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Abhandlungen

zur hebräischen Grammatik

von

Franz Eduard Christoph Dietrich,

Lic. d. Theologie, Dr. und Professor d. Phil. in Marburg.

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Vorbemerkungen.

Die Gesetze einer Sprache aus ihrer obersten Einheit, nämlich aus dem Geiste des Volkes dem sie angehört zu erklären, diese höchste Aufgabe aller Sprachforschung, welche in Bezug auf's Hebräische zuletzt mehr als früher in's Auge gefasst worden ist, in einigen Puncten der semitischen Grammatik ihrer Lösung näher zu bringen, ist auch das Hauptziel der vorliegenden Blätter, deren Verfasser an die Behandlung der hier beurtheilten hebräischen Idiotismen nicht ohne fortgesetzte Beobachtung des Sprachgebrauchs gegangen ist, und nicht ohne zuvor von andern Seiten und namentlich der der Worterkenntnis her in den Geist der semitischen Sprache und das Verhältnis ihrer Dialecte eingedrungen zu sein.

Denn die Gefahren bei der Erklärung ihrer grammatischen Erscheinungen sind zunächst die, welche jede nach Objectivität ringende Auffassung historischer Stoffe umgeben, dass ihnen der Darstellende den Geist seiner Zeit und seines Volkes zum Maasstab unterlegt, zumal da in unser Denken überhaupt und namentlich über sprachliche Gegenstände der Geist unserer eigenen Sprache auf's innigste verflochten ist, oder, wenn man sich davon zu befreien und nach einer wirklich historischen Würdigung strebt, dass man den allein richtigen Ausgangspunct derselben, den Geist des Alterthums, hier des orientalischen alten Volkslebens, nach allgemeinen Kategorien bestimmt, wie man sich gerade die Entwickelung des Menschengeistes überhaupt denkt, und wofür man die beweisen sollenden Erscheinungen, wenn man sich damit abgiebt, aus dem Spät und Früh, aus dem Organischen wie aus

den Verirrungen der Sprache, der Religion und der Geschichte herausgreift, wie es passen will. Wirkliche Einsichten werden aber erst künftig möglich werden, wenn man wieder mehr mit Ruhe, statt zu construiren, beobachtet, und nach der Beobachtung anfängt zu beurtheilen. Auch bei der Benutzung des hauptsächlichsten Erkenntnismittels für Festsetzung der geistigen Eigenthümlichkeit des alten Orients, bei der Zusammenfassung der sprachlichen Thatsachen, in welchen die Wortschöpfung und die Formenbildung, die älteste Thätigkeit des orientalischen Geistes vorliegt, droht noch immer eine doppelte Gefahr eine volle Erkenntnis seiner eigenthümlichen Richtung aufzuhalten. Die Gefahr einer zu engen einseitigen Fassung bleibt in dem einzigen Zugrundelegen des Hebräischen bei jener Begriffsbestimmung, wenn es sich um älteste Thätigkeiten des semitischen Geistes handelt, wobei man sich auf das hohe Alter der hebräischen Literatur gegen die der übrigen Dialecte stützt, und ausgesprochen oder nicht die Meinung hegt, in dem Verhältnis des einfachen, in grammatischen Bezeichnungen armen Hebräischen zu dem ausgebildeten, formenreichen Arabischen liege uns eine Fortentwickelung der semitischen Sprache vor, so dass uns hier einmal ein Blick in das allmähliche Werden der Sprachschöpfung, was sonst überall in undurchdringliches Dunkel gehüllt ist, vergönnt sei. So lange man sich noch einbilden wird, der am frühesten literarisch ausgebildete Dialect gebe den ältesten Stand der Sprache, und die Armuth und Verkümmerung des Hebräischen in formeller Beziehung sei die Einfachheit der unbeholfenen Sprachanfänge, wird auch der Schluss von der Mangelhaftigkeit des Hebräischen im Ausdruck der gewönlichsten grammatischen Begriffe auf eine bedeutende Ohnmacht des semitischen Sprachgeistes-und auf das Unterliegen dieses Geistes der Natur und ihren Eindrücken gegenüber nicht aufhören. Das wird schon etwas anders werden, wenn man zunächst nur aus dem lexicalischen Verhältnis des Arabischen zum Hebräischen gelernt haben wird, dass das Arabische nicht die Wurzeln des Hebräischen verviel

fältigt, sondern dieses die zusammengefallenen Wurzeln der vor der Spaltung der Dialecte gemeinsamen, verschiedenartigen Bildungen darstellt, woraus sich dann, wenn das Sprachgut des reichsten Dialectes nur verlorenes Gemeingut enthält, schon aus der Frische und Energie der Bezeichnungen für die Welt der Erscheinungen ein ganz anderes Urtheil über die Macht dieses Geistes über die Natur ergeben wird, noch ehe man daran kommt die Feinheit in Auffassung grammatischer Verhältnisse in Anschlag zu bringen, welche der eine Dialect bewahrt, die andern eingebüsst haben; noch ehe man zu weiteren Beweisen aus dem entwickelten Geistesleben der einzelnen Völker fortgeht, welche diesem Sprachstamme angehören. Erschwert und bedroht wird die Erkenntnis des semitischen Sprachgeistes auch von der andern Seite fortgehend mehr durch den Mangel einer richtigen Beschränkung in der Beurtheilung seiner sprachlichen Erzeugnisse auf den Kreis des wirklich Stammverwandten. Wenige zwar sind in der immer mehr um sich greifenden Sprachvergleichung so berauscht, dass sie unmittelbar das Hebräische aus dem, was im Indogermanischen erkannt ist, erklären wollen; die Meisten nehmen nur eine gemeinschaftliche Basis an, worauf jeder der beiden Sprachenkreise sich eigenthümlich entwickelt habe. Allein selbst das, wie viel gemeinschaftlich ist, darf auf äussere Aehnlichkeit hin nicht als ausgemacht angesehen werden, und wird gegenwärtig noch so bald nicht mit einiger Sicherheit festzustellen sein, wo noch gar nicht abzusehen ist, was das Semitische aus sich selbst nicht zu erklären vermöchte, wo dieses selbst nach allen seinen Theilen noch keineswegs erschöpfend und befriedigend durchdrungen ist. Dazu wird künftig ein genauer bestimmtes Bewusstsein über den Unterschied des semitischen vom orientalischen Geiste gehören, welches zu bilden noch weniger Versuche vorliegen, als über das geistige Verhältnis des Occidents zum Orient überhaupt. Denn mit der Kategorie des Orientalischen, welches ja auch in einen bedeutenden Theil des indogermanischen Kreises fällt, ist es allein noch nicht möglich, den semi

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