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Das Præteritum vah ist diesmal nach Analogie von giban, gaf mit Aspiration aus vigan gebildet, welches wägen, und folglich auch darwägen bedeuten konnte, so daß Volsi als der Besitzer bezeichnet wird, welcher das Gold zum Gefäße darwog. Die Form vah statt vag kann mundartlich gewesen sein, oder auch nur auf Rechnung der ungenaueren Volksaussprache kommen. Möglich wäre auch, daß darwägen im Sinne von schenken stünde, wie in dem ags. sincgevæge, Schatzdarwägung für Austheilung.

Schließlich ist das Gefundene noch zusammenzufassen zu Fol

gerungen

Über den Volksstamm

und die Heimat der Goldgefässe, obwohl es zur Zeit darüber nur Vermuthungen geben kann.

Fest steht aus der Sprache der Inschriften ein zum Kreis der Gothen gehöriger Stamm, und aus den Runen, daß es nicht genau derselbe war, dem wir den Ring von Bukarest, ursprünglich von Pietraossa, verdanken, weil hier zwar die meisten Zeichen gleich, aber die Runen für G und N verschieden, und zwar die gewöhnlichen sind. Daß dieser Ring aber gothisch ist, dies ist mir nicht mehr zweifelhaft; das erste Wort in seiner Umschrift: Guta niothi hailag kann ich des Consonanten wegen nicht mehr wie früher auf die Götter (gup), sondern nur auf die Gothen beziehen *), Gutâ mag für Gutnâ stehen, wie im ags. und altn., oder Compositions vocal enthalten, und so wird zu übersetzen sein: dem Gothen-bedürfniss, heilig der alte Schwurring der Heiden, der einem Hauptgerichtsort und Hauptheiligthum des Volkes angehören mochte, konnte sich allenfalls in christliche Zeit hinein erhalten, doch gab es auch in der Zeit nach Ulfila, in welche die Sprachformen der Inschrift zu gehen nöthigen, noch genug heidnische Theile des großen Gothenvolkes. Die authentische Schreibung des Volksnamens der Gothen ist in der Einzahl Guta, so mit T erscheint er in dem Gut thiuda des gothischen Calenders, während die Griechen Γότθοι sagten.

Wenn man nun von dem Sprachgebrauch des griechischen Historikers Procopius ausgeht, wonach Gothen schlechthin für Ostgothen steht, wie wo er sagt: „unter den gothischen Völkern sind die zahlreichsten und angesehensten die Gothen, Wandalen, Wisigothen und Gepäden" (bell. Vand. 1, 2), und wenn man hinzunimmt, daß der

*) Das nioth für Bedürfniss ist belegt in m. Abh. De inscriptionibus duabus runicis ad Gothorum gentem relatis, Marb. 1861 p. 19.

mitgefundene Ring XAIPE KAI ПINE aussagt, und auch in dem ganzen Kreis der übrigen Goldgeräthe des Fundes von Pietraossa (Arneth Text S. 85-87 und auf den Tafeln Anh. V und VI) weder ein Kreuz noch eine sonstige Spur christlicher Art in den Verzierungen ist, wohl aber Nachahmung griechischer Götterdarstellung auf der großen goldenen Schale (Arn. V, 1 und S. 85), so wird einige Wahrscheinlichkeit für die Annahme sein, daß dieser Schatz mit dem Schwurring, dessen Runeninschrift sich dem 5. Jahrh. fügt, von einem noch heidnischen Zweig der Ostgothen herstammt.

Nun geht aber aus fast allen Bestandtheilen des noch größeren Banater Fundes, namentlich aus den Kreuzen, aus der den Psalmen entnommenen griechischen Inschrift, wie aus der 7. Runeninschrift hervor, daß der Stamm, dem er angehörte, oder doch die Häuptlinge, welche die Goldgefässe besassen, das Christenthum angenommen hatten, wenigstens also muß dieser Schatz einem andern Zweig des Stammes, als der vorige, zugeschrieben werden. Da es nach allen Umständen, besonders dem Werth des Besitzes und der Nachahmung griechischer Kunst zufolge, ein angesehener und gebildeter Stamm gewesen sein muß, so ließe sich wohl an die Westgothen denken, denn der Fundort, nördlich der Donau, entscheidet natürlich nichts über die Heimat der Sachen. Aber der aus der Sprache der Inschriften sich ergebenden Zeit der Goldsachen entspricht es nicht, an die Westgothen zu denken, wegen ihrer großen Entfernung. Altgothisch sind zwar noch Formen Gundivakrs, ik Ohsala, vakai, und das Ar in Arvig; aber eine Perfectform wie hakthos statt hakitha, vah statt vag, das verschwundene Nominativzeichen S in Arvig, und in sath, das abgeworfene A der schwachen Declin. in den Namen Ekas(a) und Akemb(a), so wie die hierin auftretende Schwächung des I zu E, die übrigens in Namen sehr bald nach Ulfila auftritt, nach dem Frete la von 403 statt Fritila d. b. Frithila zu urtheilen, nöthigen ins 5. Jhd. zu gehen, aber nicht weiter, weil nur erst ein Schwanken von den zuerstgenannten reingothischen Formen hinweg cingetreten ist.

In dieser Zeit wohnen in der Nähe der Donau von angesehenen gothischen Stämmen nur noch Gepiden und Ostgothen. Die Westgothen wohnten ja bereits seit 396 in Illyrien, von wo sie 412 nach Gallien zogen westlich der Rhone, alsbald aber war Spanien ihre Heimat. Es wäre nicht abzusehen, wie die Goldgefäße sollten aus Illyrien oder Gallien oder Spanien nach dem Banat gekommen sein. Die wenigen in Mösien am Hæmus zurückgebliebenen Westgothen aber schildert Jordanes als verarmte Nomaden. Wenn denn die Westgothen nicht

in Betracht kommen können, so wird die Wahl zwischen den obengenannten Stämmen sein, und sich nach ihrem Verhältniss zum Christenthum entscheiden müßen. Der Fundort im alten Dacien würde am meisten für die Gepiden sprechen, die nach 453 aus Südpolen herabgezogen waren bis zum linken Donauufer hin, indem sie den Sieg über die Hunnen, denen sie vorher gleich den Ostgothen dienstbar waren, entschieden hatten. Aber der Fundort allein kann eben hier nicht bestimmen; es fragt sich, ob im 5. Jhd. das Christenthum bei ihnen, wenn auch nur theilweise, Eingang gefunden hatte. Dies ist für die Zeit, wo sie noch in Polen wohnten, bei ihrer Entfernung von Constantinopel, dem Hauptsitz der Gothenmission, die besonders von Chrysostomus, dem Bischof dieser Hauptstadt 398-404, gepflegt wurde, wenig wahrscheinlich. Jordanes sagt zwar, daß die Westgothen, nachdem sie durch Valens was übrigens von Bessel bestritten ist vielmehr Arianer als Christen geworden, sowohl den Ostgothen als den Gepiden, ihren Verwandten, das Evangelium und den Irrglauben mitgetheilt haben, und daß sie die ganze Nation gleicher Sprache zur Annahme dieser Sectirerei einluden (c. 25). Inzwischen ist immer nur von Mittheilen und Einladen, nicht aber von Erfolg und Wirkung unter den Ostgothen und Gepiden im 4. Jhd. die Rede. Bis wenigstens zur Mitte des 5. Jhds. galten die Gepiden noch als Heiden, denn Salvianus († 486 als Presb. in Massilia) rechnet zu den Heiden unter den Barbaren, die er übrigens noch besser findet, als die christlichen Römer: die Sachsen, die Franken, die Gepiden, Alanen und Hunnen, in der Schrift De gubernatione Dei (von 455) 7, c. 15. Es fehlt noch an eingehenden Untersuchungen über die Zeiten, in denen das Christenthum von den einzelnen Stämmen der Gothen angenommen wurde. Rettberg hatte in seiner Kirchengeschichte Deutschlands die Gothen ganz ausgeschlossen. Ausführlich bespricht sie die treffliche Schrift von W. Krafft: Die Anfänge der christlichen Kirche bei den germanischen Völkern, deren erster Band, Berl. 1854 jedoch, der nur bis 412 geht, die berührte Frage nicht besonders behandelt, und wohl schon durch Bessels Leben Ulfilas Modificationen erleidet.

Diejenigen Gothen, unter welche Chrysostomus christliche Sendboten ausschickte, müßen, da die Westgothen zu einem großen Theil bereits unter Ulfila übergetreten, zu Chrysostomos Zeit aber nach Illyrien gezogen waren, besonders die Ostgothen gewesen sein, unter denen zwar, wie bemerkt, schon Ulfila missioniert hatte, die aber zum größeren Theil Heiden geblieben waren. Viele Gothen starben den Märtyrertod in der Christenverfolgung durch Athanarich seit 370, den

noch heidnischen Westgothenkönig. Dadurch aber pflegte immer das Ansehen der neuen Religion vielmehr zu steigen als abzunehmen. Von großer Wirkung mußte die Übersetzung der Bibel in die Volkssprache sein. Nun erfahren wir aus einem Briefe des Hieronymus, der in Martianays Ausgabe (Tom. II, 626) mit Recht unter die exegetisch kritischen gestellt ist, und der vom Jahr 403 oder 404 herrührt, daß zwei Gothen, Sunnia und Fretela, eine Anfrage an ihn gerichtet hatten über Verschiedenheiten zwischen der lateinischen und griechischen Übersetzung der Psalmen, um die Wahrheit aus dem Hebräischen zu erfahren, dessen unter allen Kirchenvätern nur Hieronymus kundig war, damals in Bethlehem wohnend. Seine gelehrte Antwort, die wir allein besitzen, hatte sich fast über den ganzen Psalter hin zu erstrecken. Es kann nicht lange zweifelhaft sein, welchem gothischen Stamm diese wissbegierigen Männer angehörten. Denn der Kirchenvater, der im Eingang seines Schreibens Gott preist für dieses Siegeszeichen des Christenthums unter den Barbaren, fügt hinzu: „Wer sollte es glauben daß die barbarische Zunge der Gothen nach dem reinen Sinn der he bräischen Urschrift forschen würde, und daß während die Griechen schlafen oder vielmehr mit einander streiten (es war der origenistische Streit, der 400 die Verdammung des Origenes herbeigeführt hatte, und der mit der Absetzung des Chrysostomus 404 fürs erste endigte), gerade Deutschland das göttliche Wort erforschen würde." Zu Deutschland konnten damals in der Ferne wohl die Donaugegenden, aber nicht Illyrien gerechnet werden. Man darf also Sunnia und Fretela mit Wahrscheinlichkeit für Ostgothen erklären, und annehmen, daß auch sonst in diesem Stamm die Mission des Chrysostomus bereits Früchte getragen hatte *). Dies wird um so mehr erlaubt sein, wenn wir die Entstehung der Inschriften jener Goldgefäße die griechische hat schon starke Abbreviaturen in die zweite Hälfte des 5. Jhds. setzen, welches auch die Zeit der burgundischen Runeninschrift auf der Spange von Charnay ist.

Nach dem Sturz des Hunnenreiches 453 wohnten die Ostgothen in den Strecken zwischen Wien und Belgrad. Letztere Gegend wäre nicht weit entfernt von dem Ort, wo der Schatz gefunden wurde. Unter der Annahme, daß die Goldgefäße unter einer christlich gewordenen Verzweigung dieser Ostgothen, deren Häuptlinge und Fürsten so oft in Constantinopel ihre Bildung erhielten, entstanden, würde sich

Für Ostgothen stimmt auch W. Krafft, wenn er a. a. O. S. 406 die Absender des Briefes in Constantinopel als orthodoxe Christen lebend voraussetzt.

selbst ein Jahr, welches man nicht überschreiten dürfte, das Jahr 481, als Grenze ihrer Anfertigung angeben lassen, denn in dieser Zeit führte der zweite westgothische Theodorich, der sicher ein Christ war, und für Befestigung des Christenthums eifrig sorgte, sein Volk aus den genannten Gegenden heraus nach Italien. Im folgenden, dem 6. Jhd., finden wir unter den Ostgothen schon einen heftigen Eiferer für das arianische Christenthum, den Zalla, den Gregor dial. II, 31 einen Zeitgenossen des Totila nennt.

Zur Bestätigung aber der bisherigen Ergebnisse dient der ungemeine Reichthum an Gold, den wir auch nach dem Thatbestand des Fundes bei einem Stamm voraussetzen müßen, in dem auch Häuptlinge, die nicht gerade Könige sind, ihr Trinkgeschirr aus reinem Gold anfertigen lassen können, welches gerade so gut als das des Kaisers Valens ist, weshalb Arneth, wie schon bemerkt, unter Vergleichung der Verzierung der Medaillen dieses Kaisers, eben seine Zeit für die der Goldgefäße vermuthen konnte. Nun wurde aber das Gold der oströmischen Kaiser den Gothen in den jährlichen Summen, womit sie ihnen den Frieden abkauften, schon weit über hundert Jahre vor Valens ausgezahlt. Davon sagt Leo a. a. O. S. 259: „Bereits Alexander Severus zahlte den gothischen Fürsten Jahrgelder für den Frieden; diese Jahrgelder aber scheinen besonders den ostgothischen Königen die Mittel gewährt zu haben, ihre Macht zu verstärken; ihr Reich erscheint bald als das mächtigste." Die gedachten Friedensgelder steigerten sich aber je länger desto mehr; von dem älteren ostgothischen Theodorich, dem Sohn des Triarius, ist bekannt, daß er jährlich 2000 Pfund Gold vom Kaiser Leo im Jahr 471 forderte und erhielt (Manso Gesch. der Ostgothen S. 19), jeder König aber war in unserm Altherthum ein Goldgeber, und mit Goldringen und Goldgefäßen wurden die Edlen seiner Gefolgschaft ausgestattet, vgl. Beov. 81. 622. 1200. Parz. 10, 4. 5.

Es ist daraus klar, daß sich bei den Ostgothen massenhafte Goldschätze anhäufen mußten, und wenn dazu der Fund von Pietraossa gehört, der nach Arneth S. 14 40 Leipziger Pfund Gold beträgt, und wie noch wahrscheinlicher der Banater Fund, der vielleicht nahezu die Hälfte jenes Goldwerthes erreicht, so sind darin nur geringe Reste von dem bedeutenden Goldbesitz der Ostgothen übrig und in alter Form erhalten.

Daß auch die Gepiden reich an Gold waren oder wurden, kann nicht geleugnet werden, sie empfiengen nach ihrem Einzug in Dacien 453, wie Jordanes c. 50 berichtet, ebenfalls jährliche Friedensgelder und dasselbe Kaisergold. Es wäre daher möglich, sie für die Anfertiger

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