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Ich eile dieses Päckchen in ein anderes beizuschließen und kann für diesmahl nicht mehr schreiben.

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Lieber freund, allerdings habe ich Ihnen lange nicht geschrieben, hatte aber auch lange nichts von Ihnen gehört, nämlich das briefchen vom 1. April brachte mir Meusebach erst am 8. Sept. Ich freue mich Ihrer anstellung, die ja nach Ihrem Wunsch ist, nun werden sich auch die früheren vielfachen pläne setzen und sich in ruhe entfalten. Melden Sie mir gelegentlich, was von Ihnen in Holland gedruckt ist und unter welchen titeln? Der berühmte Heidelberger Otfried darf die reise nach Breslau nicht umsonst thun, Sie müßen ihn tüchtig studieren; wenn Sie nicht ganz neue abschrift *) davon nehmen, so tragen Sie doch sicher die accente in Ihren Schilter ein? Schilters version ist ziemlich unbrauchbar und selbst die Scherzische lange nicht ausreichend, wörter die über zwanzigmahl vorkommen, z. b. drof haben bisher alle nicht verstanden, die den O. in händen hatten; vier oder fünf andere nüße darin sind so hart, daß ich sie immer noch nicht aufbeißen kann. Eine neue ausgabe des ganzen betrachte ich als etwas schweres.

Der zweite theil meiner gramm. ist im druck, verkehrt und immer verkehrt geschnittene typen haben ihn so lange aufgehalten, doch bleibt mir noch vollauf damit zu thun. Außerdem wird ostern von mir erscheinen: übersetzung von Vuks serbischer Grammatik, ich thue das aus liebe zu dem studium der herrlichen volkslieder, wovon eine neue aufl. in drei bänden zu Leipzig herauskommt. Von allen seiten häuft sich jetzt das material, auch die færöischen lieder (ed. Lyngbye, Randers 1822) sind äußerst merkwürdig. Machen Sie daß nicht untergeht, was Sie über deutsche volksl. zus. gebracht haben.

Hagens Tristan habe ich in diesen Tagen erst empfangen, und zum buchbinder geschickt. Vorrede fehlt ganz, in meinem exemplar wenigstens; wird sie etwa nachgeliefert? Am wörterbuch wirds allerhand auszusetzen und zu bekritteln geben, mitunter scheints etwas flüchtig. Doch greift Hagen alles mit Geschick an und ist mit seinem ehmahligen gefährten Büsching durchaus nicht zu vergleichen. Der mag ein guter mann sein; sollte aber nur nicht so elende bücher schmieren, eben sein neuliches über ritterwesen ist nicht zum aushalten und die allerarmseligste behandlung des reichsten, schönsten stoffes. Wie ist es möglich daß sich zu solchen vorlesungen studenten gefunden haben! andere mittelmäßige schriftsteller haben noch ein heimliches gefühl ihrer unbedeutendheit, das sich auf irgend eine weise äußert; dieser B. thut aber so breit und eitel, als hätte er überall das gründlichste mitzutheilen. Die todtenurnen gönne ich ihm, halte die materie zwar nicht für sehr ergiebig, doch nicht für ganz fruchtlos; Dr. Wilhelm in Thüringen hat ihr kürzlich einiges abgewonnen.

*) Meine Abschrift des Cod. pal. 42 und meine vollständige genaue Vergleichung des Cod. Vindob. 2687 mit dem Schilter - Scherz'schen Texte ist in der kön. Bibl. zu Berlin. Vgl. Bibliotheca Hoffm. Fallersl. p. 49.

Meusebach habe ich damals nur einige stunden gesprochen, so eilig muste er wieder fort; ich treibe ihn, so viel ich kann, die seltnen bücher und abhandl. Fischarts herauszugeben und an seinen liedern fortzusammeln. Ich dachte, statt der berliner gesundheitsreise hätten Sie Ihre heimath besucht oder rührte sich Ihr welfisches blut gar nicht bei den neulichen festen zu Braunschweig? Ausführlicher schreibe ich ein andermahl; heute bloß, gleich nach empfang Ihres letzten briefs, dies blatt, damit Sie mir nicht böse werden. Kräuterbuch und Frisius sollen mir willkommen sein. Wilhelm grüßt, wir haben Hamakers und Reuvens punica noch nicht gelesen, aber dünkt mich verschrieben. Was ist aus dem Utrechter geworden (Doodt?) der einmahl so eifrig, hinter das altniederländ. herwollte? von herzen Ihr freund Grimm.

Nach Breslau.

12.

Cassel 28 aug. 1824. Lieber freund, es bedarf freilich Ihrer nachsicht daß ich einen früheren brief so spat und erst mit dem jüngst empfangnen zugleich beantworte. Sie wißen, wie ich meine zeit zu rath halte; selbst stunden, in denen ich gerne zur erhohlung etwas anderes triebe, brauche ich, um allerhand lücken in meinen studien auszufüllen. Da führt eins zum andern im zusammenhang; briefschreiben hat, wenn man anhaltend arbeiten muß, etwas störendes; hätte ich daneben nicht auch andere unangenehme störungen! Darum gehet es, meiner arbeitsamkeit ungeachtet mit dem drucke meines zweiten theils nur langsam fort, es sind erst 20 bogen fertig, am 21. und 22. schreibe ich jetzt. Hernach ist seit einem jahr noch ein andrer plan in mir herumgegangen, dessen vorläufiges mislingen mich in den letzten monaten verstimmt hat. Ich wollte nach Mailand zum Ulfilas. Kaum sind die seit 7 jahren unthätigen Italiener unterrichtet von meinem vorhaben, so regt sich ihr neid oder ehrgeitz und plötzlich geben sie vor, selbst zum werke schreiten zu wollen. Ich warte ab, was das nächste jahr bringt und habe meine absicht mehr verschoben als aufgegeben.

Was Sie nun angeht, lieber freund, freue ich mich Ihrer ruhiger werdenden, erfolge verheißenden thätigkeit. Nach und nach werden Sie einzelne pläne fahren laßen, dafür den übrigen mit desto mehr befriedigung anhängen. Seinen mann allein fordert Otfried und tüchtige arbeit. Erwarten Sie dafür von Diet. von Stade keine sonderliche hülfe. Zu seiner zeit gründlich und gelehrt, weit geschickter als der practisch emßigere Schilter zur herausg. alth. quellen, kann er uns doch heutzutage wenig lehren. Einmahliges genaues durchlesen bringt da weiter im yerständniss als es Stades untereinander gekritzelte meinungen und irrthümer vermögen. Und nun gar ein zehn oder mehrmaliges! denn das ist nöthig. Schon Otfrieds accent und metrik verwickelt tief in die sache, wovon der D. v. St. keine ahnung hat. Haben Sie ein vollständiges wortregister entworfen? Des alphabet. registers wegen liegt der Stade schon so lange bei mir, ich schlage ihn nach um schnell zu wißen, ob ein wort bei O. ist, wo und wie oft? Allein ich finde längst, daß er nicht vollständig ist. Ihr ahd. wörterbuch werden Sie schon Graff zu gefallen aufgeben, den ich für überaus tüchtig halte. Sein prodromus über die präpos. könnte kaum beßer gerathen sein. Die kleinern quellen zu sammeln und gut herauszugeben ist wieder ein hübscher gedanke; zu ihrer sicheren erläuterung müßen aber erst critische ausgaben der

hauptquellen recht ausrüsten. Auf Ihren W. subscribiere ich für die Bibl. und für mich., Aber dem eingeschlagenen wege der subscription traue ich nicht recht; mit mühe treiben Sie 50 theilnehmer zusammen, worauf es kein verleger wagt. Legen Sie einem Ihr fertiges manuscript vor, daß ihm die tüchtigkeit der arbeit einleuchte, so unternimmt er von selbst ein werk, das kaum ein alphabet ausmachen wird (breite ad modum Maßmanns zu der freckenhorster urkunde werden Sie fliehen!) Subscriptionen, scheinen mir nur angebracht und nothwendig, wenn es sich um größere denkmähler von mehrern alphab. oder bänden handelt.

Das Georgslied *) gewinnt durch Ihren text und ich danke Ihmen für die ehre die Sie mir bei dessen abdruck erweisen. Aber warum haben Sie Ih.e versuchte herstellung, die mir Benecke später mitgetheilt hat, nicht gleich dazu gefügt? Sie brauchen Sich ihrer nicht zu schämen; allem stimme ich nicht bei, vieles ist mit glück und ordentlich herausgebracht. Die urkunde kann man ein ideal von schlechtschreibung nennen, doch selbst in dieser schlechtigkeit liegt einiges merkwürdige, z. b. die verwendung des h zur dehnung oder länge, v. 2 in makrko steckt doch wohl ein druckf., da Sandv. und Mone mahrko lesen. Wie falsch hat Mone aber vieles und einiges gar nicht gelesen; haben Sie kein reagens angewandt oder anwenden dürfen? es sollte sich sonst noch verschiednes herausbringen laßen. Hier einige anmerkungen zu Ihrer herstellung. 1. 1. mâle

ne

mahale, der schreiber setzt mehr o für e. 3. hebîgemo (nicht hevihhemo). 4. gote liebôsta. 6. ther mâro. 7. manne geht nicht an. Ich ziehe das. hoa aus 8 noch dazu und lese: kuningâ sô manegê, er schrieb: maneho (wie heuihemo), das a hohle der henker. Wollen Sie manegê lesen und doch hoa behalten, so müste es adv. zu erkêrên sein und hôho lauten. allein, was soll hôho erkêrên? erkêrên halte ich für: avocare, vom christenth. abkehren; Ihr erchorôn faße ich nicht. Schwerl. ists: hôho êrên (wie etwa O. III. 12, 52.) 8. 1. hôren. 9. reponis: ne hôrter. in ez scegi guot, quod vix probo. ez scegi guot verstehe ich nicht, rathe auch nicht, wie Sies nehmen. Das punct hinter hôrter ist unrecht. hôrter in es (nicht ez) muß zus. bleiben, non obsequutus est illis in ea re, gerade wie vorher: ernes hôren d. i. er in (eis) es. Aber shegih guot? wenn rathen gilt, rathe ich: segi guot = miles bonus, aber segi f. miles, vir fortis habe ich ahd. noch nicht gelesen, und kenne bloß das ags. secg, altn. seggr in dieser bedeutung. Ein subst., ein epithet für Georg muß darin stecken und wißen Sie ein beßeres? 11. vor sce ist wie 51 herro zu supplieren, nach 58. 13. 1. fuoron. scônon. 15. l. worhta nicht worchota, auch imbiz, nicht imbizze. 20. 1. gânten, nicht gahnenten. 21. sûl ist sehr gut. 1. manegiu jâr. uzsprang ther loub sâr, scharfsinnig von Ihnen aus der legende von der blühenden säule erklärt. An loub zweifle ich kaum. Aber ther ist seltsam, da sonst loub im ahd

*) Grimm's Bemerkungen beziehen sich auf den Text, den ich für meine Freunde im Sommer 1824 drucken ließ, mit einer Widmung an Benecke, Docen und Grimm. Er erschien unter dem Titel: „Hymnus theotiscus in sanctum Georgium ad fidem codicis vaticani edidit et supplevit A. H. Hoffmann, Fallerslebensis. Vratisl. clo Iɔ ccc xxiiij.

Eine Herstellung theilte ich schon damals Benecke mit, die durch ihn an Grimm gelangte, der sich hier in seinen Bemerkungen mit darauf bezieht. Text und Wiederherstellung nahm ich dann später in meine Fundgruben auf. 1. Th. S. 10—13.

Wie Haupt den Text las, steht in: Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII-XII. Jh. Herausg. von K. Müllenhoff und W. Scherer (Berlin 1864) S. 298 bis 300, und die Herstellung des Textes durch die Herausg. findet sich S. 23-25, die Anmerkungen dazu S. 300-304.

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mhd. (auch ags. alts. altn.) neutrum ist. Also vielleicht zu nehmen für thâr oder thir, enclit. dativ? 22. 1. worhta. 26. 1. zurnte, zurnta (nicht zurnet). 27. 1. slahen (nicht slagen) 1. suërtô. 30. 36. 45 warum gesante? etwa er sandte die getauften aus in die welt (fram)? lieber: gescante, machte zu schanden. 38. 1. mullen, muljen (nicht malen); verbrennen (nicht bernen). 30. 1. brunnun. 40. 1. bolôton (jecerunt). 46. uzsprang er ther wache scar ist kaum anzunehmen. Das letzte wort wird sein sûr, wie 21. Doch nicht: ûzsprang ther (oder wieder thir) wâc sâr? es sprang wieder waßer aus dem brunnen? oder: ther wâho (der herrliche, held, er selbst)? Wer ist der er in zeile 47? Tacianus? darauf wirds auch ankommen. 49 ist der schwerste vers im ganzen stück, weder den text noch Ihre conjectur verstehe ich. Offenbar spricht darin Georg ablehnende, den heiden ärgerliche worte, aber wer räth sie aus so entstellten überbleibseln. 50. ist mir deutlicher; ich 1. (weil nach quat der bloße conjunctiv, ohne partikel steht, vgl. 25. quat, wâri): quat, sie wârin ferlorenê (fone) demo tiufele al betrogenê. Allenfalls auch sô für sie. fone kann nicht fehlen, wenn betrogene sicher ist. 51. cund geht nicht an. Will man aber cunne (faveat, largiatur) lesen, so müste vorher eine zeile ausgefallen sein, worin von seligkeit des ewig. leb. geredet wird. 52. wohl gieng f. git. 54. alessandria sehr gut hergestellt, das wort macht auch den halben vers voll: áléssándriâ. tugetlicha bezweifle ich. 55. 1. woletuon. wohl scaz f. scanc. 56. hilft (f. hilfit) geht nicht. 59. abolkii gibt keinen sinn, sollte hier nicht der name abollo, apollo stecken (erbíbinota ápóllo) den er in den abgrund fahren heißt (Reinbot 36* 46")? Er reimt auf ûf, nicht auf hant. 60. der letzte vers ist gut; nur fuor f. fuer.

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Der alte vocabularius war mir recht lieb; dafür und für den versproch. Frisius weiß ich Ihnen jetzt nichts wiederzuschenken. An Lachmann wird Ihre bestellung im nächsten briefe ausgerichtet. Dergl. heimtücken sollte, wer Hagens briefe in die heimath gelesen hat, worin er sich bei Kanne so fromm gebährdet, ihm nicht weiter zutrauen. Zwar hat er mir früher auch so mitgespielt, aber ich hielt ihn fast für bekehrt. Seine vergeßenheiten etc. sind meistens absichten. Das heft denkmale ist in der that gering von bedeutung.

Läßt Ihnen das Bibl. geschäft nicht raum zu vorlesungen? da Sie jetzt dort der einzige sind. Ihre klagen über Breslau begreife ich nicht, man kann da so wohl studieren als anderwärts und subsidien sind z. b. weit mehr als hier. Melden Sie Wachlern meine herzliche empfehlung. Wilhelm grüßt aufs freundschaftlichste. Jacob Grimm.

Bilderdijks verscheidenheden habe ich nun erhalten, die gedruckten fragmente sind das beste; seine paradoxien taugen blitzwenig. Ich wollte ich könnte den cod. pal. 361 mit Ihnen durchlesen; theilen Sie mir gelegentlich loca et verba notabiliora daraus mit. O. I. 6, 6. liest doch cod. pal. uuirtun?

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