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dem Zwecke geschrieben hat, um an einem beliebigen Casus die Frage nach der ursprünglichen Bedeutung der Casus zu erörtern, die Frage, ob die locale oder causale Bedeutung der Casus die ursprünglichere sei, und man könnte fast sagen, daß er ganz zufällig den Dativ herausgegriffen habe. Auf das Gothische hat der Verfasser sich beschränkt, weil wie er selbst sagt in dieser Sprache der Dativ eine fast noch ausgedehntere Anwendung findet als im Griechischen." Diese Abhandlung ist durchaus eine sprachphilosophische Untersuchung: sie beschränkt sich fast ganz auf diejenigen Verwendungen des Dativs, die dieser Casus auch in anderen Sprachen findet. Der absolute Gebrauch des Dativs ist völlig bei Seite gelassen, für die Vertretung des Instrumentals auf eine spätere Abhandlung vertröstet: wir können also diese Schrift ohne irgend welchen Schaden für unsern Aufsatz ruhig unberücksichtigt lassen.

Bei der Darstellung des syntaktischen Gebrauchs des Dativs habe ich mich im Allgemeinen an Jacob Grimm (im 4. Bande der Grammatik) gehalten. Die einzigen wesentlichen Abweichungen von seiner Eintheilung bestehen darin, daß ich die ablativischen und instrumentalen Functionen des Dativs möglichst auseinander halte und daß ich die den Dativ regierenden Verba und Nomina zusammen behandle, je nach den ihnen gemeinsam zu Grunde liegenden Begriffen.

Cap. I.

Der eigentliche Dativ.
§. 1.
Allgemeines.

Beim Dativ haben wir im Gothischen drei Functionen zu unterscheiden: die des eigentlichen Dativs, des Ablativs und des Instrumentals. Grimm (Gr. IV, 683) fasst die beiden letzten Functionen zusammen, indem er einen eigentlichen und einen ablativischen oder instrumentalen Dativ annimmt. Mir jedoch scheint es geboten zu sein, diese beiden zu trennen. Im Lateinischen allerdings wird der verloren. gegangene Instrumental durch den Ablativ mit ausgedrückt, im Griechischen aber übernimmt die Function des Instrumentals der Dativ, des Ablativs aber der Genitiv (der Ablativ ist als der Casus des Woher? anzusehen, woher denn auch die Präpositionen ἀπό, πρός, ὑπό, κατά und zapá zur Bezeichnung des Ortes oder der Person, von welcher, etwas ausgeht, den Genitiv regieren). Auch im Gothischen hat der Dativ zur Beantwortung der Frage nach dem Woher? entschieden ablativische,

nicht instrumentale Geltung. Im Verlaufe unserer Untersuchung wird sich zeigen, daß der Mangel einer Unterscheidung zwischen ablativischer und instrumentaler Geltung des Dativs bei Grimm manche irrige Ansicht hervorgerufen hat.

Während der Accusativ der am Völligsten objective Casus ist, der Casus, in welchen diejenige Person oder Sache gesetzt wird, auf welche ganz direct die Thätigkeit des den Satz beherrschenden Subjects gerichtet ist, hat der Dativ eine bedeutend stärkere subjective Färbung, indem er das Verhältniss zu einer anderen, neben dem Subject und Object existierenden, entfernter stehenden Person oder Sache angibt, indem er aussagt, daß etwas für oder in Bezug auf Jemand oder Etwas geschieht, kurz, er ist der Casus des entfernteren Objects. Daher findet er sich ganz besonders häufig zur Bezeichnung desselben bei transitiven Verben neben dem Accusativ, der das eigentliche Object bezeichnet, z. B. Marc. 12, 14: skuldu ist kaisaragild giban kaisara; 12, 16: atbairip mis skatt; Luc. 7, 21: blindaim managaim fragaf siun; oft auch steht der Dativ als Casus des entfernteren Objects bei verschwiegenem Objectsaccusativ, der aus dem Zusammenhang oder aus dem Sinne leicht zu errathen ist, wie z. B. Marc. 10, 21: sva filu sve habais, frabugei jah gif parbam.

Grimm stellt zuerst, als den Dativ verlangend, die Vorstellungen des Näherns und Entfernens auf und begreift unter diese Kategorie die Verba, die ein Geben, Bringen, Zeigen, Sagen, Melden, Bergen, Entziehen, Vorenthalten bezeichnen (S. 638). Alle diese Verba haben den Accusativ der Person oder Sache, welche das directe Object ist, und den Dativ der Person oder Sache, welche das entferntere, das nicht so ganz unmittelbar von der Thätigkeit berührte Object ist. Dies ist derjenige Gebrauch des Dativs, der in seinem eigentlichsten Wesen begründet, der ihm specifisch eigenthümlich ist, den er in allen germanischen Dialecten, in allen Sprachen überhaupt hat. Diesen Gebrauch des Dativs können wir füglich hier bei Seite lassen, da wir es nicht mit den allen Sprachen gemeinsamen Gebrauchsweisen zu thun haben, sondern vorzugsweise mit den dem Gothischen eigenthümlichen, in denen eine Verschiedenheit von den übrigen germanischen Dialecten und den classischen Sprachen zu Tage tritt.

§. 2.

Der Dativ von Verbis und Nominibus abhängig.

Daß die Verba, welche ein Erlauben und ein Wehren, Weigern ausdrücken, uslaubjan und varjan, den Dativ der Person erfordern,

liegt auf der Hand, da sie nicht zu denken sind ohne ein Object, zu dem die Erlaubniss ertheilt oder verweigert wird. Ebenso ist es selbstverständlich, daß die Verba des Sagens, Antwortens, qipan und and hafjan, den Dativ der angesprochenen Person bei sich haben; doch ist zu bemerken, daß qipan häufig auch die Präposition du mit dem Dativ zu sich nimmt; um nur einige Beispiele anzuführen, erwähne ich Matth. 5, 22; 7, 22; 8, 4. 13 als Stellen, wo der bloße Dativ angewendet ist, und Matth. 8, 19. 20. 21 als solche, in denen die Präposition du zu Hilfe genommen ist. Ein Unterschied in der Bedeutung von qipan ist mir nicht bemerkbar gewesen, wonach die Construction mit dem Dativ oder mit der Präposition du und dem Dativ verlangt würde; Matth. 8, 9 scheinen sogar beide Constructionsweisen durcheinander zu laufen: jah qipa du pamma: gagg, jah gaggip, jah anparamma: qim, jah qimip, jah du skalka meinamma: tavei pata, jah taujip, wenn hier nicht vielmehr anzunehmen ist, daß der Dativ anparamma von dem kurz vorhergehenden du abhängt; der griechische Text hat keinen Einfluß auf die Construction dieser Stelle, da dort nur der Dativ steht nach Aéyav. Bemerkenswerth ist noch, daß rodjan, welches mehr den Begriff des Redens mit Jemandem enthält, als den des einfachen Sagens, Mittheilens, häufiger die Präposition du mit dem Dativ, als den bloßen Dativ bei sich hat, wie es denn auch meistentheils zur Wiedergabe des griechischen λαλείν gebraucht wird, λέγειν und εἰπεῖν hingegen äußerst selten übersetzt, wofür der Gothe in der Regel qipan anwandte. An zwei Stellen, Marc. 9, 4 und Joh. 9, 37, nimmt rodjan die Präposition mip mit dem Dativ zu sich, als Übersetzung von ovλlalɛïv c. Dat. und laλsiv μɛtά c. Gen. An einen Einfluß des griechischen Originals ist keineswegs zu denken, da sowohl die Stellen, wo der bloße Dativ, als auch die, wo die Präposition du sich findet, im griechischen Text den Dativ aufweisen; unter den 22 Stellen, wo du angewendet ist, finden sich allerdings 7, wo lahɛtv die Präposition oós c. Acc. zu sich genommen hat, hingegen unter denen, wo der Gothe den bloßen Dativ gesetzt hat, keine einzige; doch wird dies Niemand für einen Grund halten können, der zu der Annahme eines Einflusses des griechischen Textes berechtigte. Interessant ist die Stelle Luc. 2, 38, wo nach rodjan in c. Dat. steht: soh pizai hveilai atstandandei andhaihait fraujin jah rodida bi ina in allaim paim usbeidandam lapon Jairusaulymos. Es wäre dies keineswegs auffallend, wenn man die Stelle so auffassen dürfte, daß die Prophetin Hanna, von der hier die Rede ist, mitten unter den Gläubigen, unter den der Befreiung Jerusalems Harrenden gepredigt habe; dies verbietet aber der griechische Text, wo es heißt:

καὶ ἐλάλει περὶ αὐτοῦ πᾶσι τοῖς προςδεχομένοις λύτρωσιν ἐν Ἱερουσαλήμ. Wir werden demnach hier entweder einen Übersetzungsfehler des Ulfilas annehmen müßen, den wir ihm aber schwerlich zutrauen dürfen, oder aber, daß der dem Ullas vorliegende Text ἐν πᾶσι τοῖς κτλ. dargeboten habe, wenn wir es vermeiden wollen, die höchst auffällige Construction mit in c. Dat. bei rodjan, die außerdem nur durch diese einzige Stelle verbürgt wäre, anzunehmen.

Ganz in der Ordnung finden wir es, daß ufhausjan den Dativ regiert und andhausjan, welche beide Verba „gehorchen" bedeuten *). Auffallen muß es aber, daß andhausjan in der Bedeutung erhören" den Dativ regiert, Joh. 9, 31; 11, 41. 42. In derselben Bedeutung findet sich das einfache hausjan Joh. 9, 31 mit dem Dativ. Auch wenn hausjan nur ein einfaches Anhören, Zuhören bedeutet, ohne daß dabei an ein Beachten, Befolgen des Gehörten gedacht wird, so findet es sich mit dem Dativ verbunden, Marc. 6, 11; 7, 14; 9, 7; 12, 37; Luc. 2, 46; 9, 35; 10, 16; 19, 48; Röm. 10, 14. Öfters liegt der Begriff des Aufmerkens auf das Gehörte und demnach des Beachtens desselben in hausjan und dann müßen wir es zuweilen geradezu mit gehorchen" übersetzen; auch in diesem Fall hat es den Dativ nach sich, Marc. 6, 20; Joh. 10, 3. 8. 20. 27. 47; I. Tim. 4, 16; Skeir. III, b; IV, a. Wenn jedoch einfach das sinnliche Hören eines Tones, Schalles, einer Rede u. s. w. gemeint ist, so hat es meist den Accusativ bei sich, wie Matth. 7, 24. 26; Marc. 4, 16. 18. 20; 14, 16; Luc. 1, 41 u. s. w., wo auch im griechischen Texte der Accusativ steht; doch auch an folgenden Stellen, welche im Griechischen den Genitiv bei άnovɛv aufweisen, findet sich nach hausjan der Accusativ; Luc. 6, 46; 15, 1; Joh. 7, 32; Col. 1, 23; II. Tim. 1, 13. Doch finden sich auch einige Stellen, in denen hausjan, analog dem griechischen άxovɛiv, mit dem Genitiv verbunden ist. Folgende zwei Stellen, Luc. 2, 47 allai hausjandans is, πάντες ἀκούοντες αὐτοῦ und Joh. 7, 40 managai pan pizos manageins hausjandans pize vaurde, πολλοὶ οὖν ἐκ τοῦ ὄχλου ἀκούσαντες Tov lóyov können wir nicht als vollgültige Belegstellen ansehen, da das Participium hausjandans sehr wohl als Substantiv gefasst werden kann, als „die Hörer, Zuhörer," in welchem Falle der Genitiv absolut nothwendig sein würde. Noch weniger möchte ich die Stelle Joh. 6, 60

*) ufhausjan c. Dat. Matth. 6, 24; 8, 27; Marc. 1, 27; 4, 41; Luc. 2, 51; 8, 25; 10, 17. 20; Röm. 8, 7; 10, 3. 16; 13, 1; I. Cor. 16, 16; Eph. 5, 21. 22. 24; Col. 3, 18. 20. 22; Gal. 3, 1; 5, 7; II. Thess. 1, 8; Skeir. I, c und das Part. Praes. ufhausjands c. Dat. Luc. 2, 51; Philipp. 2, 8; I. Tim. 3, 4; andhausjan c. Dat. Marc. 6, 20; Luc. 17, 6; I. Cor. 14, 21.

hieherziehen, panuh managai gahausjandans pize siponje is qepun, ñolloi οὖν ἀκούσαντες ἐκ τῶν μαθητῶν αὐτοῦ εἶπον, da is weit natürlicher zu pize siponje gezogen wird, ganz so wie im griechischen Text avrov zu éx tāv μadηtāv. Man hat gar nicht nöthig, panuh als Object, von gahausjandans abhängig, anzusehen, was an sich recht wohl gienge (panuh zusammengezogen aus dem Accusativ pana, hunc, und dem Copulativsuffix uh), denn im Griechischen steht άxovoavtes gleichfalls absolut. Dahingegen ist der Gebrauch des Genitivs bei hausjan sicher verbürgt durch zwei Stellen, wo hausjan als Verbum finitum fungiert, Joh. 10, 16 ja anpara lamba aih... jah stibnos meinaizos hausjand und Joh. 18, 37 hvazuh saei ist sunjos, hauseip stibnos meinaizos, wozu noch Joh. 19, 13 zu rechnen ist, wo zwar das Part. Praes. steht, aber in solchem Zusammenhange, daß die für jene oben besprochenen Stellen vorgeschlagene Deutung als durchaus substantivisch, nicht zulässig ist; panuh Peilatus hausjands pize (hier bricht der Text ab), ὁ οὖν Πιλάτος ἀκοῦσας τοῦτον τὸν λόγον. Wir haben demnach eine dreifache Construction von hausjan: Genitiv und Accusativ werden angewendet, wenn von sinnlichem Hören die Rede ist, jedoch tritt der Genitiv nur dann ein, wenn der Begriff des Aufmerkens, des Gehorchens mithereinspielt; tritt dieser Begriff nur ein wenig hervor, so ist auch der Dativ zulässig, der nothwendig stehen muß, wenn jener Begriff stärker sich geltend macht oder so sehr in den Vordergrund tritt, daß er den des Hörens ganz verschwinden macht, sei es nun ein Gehorchen, wie es dem Abhängigen, Untergebenen ziemt, oder sei es ein gnädiges Erhören von Seiten eines Mächtigeren, namentlich Gottes.

Hieher gehören noch einige Verba des Dienens: andbahtjan, siponjan, skalkinon, welche den Dativ der Person, deren Diener oder Schüler man ist, bei sich haben. Nur Matth. 27, 57 findet sich siponjan mit dem Dativ: saei ja silba siponida Jesua; dagegen skalkinon mit dem Dativ sehr häufig, Matth. 6, 24; Luc. 15, 29; 16, 13; 1, 74; Joh. 8, 33; Röm. 7, 25; 9, 12; 12, 11; 13, 3; 14, 8; I. Cor. 5, 10. 11; Gal. 4, 8. 9; 5, 13; ebenso andbahtjan Matth. 8, 15; 25, 44; 27, 55; Marc. 1, 13. 31; 15, 41; Luc. 4, 39; 8, 3; 17, 8; Joh. 12, 26; I. Tim. 5, 10; II. Tim. 1, 18; Phil. 13. drauhtinon kommt nur einmal vor mit dem Dativ der Person, der man Kriegsdienste leistet, II. Tim. 2, 4 ni ainshun drauhtinonds fraujin dugavandip sik gavaurkjam pizos aldais, ei galeikai pammei drauhtinop. - Hiebei sei gleich erwähnt der dem Begriff des Dienens nicht allzufern stehende Begriff des Folgens, den das Verbum laistjan ausdrückt. Dieses regiert stets den Accusativ, ganz wie lateinisch sequi. Daß das Compositum afarlaistjan den Dativ regiert, wird

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