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größten Teile „alieniert“, oder fielen in die Kasse der „Geistlichen Verwaltung“ zu Baden, wenn auch nominell noch bis in das 18. Jahrhundert Rechnung über die Pfründe-Erträgnisse geführt wurde.

So kam es, daß in einer Kirche, in welche fünf Kaplaneien gestiftet waren, seit der Mitte des 16. Jahrhunderts an Sonnund Feiertagen nicht einmal eine Frühmesse mehr stattfand zum großen Nachteil des stark bevölkerten Kirchspiels, wenn nicht der Pfarrer ex propriis sich einen Vikar hielt, oder die Franziskaner vom Fremersberger Klösterlein Aushilfe leisteten. Pfarrer Ludwig Dylin († 1766) stiftete testamentarisch ein Kapital von 700 Gulden zu 52 hl. Messen, „die nach der Meinung des Stifters als Frühmesse an den Sonntagen gelesen werden können" 1. In einem Bericht des Amtes Bühl vom 24. Februar 1782 an den Markgrafen Karl Friedrich heißt es: „Es ist zu Kappel keine Frühmeß gestiftet, sondern die zur Kappler Pfarrei gehörigen Ortschaften zahlen dem dortigen Pfarrer, wann er einen Kaplan haltet, der die Frühmeß zu lesen hat, dieserwegen, und zwar Bühl (Oberbüllott) 4 fl. 2 ß, Alschweier (Oberbüllot) 6 fl., Kappel 9 fl. 8 ß und der Kappler Heilige 20 fl., in Summa jährlich 40 fl. Nachdem der südlich von der Büllot gelegene Ortsteil von Bühl bereits im Jahre 1824 von der Pfarrei Kappel-Windeck getrennt und mit der Pfarrei Bühl vereinigt und auch im Jahre 1868 Alschweier dismembriert und daselbst eine eigene Pfarrei errichtet worden war 2, honoriert die Gemeinde Kappel den Pfarrer, der Binationsvollmacht hat, für Abhaltung der sonnund feiertäglichen Frühmesse mit 85 Mk. Unterm 29. September 1900 wurde von einem Bürger von Kappel - Windeck (Gabriel Ehreiser) zur Dotierung einer Vikarsstelle an dortiger Pfarrkirche ein Kapital von 10000 Mk. gestiftet.

Im folgenden soll nun zusammengestellt werden, was sich an Urkunden und geschichtlichen Notizen über die früheren Benefizien der Pfarrkirche zu Kappel-Windeck noch erhalten hat. Die betreffen

1 Die sonntägliche Frühmesse konnte nur von einem Kaplan oder Frühmesser persolviert werden, denn Binationslizenz für Pfarrer gab es damals nicht. Vgl. FreibKKBl. 1896 No. 36-37: Beiträge zur Geschichte der Pfarrei Kappel-Windeck (Series parochorum). - Durch Ordinariatsbeschluß vom 25. Oktober 1900 sind die 52 Dylin'schen Messen auf 15 reduziert.

2 Vgl. FDA. XI, 94 und OPBI. 1900, S. 12 u. 22 (die Pfarreien Alschweier und Bühl).

den Archivalien befinden sich größtenteils im General-Landesarchiv zu Karlsruhe, wo sie durch die dankenswerte Güte der Großh. Direktion benügt werden konnten.

Die St. Nikolaus-Ffründe (1291).

2

Unterm 4. Juni 1291 urkundet die Freiin Hedwig, Tochter des verstorbenen Edelknechtes Dietrich von Krutenbach', vor dem bischöflichen Gerichte zu Straßburg, daß sie spezifizierte Güter, im Dorfbann von Kappel - Windeck und Bühl gelegen, sowie verschiedene Gülten dem Pfarr-Rektor Albert von Kappel zur Stiftung einer Priesterpfründe auf den St. Nikolaus-Altar der dortigen Pfarrkirche übergeben habe. Der Pfründnießer hat sonn- und werktags auf dem genannten Altare die Frühmesse zu lesen und im Notfalle in der Seelsorge Aushilfe zu leisten. Die Kollatur der Pfründe steht dem jeweiligen PfarrRektor zu. Die Stifterin vergabt ihren Anteil am Hof Krutenbach mit all seinen Zugehörungen, Gütern und Gülten, ebenso ihren Rebberg zum Wissenstein, zwei Matten, die Woltpersmatt und die Mengenlachmatte, 11 Unzen Straßburger Pfennig ab Gütern zu Rode, vier Viertel Korn, ein Viertel Hafer zu Niederachern, 30 Pfennig Gült und ein Kapaun ab Gütern zu Haft. (Vgl. unten die Stiftungsurkunde.)

1 Krautenbach, Ober- und Unterkrautenbach, Höfe, an der Straße von Bühl nach Bühlertal, am Eingang des Bühlertales gelegen, zur Gemeinde Alschweier gehörig und bis 1870 zu Kappelwindeck eingepfarrt, war ein alter Edelhof, der 1267 zum erstenmal genannt wird. Die Edelknechte von Krutenbach (= Bach_an_dem Kräuter stehen) waren Lehensleute der Grafen von Eberstein. Burkart von Krutenbach schenkt 1283 nach dem Tode seiner Frau seinen Weinberg Härenbach beim Hof Wissenstein im Bühlertal dem Kloster Schwarzach zu einem Seelgerete. Dietrich von Krutenbach wird bereits 1267 erwähnt. Dessen Tochter Hedwig, die Stifterin der St. Nikolauskaplanei, scheint die lehte ihres Stammes gewesen zu sein. Nach wechselndem Besitz (Judenbreter, Schniffer, Hirschmann, v. Schauenburg, Schmalkalder) kam die Krautenbach 1657 an Baden-Baden und ging Ende des 18. Jahrhunderts in Privathände über. Vgl. Acher- u. Bühler-Bote 1901 No. 156 (Edelhof Krautenbach).

2 Der hier erwähnte Pfarr-Rektor Albert ist der erste der urkundlich bekannten Pfarrer von Kappelwindeck. In einem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Zinsverzeichnis der Kirche zu Kappel-Windeck findet sich unter anderm Gültstiftungen der Eintrag: Albertus quidam rector hujus ecclesie legavit 10 3 10 in Drembach super bonis Johannis dicti Lepper. GLA. Urk. von Kappel-Windeck.

Dreihundert Jahre später (ca. 1594) werden die Güter und Einkünfte der St. Nikolauskaplanei also spezifiziert: „Bona beneficii. Item die Reben, genannt der Wissenstein, ist 3 Juch. Item ein Huß by den Reben. Item ein Gart und ein Bosch, einsit der Bach [Büllot]. Item 4 Tawen Matten by den Reben gelegen. Item 3 Tawen Matten zu Oberwyr und Vinpbuch gelegen. Das alles obgeschrieben brucht der Rebmann; ist angeschlagen für 8 Gulden. — Item ein Bosch; der gyt Gerten und Stecken, die Gärten und Äcker zumachen. Item by 12 Juch in der Krutenbach, sind Mergel-Acker; die werden umb das halb gebuwen eyn über das ander Jare. Und hat diß jare 7 Firtel Korns geton über den Kosten, über Werklon. Item ein Garten an dem Acker, gibt 4 Straßb. Item ein Huß, Schür und Garten am Rappenpful by mynen Frawen von Windeck1. Item Summa in verbrieften und unverbrieften Gülten: 8 π 10 ß Straßb. 4 Kappen. Korngült: Summa 12 Firtel 1 Sester Korns, 1 Kappen und 1 Hun. Weingült: 3 Omen von den Reben in der Krutenbach, git der Selgerether von Schwarzach. Summa: 7 Omen Weins, 1 Kappen. Also werden der [Kapaunen] 5 und 1 Hun.

Damit stimmt nicht ganz überein die Berechnung des Pfründeeinkommens im Bühler Amtslagerbuch von 1598 (laut der Pfründerechnung von 1596): Geld 32 Gulden 4 Schilling 7 Pfennig. Kapaunen 5, Korn 10 Viertel 1 Sester. Wein 7 Ohm 6 Maß. Im Kollekten-Register des Bistums Straßburg vom Jahre 1464 wird der Capellanus sive primissarius altaris S. Nicolai in Cappel prope Windecke mit 5 ẞ angeführet, während der Leutpriester 13 ß zu entrichten hatte2.

Die St. Nikolauspfründe besaß zu Ende des 15. Jahrhunderts auch einen Ackerhof zu Hesselbach im Großweirer Kirchspiel, der als Erblehen vergeben wurde. So überläßt unterm 4. September (Dienstag nach St. Adolfstag) 1474 Nikolaus Snider von Baden, Kaplan der St. Nikolauspfründe zu Kappel, „die von dem Markgrafen zu Lehen geht," mit Zustimmung des markgräflichen Amtmanns Johannes Schweiger zu Bühl, das der Nikolauspfründe

1 Es sind damit wohl die beiden windeckischen Erbtöchter Elisabeth und Ursula gemeint, die sich 1594 mit den Junkern Johann Heinrich v. Hüffel und Friedrich v. Fleckenstein vermählten.

2Vgl. L. Da cheur, Eine Steuerrolle der Diözese Straßburg für das Jahr 1464. Straßburg (1897) f. 84.

gehörige Eigengut zu Ober-Rod im Ried, Großweirer Kirchspiels, dem Klaus Korkelin gegen eine jährliche Gült von 10 Viertel Korn und einen Kapaunen zu einem Erblehen. Zu dem Gute gehörten 76 Ackerstücke und 11 Tauen Matten (in der Pferrichgaß, Buckelbruch, Thiergarten, Hülsmatt, Wermatt, Besserung am Hof zu Rode, neben Vogt Heinrichs Gut). Den Lehmannseid legt Klaus Korkel in die Hand des Schultheißen Konrad Straß zu Bühl ab, der auch siegelt1.

Derselbe Kaplan Nikolaus Snider verlieh unterm 15. April 1472 dem Peter Hugenbach ein Jauch Felds geheißen die „wüsten Aecker" als ein Erblehen der St. Nikolauspfründe 2.

Die Pfründe, deren Kollatur nach dem Stiftungsbrief dem jeweiligen Pfarr-Rektor zu Kappel zustand, scheint mit der Inkorporation der Pfarrei an die Badener Stiftskirche im Jahre 1453 markgräflichen Patronats geworden zu sein. Nach dem badischen Pfründenverzeichnis von 1488 steht das Verleihungsrecht sämtlicher Kappeler Altarpfründen mit Ausnahme der Heiligkreuzpfründe der Markgrafschaft zu3. In der Bühler Amtsrenovation vom Jahre 1533 werden einzelne Güter, die früher zur Kappler St. Nikolauskaplanei gehörten, als „nunmehr minem gnädigen Herrn dem Markgrafen zuständig“ angeführt. Die Pfründe ist also schon frühzeitig teilweise säkularisiert worden.

Kapläne der Nikolauspfründe: 1398 Hermann Schimpfer von der Krutenbach. Derselbe stellt unterm 16. Juli (Zinstag nach Margareta) 1398 als Pfründner und Kaplan des St. NikolausAltares dem Konrad Vestener dem Alten einen Erblehenbrief aus über einen Bosch und Reben in der Krutenbach in der Einsiedlersgründe neben St. Katharinengut der Frühmesse zu Bühel gegen eine Gült von 1 Ohm weißen Weins und 3 ß jährlich. Es siegelt Hans Oly der Schultheiß und die Richter zu Bühl *. 1472 Nikolaus Snider, von Baden gebürtig. 1517 Nikolaus Kehrer, Primissarius, von Bühl gebürtig, war 1476 an der Universität Basel immatrikuliert. 1533 Herr Johannes Öll zinst aus 14 Steckhaufen Reben, Böschen und

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Kopie der Urkunde in der Pfarr-Registratur Kappel-Windeck. Vgl. ZGORh. XXVII, 114, Reg. 192, wo aber das Datum verschrieben ist (1572 statt 1472).

3 Vgl. FDA. XXVII, 256.

4 GLA. Urkunden von Kappel-Windeck.

Fürgeland, alles aneinander in der Krutenbach gelegen. Derselbe war von 1536-1545 St. Michaelskaplan zu Ottersweier.

Die einzige Erinnerung an die ehemalige St. Nikolauskaplanei zu Kappel dürfte die Inschrift sein, die über dem Eingang in die neben der Pfarrkirche im Kirchhof stehende Kapelle eingemeißelt ist: SANCT CLAVS 1502 und die Statue des heiligen Nikolaus am nördlichen Seiten altar der Kirche.

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Die Heilig-Kreuzpfründe (1338).

Am Pfingstmontag (1. Juni) des Jahres 1338 urkundet Bischof Bertold von Straßburg, daß Ritter Burkard Spete, seßhaft in der Pfarrei Kappel-Windeck', mit seiner Zustimmung sowie mit Zustimmung des Edelknechtes Reinbold von Windeck und des Pfarr-Rektors von Kappel Nikolaus Schurrer, in die dortige Pfarrkirche einen Altar zu Ehren des heiligen Kreuzes und der zehntausend Martyrer und darauf eine tägliche Messe gestiftet habe. Der Stifter vergabt hierzu den Studeckerhof zu Ottersweier, unweit der Kirche gelegen, mit allen zugehörigen Gütern (50 Jauch Ackerfeld, 71⁄2 Tauen Wiesen), ein Haus zu Kappel nächst dem Kirchhof, und sonst noch verschiedene Güter, Gülten und Zinse in den Kirchspielen Kappel-Windeck, Vimbuch, Steinbach (Müllenbach) und Ottersweier. Das Patronatsrecht soll dem Stifter und jeweils dem ältesten seiner Erben zustehen 2. Der Cappellanus sancte Crucis zu Kappel-Windeck hatte nach dem Straßburger Kollekten - Register vom Jahre 1464 6ß zu entrichten; die Pfründe war also noch etwas besser dotiert als die St. Nikolaus-Kaplanei 3. Nach der im Auftrag des Markgrafen Philipp von Baden und des Junkers Georg von Windeck

1 Die Spete saßen damals auf dem Wasserschloß Bach zu Kappelwindeck, das unweit der Kirche lag und seit 1780 abgebrochen ist. Sie waren Lehensleute der Herren von Windeck. Ein Burkard dictus Spete de Windecke erscheint mit Albert v. Bach, Albert v. Rust und andern als Zeuge in einer Urkunde des Markgrafen Rudolf von Baden vom 9. Januar 1319. Er ist wohl identisch mit dem Ritter Burkart Spete in unserer Urkunde. Derselbe stiftete auch eine Gülte für die Pfarrkirche zu Kappel-Windeck. Ein Burkart Spet kommt auch 1378 vor, ist aber wohl ein anderer. Vgl. Trouillat Monuments III, 275 und GLA. (KappelWindeck). Ferner: Alemannia 1902 S. 132–142: Das Wasserschloß Bach. 2 Vgl. unten die Stiftungsurkunde vom 1. Juni 1338.

3

Vgl. Dacheur, Steuerrolle von 1464. Straßburg (1897) S. 84.

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