an. Auch in einem armenischen Werke ist von diesen mit menschlichen Frauen lebenden und Kinder zeugenden Hunden die Rede; von diesen Kindern sind die männlichen den Vätern, die weiblichen den Müttern gleich. 1. c. In Betreff der Hundsrippindianer berichtet Jones, Traditions of the North-American Indians 2, 19, daß sich einer von den Indianern der Urwelt an den Ufern des Great-Bear-Sees niederließ. Er hatte einige junge Hunde und immer, wenn er von der Fischerei zurückkehrte, hörte er, indem er sich dem Zelte näherte, innerhalb desselben ein Geräusch, welches dem Plaudern, Lachen, Schreien und Weinen von Kindern glich, jedoch fand er beim Eintreten immer nur die jungen Hunde. Eines Tages nun verbarg er sich in der Nähe und stürzte, als er wieder das Geräusch hörte, plötzlich in das Zelt, wo er einige schöne Kinder lachend und scherzend fand, mit den Hundebälgen neben sich. Letztere warf er rasch ins Feuer, worauf die Kinder ihre Gestalt behielten und später die Stammeltern der Hundsrippindianer wurden. Auch die Chippewaeer wollen aus einem Hundsfell hervorgegangen sein. Müller S. 65. Hierher gehört auch die Erzeugung Attila's durch einen Hund *), die ich in den Gött. Gel. Anz. 1865, S. 1149 ff. als eine ächt hunnische Sage nachzuweisen suchte, eine Ansicht, die durch das Obige und noch Folgende weitere Bestätigung erhält. Aus dem Bisherigen lässt sich nämlich auch mit hinlänglicher Sicherheit schließen, welches die ursprüngliche Gestalt und Bedeutung der Welfensage gewesen sein muß, nach welcher eine fürchtende Mutter oder böse Schwiegermutter die auf einmal geborenen sieben, neun oder zwölf Knäblein für blinde Welfe (junge Hunde) ausgiebt, worauf sie den Namen Welfe, Hunde, oder Eitelwelfe, Eitelhunde empfangen und Stammherren berühmter Geschlechter werden; s. Grimm DS. Nr. 515. 534. 571. E. Meier, Schwäb. Sag. Nr. 371. 372 **). Meiner Ansicht nach berichtete nämlich die ursprüngliche Sage die wirkliche Abstammung jener Ahnherren von Hunden, wodurch sich auch das Epitheton ihrer Abkömmlinge der 'blinden' Hessen und Schwaben

*) Auf diese scheint sich auch zu beziehen Gesta Rom. c. 38, in welchem Falle jedoch Heinrich II. irrthümlich statt Heinrichs I. genannt wäre.

**) Hierher gehört die Sage von der Frau, welche Rüden säugen muß, s. Kuhn, Westph. Sag. 1, 73 Nr. 62; ferner die von Hackelberg's Frau, deren sieben ermordete

genügend erklärt; denn bei den erstern, welche noch im 16. Jhd. den Beinamen 'Hundhessen' führten (s. Grimm, Gesch. d. Spr. 566), werden wohl einst ebenso wie bei den Schwaben dergleichen Sagen in Umlauf gewesen sein oder sind es vielleicht noch. Über hessische und andere Welfen s. Grimm a. a. O. 567, wo er die blinden Schwaben und Hessen durch die meiner Ansicht nach spätere Sagenform zu deuten sucht, indem dieselbe, wie er glaubt, auch schon in ältester Zeit von einem Urahn dieser Völker umgegangen sein mochte. Die Annahme von wirklichen Hunden als Stammvätern ist jedoch wahrscheinlicher und der Hund im hessischen Wappen (Grimm a. a. O. 566) weist gleichfalls darauf hin. Auch die Türken führten, wie wir gesehen, das Bild ihrer Stammmutter der Wölfin in den Fahnen und bei nordamerikanischen Indianern ist das Thier, von dem man abstammt, das Totem, d. i. das Wappen der Familie oder des Stammes. Müller S. 64. Endlich auch ist in der Sage von Romulus und Remus, welche Schwegler für die Lares praestites Roms hält, die säugende Wölfin eigentlich die Mutter der Zwillinge, als solche aber ursprünglich eine luperca, d. i. eine Hündin *). Als Vater erscheint Faustulus, d. i. Faunus, Lupercus, also gleichfalls ein Hund; s. Preuner, Hestia-Vesta. Tübingen 1864 **), S. 389 f., vgl. 384. Wenn nun die Laren (Luperci), deren Mutter Acca Larentia (Fauna, Luperca) heißt, mit Hundefellen bekleidet und mit Hunden neben sich abgebildet wurden, so bedeutete dies eben nichts anderes, als daß sie ursprünglich selbst Hundegestalt hatten. Man vergleiche die oben angeführten Sagen der Hundrippindianer und Chippewaeer. Die Laren aber galten für die zu Schutzgöttern erhobenen, am Heerd verehrten Seelen der abgeschiedenen Vorfahren, welche Seelen demgemäß in urältester Zeit gleichfalls als Hunde müßen gedacht worden sein. Vgl. Mannhardt, German. Mythen S. 300-304, wo er von den Hunden Seelen spricht, und besonders die S. 302 angeführte Sage von dem schwarzen Hündchen auf dem Feuerheerde; vgl. Kuhn u. Schwartz Norddeutsche Sagen S. 275 f. Nr. 310, 2. Bei dieser Vorstellung lag wahrscheinlich die von einem Hunde als Stammvater zu Grunde. Wenn man also an den Lupercalien Hunde opferte,

Kinder nach ihrem Tode als lebendige kleine Hunde an ihr herumhängen, als wenn sie an ihr sögen. Schambach und Müller, Niederd. Sagen S. 421 ff. In beiden Sagen scheint ursprünglich auf einen Hund als Vater hingewiesen.

*) Man vergleiche hiermit die ganz ähnliche Sage von der Hündin, welche den Kyros gesäugt haben sollte; s. G. C. Lewis Untersuch. über die altröm. Gosch. 1, 393.

**) Meine oben S. 101 angeführte Anzeige dieses Buches steht in den Göttinger Gel. An eigen 1866, III. Stück, die betreffende Stelle findet sich auf S. 107.

so galt dies Opfer in seinem Ursprung eigentlich den Laren und wurde wahrscheinlich in ältester Zeit auch verzehrt; so pflegte auch das Volk der Arkansas, das die Hunde göttlich verehrte, an einem seiner Feste Hundefleisch zu essen; Müller S. 606 f., wo er überhaupt von der Sitte des Gottessens spricht; vgl. S. 635 ff. Über Omophagie, die im Alterthum selbst bei den Griechen sehr verbreitet war, s. ebend. S. 375 f. Nach dem bisher Angeführten darf es daher nicht auffallend erscheinen, wenn man den Hund auch sonst in Verbindung mit der Unterwelt und den Seelen der Hingeschiedenen trifft; so z. B. erscheint er auf vielen Sarkophagen, s. Bachofen Gräbersymbolik S. 113; vgl. ferner J. Braun, Naturgeschichte der Sage 2, 474 s. v. Hund; A. Kuhn, Westphäl. Sagen im Register s. vv. Sarama *) und Sarameya. Mannhardt 1. c. 198. Als Psychopompos und Todtenbestatter erscheint der Hund gleichfalls nach altpersischer Anschauung und ebenso stirbt noch jetzt kein Parsi in Frieden, wenn seine brechenden Augen nicht auf einen Hund fallen, der ihm deshalb vorgehalten wird. Dieser Augenblick heißt daher: 'Der Hund sieht.'**) Auch die nordamerikanischen Indianer und Neuseeländer kennen einen Hund als Wächter in der Unterwelt. Müller S. 87. Schwartz, Ursprung der Mythologie S. 276. Diesen Vorstellungen von dem Zusammenhang der Hunde mit der Geisterwelt gehört es auch an, wenn dieselben für geistersichtig gelten und durch Heulen Todesfälle vorherverkünden. DM. 632. Kuhn u. Schwartz a. a. O. S. 452 Nr. 392. Kuhn, Westphäl. Sag. 2,55. Müllenhof, Sagen aus Schleswig-Holstein Nr. 584. Scheible's Kloster 12, 744 u. s. w.

Um aber auf die Romulussage zurückzukommen, so haben wir gesehen, daß die Zwillingsbrüder aller Wahrscheinlichkeit nach als Hunden entstammend gedacht wurden und man hierin selbstverständlich durchaus nichts Verächtliches erblickte; bei andern Völkern begegnen wir Ähn

*) Die von Kuhn 2, 138 aufgestellte Vermuthung auf Grimm's Frage DM. 633 erledigt sich durch die von J. W. Wolf, Beitr. zur deutsch. Mythol. 2, 413 gegebene Antwort. Ich benutze diese Gelegenheit, um ein Missverständniss Wolf's 1. c. S. 414 zu berichtigen. In der das. aus Nialss. c. 158 angeführten Stelle zielt Hrafn auf keine unbekannte Sage oder Legende über St. Petrus, sondern meint mit dem Ausdruck 'hundr þinn' sich selbst, um sich zu demüthigen, und will sagen, er sei schon zweimal nach Rom gepilgert und verspreche im Fall seiner Rettung eine dritte Wallfahrt dorthin.

**) In gewisser Verbindung mit den Seelen der Gestorbenen scheinen auch die armenischen Aralêz oder Arlêz zu stehen, deren Namen bedeutet, 'léchant continuellement, complètement' und von denen berichtet wird, daß sie waren 'une classe d'êtres surnaturels ou de divinités nées d'un chien et dont les fonctions étaient de lécher les blessures des guerriers tombés sur le champ de bataille et de les faire revenir à la vie.' Sie werden auch noch im 4. Jhd. erwähnt, wo die Armenier schon Christen geworden waren; s. Journ. asiat. IVme sér. 19, 31.

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