صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

lichem, wie oben gezeigt worden, und nicht nur rühmten diese selbst sich einer solchen Abstammung, sondern auch Königen, wie z. B. dem Attila, und göttlichen Wesen, wie den armenischen Aralêz, wurde sie beigelegt; bei verschiedenen Völkern erscheinen sogar Hunde als Könige, wie ich in den Gött. Gel. Anz. 1865 a. a. O. nachgewiesen. Daß auch jetzt noch altadliche Geschlechter den Namen Hund führen, ist bekannt; so die Hunde von Holzhausen, von Altenstein, von Berntschoffen, von der Leiter u. a. Gleiches besagt ja auch der Name 'Welf'. Wie also Grimm, Gesch. d. Spr. 468 nach Anführung der Namen Bikki, Sifeca, Sibeche, Edica, Wulf, Odoacar, Wolf, Welf und Eticho die Frage hinzufügt, ob man geduldig anhören wolle, daß alle diese Namen den Begriff Hund enthalten, muß ich mit der gleichen Frage schließen, ob man diese hündische Abstammung des göttlichen Zwillingspaares und der hochgeborenen Welfen geduldig anhören und als in uralten Vorstellungen begründet gelten lassen will. - Später freilich, als die ursprüngliche 'höhere', Stellung des Hundes vergessen war, oder man sich derselben zu schämen anfing, gestaltete sich die Sage anders und zwar nicht bloß mit Bezug auf Romulus und Remus, sondern wir begegnen dieser umgebildeten Form auch sonst, sowohl im Alterthum (s. G. C. Lewis Untersuchungen über die altrömische Geschichte 1, 393 f.) wie in den wunderbaren Umständen, welche die Geburt Wolfdietrichs und anderer neu - europäischer Volkshelden begleiten. Vgl. DM. 363. Uhlands Schriften 1, 191. 226. Die älteste Gestalt auch dieser Sagen mag wohl eine andere gewesen sein und Thiere als Stammväter genannt haben, wie wir z. B. aus der merkwürdigen symbolischen Verwandlung eines irischen Königs in ein Ross ersehen, womit wahrscheinlich ein Hengst als mythischer Stammvater des betreffenden Königsgeschlechtes gemeint war; s. die bereits angeführte Stelle zu Gervas. S. 64. LÜTTICH.

FELIX LIEBRECHT.

ZUR SLAVISCHEN WALTHARIUSSAGE.

In den 'Videnskabs - Selskabets Forhandlingar' Christiania 1862, befindet sich eine Notiz *), deren Inhalt auch die Leser der Germania interessieren dürfte, weshalb ich sie hier abgekürzt folgen lasse.

„Herr Sophus Bugge theilte einige Bemerkungen mit über die auf Island aufgezeichnete Saga von König Halv und seinen Helden. — Nachdem er sich über das Alter der Saga ausgesprochen, suchte er die Meinung geltend zu machen, daß Hjorleiv und Halv vollkommen

*) Der mir zugekommene Separatabdruck trägt keine Seitenzahl.

sagenhistorische Persönlichkeiten wären. Namentlich wies er darauf hin, daß die in Halvs Saga cap. 8 über den König Hjorleiv (Fornald. sög. II, 33 ff.) mitgetheilte Sage ein Glied in einer ganzen Reihe von Sagen und Märchen bildet, die von Felix Liebrecht (der jedoch die nordische Version nicht besprochen) in Pfeiffer's Germ. 5, 56 ff., so wie in Benfey's Orient und Occident 1, 125 ff. zusammengestellt sind. Es wäre ein und dieselbe Sage, die so weit umhergewandert und an verschiedenen Orten verschiedentlich modificiert worden sei. Auf die Frage, wann und wo sie zuerst entstanden und auf welchem Wege sie nach diesen verschiedenen Ländern gewandert wäre, wagte Herr Bugge keine Antwort zu geben. Gegen Liebrechts Meinung, daß die Quelle die indische Erzählung, letztere aber wahrscheinlich durch die Mongolen nach Europa gekommen sei, spräche namentlich die altnordische Sage, die bei uns kaum jünger als das Heidenthum sein möchte. Ihr hohes Alter würde durch mehre Verse der Saga dargethan, von denen einer in berichtigtem Texte mitgetheilt ward. Auch enthielte die Sage keinen Zug, der mit Bestimmtheit auf einen indischen Ursprung hinweise; jedoch wäre es wohl möglich, daß sie von Osten her zu uns gekommen ist."

So weit Bugge, dem man für diesen Nachweis der nordischen Wendung der in Rede stehenden Sage den besten Dank schuldet. Auf seine Schlußbemerkung muß ich jedoch Folgendes erwidern. Auch nach Müller's Ansicht (Sagabibl. 2, 456) scheint es nämlich, daß die Halvssaga zwar schon im eilften Jahrhundert aus alten Liedern entstand, jedoch erst zu Anfang des dreizehnten niedergeschrieben wurde; zu dieser Zeit konnten bereits aber sehr wohl indische Erzählungen durch die Mongolen und Russen nach dem Norden gedrungen sein, selbst ehe noch die vollständige Unterjochung der letzteren durch erstere eingetreten war. Daß aber die obige Sage sich bei den Russen findet, habe ich in Benfey's Orient und Occ. 3, 357 nachträglich gezeigt, so daß also meine Ansicht über den Weg, auf dem dieselbe von Indien nach Europa gelangt ist, noch immer sich als haltbar und sogar als wahrscheinlich erweist.

Bei dieser Gelegenheit will ich auch noch bemerken, daß ich über die Germ. 5, 58 erwähnte Sitte, Besiegten das Haupt abzuschlagen und als Trophäe fortzuführen, ebend. 10, 111 Anm. weitere Nachweise gegeben. Vgl. auch Grundtvig Danmarks Gamle Folkeviser 1, 209 Str. 26: 'Den anden Dyst, de sammenreed Memring hug

Rundkruds Hoved af.'

LÜTTICH.

FELIX LIEBRECHT.

174

DER RITTE.

=

=

Im Mittelalter bis zum 17. Jhd. begegnet uns häufig das Wort ritte, jarritt, meist in Verwünschungen, zuweilen als Personification. Grimm (Myth. 1107) und nach ihm Simrock 547 leiten es von rîtan (reiten) her, indem das Fieber „wie ein Alb betrachtet werde, der den Menschen reitet, rüttelt und schüttelt". Es ist mir dies immer unwahrscheinlich vorgekommen. Wir sagen: Es beutelt mich; in Baiern wird das Fieber ausdrücklich als Beutelmann (Schmell. 1, 219) personificiert. Zu dem Begriff schütteln" („ich erschutte ir ir gelider" sagt der ritte zur Floh bei Boner Edelst. 77) stimmt auch das in ältern Dialekten mit h anlautende (z. B. angelsächs. hridhjan Gr. Gr. 1, 267) Verbum rîdan, reiden (Schm. 3, 54) torquere, mhd. rîden = sieben, noch heut zu Tage in Baiern (Schm. 3, 53) und Westfalen reden durchsieben. Das mhd. ride, reit, geriden im Sinne von drehen, wenden lebt in Nieder-Österreich noch fort in reutern, z. B. Wenn Sie's nicht klauben (glauben) wolln, so thun Sie's reutern (= das Feine absondern), in Ober-Österreich reiten (= rütteln, s. Höfer 3, 30); die Reite nehmen (= in einer Wendung fahren); die Reiter oder Reuter Sieb. Im mhd. rite, später rid und ritt (Genit. des ritten), d. h. das Fieberschütteln, das Fieber. Zu den Beispielen mhd. WB. 2, 698 u. Gr. Myth. 1107 füge ich noch einige aus dem 16. Jhd., woraus hervorgeht, daß der Begriff des Reitens nicht zu Grunde liegt. Unter den Flüchen bei Agricola (Nr. 473 bis 502) heißt es: „Der gäch ritten gehe dich an. Diß wort ist am Reinstram fast gemain uud ist meines dunkens der ritt das feber, das kalte oder frörer. Der gächritten aber das feber, das bald tödtet. Der gäch oder schnelle ritten ist ein underscheidener ritte von den anderen, als von dem viertegigen und dreitegigen ritten. Die weren lange, oft ein ganzes jar, oft ein halbes." Von dem dritägleichen und dem viertägleichen riten ist auch die Rede bei Megenberg (Pfeiffer S. 697). Wie es nun bei Agric. 472 heißt: 'Daß dich ein bös jar ankomme,' d. b. du sollst das Jahr hindurch keine gute Stunde haben, so gebraucht H. Sachs das Wort jarritt, z. B.: 'Nun muß ewer der jarritt walten (I. 478); die magd sprach: der jarritt schlag in das wesen, solt ich erhungern (I. 511"); daß euch der jarritt schend (I. 115); der jarritt walts' (II, 4, 119). Ferner: 'Daß dich der ritt wasch! (Dialoge 15, 2). der ritt schütt dich' (I. 512). Deutlicher personificiert in dem Ausdrucke: 'Ins Ritt nam' (II. 2, 47), wie wir sagen: Ins Teufels Namen; 'warf den ins wasser ritten nam' (II. 4, 119). Eine vierte Form der Verwünschung bei H. Sachs ist endlich: 'Hab dir den ritten!' (II, 2, 49).

WIEN.

TH. VERNALEKEN.

AUGENBLICK UND HANDUMDREHEN.

Um den flüchtigen, kürzesten Zeitpunkt zu bezeichnen, sagt das Volk: 'im Augenblicke' oder 'im Handumdrehen'. Dem ersten sprichwörtlich gewordenen Ausdrucke begegnen wir zuerst bei Notker: in slago dero brawo Ps. 2, 12 dem Wesen nach, obwohl in anderer Form. Diese ist noch lange Zeit hindurch die gang und gäbe, z. B.:

als schiere so ein brâ

ze der andern slahen mach. Fundgruben I, 199, 45.

so chumt der jungiste tac

also sciere so ein brâslach. Diemer 287, 9.

also schiere diu ober brâ

die nideren gerüeret. Bonus 163.

biz man geruorte die brâ. Servatius 342.

deheiner riuwe mir got erbeit

biz ein brá die andern ruorte. Servat. 3458.

ê ich die hant umb kêrte

oder zuo geslüege die brâ. Erec 5172.

und halt eine wile als lange als ein brâwe die andern möhte gerüeren. Berthold I, 527, 25.

daz leben niht geherten mac

wan als ein kurzer brâwenslac. Barl. 213, 36.

daz was als ein brâwenslac,

niht baz ich ez gelîchen mac. Martina 256, 35.

biz ein brâ zer ander sich wol gâhes ûf und nider zucket. J. Tit. 3080, 2.

antequam supercilium superius inferiori jungi posset. Caesarius Heisterb. 12, 5.

'Augenblick' begegnete mir erst in der Kaiserchronik:

daz er einis ougenblickes langer muge geleben. M. 9990.

Andere Belege sind:

als ein gæhir ougenblic
gên den stæten fröuden wiget.
diz ist ein kurzer ougenblic.
eines ougenblickes gedrucket.
sneller danne der ougenblic.

Martina 102, 28.
Martina 254, 95.
Martina 269, 86.
Myst. I, 385, 18.

als lange gelebet unz man ein ouge ûf getuot unde wider zuo getuot. Berthold I, 124, 10.

Auch der Ausdruck 'im Handumkehren' war dem Mhd. schon geläufig:

ê ich die hant umb kêrte. Erec 5172.

als lange, als ein hant mac umbe gekeret werden. Berthold I, 30, 34. niuwen als lange als einz sine hant möhte umbekêren. Berthold I, 388, 28.

ê man die hant gewende. Tristan 349, 32.

Dasselbe bezeichnet knapper einer hende wîle, hantwîle, z. B.:

bî einer hande wîle. Leyser's Predigten 42, 19.

dâ mite er alle dine sunde

in einer hantwîle hete verbrant. Litanei 1233.

joch eine hantlange wile. Berthold I, 275, 16.

und in dieser Bedeutung ist es wohl auch Kudrun 384, 3 zu nehmen:

sî hatens wærliche niht einer hende wîle,

ob er solte singen, daz einer möhte rîten tûsent mile. Vollmer.

si hetenz niht geahtet einer hende wîle. Müllenhof.

sie hetens niht enphunden einer hande wîle. Bartsch,

dessen Erklärung mir sehr gesucht scheint.

Die kürzeste Zeit (Moment) ist auch gemeint, wenn es heißt: etlicher unz an den morgen vruo

slief niht einer hende breit. Biterolf 9568.

PHENICH.

I. V. ZINGERLE.

Das mhd. Wörterbuch setzt zur Erklärung dieses Wortes (II', 491) 'Buchweizen?' bei. Dieser kann aber nicht gemeint sein. Phenich ist eine Hirseart, als setaria italica oder panicum italicum den Botanikern bekannt. In Leoniceri Kräuterbuch (1630) finden wir die drei Hirsearten aufgeführt: 1. Hirsen, 2. der welsch Hirsen, den man Sorgsamen nennet, vulgo Sorgi vnd Milium Indicum, 3. Fench oder Pfenich oder Fuchsschwanz, latine Panicum (S. 527). Der mhd. Ausdruck für die zweite Art war 'surch', der im Tiroler Urbar von 1280 öfters vorkommt, heutzutage nennt man diese Pflanze im deutschen Südtirol 'Zürch'.

I. V. ZINGERLE.

« السابقةمتابعة »