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ist, um am 23. Juli 1164 in seiner Metropole einzutreffen, dann ist die Annahme gar nicht so absonderlich, daß er unterwegs die Stadt Breisach, deren schönes Münster damals schon auf dem Felsen dicht am Flusse stattlich emporragte, durch seinen Besuch geehrt habe; und ebensowenig dürfte sich ein ernsteres Bedenken gegen die ehrwürdige Überlieferung erheben lassen, daß er bei diesem Aufenthalte den Bitten der Bürgerschaft um einen Teil seiner Reliquienschäze willfährig gewesen sei. Die legendenhafte Ausschmückung, daß ein Wunder ihn zu dem Geschenk bewogen habe, bleibt dabei selbstverständlich außer Betracht. Soviel ist jedenfalls gewiß, daß Breisach schon verhältnismäßig früh in dem Ruf stand, die Überreste der heiligen Gervasius und Protasius, und zwar seit deren Fortführung aus Mailand, zu befizen." Urkundlich zum erstenmal ist das Vorhandensein dieser Reliquien aus der Mitte des 14. Jahrhunderts bezeugt. Die Leiber der Heiligen ruhten zuerst in einem heute noch erhaltenen Holzschrein, der im Jahre 1498 durch einen filbernen ersetzt wurde, dessen Meister Petrus Berlyn von Wimpfen a. N. gewesen, wie Korth nachzuweisen vermag. Die Beschreibung

eines eigentümlich aufgefundenen Bildes, das den himmlischen Seelenarzt darstellt und früher in der Klosterapotheke von Wit= tichen 16 hing, gibt ein ungenannter Verfasser im Pastoralblatt, der im Anschluß daran die Vorstellung des Heilandes als Seelenarzt in der biblisch-patristischen Literatur und in der Kunst verfolgt. Eine Übersicht und Auszug aus den Nekrologen einer anderen geübteren Feder überlassend, sind wir am Ende unserer Wanderung durch das Gebiet der diesjährig erschienenen Arbeiten kirchengeschichtlichen Inhalts angelangt. Dem Grundsah treu: Niemand zu lieb und niemand zu leid, suchte der Rezensent, dessen Aufgabe ebenso schwierig wie undankbar ist, ohne Rücksicht auf die Person eine gerechte Würdigung aller Arbeiten den Lesern des Diözesanarchivs wie weiteren Interessentenkreisen vorzulegen.

46] Str. Die Klosterapotheke von Wittichen. Beitrag zur Geschichte der Mystik und Malerei nach einem Originalgemälde des 17. Jahrhunderts. Oberrhein. Pastoralbl. V, 314-319, 327-332, 343-349, 361-366.

Literarische Anzeigen.

Geschichte des fürstlichen Benediktinerstifts A. L. Fr. von Einsiedeln, seiner Wallfahrt, seiner Propsteien, Pfarreien und übrigen Besitzungen. Mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte. I. Band: Vom hl. Meinrad bis zum Jahre 1526. Von P. Odilo Ringholz, Kapitular und Archivar des Stifts. Mit vielen Jllustrationen, kartographischen Beilagen und farbigen Einschaltbildern. 8.-10. Lieferung. Einsiedeln, Waldshut und Köln, Verlagsanstalt Benziger & Co., A.-G., 1902. Ler.-8°. Preis à M. 2.50.

Mit vorliegenden drei Lieferungen ist das große standard work des Einsiedler Stiftsarchivars über die Geschichte seiner Abtei bis zu dem zugleich einen Hauptabschnitt ihrer inneren Entwicklung bildenden Beginne der Neuzeit zu Ende geführt. Sie umfassen die Wirkungszeit des 34. Abtes, Konrads III. von Hohenrechberg 1480-1526, jenes ebenso unerschrockenen und rauhen wie gerechten und ehrlichen Prälaten, der neben seiner Neigung zur Pferdezucht und Jagd während einer nahezu halbhundertjährigen Regierung für sein im März des Jahres 1509 zum vierten Male abgebranntes Gotteshaus im allgemeinen doch segensreich tätig gewesen ist. Unter ihm wurde 1518 die Befreiung des Stifts von jeder Aufsicht und Gerichtsbarkeit des Diözesanbischofs von Konstanz von neuem erwirkt und verkündet, hauptsächlich durch die Bemühungen des Konventualen Diebold von Geroldseck, den der alternde Konrad 1513 zu seinem Pfleger ernannt hatte, der dann 1525, von der Freundschaft mit Zwingli getrieben, den Orden verließ und zu den Glaubensneuerern übertrat. Zwingli war im Jahre 1516, unter Beihilfe des Pflegers Diebold, Pfarrer von Einsiedeln geworden und hatte dort vielfach gemeinsam mit Diebold jene seine Studien betrieben, die ihn immer weiter von der Lehre der Kirche hinwegführten und dann sieben Jahre später endgültig von ihr trennten. Der Geroldsecker lieferte auch in der Folge nicht bloß Einsiedeln selbst, sondern auch die auswärtigen Stiftspfarreien den Anhängern Zwinglis aus, darunter die alte Mutterkirche auf der Ufnau dem Hans Klarer gen. Schnegg, bei dem bekanntlich am 29. August 1523 Ulrich von Hutten sein unstätes Leben beschloß. Bezeichnend ist auch Diebolds Verhältnis zu Erasmus von Rotterdam, dem er, „um irgendwie in seinen Schriften verherrlicht zu werden“, einen goldenen Becher schenkte. Am 10. Januar 1520 hatte Beatus Rhenanus an Zwingli die denkwürdige Anweisung gegeben: „Leo (Jud, damals Leutpriester zu Einsiedeln] wünscht, daß man Erasmus bitte, den Pfleger des Gotteshauses

[Diebold von Geroldseck] irgendwie in seinen Schriften zu verherrlichen. Es scheint, Leo begreift nicht ganz die Größe des Erasmus, hält ihn vielleicht für unsersgleichen. Allein Erasmus ist nicht mit gewöhnlicher Elle zu messen, da er menschliches Maß übersteigt. Mein Wunsch ist nun, Du möchtest dem Pfleger eingeben, den Erasmus durch irgendein Geschenk sich zu verpflichten, z. B. mit einem Becher im Werte von 30-40 Goldgulden, dem in großen Buchstaben die Worte eingegraben wären: Erasmo, dem Vater der Wissenschaft, Theobald von Geroldseck, Abt 2c. 1520 oder etwas ähnliches. Das Geld wird nicht verloren sein; auch soll er nicht so fromm oder abergläubisch sein, den Zorn der Jungfrau zu fürchten, falls er etwas von ihrem Gelde abzwackt. Auch sie will ja, daß Guten Gutes geschehe.“ Der Rat wurde befolgt und tat seine Wirkung, ein Zeichen der Zeit ohnegleichen!

Den Reformator Zwingli selbst charakterisiert Ringholz gelegentlich dessen Wahl zum Leutpriester am Großmünster zu Zürich 1518 treffend mit den Worten: „An ihm erhielt Zürich einen strebsamen Humanisten, aber mittelmäßigen Theologen, einen kühnen Prediger, aber sittlich gesunkenen Priester, einen Bürger von solcher geistigen Kraft, daß er nach kurzem, schwachem Widerstande jede weltliche und geistliche Gewalt sich dienstbar machte, die innere Verwaltung und die eidgenössische Politik allein bestimmte und die sonst auf ihre Staatsmänner und Gelehrten so stolze Stadt nach seinem alleinigen Willen zur Kirchentrennung und zum Bürgerkriege fortriß.“

Mit diesen und andern Einzelzügen aus der Wiegenzeit der schweizerischen Reformation vermögen die in ihrer Art nicht minder interessanten neuen Mitteilungen über Albrecht von Bonstetten und Paracelsus, den Reformator der Medizin und Begründer der wissenschaftlichen Chemie, dessen Mutter eine Eigenfrau des Stifts gewesen, nicht in Vergleich zu treten. Aber hoch dramatisch sind alle Szenen und Bilder, die der Verfasser in dem der Glaubensspaltung unmittelbar vorhergehenden lezten Menschenalter aus der inneren und äußeren Geschichte seines Mutterklosters dem Leser vor Augen führt.

An die ebenso gründliche wie gediegene Darstellung der Stifts= geschichte reihen sich zahlreiche wissenschaftliche Beilagen, anfangend von den Quellen für das Leben des hl. Meinrad aus dem 9. Jahrhundert und heraufgehend bis zu der Eyemtionsbulle Papst Leos I. vom 10. Dezember 1518 und einem Personalstandsregister des Stifts und der Schwesternhäuser zu Fahr und Einsiedeln von Anfang an bis 1526. Den Beschluß des Werkes, dessen Wert auch unser dreifaches Lob nicht zu erschöpfen vermöchte, macht ein ausführliches und musterhaftes „Namen- und Sachenverzeichnis“. Und so möchten wir statt jeder weiteren Anpreisung nicht bloß allen denen, für welche der Name Einsiedeln bereits einen volltönenden Klang hat, sondern auch allen jenen, welche diese gottgesegnete Stätte noch nicht kennen, aufs angelegentlichste P. Odilos Prachtwerk empfehlen mit dem alten Humanistenspruche : Heus tu eme et laetaberis !

P. Albert.

Die Mystik in Adelhausen. Eine vergleichende Studie über die „Chronik" der Anna von Munzingen und die thaumatographische Literatur des 13. und 14. Jahrhunderts als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden von Dr. Engelbert Krebs. Münster 1904.

Daß der Erforschung der deutschen Mystik noch ein weites Feld eröffnet ist, wird jeder zugeben müssen, der sich einmal des näheren damit beschäftigt hat, und er wird sich dessen erst recht klar geworden sein, wenn er die rein referierende, exzerpierende und jeder kritischen Sichtung entbehrende Behandlung betrachtet, welche dieses Kapitel im dritten Bande von Michaels Geschichte des deutschen Volkes gefunden hat. Gerade die großen Probleme, die in den mittelalterlichen Vitensammlungen, in denen das mystische Leben sich gleichsam verkörperte, verborgen liegen, haben bis jezt noch gar keine Beachtung gefunden. Einen glücklichen Griff bedeutet es darum, daß Dr. E. Krebs einmal an einem Beispiel, der Chronik der Anna von Munzingen, in der die Lebensbeschreibungen der ersten Schwester des Dominikanerinnenklosters Adelhausen bei Freiburg gesammelt sind, zeigt, wie dieselben Wundererzählungen, weit davon entfernt etwaige Einflüsse von Eckard, Suso und anderer aufzuweisen, ganz typisch in den gleichzeitigen Vitensammlungen anderer Frauenklöster wie der von Thöß, Dießenhofen, Ötenbach, Unterlinden zu Kolmar usw. wiederkehren, und wie diese wieder auf eine gemeinsame Vorlage, die großen Legendensammlungen des Mittelalters, zurückgehen, die zum Teil die Tischlektüre in diesen Klöstern bildeten. „Wohl muß man sich der Warnung Denifles", sagt der Verfasser, das Urteil zusammenfassend, „nicht alle Visionen für Jllusionen und Erzeugnisse einer kranken Phantasie zu halten, ebenso bewußt bleiben, wie der ernstschönen Worte aus der Nachfolge Christi:,Der innere Mensch ist es, den der Herr oft heimsucht. Da wohnt er gern, mit ihm hält er freundliche Zwiesprach, ihm schenkt er lieblichen Trost und die Fülle des Friedens, mit ihm geht er so vertraulich um, daß sich Himmel und Erde nicht genugsam darüber wundern können. Man muß auch immer bedenken, daß der Historiker mit der Erforschung der wahren Mystik sich auf ein Gebiet begibt, auf dem er, wenn er nicht selbst ein Mystiker ist, sich immer fremd fühlen wird, daß er also als Unkundiger an das zarteste Verhältnis zwischen der gottminnenden Seele und ihrem Schöpfer zu rühren wagt; man darf auch ferner nicht vergessen ..., daß die Klöster, in denen wir Umschau gehalten, Pflegestätten heiligster Selbstüberwindung und Frömmigkeit gewesen...: aber das eine wird doch als Resultat bestehen bleiben: die Vitensammlungen tragen in ihrer Anlage wie in ihrem Inhalte nicht gar so sehr die Merkzeichen des Einflusses zeitgenössischer als Mystiker berühmter Prediger, als vielmehr die unverkennbarsten Spuren der Wundergeschichten, die man in Dominikanerkreisen gern erzählte und die man schöpfte aus der Legenda aurea, den Vitae fratrum, den jüngeren Dominikuslegenden und endlich aus den Erzählerkreisen des Thomas von

Chantimpré, des Cäsarius von Heistersbach und verwandter Seelen." Ohne Zweifel bedeutet dieses Resultat einen wichtigen Schritt vorwärts in der Auffassung der mittelalterlichen Vitensammlungen. Die gediegene Arbeit ist in der soeben erschienenen Festgabe für Finke niedergelegt und auch separat erschienen. B. Bieder.

Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Herausgegeben von der Bad. Hist. Kommission, bearbeitet von Albert Krieger. Zweite durchgesehene und stark vermehrte Auflage. I. Bd. 1. und 2. Abt. Heidelberg, Carl Winter, 1904. 8°. XXII S. und 1290 Sp.

Viel rascher, als es sich der kühnste Optimist hätte wünschen können, ist die zweite Auflage von Kriegers „Topographischem Wörterbuch“ erschienen, ein Fundamentalwerk, das für jeden Forscher über irgend eine Partie des badischen Landes einfach unentbehrlich ist. Mit einem ungeheueren, heute so seltenen Maße von geduldiger hingebender Arbeitskraft ist hier für die Geschichte jedes Ortes unserer Heimat die Basis gelegt, sind aus den entlegensten und fast nur unpublizierten Quellen die bunten Steinchen aus dem Werdegang und den Schicksalen der einzelnen Örtlichkeiten und ihrer hervorragenderen Persönlichkeiten zusammengetragen, so daß der Historiker sie nur seinem Bilde einzufügen braucht. Für tausende von Forschern ist durch dieses Werk eine unschätzbare und gewöhnlich recht mühsame Vorarbeit geleistet, und die Geschichte einer Lokalität in den großen, aber sicheren Zügen eines urkundlichen Rahmens schon vorgezeichnet. Diese Anerkennung ist Kriegers Arbeit rückhaltlos schon vor sechs Jahren gespendet worden, als er zum erstenmal mit ihr in die Öffentlichkeit trat; und in wachsendem Maße hat sich seitdem in der Praxis des Forschers deren Brauchbarkeit und Unentbehrlichkeit gezeigt. Diese Genugtuung ist dem emsigen Forscher ungeschmälert geblieben, und er darf sie jezt nach der Herstellung der zweiten Auflage in doppeltem Maße besizen. Deren Charakterisierung als durchgesehen und stark vermehrt" ist hier wahrhaftig kein phrasenhafter Reklametitel. Das ganze Werk ist eigentlich gänzlich umgearbeitet, die Anlage ist wohl in der Hauptsache dieselbe geblieben, aber kaum eine Spalte zeigt nicht die durchgreifende Hand des Ergänzers, Berichtigers und vor allem des systematischen Ordners. Der Plan des Herausgebers bestand schon in der ersten Auflage darin, uns mit Hilfe archivalischer Angaben das ganze Entwicklungsbild der Etymologie eines Ortsnamens sowie seiner Geschichte vorzuführen. Zu jedem Ortsnamen werden seine im Laufe der Jahrhunderte wechselnden Formen mit Datum und Ort ihres urkundlichen. Vorkommens verzeichnet; darnach wichtigere Vorgänge aus der Geschichte. mit archivalischen Zitaten belegt, ganz ebenso das Vorkommen einer Kirche, Kapelle, von Klöstern, Burgen, Höfen, sowie ihrer jeweiligen Inhaber registriert; die Liste von Vorstehern (Bürgermeister, Vögte 2c., Äbte, Priore u. a.), kirchlicher und kommunaler Gemeinwesen wird

Freib. Diöz.-Archiv. NF. V.

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