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schrieben worden ist, sind nicht dazu angetan, großes Vertrauen für die schon vom Autor selbst mit Reserve gegebene Mitteilung zu erwecken. Schreiber, der die genauesten Nachforschungen angestellt hat, gibt den Namen Hauri wie die Nachricht vom Vorrang der Mezger mit dem größten Vorbehalt wieder, und auch wir werden guttun, beides, bis bessere Beweise zum Vorschein kommen, nur als Erzeugnis der schaffenden Volksseele zu betrachten: jenes, weil das Volk in solchen Fällen immer dem Drange folgt, einem bestimmten Ereignis und dessen Hauptpersonen auch bestimmte Namen und damit Fleisch und Blut zu geben, gleichviel ob es richtig ist oder nicht; dieses, weil die Meßger auch in vielen andern Städten den Vortritt unter den Zünften haben, was mit der ursprünglich rein militärischen Organisation der Handwerker, unter denen die Mezger doch als die mutigsten gelten, zu erklären ist.

Aber noch eins ist es, was den hiesigen Meßgern auf Grund des Geschehnisses vom 29. Juli 1299 den Zunftvorrang einzuräumen verbietet. Die Tat des Mezgers zeigt ein seltsames Doppelgesicht, ein merkwürdiges Gemisch von Heldenmut und sträflicher Verwegenheit. Daß sie nicht im offenen Schlachtgetümmel, nicht im Handgemenge geschah, sondern in der Vorbereitung zum Kampfe, während der Bischof umherritt „und sin volg vaste [d. i. fest, sehr] über die von Friburg hetzete und reizete“ -- das machte sie zu einem hinterlistigen Überfall, zum Attentat. Dies war auch die Empfindung der Kämpfenden sowohl wie aller Zeitgenossen und spiegelte sich deutlich in dem Schrecken wieder, der sofort nach dem Geschehenen die beiden streitenden Parteien ergriff und der so allgemein und intensiv war, daß alles Volk von beiden Seiten ohne Schwertstreich auseinanderlief, „meniglich und der ganze hauf“, „jederman in sin heimut“. Offenkundig tritt dies in den Meldungen schon der ältesten Berichterstatter hervor, die übereinstimmend dartun, daß der Bischof hinterrücks, ,,unverwenter dinge", niedergestochen worden sei, der Bischof, der zwar Freiburgs erklärter Feind, aber auch des Stadtherrn Schwager und dazu ein Geistlicher, ein Bischof und Kirchenfürst war. Nach den die Weltanschauung und das Verhalten aller Stände des Mittelalters beherrschenden Kirchengesehen aber war das Conradus de familia Liechtenberg a lanione, qui creditur fuisse ex familia Hauri, in conflictu hasta transfossus occubuit . . .“

Attentat auf Konrad von Lichtenberg ein Sakrilegium, und zwar ein erschwertes, weil der Getroffene nicht ein einfacher Kleriker und Priester, sondern ein Prälat und Bischof war. Es ist aber undenkbar, daß die Mezgerschaft Freiburgs für eine Tat, derenthalben der Täter, stillschweigend wenigstens, dem Kirchenbann mit all seinen Folgen verfiel, - daß die Zunft des Täters dafür belohnt und, wie dies hier der Fall wäre, von Obrigkeits wegen mit einer Auszeichnung gleich der vorliegenden hätte bedacht werden können. Und wie hätte es sich damit vertragen, daß die Stadt selbst nach einem Teil der Berichte ein Sühnekreuz dafür errichtete?

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Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Zunftvortritt der Megger und dem Ereignis des 29. Juli 1299 besteht in der Tat nicht und kann nicht bestehen. Es scheint vielmehr nur ein chronologischer Verstoß vorzuliegen. Denn da der Zunftvorrang der Metzger aller Wahrscheinlichkeit nach auf jene erste grundlegende Ordnung des Freiburger Zunstwesens vom 28. August 1293 zurückgeht 1, diese aber von der 1299 er Tathandlung nur durch so wenige Jahre getrennt ist, so lag es für die Folgezeit nahe, die beiden ganz heterogenen Vorgänge irrigerweise in ein Abhängigkeitsverhältnis voneinander zu bringen, sie zusammenzuwerfen und zu vermengen. Es geschah dies aber offenbar erst zu einer Zeit, als die Kenntnis der tatsächlichen Dinge dem Gedächtnisse bereits entschwunden war und an die Stelle der nüchternen historischen Auffassung und ungetrübten Überlieferung die Legendenbildung trat.

1 Vgl. hiezu Schreiber, Urkundenbuch 1, 123 ff. und 140 ff. Gesch. der Stadt 2, 80 ff.

Die Abteikirche in Schwarzach'.

Von J. Sauer.

I.

Wer an einem Frühlings- oder Frühsommertag durch die üppigen Kornfelder der Rheinebene hindurch mit der Bühl-KehlerStraßenbahn sich Schwarzach nähert und über all das saftige Grün

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der Felder und Obstgärten, nach dem ewigen Einerlei der Ebene, plöglich die ernsten und doch so stolzen Linien der alten Abteikirche

1

Zur Baugeschichte vgl. Grandidier, Hist. de l'Eglise et des Evêques-Princes de Strasbourg (Straßb. 1776) I, 424 ff. Oeuvres hist. inédites (Kolmar 1865/68) I, 179 ff.; VI, 294 ff. J. B. Kolb,

emportauchen sieht, wird sich dem Zauber, den Farbe und Form hier ausüben, nicht leicht entziehen können. Es ist nicht allein die intime Stimmung, in die uns jedes Denkmal entschwundener

Hist. statist. topograph. Lexikon von dem Großherzogtum Baden (Karlsruhe 1816) IV, 111. Realschematismus d. Erzdiözese Freiburg (Freiburg 1863, S. 310 ff. Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden (Heidelberg 1898), S. 696 ff. Reinfried, Zur Geschichte des Gebietes der ehemaligen Abtei Schwarzach am Rhein. FDA. XX (1890), 141 - 218, XXII (1892), 41 — 142; über die Kirche XXII, 53 ff. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands (Leipzig 1904) 3I, 350, oII (1900), 215. 593. 801. Sernatinger, Die ehemalige Benediktinerabtei- und nunmehrige Pfarrkirche zu Schwarzach (Offenburg 1896). Für die kunstgeschichtliche Würdigung vgl. F. Geier und R. Görz, Denkmale romanischer Baukunst am Rhein (Frankfurt 1846) H. III, Taf. 6; H. IV, Taf. 6. F. Geier, Holzverbindungen. Sammlung von Holzverbindungen aus Süddeutschland (Mainz 1841) Abt. V, Fig. 1. F. Eisenlohr, Mittelalterliche Bauwerke im südwestlichen Deutschland und am Rhein. (Karlsruhe 1853 ff.) 6 Blatt. W. Lok, Kunsttopographie Deutschlands (Kassel 1863) II, 463. Otte, Geschichte der romanischen Baukunst in Deutschland (Leipzig 1874) S. 398 ff. Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie (1885) II, 87. [Mon]-e, Badische Museographie XIV. XXXII. Bad. Beobachter 1882, Nr. 181. 275. Die Großherzogl. Sammlg. vaterländ. Altertümer zu Karlsruhe; I: Dr. Wilh. Fröhner, Die monumentalen Altertümer (Karlsruhe 1860) S. 47 ff. Schubert im Archiv für kirchliche Kunst X (1886) Nr. 2/3 (Romanisches Kapitäl aus dem Kloster Schwarzach). Dehio und v. Bezold, Kirchliche Baukunst des Abendlandes (Stuttgart 1887) I, Taf. 51. 2. Franz Jak. Schmitt in Westdeutsche Zeitschr. 1889, Korrespond. Bl. 11. Lübke, Die Abteikirche Schwarzach. (Karlsruhe 1892.) Mit 6 Taf. [Sonderabdr. aus der Festschrift der Technischen Hochschule zum 40jährigen Regierungsjubiläum Sr. Kal. Hoheit des Großherz. Friedr. v. Baden. S. 129-144.] C. Bär, Die Hirsauer Bauschule (Freiburg 1897) S. 76 ff. Durm, Die Abteikirche in Schwarzach. Deutsche Bauzeitg. XXXIII (Berlin 1899), Nr. 72. 74. Sehr gute photographische Aufnahmen verdanken wir dem Photographen Lohmüller in Bühl, der auch die Aufnahmen für die Großherzogl. Domänendirektion zu machen hatte, und Hofphotographen Schuhmann in Karlsruhe. Abbildung 1–3, 5 und 6 der nachfolgenden Arbeit sind nach Lohmüllers Photographien, Abb. 4 nach eigener Aufnahme hergestellt. Für Abb. 7-13 wurden mir die Klischees, die für das staatliche Inventarisationswerk der badischen Kunstdenkmäler angefertigt worden sind, in liberalster Weise von Herrn Ministerialrat Geh. Rat Dr. Böhm zufolge gütiger Vermittlung des Herrn Geh. Rat Dr. Wagner und ganz besonders des Herrn Direktorial - Assistenten Dr. Wingenroth überlassen. Für dieses überaus förderliche Entgegenkommen spricht der Verfasser auch hier nochmals öffentlich geziemenden

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Jahrhunderte versezt; die rötlich warme Patina des Sand- und Ziegelsteins an diesem Bau leuchtet wie ein milder Glorienschein um seine Flanken, der lezte Refler vergangener Zeiten, der uns wie das leichte Atmen eines erlöschenden Lebens berührt. Jedenfalls steht dieses Bauwerk, losgelöst von der klösterlichen Umgebung, heute fremdartig und fast wie verloren zwischen den Bauernhäusern und in dem saftigen Grün der Felder. Und fast scheint es seit Aufhören der Klosterherrlichkeit auch seine Anziehungskraft eingebüßt zu haben. Während in früheren Jahrhunderten manch ein illustrer Gast den Namen Schwarzach und irgend ein Lob seiner Kirche in sein Diarium verzeichnete — ich erinnere nur an Mabillon, Grandidier, Gerbert, den päpstlichen Legaten und späteren Kardinal Garampi1 weiß man außerhalb der Fachzunft in weiteren Kreisen kaum, daß hier eines der besten und interessantesten Denkmäler romanischer Kunst auf deutschem Boden vor uns steht. Wenn auf den folgenden Blättern eine Würdigung desselben versucht wird, so soll weniger etwas Neues, die Lösung der verschiedenen noch zur Diskussion stehenden Fragen, als vielmehr eine Orientierung mit Hilfe der vorliegenden Literatur, besonders der Studien von Lübke und Durm, sowie auf Grund eigener Beobachtungen, geboten werden. Manche Unrichtigkeiten, die sich bis in die neueste Literatur weitergeschleppt haben, sind hierbei zu korrigieren.

Die eigentlich wissenschaftliche Betrachtung der Schwarzacher Kirche beginnt mit den Aufnahmen, durch die Geier und Görz (Grundriß, Querschnitt, östlicher und westlicher Aufriß), Klingenberg (Reiseskizzen, I. Teil: Ansicht eines Kapitäls vom Hauptschiff), mehr noch Eisenlohr (Querschnitt von Lang; Innenansicht; Choransicht; nordwestliche Seitenansicht von Eisenlohr; Längendurchschnitt von Arnold; Aufriß vom Portal; Schiffsarfaden von Spangenberg; Grundriß von Mey) die KenntDank aus. Gedankt sei außerdem für manche wertvolle Mitteilungen dem Herrn Prälat Dr. Schneider in Mainz, Herrn Pfr. Reinfried in Moos und Herrn Pfr. Göring in Schwarzach.

1

Garampi war wiederholt in Schwarzach. Unterm 30. Juli 1762 schreibt er in sein Reisetagebuch: Il monastero e la chiesa sono piuttosto piccole, ma di un gusto sufficiente. Palmieri, Viaggio in Germania, Baviera, Svizzera etc. Diario del Card. Gius. Garampi (Roma 1889) p. 134. v. Weech, Römische Prälaten am deutschen Rhein (Bad. Neujahrsblätter 1898) S. 25.

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