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als ein stehender Bauernbrauch aus Schweden gemeldet, während man durch Birlinger (Volksthümliches aus Schwaben 2, 8) genugsam wissen könnte, daß es bei unserem eigenen Landvolke gleichfalls noch niemals vergessen worden ist.

Dies sind die für den Ruhm und Frieden der Abgeschiedenen gestifteten und den Überlebenden gewidmeten Kornspenden. Nun von dem allgemeinen Todtenopfer zum besondern übergehend, berichten wir im Folgenden noch von der vielfachen Art und Form unserer landschaftlichen Seelbrode.

II. Das Kuchenopfer.

Die Sorge katholischer Landleute für das Seelenheil ihrer Abgeschiedenen bleibt das ganze Jahr über eine stillgeübte Pflicht, die sich mit stummen Zügen allen gedenkbaren Hausgeschäften einprägt. Wenn man die Brosamen des Eẞtisches eine Woche hindurch in der Tischtruhe gesammelt hat, schüttet man sie Samstag Nachts ins Herdfeuer; denn so dienen sie für den kommenden Feiertag den Armenseelen zur Absättigung. Was beim Herausschöpfen aus der Suppenschüssel auf den Tisch abfällt, jene Milchstraße von der Schüssel bis zum Kindsteller hin, darf nicht wieder in den Teller herein genommen werden, sondern verbleibt den Armenseelen. Macht die Frau den Brodteig an, so wirft sie eine Hand voll Mehl hinter sich, ein Stückchen Teig in den Backofen, beim Küchleinbacken erst etwas Schmalz aus der Pfanne, dann auch das erste Küchlein ins Feuer. Sogar die Holzhauer im Walde legen ihr zu hart gewordenes Brodstückchen auf die Baumstämme hin: Alles für die Armenseelen. Wenn die Hofbäuerin am Samstag ihr frisches Kleinbrod zu backen hat, wie man es für jeden Feiertag begehrt, so werden aus den Teigresten der Backmulde klotzförmige Brödchen geknetet, Mutschen, Spend- und Almosenbrödlein genannt. Man verschenkt sie an vorüberziehende Fremde und Arme.

Es ist dies ein hier an die Armuth, dorten an das Feuerelement hingegebener, geopferter Theil, damit dadurch dem übrigen Hausbrode die gesegnete Nährkraft verbleibe; zugleich aber geht der Empfänger die stillschweigende Verpflichtung ein, seine vorgeschriebene Anzahl Vaterunser für die Armenseelen abzubeten. Der Brauch ist eben so alt als landschaftlich weitreichend, er findet sich im Süden und Norden. So muß der schwäbische Lehensbauer auf Schloß Hohenkrähen im Namen des dortigen Burggeistes, so oft man backt, jedem vorbei kommenden Bettler einen Laib Brod schenken (Meier, Schwäb. Sag. Nr. 85), und der norddeutsche Edelherr, von welchem Ad. Kuhn erzählt (in

v. d. Hagens Germania 9, 94) hat testamentarisch verfügt, daß jedem Armen, der sein Landgut betritt während man da backt, ein Brod verabreicht werde.

Noch viel lebhafter drückt sich dieselbe Sorgfalt für die Abgeschiedenen aus, wenn die Zeit des Allerseelenfestes naht. Dann brennt die Nächte durch ein Licht in jedem Hause, die Lampe ist nicht mehr mit Öl, sondern nur mit Schmalz gefüllt, die Wohnstube wird vor Schlafengehen gekehrt, die innere Thüre, oder mindestens ein Fensterschalter bleibt geöffnet, das Feuer am Herde ungelöscht, das Tischtuch unabgenommen, das Nachtessen unabgetragen, ja man setzt noch Milch und Krapfen frisch hinzu, oder Wein und Fleisch, anderwärts sogar neunerlei vorgeschriebene Speisen, man geht frühzeitiger zu Bette, Alles um die lieben Engelein ungestört einkehren zu lassen. Denn heute soll ihnen alles im Hause zu Gute kommen. Am Herdfeuer sollen sie, diese Weitgewanderten, sich erwärmen, mit dem Weihwasser neben der Stubenthüre, mit dem Schmalz in der Hauslampe sollen sie sich die Brandwunden des Fegefeuers kühlen, mit dem Nachtlichtlein sich die müden Augen des Grabes erhellen; und obschon sie keine der neunerlei Speisen berühren, so werden diese doch aufgetischt und Tags darauf mit neuem Korn, mit neuem Obst und frischem Most dieses Jahrganges den Armen und fremden Kindern vertheilt, welche für die Armenseelen um so mehr beten werden. So ist es Bauernbrauch in den Landschaften Tirols, Altbaierns, der Oberpfalz und Deutschböhmens, über welche die sittengeschichtlichen Sammelwerke von I. V. Zingerle, Jos. Lentner, Schönwerth und Grohmann vorliegen. Jedoch Ähnliches hat ehemals überall gegolten, es war neben und außer dem Christenbrauche, beim deutschen und beim welschen Bauern vorhanden, und so gibt es sich durch weite Länderstrecken noch in fühlbarer Übereinstimmung zu erkennen. Ove Thomsen berichtet, daß der nordische Bauer in den Julnächten, in denen die Himmlischen ihren Umzug halten, die Speisen am Tische stehen lässt und eine Öse Bier dazu setzt für die einkehrenden Alfen; sogar der Schöpfbrunnen wird zugedeckt, damit Nachts kein Unterirdischer hinein falle. Der Ehste, über dessen Bräuche Boecler-Kreuzwald im Jahre 1854 besonders geschrieben hat, heizt am Allerseelentag die Badstube, richtet drinnen eine Mahlzeit an und ruft seine Verstorbenen alle dazu mit Namen herbei. Die Speisekammer und die Hausthüre bleibt ungeschlossen, jeder vorüberreisende Unbekannte wird gastlich aufgenommen, in seiner Gestalt könnte sich ja der Abgeschiedene verbergen, und heute soll der unsichtbare und der wirkliche Gast an nichts Mangel haben. Noch

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errichtet sind. Es steht außer Zweifel, daß diese Beinhäuser auf deutschem Boden ursprünglich heidnischer Abkunft sind, denn der germanische Knochencultus ist nachweisbar in unseren Landschaften älter als der christliche Grabcultus. An die Erhaltung der Knochensubstanz knüpfte der Germane die Fortdauer überhaupt und gab daher seinen Leichen Ersatzknochen und Ersatzschädel, sogar hölzerne, mit ins Grab. Es ist bereits jener Thonschädel im Vorausgehenden gedacht, weiche der Verwundete mit Korn füllt und zu Opfer- und Heilzwecken in Capellenbäume aufhängt. Man erinnere sich dazu jenes Kindermärchens vom Machandelbôm; das von der Stiefmutter ermordete und verscharte Kind verwandelt sich alsbald in einen geflügelten Engel, sowie seite Knochen wieder aufgelesen sind. Und daher stammt ja das Volkslie im Götheschen Faust:

Mein Schwesterlein klein

Hub auf die Bein,

Da ward ich ein schönes Waldvögelein.

Diese Voraussetzungen sind durch den Gräberfund bereits bewahrheitet In dem Alemannischen Grabfelde am Lupfen, im Würtemberger Oberamte Tuttlingen, hat man solcherlei hölzerne Ersatzfüße in nicht ringer Anzahl erhoben; anderwärts findet man zwei Schädel zu eine einzigen Gerippe im Heidengrab, und eben dahin wird es zu recunes sein, wenn irgendwo einmal ein kirchlich verehrtes Heiligengeripte ausgestellt in seinem Glaskasten auf dem Altar, zwei linke Arme cut" zwei rechte Beine zu sehen gibt. In der Pfarrkirche zu Hiltisriede: Kanton Luzern, liegt ein hl. Leib ausgesetzt, welcher zwei linke Bene hat, Obschon es hierüber manche Nachbarspöttereien gibt, entfernt mas dieses eine unpassende Bein doch keineswegs. Ob nicht etwa die E richtung der Beinhäuser auf Christenkirchhöfen erst erfolgt sei, dadurch dem heidnischen Missbrauch zu steuern, der in Form d Knochencultus ausnehmend weit um sich gegriffen hatte, lässt sich zwar noch nicht mit Bestimmtheit angeben: Thatsache indessen in daß für Deutschland erst die später

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hanser und namentlich die Todtenbeine sind es, die in den hierüber gedenn wechselten Flug- und Streitschriften eine stehende Rolle spielen. Damals indsch schrieb der erste deutsche Dramatiker des sechzehnten Jahrhunderts, (noche der Basler Buchdrucker Pamphilus Gengenbach, ein jemerliche clag vber ab da die Todtenfreßer; er legt darin einer Nonne, d. h. der bei Begräbnissen bezahlten Leidfrau, die Worte in den Mund:

le, mita

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He

gel.

ja s

die todten bain schmecken uns wol,

dobei wir tag und nacht sind vol.

Kin Gengenbachs Landsmann und Nachfolger in der Schauspieldichtung ist der Berner Nikolaus Manuel. Von ihm berichtet der Berner Chronist Valer. Anshelm zum Jahre 1522: „Es sind ouch diß Jahrs hie zu Bern zwey in wite Land ußgespreite Spil durch den Maler Niklausen Manuel gedichtet und offenlich an der Krützgassen gespilet worden; eins, namlich der Todtenfrässer, berührend alle Mißbrüch des ganzen Bapstthumbs, uff der Pfaffen Fasnacht". Damals begann man die Beinhäuser auszuleeren, die Knochen zu beerdigen, die Obrigkeit untersagte den Luxus der gehäuften Todtenopfer, Seelmessen und Leichenschmäuse. Wollte eine Landschaft nicht alsbald die hergebrachten rituellen Schwelgereien unterlassen, so zog sie sich den Scheltnamen Todtenfresser zu, wie er deshalb bis heute der Bevölkerung des Zürcherlandes verblieben ist; vgl. Meyer-Knonau, Beschreib. des Kt. Zürich 2, 154.

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Das Stutenbrod, niederländisch stuite, das jetzt noch bei ostfriesischen Leichenbegängnissen vertheilt wird, gehört seiner Namensbildung nach dem niederdeutschen Sprachkreise an und hat daher seine Verbreitung von Holland und Schleswig an bis Köln und Halle gehabt. Es ist ursprünglich ein großes schenkelförmiges Weißbrod, das an seinen dicken Enden abgerundet, wie der Bäckerausdruck sagt, gestoßen ist, und also gar nichts mit dem Thiernamen Stute, niederdeutsch stoot, gemein hat, obschon man Tiroler Todtenbrode auch in Form von Rösslein backt. Eine ganze Last solcher Stuten wird beim Begräbnisse der reichen Frau Richmond in Köln an die Stadtarmen ausgetheilt. Firmenich 1, 449. Das Staudenbrod zu Halle ist ein geklot des Rundbrod und hat also seine ursprüngliche Form Innerrhoden die alte Brodform, jedoch t. Bei dem Begräbnisse einer Bäuerin 3 schritt die Nachbarsfrau dem Sarge sstock, dann folgte der Verstorbenen ssales Langbrod auf einer Schüssel e in einem hübschen Ölgemälde dar

Das im deutschen Süden am weitesten verbreitete Weih- und Festbrod ist der sogenannte Züpfen, ein Eierwecken in Form einer spitz auslaufenden Haarflechte. In Handlänge halten es die Weißbäcker das ganze Jahr über feil, in Ellenlänge aber backt es die Haushaltung auf Weihnachten und Neujahr, und der Katholik auf Allerseelen. Alsdann wird es in fast unglaublichen Quantitäten verbraucht. Im Jahre 1860 berichteten die Berner Localblätter, daß am damaligen Neujahrstage einer der Stadtbäcker zu Bern bis zu 1300 Fres. Züpfenwecken verkaufte. Der Tauf- oder Firmpathe beschenkt sein Pathenkind damit und steckt ihm heimlich ein neues Frankenstück hinein, ebenso der Bäcker seine Kunden, der Wirth seine Stammgäste, der Herr sein Gesinde. Gänd üs au ne Wegge mit sibezich Zöpfe! betteln da die Kinder selbst guter Familien vor fremden Fenstern herum. Keinem wird die Gabe abgeschlagen, dem Dürftigen auch noch ein Geldstück, ein Klei-dungsstück dazu verabreicht. Im Berner Kanderthale nennt man dies Brod geradezu den Ziebel (Zipfel), in Baiern Seelzopf, Seelwecken und Seelzelten, die Schwaben zuckern es und nennen es Zuckerseelen; mit Bierhefe angemacht nennt man sie Hefenseelen, mit Eierweiß bestrichen und als mürbe Ringlein gebacken, sind es die nackenden Seelen. Freilich bedeutet das Wort Seele hiebei auch die überschüssige oder nicht richtig ausgebackene Brodfülle, woher denn auch die Bäckersatzung stammt: Bretzen sollen keine Seele (Teigfülle) haben; allein Name und Bestimmung des Gebäckes bleibt dadurch unangefochten, es ist ein Todtenbrod, dessen Verwendungs- und Benennungsweise besonders nach Südosten so weit über das deutsche Sprachgebiet hinaus sich erstreckt, als dorten deutsche Niederlassungen bleibende gewesen sind. Bei Ungarn und Serben sogar ist es einheimisch, nur ist es dorten einen Tag nach dem Allerseelenfeste auf Allerheiligen verlegt und trägt davon den Namen Allerheiligen - Stritzeln. Eine Südslavin, die Tochter eines ungarischen Geistlichen in Szobb, hat ihren deutschen Verwandten in der Schweiz eine briefliche Beschreibung der Vorgänge gemacht, unter denen man in Ungarn dies Festbrod backt. Am Vorabend von Allerheiligen pflegen die Bäckermeister sämmtliche junge Leute ihrer Nachbarschaft zu sich ins Haus zu laden. Hier hat der Meister mit den Gesellen den Kolatschenteig bereits ausgeknetet, zu gleichen Theilen abgewogen, in lange Teigstriemen geschnitten und geordnet auf die blanke Tafel gelegt. An dieser bittet er die erschienenen Jungfrauen und ihre Galane Platz zu nehmen, und aus je vier solcher Teigstriemen einen Zopf zu flechten. Man legt je ihrer zwei übers Kreuz, flicht davon vierfache Zöpflein und drückt sie an ihrem Ende in eine gerundete Schleife zusammen. Die kleinen einfachen kosten ein paar Kreuzer und

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