صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني
[blocks in formation]
[blocks in formation]

Daß ein Dichter des XIII. Jahrhunderts sich die 'Offenbarung Johannis' zum Gegenstande einer umfassenderen Dichtung gewählt habe, darauf hat zuerst G. Ch. Pisanski (preuß. Lit. Gesch. S. 85), nach ihm Fr. K. Köpke (s. E. Hennig, hist. krit. Würdigung etc. S. XXV) aufmerksam gemacht. Später hat Dr. Karl Roth in München, ohne von seinen Vorgängern zu wissen, zwei Bruchstücke aus zwei verschiedenen Handschriften des Gedichtes einer Saarbrücker und einer Regensburger mitgetheilt **).

Ich kann diese Bruchstücke um ein drittes vermehren, das ich unlängst, zugleich mit den von mir in der Germania ***) veröffentlichten Bruchstücken zu 'Wernher's Marienlied' auf der hiesigen k. Kreisund Stadtbibliothek aufgefunden habe.

Leider ist es nur ein einziges Pergamentblatt in Quart, zweispaltig, die Spalte ursprünglich 31 und 2a und 2o 32 Verse enthaltend, von denen aber je der oberste Vers sammt dem Rande abgeschnitten ist. Die Verse sind, wie im Saarbrücker und Regensburger Bruchstücke, abgesetzt geschrieben und beginnen in ungewöhnlicher Weise

*) Vgl. das Saarbrücker Bruchstück V. 54, 55.

**) Siehe Dr. Karl Roths 'Dichtungen des deutschen Mittelalters'. Stadtamhof 1845. [Seitdem haben über das vollständige Werk, das sich in Handschriften zu Königsberg, Danzig und München erhalten hat und dessen Verfasser Heinrich Hesler ist, weitere Nachricht und Auszüge gegeben F. K. Köpke in v. d. Hagens Jahrbuch 10, 81-102 und Karl Roth in s. kleinen Beiträgen 1. Heft S. 31-35. Ein Bruchstück wahrscheinlich desselben Gedichtes steht in meinem „Altdeutschen Übungsbuch" Wien 1866 S. 21-26 abgedruckt. PFEIFFER.]

***) Germania, Jahrgang VII, S. 305 ff.

je einer mit einem großen roth durchstrichenen, der andere mit einem kleinen Anfangsbuchstaben. Die größeren, vom Texte etwas weggerückten Anfangsbuchstaben stehen in einer eigenen Columne, jeder Vers aber zwischen feinen gelblichen Linien.

Die größeren Abschnitte, deren das Pergamentblatt zwei enthält, beginnen mit großen drei Zeilen hohen Anfangsbuchstaben, einem rothen und einem blauen.

Die vollständige Handschrift, aus der das Pergamentblatt stammt, befand sich einst, wie die Bruchstücke zu 'Wernher's Marienlied', in einem der Klöster des Kreises Schwaben und Neuburg. Ich kann aber nicht angeben, auch nicht vermuthen, in welchem; denn ich fand das Blatt von der Buchdecke bereits abgelöst.

Was den Inhalt des Bruchstücks betrifft, so behandelt der Dichter darin das XI. Capitel der Offenbarung Johannis.

Sprache, Orthographie und der Charakter der Schrift weisen der Handschrift eine Stelle in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts an. AUGSBURG, im Januar 1863.

BEITRÄGE ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE UND SITTENKUNDE AUS KÄRNTEN.

VON

VALENTIN POGATSCHNIGG.

1. Das Stephanreiten.

(Mündliche Mittheilung aus dem Lavantthale.)

Am 26. December, dem Gedächtnisstage des Protomärtyrers St. Stephanus, findet im Lavantthale eine seltsame Feierlichkeit statt. Von weit und breit strömen die Bauern in Schaaren nach der am Abhange der Koralpe gelegenen Kirche St. Stephan, einer Filiale von Marein, zusammen. Die einen kommen herangeritten, die andern führen mit Blumen und Bändern geschmückte Pferde neben sich. Nachdem der Gottesdienst, bei welchem für dieselben Brod und Salz geweiht wurde, sein Ende erreicht hat, sprengeu alle im raschen Trabe dreimal um die Kirche herum und halten endlich bei dem Opferstocke, welcher vor der Thüre aufgerichtet ist. Hier werden die Prämien (prô) an die gewandtesten und schönsten Exemplare vertheilt und jedem Pferde ein mit dem geweihten Salze bestrichenes Stück Brod gereicht. Dann zerstreut sich wieder die Menge, um nach Hause zurückzukehren,

wo man Nachmittags noch gewöhnlich die Fluren mit den Pferden zu umreiten und mit Salz und Wasser zu besprengen pflegt.

Dem am Stephanstage geweihten Brod und Salze wird eine besondere Kraft zugeschrieben; in Krankheitsfällen gibt man kleine Dosen davon dem Viehe ins Futter; durch den Genuß desselben bleibt es jahrüber gesund. Darum fehlt es auch in keinem ordentlichen Haushalte. Auch beim Schweineschlachten gibt man manchmal etwas von diesem Salze in den Kreuzschnitt.

Anmerkung 1. Zur Verbreitung der Sitte vgl. Panzer Beiträge zur deutschen Mythologie II, 233 u. 283. Wolfs Beiträge 125. Düringsfeld Festkalender aus Böhmen 596.

Anmerkung 2. Zur Geschichte der Sitte. Mit dem Christenthum ist an die Stelle des germanischen Licht- und Friedensgottes Fro (Freyr), dem auch das Pferd geweiht war, an manchen Orten St. Stephanus getreten; vieles, was mit dem Cult des erstern in Verbindung stand, gieng daher großentheils auf letztern über, so besonders dessen Patronat über die Pferde. Vgl. Frz. Pichler, Über das Stephanreiteu, Grazer Zeitung 31. Februar 1861. Grimm, Deutsche Mythologie 1184. Simrock, Deutsche Mythologie, 2. Auflage 560. 571. Wolfs Beiträge I, 117, 125. II, 92. Quitzmann Die heidnische Religion der Baiwaren S. 91.

2. Das Windfüttern.

(Mündliche Mittheilung aus dem Drau-, Gurken- und Lavantthale.)

Wenn der Wind im Sturme durch Bäume und Dächer saust und den Rauchfang des Hauses zwingt, die Rauchwolke an sich zu halten, da pflegt die Hausmutter gerne, um die rasende Windsbraut zu versöhnen, derselben ein Opfer zu spenden. In Eierschalen oder in kleinen Schüsseln gibt sie Milch oder andere Speisen vor die Thüre oder stellt dieselben auf einen Balken, der eigens zu diesem Zwecke bei dem Erker des Daches hervorragt. Besonders beliebt ist dieser Brauch um die Zeit der heiligen Nächte vom Christabend bis zu Heiligendreikönig, während welchen Zeitraumes im Gebirge der Wind oft eine schreckliche Herrschaft übt.

Anmerkung 1. Über die Verbreitung dieser Sitte vgl. Leoprechting, Sagen aus dem Lechrain 101. Virgil Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen S. 3. Kuhn, Westphalische Gebräuche II, 93. Zingerle, Sitten, Bräuche und Meinungen aus Tirol 74. Paumgartner, Das Jahr und seine Tage, Kremsmünsterer Gymnasialprogramm 1860, 9. Becker, Ötscher und sein Gebiet, I, 381.

Anmerkung 2. Der Cult des Windes ist uralt und nicht bloß germanisch Über die Vorstellung des Windes bei den Germanen vgl. Grimm, Deutsche Mythologie 515. Sim rock, Deutsche Mythologie, 2. Auflage 508. Norwegische Märchen, übersetzt von Bresennann, I, S. 49. Frz. Pichler, Das Wetter, in deutscher, besonders steirischer Volksüberlieferung, Graz 1860, 15. Mannharts Germanische Mythen 754.

3. Das Klöckln und die Klöcklerabende.

(Vgl. Weinhold, Weihnachtsspiele S. 43. Lexer, kärntisches Wörterbuch S. 161. Carinthia, Jahrgang 1853 Nr. 81 u. 82. Jahrgang 1861 S. 26-27.)

An bestimmten Abenden der heiligen Adventzeit meist Dienstags, Donnerstags und Freitags ziehen im Drau- und Mollthale junge Bursche von Haus zu Haus und verlangen, an die Hausthüren klopfend, Einlaß. In der Vorlaube beginnen sie nun, während die Hausleute in der Stube versammelt sind, ihren Gesang. Hell klingt aus dem sie begleitenden Chore eine jugendliche Stimme vor; sie singt: Heint is d'r heilige klöckleràb'nd,

dèn gott d'r hear erschaffn hàt.

Mier wünsch'n den bauer an guldenen hof,
zwâ rücklate ochs'n, zwa zikate schåf; ')
mier wunsch'n d'r bäurin an guldenen hert,
àfft daz 2) sie kann koch'n, wàs ir herz'l begert:
mier wünsch'n d'r tochtar a' guldenes radl,
àfft daz sie kann spinnan a gàr a feins fadl; 3)
mier wünsch'n d'r dirn a guldene stieg'n,
und àff iedem stápfl a kint in d'r wieg'n;
mier wunschen den knecht a guldene zang'n *),
afft daz er si kunat den himm'l d'rglàng'n;
mier wunsch'n den kindern an guldenen tisch,
aff àll'n vier eck'n an gebratenen fisch.
Mier hearn schon die schlüssel klingen,

passt's auf! 5) die frau muoter wirt uns was aussar bringen. Allein ihre Ahnung hat sie betrogen; noch rührt sich die Hausmutter nicht, um sie ablohnen zu kommen. Man erwidert vielmehr von innen: Meine liab'n klöckler! macht's enk nix draus,

foarts hin ze des nachbers haus;

dà göb'n's enk de löne heraus;
foarts übern perg auf und nidar,
foart's hin ze d'r mollprugg'n,
stoass't se oacher in den sànt,

schaugg't's wia se aufar in enk zant.

Der Spott findet in dem redegewandten Munde des Klöcklers schnell seine Entgegnung; er zahlt mit barer Münze heim und so entspinnt sich ein langer Dialog improvisierter Reime, in denen sich beide Par

=

1) Lexer hat die Variante zwå spieglate pfert. ') In Lexer's Fassung erscheint statt àfft daz, damit daz. 3) Lexer schreibt ihr feinastes pfâdl. ) In Lexer's Leseart lautet es u guldene hak'n damit... himm'l einhak'n.) Lexer hat ja! ja! statt passt's auf.

« السابقةمتابعة »