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Geschlechtstrieb in diesen Bildern finden, der bei mancher Liebe vielleicht mitwirkt, aber dem Menschen unbewußt, gereinigt, vergottet, wie der deutsche Theologe sagt, und eben darum nicht unrein. Ach! daß unser Zeitalter so unrein, so grobsinnlich ist, daß man von der reinsten, heiligsten Liebe zu Menschen nicht mit Wårme reden, von ihr nicht einmal mehr Bilder für die höchste Liebe brauchen darf, ohne unrcine Phantasien zu wekken! Es gibt allerdings Momente, Perioden, Situationen in dem Christengange, für die man keine passenderen Bilder, Sachbilder finden kann, als Kuß, Vereinigung, Zusammenfließen in inniger Liebe mit dem Geliebten, Schmachten nach ihm. Der, der davon Nichts erfuhr, der geistige célibataire, der zum geistigen Mönch Organisirte, oder geistig Verschnittene, durch eigene Schuld, kann freilich nichts davon sagen; er muß aber nicht absprechen, so wenig der Greis, der Selbstbeflekker über das Entzücken liebender Menschen absprechen kann.

Welches Geheimniß der Liebe, und welches Licht liegt in dem Sachbilde der Wiedergeburt! Zeügung, Mann, Weib, Same des Mannes, Hingebung des Werks, Befruchtung, Schwangerschaft, Gefühl inneren Lebens, Geburtsschmerzen, Geburt wie offenbart sich darin der ganze

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Christengang! O! daß man vor Unreinen nicht mehr davon reden darf! Was Fr. Leop. Stol= berg einmal, mich důnkt im deutschen Museum, über Erzeugen und Gebåren von Geistesproducten sagt, ist Sachbild von der Entstehung, dem Gange des religiösen, besonders des Christensinns. Der Geist ist der Vater, der Mensch die Mutter; tha tig bei füßer Zeugung der Vater, hingebend in süßer Empfängniß die Mutter. Es muß nun geboren, mit Schmerzen geboren werden, was einz mal angeschwängert war.

So gibt's Menschen, die Andere geistig schwängern (Månner), und Menschen, die geistig empfangen, die den geistigen Embryo in sich tragen und zu seiner Zeit gebåren müssen (Weiber).

Doch genug und vielleicht schon zu Viel von dem heiligen Geheimniß der Liebe. Ich hätte noch Viel darüber zu sagen, und die alten Mystiker haben Mehr darüber gesagt; aber die Welt konnte es nicht tragen, und sie kann's jezt noch weniger. Wird nur bewirkt, daß Menschen nicht vornehm und hochgelehrt absprechen über Dinge, wovon sie Nichts verstehen.

Um indeß auch den Schein von Frivolitåt von mir abzulehnen, und Sie auch bei Anderen außer Verlegenheit zu sehen, mache ich Sie noch auf die bedeutende Stelle in einem Briefe Paulus auf

merksam, wovon der tiefe Sinn meist übersehen oder verwåssert wird.

,,Ihr Männer! liebet Eure Weiber", schreibt er, *),,gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde, und hat sich selbst für sie gegeben," u. s. w. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst; denn Niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasset, er nåhrt und pflegt es, gleich wie Christus die Gemeinde; denn wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische und von seinem Gebeine, (wie Mann und Weib es sind. Nicht? davon war ja der Uebergang auf Chriftus und die Gemeinde.) Das Geheimniß ist groß;' ich sage aber: von Christo und der Gemeinde. Hier sehen Sie Aehnlichkeit zwischen der Verbindung von Mann und Weib, und Christus mit der Christengemeinde. Und daß man nicht denke, es sey die flache, mo= ralische Aehnlichkeit von wechselseitiger Liebe, so nennt Paulus diese Verbindung ein Geheimniß und ein großes Geheimniß; also im wörtlichsten Sinne eine mystische Verbindung. Paulus meint also auch, die Sinnlichkeit habe Nichts damit zu

*) Eph. 5, 25 u. f.

thun, ob er gleich ein sinnliches Bild braucht. Die Sünde der Mystiker ruht auch auf ihm und auch auf den Propheten, besonders Jeremias und Ezechiel, welche Abgötterei als Ehebruch und unter Bildern darstellen, die noch grobfinnlicher als die der Mystiker sind. D! die unreinen, finnlichen Propheten! Leben Sie wohl.

Vierzehnter Brief.

X n denselben.

Wenn man Menschen, besonders Schriftsteller, recht kennen lernen will, so muß man nicht blos, nicht einmal hauptsächlich, auf ihre Schriften, sondern auf ihr Leben sehen. Man kann wie ein Engel schreiben und wie ein Teufel leben; und umgewendet, man kann durch seine Schriften den Schein von gewöhnlicher Verkehrtheit geben und engelrein seyn, wie es Menschen seyn können. Das reine Wesen sagt und thut Dinge, die das unreine, und doch noch nicht ganz schamlos ge= wordene nie zu sagen und zu thun wagen würde, eben weil es sich dabei unreiner Nebenideen und Vorspiegelungen bewußt ist. Sehr richtig läßt Baggesen in der Parthendis seine treffliche Daphne von der gezierten Ueberdelicatesse der Unreinen, die Mücken durchseigen und Kameele ver

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