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bar vom Dichter kunstmäßig bearbeitet, aber nach welcher Grundlage? Die Fassung im Wunderhorn als solche anzunehmen, wie Bugge meint, scheint mir ungerechtfertigt. Wergeland's Bearbeitung (Skrifter, Christiania 1852, II, 155) lautet:

Börnesange.

1. Aftenbön (140).

Naar jeg lægger mig til Hvile,
Tretten Engle om mig staae:

Tvende ved min Höjre smile,
Tvende til min Venstre gaae,
To paa Vagt ved Hovedpuden,
To ved Foden desforuden,

To mig dække,
To mig vække,

En mig viser

Alle Himlens Paradiser.

Aus England kann ich diesmal zu den zwei früher (S. 454) mitgetheilten Gebeten ein drittes aus East Norfolk fügen (Choice Notes from "Notes and Queries." Folk Lore, London 1859, S. 179). Es lautet:

Matthew, Mark, Luke, and John,

Bless the bed that I lie on!

Four corners to my bed,

Five angels there lie spread;

Two at my head,

Two at my feet,

One at my heart, my soul to keep.

Durch die beiden Zeilen Two at my head, Two at my feet' steht diese englische Variante den deutschen, flämischen und skandinavischen weit näher als die früher mitgetheilten *).

*) In einer davon hatte Halliwell, wie ich S. 454 erwähnt habe, bemerkt: 'a charm somewhat similar may be seen in the Towneley Mysteries p. 91.' Die von Halliwell angezogene Stelle, die ich damals nicht nachschlagen konnte, befindet sich in einem Weihnachtspiel, wo einer der Hirten, die sich eben zum Schlaf niederlegen wollen, sagt: For ferde we be fryght a cross let us kest,

Cryst crosse, benedyght, eest and west

For dreed.

Jesus o' Nazorus

Crucyefixus

Marcus, Andreas,

God be our spede!

Daß unser Gebet auch in romanischen Sprachen vorkommen möge, vermuthete ich bereits in meinem frühern Aufsatz, und es hat sich diese Vermuthung bestätigt; ich kann es jetzt in französischer und provenzalischer Sprache nachweisen.

Ribault de Laugardière theilt in seiner kleinen Schrift 'Lettres sur quelques prières populaires du Berry' (Bourges 1856), S. 16 ein Abendgebet mit, welches 'Credo-le-Petit' genannt wird und also lautet *): Je le crois coum' je le dis **),

Sept bell's anges dans mon lit,
Trois aux pieds, quatre au cheveu,
Le bon Dieu par le melieu,
Qui me dit: Moun émi, couch' toi,
N'aie donc point crainte de moi.
Appelle Saint Jean ton pée,

Ton parrain, le grand saint Piée;
Mais si la mort te surprenne,
T'appelleras ta marraine.

Ganz ähnlich ist das provenzalische Gebet bei Damase Arbaud Chants populaires de la Provence, Aix 1862, S. 11:

Au liech de Diou

Me couche iou,

Sept angis n'en trove iou,
Tres es peds,

Quatre au capet,

La Boueno Mero es au mitan,
Uno roso blanco à la man,
Me dit: N** endouerme te,
Agues pas poou se n'as la fe,

N'en cregnes ren doou chin, dou loup,
De la ragi que vai partout,

De l'aiguo courrent, doou fuec lusent,
Ni de toutes marides gens ***).

*) Ich selbst habe das Büchlein, auf welches ich durch einige Citate in Jaubert's Glossaire du Centre de la France, 2ème éd., Paris 1864, autmerksam geworden, nie gesehen. Es scheint gar nicht oder nur in kleiner Auflage in den Buchhandel gekommen zu sein. Ein Pariser Freund hat die Güte gehabt, mir aus dem Exemplar der kais. Bibliothek in Paris das Gebet abzuschreiben.

**) Variante: Coum' je le sais je le dis.

***) Ein anderes in demselben Buch S. 12 mitgetheiltes Gebet möge wegen des Anfangs der englischen Fassungen unseres Gebetes auch hier einen Platz finden:

Die Siebenzahl der Engel haben wir schon in dem siebenbürgischsächsischen Gebet gefunden, wo aber die sieben Engel vierfach getheilt waren.

Endlich habe ich noch eine französische Variante, die durch lose aneinander gereihte Zusätze außerordentlich erweitert ist, anzuführen, in welcher die Engelzahl auf drei herabgesunken ist. Ich entnehme sie Victor Hugo's berühmtem Roman 'Les Misérables' (Leipziger Ausgabe 1862, Band 4, S. 107). Bis zum Jahr 1827 stand über der Thür des Refectoriums eines Pariser Nonnenklosters in großen schwarzen Lettern folgendes Gebet geschrieben:

Petite patenôtre blanche, que Dieu fit, que Dieu dit, que Dieu suit en paradis.

Au soir m'allant coucher,

je trouvis trois anges à mon lit couchés,

un aux pieds, deux au chevet,

la bonne vierge Marie au milieu,

qui me dit que je m'y couchis,
que rien ne doutis.

Le bon Dieu est mon père,
la bonne Vierge est ma mère,
les trois apôtres sont mes frères
les trois vierges sont mes soeurs.
La chemise où Dieu fût né,
mon corps en est enveloppé ;
la croix Sainte-Marguerite

à ma poitrine est écrite;

Madame la Vierge s'en va sur les champs,
Dieu pleurant, rencontrit M. saint Jean.
Monsieur saint Jean, d'où venez-vous?
Je viens d'Ave Salus.

Vous n'avez pas vu le bon Dieu, si est?
Il est dans l'arbre de la Croix,

les pieds pendants,

les mains clouans,

Sant Jean, Sant Luc, Sant Marc, Sant Mathiou,

Les quatre Evangelistos de Diou,

Sieguetz toujours ben eme iou,

Coumo eme toutes les mious.

Man vgl. die zweite Anmerkung auf S. 454 meines früheren Aufsatzes.

un petit chapeau d'épine blanche sur la tête.

Qui la dit trois fois au soir, trois fois au matin,
gagnera le Paradis à la fin.

Die Zeilen 'la bonne Vierge est ma mère,

les trois apôtres sont mes frères'

fanden wir in den osnabrückischen und münsterschen Versionen entsprechend: 'Maria ist meine Mutter,

Johannes ist mein Bruder.'

WEIMAR, April 1866.

REINHOLD KÖHLER.

ÜBER DIE BETONUNG VIERSILBIGER WÖRTER IN MITTELHOCHDEUTSCHEN.

In der Einleitung zu Walther S. XXXIX (2. Aufl. S. XLIII) habe ich aus Anlaß der Stelle im Liede Nr. 51, 24: ist nach ir wirde géfurrieret bemerkt, daß in viersilbigen Wörtern, zunächst Verben und Fremdwörtern, ausnahmsweise auch die Partikel ge, statt der Wurzelsilbe, den Hauptaccent trägt, und zur Bekräftigung dessen einige Belege aus höfischen Epikern angeführt. Obwohl nun dem Verse Walthers für sich allein schon volle Beweiskraft innewohnt, so hat man doch, wie ich höre, die Sache bezweifelt und eine solche Betonung für unmöglich erklärt. Aus welchem Grunde, konnte ich nicht erfahren, vermuthe aber, daß es nur deshalb geschah, weil in Lachmanns Metrik nichts davon geschrieben steht. Aber was beweist das? Ich denke, doch nur so viel, daß Lachmann diese eigenthümliche Betonung entweder nicht bemerkt, oder, wie mir allerdings wahrscheinlicher, bemerkt, aber nicht davon gesprochen hat. Über die mehrsilbigen zusammengesetzten Wörter, auch im Althochdeutschen, hat er sich überhaupt nur nebenbei und unerschöpfend geäußert, aber er wusste, daß „von ihnen die Unregelmäßigkeiten der Betonung wahrscheinlich zuerst ausgegangen sind" (über ahd. Betonung und Verskunst S. 34) und daß bei der Partikelcomposition „die Regel des Nebenaccents entweder durchaus oder doch meistens gebrochen werde". Diesen Ausnahmsfällen sollte der zweite Theil seiner Abhandlung gewidmet sein, nachdem er im ersten das Regelmäßige vorausgeschickt hatte; er scheint aber mit der Untersuchung der Ausnahmen, die er „schwierig und weitläuftig" nannte (a. a. O. S. 36), nicht fertig geworden zu sein. Darum wissen auch seine Schüler nichts davon, denn für sie existiert nur,

was in seinen Schriften steht oder etwa noch aus seinem Papierkorb herauszuklauben ist, alles Übrige ist ihnen nicht vorhanden und die Lücken in der Lehre ihres Meisters auszufüllen erachten sie so wenig für ihren Beruf, als deren Fehler und Schwächen zu verbessern. Nach ihrer Ansicht freilich gibt es dergleichen bei Lachmann nicht seine Schriften sind unverbesserlich.

Nun ist aber die von mir behauptete Betonung eine Thatsache, sie muß also wohl möglich sein. Nur ist ergänzend hinzuzufügen, daß sie nicht auf Fremdwörter beschränkt ist und daß in gleicher Weise wie auf ge, so auch auf die Partikeln be, ent, ver der Hauptton fallen kann und in viersilbigen Wörtern mit tonfähiger dritter und tonloser vierter Silbe wirklich fällt. Aus einer großen Fülle von Beispielen stelle ich hier eine Anzahl zusammen.

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