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nicht bloß an jenen, der neuerlich von der Schweiß; ausgegangen durch einen Abkömmling von dem vorhin er= wähnten alten und großen Haller, welcher auch, obwohl in andrer Beziehung, ein wissenschaftlicher Re= ftaurator genannt werden könnte; sondern wir denken vielmehr an weit frühere Versuche der Art, die schon im grauen Alterthume gemacht wurden, wenn man sie gleich nicht eben so benannte.

Die ersten Versuche dieser Art wurden nämlich von drei berühmten Personen des Alterthums gemacht, die fast zur selben Zeit lebten und theils unmittelbar theils mittelbar aus der Schule des Sokrates hervor= gingen. Um jene Zeit trat unter den Griechen ein eig= nes Geschlecht von Weisheitskrämern auf, Sophiften genannt. Diese Männer, zwar reichlich mit Scharfsinn, Kenntniß und Beredtsamkeit, aber leider nicht im gleichen Maße mit Liebe zur Wahrheit und Tugend ausgestattet, lehrten unter andern auch die Staatswissenschaft. Ihre politischen Grundsätze waren jedoch eben nicht viel werth. Denn jene Männer schmeichelten gern den Großen und Vornehmen, und bequemten das her ihre Lehren nach den Wünschen derselben. So be trachteten sie das Recht als einen bloßen Ausfluß der Gewalt oder der Klugheit, und meinten daher, es gebe kein natürliches, sondern nur ein willkürliches Recht; denn ein Gesch sei nichts anders, als ein Ausdruck des Willens der Mächtigen, die selbst unter keinem Gefeße

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stehen; alles sei demnach gerecht, was den Mächtigen nüße. Ja es erklärten jene Männer wohl gar alle Moral und Religion für eine politische Erfindung, gemacht um den großen Haufen durch solche Popanze desto besser im Zaume zu halten. So råsonnirten, oder deråsonnirten vielmehr, die Sophisten Protagoras, Prodikus (dessen berühmte Erzählung vom Herkules am Scheidewege nichts weiter als eine sophistische Prunkrede war, mit der sein Leben in offenbarem Wider spruche stand) Thrasymachus, Kritias (der, wenn auch selbst kein Sophist im eigentlichen Sinne, doch ein gleichgesinnter Schüler und Freund derselben war) nebst vielen Andern; wie man nicht nur aus Plato's und Xenophon's Werken, sondern auch aus solchen alten Schriftstellern ersicht, welche den Sophisten weniger abgeneigt waren, sich ihnen sogar in Hinsicht auf skeptische Denkart nåherten (z. B. Sext. Emp. adv. mathematt. IX, 51-58. wo zugleich ein großes Bruchstück aus der eμμerços noliteia des Kritias angeführt ist).

Nun bekämpfte zwar schon Sokrates die falschen und verderblichen Lehren der Sophisten und eröff= nete sowohl dadurch als durch seine anderweiten Bemůhungen um die Bildung der griechischen Jugend der philosophirenden Vernunft eine neue Bahn. Allein da dieser Weise sein Nachdenken mehr auf das Moralisch Religiose beschränkte und auch nichts Schriftliches hin

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terließ, so kann man ihn wohl nicht als einen Restau rator der Staatswissenschaft betrachten. Dagegen gin= gen aus seiner Schule zwei Männer hervor, die man mit Recht so nennen kann, Plato und Xenophon, und aus der Schule des Ersten ging wieder ein Dritter hervor, der sich ehrenvoll an dieselben anschloß, Aristoteles.

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Was nämlich der Erste in seiner Republik, der Zweite in seiner Kyropådie, und der Dritte in seiner Politik um von den übrigen damit mehr oder min= der verwandten Schriften dieser Männer zu schweigen als Ergebniß ihrer Forschungen über Verfassung und Verwaltung der Staaten zum Gebrauche der Nachwelt niedergelegt haben, kann und muß als eine wirkliche Restaurazion der durch sophistische Grundsäge verdorb= nen Staatswissenschaft angesehn werden. Ja es ist überhaupt das Beste, was das klassische Alterthum in diefer Hinsicht aufzuweisen hat. Denn Cicero's. staatswissenschaftliche Lehren sind größtentheils aus je`nen Quellen geschöpft, sind gleichsam nur ein schwacher Wiederhall in römischen Lauten von dem starken Getöne jener vollströmigen griechischen Weisheitsquellen,

Indeß fehlte noch gar viel an einer vollendeten Staatswissenschaft. Plato nahm nach dem Geiste sei= ner überschwenglichen Ideologie auch in seiner Republik einen viel zu hohen idealischen Schwung, als daß man seine Lehren für durchaus anwendbar auf das Leben hal

ten könnte. Und Aristoteles näherte sich wieder nach dem Geiste seiner dem Empirismus huldigenden Philosophie zu sehr der Wirklichkeit, als daß er die stren= gere Foderungen der Vernunft an die Wissenschaft hätte befriedigen können, Xenophon aber begnügte sich, in einer Art von historisch - politischem Roman die Monarchie zu preisen, wenn an der Spize derselben ein ta= lentvoller, wohlerzogner, muthiger, tugendhafter und in seinen meisten Unternehmungen glücklicher Fürst steht; er machte sonach das Wohl des Staats eigentlich vom Zufall abhängig, so daß der renophontische Monarch zu seinem Schöpfer wohl håtte sagen können, was ein großer Monarch unsrer Zeit einer geistreichen Frau auf die Anrede: Sire, votre charactère est une constitution pour votre empire et votre conscience en est la garantie, sehr treffend erwiderte: Quand cela seroit, je ne serois jamais qu'un accident heureux. (Oeuvres inédites de Mad. la Baronne de Staël T. I. p. 314.).

Darin kamen jedoch diese drei Restauratoren der Staatswissenschaft überein, daß im Staate nicht die Willkür, sondern das Gefeß herrschen solle, daß also dieses Gesetz selbst über den Regierenden stehe, mithin nicht als von ihnen allein gegeben, sondern vielmehr als ein Ausdruck des allgemeinen Willens anzusehn, folglich in höchster Instanz nichts anders sei, als cin Ausspruch der ewigen und unveränderlichen Vernunft.

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Um aber diesem Gefeße überall Anerkennung und Ge horsam zu verschaffen, müsse vornehmlich die Erziehung der Jugend dahin wirken, daß alle Bürger eines Staats, sowohl die Regierenden als die Regierten, weise und gerechte Männer würden. Daher trat die Politik jener Restauratoren mit der Pädagogik in die innigste Verbindung, indem sie meinten, alle Erziehung müsse öffentlich und gemeinschaftlich sein. Plato aber ging gar so weit zu fodern, daß entweder die Könige Philosophen oder die Philosophen Könige sein sollten eine Foderung, die oft bitter bespöttelt worden, aber alles Anstoßige verliert, wenn man bedenkt, daß Philosoph hier eben nichts anders bedeutet, als einen aufrichtigen Freund der Weisheit.

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In neuern Zeiten hat es nun seit Grotius und Puffendorf gar viele Restauratoren der Staatswisfenfchaft gegeben. Keiner aber hat mit seiner angeblichen Restaurazion so viel Lårm und (in gewissen Kreisen wenigstens) so viel Glück gemacht, als Herr Karl Ludwig von Haller, vormaliges Mitglied des fuverånen wie auch des geheimen Raths der Republik Bern, jehiger Mitarbeiter am Drapeau blanc im restaurirten Frankreich. Dieser Mann, der früher einem eraltirten Liberalismus huldigte und in diesem Geiste sogar eine neue Konstituzion für sein ehemaliges Vaterland entwarf, huldigt jeßt einem eben so exaltirten Illiberalismus, so daß er allen freiern Verfassungen den

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