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fliegen zwei kleine Vögel durchs Fenster herein und jagen sich. Einer hat drei goldene Haare im Schnabel. 'Gib sie mir;' sagt der andere, 'sie sind mein!" "Nein, sie sind mein," antwortet jener, "denn ich habe sie aufgehoben. Aber ich habe sie fallen sehen, als die goldhaarige Jungfrau sich kämmte.' Während so die Vögel um die Haare streiten, bleibt in dem Schnäblein eines jeden ein Haar, das dritte aber fällt klingend zu Boden. Georg sieht sich darnach um und verschüttet dabei den Wein. Der König erklärt, ihm nur unter der Bedingung das Leben schenken zu wollen, wenn er die Jungfrau mit dem goldenen Haar auffinde und ihm als Gattin zuführe, und Georg zieht darnach aus. Unterwegs hilft er Ameisen, die beinahe verbrannt wären, tödtet sein Pferd, um zwei halbverhungerte Raben zu füttern, und kauft zwei Fischern einen eben gefangenen Fisch ab und lässt ihn wieder ins Wasser. Die geretteten Thiere bitten ihn, an sie zu denken, wenn er ihrer Hilfe bedürfe. Von den Fischern erfährt er, daß die gesuchte Jungfrau mit den goldenen Haaren die Prinzessin Goldhaar (Zlatovláska) ist und auf einer nahen Insel bei ihrem Vater wohnt. Ihr Haar leuchte weithin, wenn sie es Morgens kämme. Georg begibt sich auf die Insel und trägt die Werbung seines Herren vor. Der König verlangt, daß er ihm vorher drei Arbeiten vollbringe, nämlich die ins Gras gefallenen Perlen einer kostbaren Perlenschnur sammle, einen ins Meer gefallenen Ring wieder bringe und todtes und lebendiges Wasser herbeischaffe. Todtes und lebendiges Wasser, sagt der König, werde einmal vonnöthen sein. Die dankbaren Ameisen sammeln die Perlen, der Fisch bringt den Ring und die Raben die Wasser. Bevor Georg die Wasser dem König bringt, erprobt er sie unterwegs, indem er eine von einer Spinne getödtete Fliege mit lebendem Wasser begießt und dadurch wieder belebt, die Spinne aber durch das todte Wasser tödtet. Nachdem er dem König die Wasser gebracht hat, führt dieser ihn in einen Saal, wo seine zwölf Töchter, alle mit verhülltem Haar, sich befinden, und heißt ihn rathen, welche Zlatovláska sei. Zum Glück hat die wiederbelebte Fliege aus Dankbarkeit ihren Wohlthäter begleitet und summt ihm zu, welches die richtige Prinzessin ist. So erhält Georg die Prinzessin und bringt sie seinem Herren, der, wortbrüchig, ihm alsbald den Kopf abschlagen lässt. Zlatovláska aber legt Kopf und Rumpf zusammen, besprengt beide mit todtem Wasser, wodurch sie wieder zusammen wachsen, und dann mit lebendigem, worauf Georg schöner und jünger als zuvor wieder aufspringt. Da lässt sich der alte König, um ebenfalls wieder jung zu werden, auch den Kopf abschlagen. Hierauf besprengt man ihn mit dem lebendigen Wasser,

bis alles ausgeschöpft ist, aber Kopf und Rumpf wollen nicht zusammenwachsen; endlich besprengt man ihn mit dem todten und das Zusammenwachsen erfolgt, aber nun ist kein Lebenswasser mehr da, und der König muß todt bleiben. So wird Georg König und Gemahl der Zlatovláska.

In diesem böhmischen Märchen haben wir, ähnlich wie in der Tristansage, zwei Vögel, die sich um Haare der goldhaarigen Jungfrau streiten, wobei eins ihnen entfällt. Abweichend aber von der Tristansage und dem jüdischen Märchen ist es, daß der König hier gar nicht. zur Heirat gedrängt wird, und daß er von den Vögeln vernimmt, daß das Haar von einer Jungfrau mit goldenem Haar komme. An die Stelle des Paradieses wassers und des Höllenwassers ist todtes und lebendiges Wasser getreten. Das todte Wasser aber tödtet nicht bloß Lebendige, sondern es hat auch die Eigenschaft, zu bewirken, daß getrennte, zerrissene Glieder wieder zusammenwachsen. Mit diesen Eigenschaften kommt todtes und lebendiges Wasser auch in einem andern böhmischen Märchen vor bei Waldau S. 148 (Chodzko S. 308) und in einem entsprechenden russischen bei Vogl, die ältesten Volksmärchen der Russen S. 42, so wie in einem andern bei Vogl S. 30 und bei Dietrich, russische Volksmärchen S. 10. Daß die Schöne aus andern Jungfrauen herauserkannt werden muß, werden wir noch weiter finden und es kömmt überhaupt diese Aufgabe öfters im Märchen vor *). Eigen aber dem böhmischen ist die Aufgabe, die zerstreuten Perlen wieder zu suchen, wofür in den übrigen Versionen ausgeschüttete oder untereinandergeschüttete Getreidekörner aufzulesen oder zu sondern sind.

Das französische Märchen der Gräfin d'Aulnoy 'la belle aux cheveux d'or' hat manche Entstellung erlitten. Ein König hat sich in die berühmte Prinzessin 'la belle aux cheveux d'or' verliebt, ohne sie gesehen zu haben, und sendet seinen Günstling Avenant zu ihr, um für ihn zu werben. Unterwegs wirft dieser einen am Ufer halb verschmachteten Karpfen wieder ins Wasser, rettet einen Raben vor einem Adler und befreit eine gefangene Eule. Mit Hilfe dieser Thiere löst er die ihm von der Prinzessin gestellten Aufgaben, nämlich einen in den Fluß gefallenen Ring wieder zu finden, einen Riesen zu tödten und Schönheitswasser, welches Jugend und Schönheit bewahrt und Alter in Jugend und Hässlichkeit in Schönheit verwandelt, aus der finstern Grotte zu bringen. Nachdem er die Schöne seinem Herrn ge

*) So z. B. in einem andern, eben angeführten böhmischen Märchen bei Waldau 8. 140 (Chodzko S. 299), wo die Prinzessin auch goldene Haare hat.

bracht hat, wird er von ihm aus Eifersucht ins Gefängniss geworfen. Der König, dessen Eifersucht durch die Bitten der Königin, Avenant frei zu lassen, nur wächst, beschließt, sich heimlich mit dem Schönheitswasser zu waschen. Unglücklicherweise hatte eine Dienerin die in einem Zimmer der Königin stehende Flasche zerbrochen und eine ähnliche Flasche mit einem tödtenden Wasser, welches zur Hinrichtung von Prinzen und großen Herrn gebraucht wurde, aus dem Zimmer des Königs dafür hingestellt. Hiermit wäscht sich der König und stirbt. Die Königin und Avenant heiraten sich.

In dieser Form des Märchens fehlen also die das Haar der Schönen bringenden Vögel und deshalb ist 'la belle aux cheveux d'or' eine bekannte Prinzessin, die Avenant nicht erst zu suchen braucht. Eine weitere wichtige Entstellung ist die, daß Avenant nicht nach Wasser des Lebens und nach Wasser des Todes, sondern nur nach Schönheitswasser ausgeschickt wird. Da also das Lebenswasser fehlt, so konnte Avenant nicht getödtet und dann wieder belebt werden, er wird also nur ins Gefängniss geworfen. An dem durch die Verwechselung der Flaschen erfolgten Tod des Königs ist hier die Königin ganz unschuldig.

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Ebenfalls in manchen Punkten arg entstellt und überdies mit einem andern Märchenstoff versetzt ist das neugriechische Märchen von der Goldgelockten, bei v. Hahn, Griechische und albanesische Märchen Nr. 37. Ein Königssohn reist in Gesellschaft eines bartlosen *) Pferdetreibers zu seinem Vater, der ihn und den er noch nie gesehen hat. Unterwegs zwingt ihn der Bartlose, seine Rolle mit ihm zu tauschen und zu schwören, erst dann ihn zu verrathen, wenn der Prinz gestorben und wieder auferstanden wäre. So kommen sie an des Königs Hof, der Bartlose als Prinz, der Prinz als Pferdetreiber. Auf Veranstaltung des Bartlosen wird der Prinz einem blinden Drachen, der in einem Garten des Königs haust und seine Opfer verlangt, wenn man im Garten spazieren gehen will, vorgeworfen. Er gibt aber, da ihn ein altes lahmes Pferd vorher gewarnt und belehrt hat, dem Drachen drei Stück Rindsfett zu fressen, wodurch der Drache wieder sehend wird und dem Prinzen eine Belohnung anbietet. Der Prinz bittet den Drachen, ihn die Sprache der Thiere zu lehren, worauf ihn der Drache verschluckt und, nachdem er in seinem Bauch die Thiersprache gelernt hat, wieder ausspeit. So kehrt der Prinz zum

*) 'Bartlose' spielen in mehreren griechischen und serbischen Märchen eine besondere Rolle, meist sind es boshafte Betrüger.

Ärger des Bartlosen wieder an den Hof zurück. Eines Tages lässt sich der König in Gegenwart des Bartlosen und des Prinzen im Garten rasieren. Plötzlich lacht der Prinz vor sich hin über das Gespräch zweier Vöglein und wird deshalb vom Bartlosen zur Rede gesetzt, worauf er erwidert: 'Ich lachte, weil ich zwei Vögel mit einander zwitschern hörte, deren Federn wie die Haare der Goldgelockten glänzten.' Da befiehlt ihm der Bartlose zu gehen und die Goldgelockte zu holen. Der Prinz, der nicht weiß, wo die Goldgelockte ist, geht in den Stall und klagt dem alten Pferd seine Noth. Auf dessen Rath erklärt er sich bereit, die Goldgelockte zu holen, und wählt sich, als ihm der König ein Pferd für die Reise anbietet, das alte. Unterwegs hilft er Ameisen, die nicht über einen Bach können, und tödtet einen Bären, der einen Bienenstock bedroht, und eine Schlange, die junge Raben gefährdet, und lässt sich von den dankbaren Thieren einen Ameisenflügel, einen Bienenflügel und eine Rabenfeder geben, alles auf Rath des Pferdes. Endlich kömmt er zur Goldgelockten, die ihm drei Aufgaben stellt, nämlich vier unter einander gemischte Lasten Weizen, Gerste, Spelt und Mais aus einander zu lesen, Wasser des Lebens zu bringen und sie selbst aus den Frauen der Stadt, die alle verschleiert sind, heraus zu erkennen. Mit Hilfe der dankbaren Thiere, die er durch Verbrennung der Flügel und der Feder herbeiruft, löst er die Aufgaben) und bringt die Goldgelockte zum König. Der Bartlose will ihr aufwarten, aber sie zieht den Prinzen vor. Deshalb stürzt der Bartlose den Prinzen in einen Abgrund und gibt vor, er sei hinein gefallen. Die Goldgelockte erklärt, nicht eher wieder essen zu wollen, als bis ihr die Leiche gebracht werde. Dies geschieht und die Goldgelockte setzt die Stücke des Zerschmetterten zusammen, bestreicht sie mit dem Wasser des Lebens und macht ihn wieder lebendig. Jetzt ist der Prinz gestorben gewesen und wieder auferstanden und also seines Eides entbunden: er entdeckt dem König alles und wird mit der Goldgelockten vermählt, der Bartlose aber hingerichtet.

Hier haben wir mit dem Märchen von der goldhaarigen Jungfrau das Märchen von dem Königssohn und dem treulosen Diener verbunden. Letzteres findet sich selbständig als russisches bei Vogl S. 55 und Dietrich S. 131 und als polnisches bei Chodzko S. 193. Bei solcher

*) In einer Variante füttert der Prinz Adler, Bienen und Ameisen und wirft Fische wieder ins Wasser. Die Aufgaben sind: 99 Hasen zu hüten, Getreide zu sondern, einen Ring aus dem Meer wieder zu holen und die Goldgelockte aus andern Frauen heraus zu finden.

Verbindung mußten natürlich die Märchen Änderungen erleiden, aber bloße Entstellung der vorliegenden Fassung ist es, wenn der Prinz, der doch von der Goldgelockten gar nichts weiß, sagt, er habe über das Gezwitscher von zwei Vöglein gelacht, deren Federn wie die Haare der Goldgelockten glänzten. Offenbar hat auch das griechische Märchen ursprünglich erzählt, daß die Vöglein sich um Haare der Goldgelockten streiten und daß der der Thiersprache kundige Prinz, wie im böhmischen Märchen, aus ihrem Gezänk zuerst Kunde von der Goldgelockten erhält.

Wir kommen nun endlich zu einem deutschen, von Pröhle (Märchen für die Jugend Nr. 18) aus dem Harz mitgetheilten Märchen). Hier erhält ein Jüngling von einem Schlangenkönig eine Wurzel, die er nur in den Mund zu nehmen braucht, um die Sprache der Thiere zu verstehen. Er tritt gegen hohen Lohn bei einem Herren in Dienst, dessen Gedanken er immer errathen und so seinen Wünschen zuvorkommen muß. Eine Fliege, die er aus einem Spinnengewebe befreit hat, ermöglicht es ihm, daß er fünf Jahre lang ohne Anstoß seinen Dienst versieht. Endlich aber belauscht er eines Tages ein Gespräch zwischen Schwalben, die sich wegen der Prinzessin mit den goldenen Haaren zanken, indem die jungen Schwalben den alten Vorwürfe machen, daß sie ihnen nicht auch goldene Haare, die sich die Prinzessin auskämmt und aus dem Fenster wirft, bringen. Während er diesem Zank lauscht, hat er nicht beachtet, daß sein Herr seinen Frühtrank gewünscht hat, und dieser will ihm dieses Fehlers wegen die Nase abschneiden. Als aber der Jüngling zu seiner Entschuldigung das Gespräch der Schwalben erzählt, erklärt der Herr, er wolle ihm die Strafe erlassen, wenn er einmal die Prinzessin mit dem goldenen Haare sehen könne. Die Fliege führt den Jüngling nach Sicilien zur Prinzessin und er erhält sie zur Gemahlin, nachdem er sie mit Hilfe der Fliege dreimal aus den drei Königstöchtern, die sich bis auf die Haare, welche verhüllt werden, ganz gleich sind, richtig herauserkannt hat. Seinem Eid getreu besucht er später seinen Herrn und zeigt ihm die goldhaarige Königstochter.

Indem hier weggefallen ist, daß der Jüngling um die Jungfrau für seinen Herren werben muß, und indem das Wasser des Todes und des Lebens und was sich daran knüpft fehlt, ist eigentlich wenig von dem ursprünglichen Märchen geblieben. Um so bemerkenswerther

*) Den ersten Theil des Märchens, der mit dem andern nur ganz äußerlich verbunden ist, beachte ich hier weiter nicht.

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